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iPhone-Displays in der 70 Stunden-Woche
Der IT-Gigant Apple ist nicht nur für seine stylischen Produkte, sondern auch für seinen [extern] Verhaltenskodex bekannt, an den sich Zulieferer halten sollen. So dürfen Arbeiter bei Apple-Zulieferern nicht länger als 60 Stunden brutto pro Woche arbeiten, müssen einen Tag pro Woche frei haben und Überstunden nur freiwillig ableisten. Was nutzen diese Standards aber, wenn sich selbst wichtige Zulieferer wie der taiwanesische Displayproduzent Wintek nicht daran halten, bei dem nach Aussagen der Mitarbeiter die Touchscreens für die High Tech-Gadgets mit dem Apfel-Logo hergestellt werden.
Selbst für reguläre taiwanesische Arbeitnehmer sei eher eine 65-70 Stunden-Woche ohne Überstundenaufschlag die Regel, wie [extern] Recherchen der Global Post aufzeigten. Wer Überstunden ablehnt, dem wird das Gehalt gekürzt, das immerhin stolze 720 US-Dollar pro Monat beträgt. Wer versucht, eine Gewerkschaft zu gründen, wird entlassen und wenn die Herren aus dem fernen Cupertino kommen und ein Audit über die Einhaltung ihrer Verhaltenskodizes durchführen, sitzen die taiwanesischen Chefs dabei und hören zu, ob die Arbeiter das wiedergeben, was ihnen vorher in speziellen "Coachings" eingetrichtert wurde. Diese "Coachings" widersprechen zwar Apples Verhaltenskodex, aber was nutzt diese Erkenntnis, wenn sie nicht wahrgenommen wird. Von den Arbeitern wird Apple kaum Belastendes hören, schließlich ist ihre Position durch die Wirtschaftskrise schwächer denn je.
Den taiwanesischen Arbeitern bei Wintek geht es jedoch noch vergleichsweise gut. Am unteren Ende der industriellen Nahrungskette stehen die abertausenden [extern] Arbeitsmigranten von den Philippinen, die in den gleichen Fabriken arbeiten, jedoch nur 550 US-Dollar im Monat bekommen, von denen allerdings nur ein Bruchteil an sie ausgezahlt wird. Um überhaupt einen der begehrten Jobs in Taiwan zu bekommen, müssen die Philippinas – es handelt sich meist um Frauen – eine sogenannte Vermittlungsgebühr bezahlen, die meist mehrere Monatsgehälter beträgt. Das Gehalt der Arbeiterinnen wird dann auch nicht an sie selbst, sondern an die Zeitarbeitsfirma ausgezahlt, bei der sie angeheuert haben.
Neben der Abzahlung der Vermittlungsgebühr, einer Sicherheitsrücklage, der Miete für die überfüllten Arbeiterwohnheime und der Gebühr für die Zeitarbeitsfirma bleiben dann oft nur noch 300 US-Dollar übrig. Wer sich darüber beschwert, hat schlechte Karten – die Zeitarbeitsfirmen behalten nicht nur den Reisepass vorsorglich ein, sie führen auch schwarze Listen. Den Rückflug auf die Philippinen müssen die "Querulanten" freilich auch aus eigener Tasche zahlen, Interessenten für die schlecht bezahlten Jobs gibt es in der Wirtschaftskrise schließlich mehr als genug. Dass derlei Umstände nicht nur gegen sämtliche Kodizes der Unternehmen, sondern auch gegen taiwanesisches Recht verstoßen, stört offensichtlich niemanden. Für Apple-Zulieferer Wintek liegt die Verantwortung bei den Zeitarbeitsfirmen, die das Recht brechen. Wenn man will, kann man es sich sehr einfach machen.
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