[...]Hausherr Blatter ist in seinem Element. In den aufwendigen Werbefilmen und den vorbereiteten Redebeiträgen geht es um das, was den Fußball angeblich ausmacht: seine Kraft, soziale, kulturelle und ethnische Grenzen zu überwinden, seine Fähigkeit, Menschen jeder Couleur zu begeistern und zu berühren.
In Wahrheit ist die Wahl ein wüstes Geschacher
Das ist die Botschaft, die von der Wahl der WM-Gastgeber 2018 und 2022 nach dem Willen von Blatter und seinen Gefolgsleuten ausgehen soll. Doch die Ereignisse und Enthüllungen der vergangenen Tage und Wochen haben einmal mehr gezeigt, wie düster es hinter der glitzernden Fassade aussieht. In Wahrheit ist die so effektvoll inszenierte Wahl der Ausrichter ein wüstes Geschacher. Wer den Zuschlag will, muss seine moralischen Standards an der Fifa-Garderobe abgeben, muss Leute hofieren, die am Fußball vor allem eine Sache zu begeistern und zu berühren scheint: dass sie mit ihm und durch ihn viel Geld verdienen können.
Es ist ein makabres Schauspiel, das dem Publikum in aller Welt da geboten wird. Regierungschefs versuchen mit freihändigen Versprechungen, die Wahlberechtigten in letzter Minute auf ihre Seite zu ziehen. Es werden Absprachen getroffen, Bündnisse geschmiedet und gelöst. Und wer, wie Deutschland für 2006, die Unterstützung anderer einforderte und erhielt, soll seinerseits so stimmen, wie es einst vereinbart wurde.[...]