Streaming legt 2019 in allen Altersgruppen zu. Vor allem in der Gruppe 35-44.
Hier gibt es den Music Listening Report 2019:
https://www.musikindustrie.de/publik...stening-report
Die Weihnachtssongs sind aber dieses Mal extrem früh dran, Mareier und Coca Cola waren ja schon Mitte November prominent platziert. Das kann ja was werden in KW 52
Spotify Jahresrückblick 2019:
https://www.ifun.de/spotify-jahresru...d-2019-146831/
Die Süddeutsche Zeitung nimmt sich dem thema Charts an:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/n...rotz-1.4707631
Charts haben in der Regel den Anspruch, Publikumsvorlieben repräsentativ abzubilden. Dabei erfassen sie immer nur einen Ausschnitt. Früher, als die Media-Control-Charts noch wichtig waren, spiegelten sie die Plattenverkäufe und Radiovorlieben, nicht aber jene Hörerschaft, die auf Kassette überspielte Songs hörte oder von Freunden ausgeliehene Alben. Und die MTV-Video-Charts galten immer nur für diejenigen, die Kabelfernsehen hatten.
Es ist also auch Vorsicht geboten, wenn nun mal wieder Spotify, der weltgrößte Musikstreaming-Anbieter, nun unter der Überschrift "Das hörte Deutschland 2019" einen Jahresrückblick herausgibt. Deutschland, das wären 80 Millionen Hörerinnen und Hörer. Wie groß die Spotify-Nutzerschaft hierzulande ist, diese Information weigert sich die Pressestelle des schwedischen Unternehmens aber hartnäckig herauszugeben. Immerhin erfährt man, dass über 50 Prozent der Spotify-Hörerinnen und -Hörer jünger als 30 sind.
Denen gefällt also - wenn man die 20 "Top Tracks 2019 Deutschland" einmal ganz durchhört - sehr, sehr viel Deutschrap mit sehr, sehr viel Gucci. Die Badeschlappen und Baseballkappen der Luxusmarke waren 2019 immer noch die Rap-Accessoires schlechthin. Hübsch ist allerdings, wie Volkan Yaman alias Apache 207 in seinem Song "Roller", laut Spotify der Hit des Jahres, die Prahlerei ironisch bricht: "Gucci-Sandalen, ich trag' sie nur aus Trotz". Wie oft Vladislav Balovatsky alias Capital Bra, der meistgestreamte deutsche Spotify-Künstler 2019, die Marke erwähnt? Sehr, sehr, sehr oft. Stellvertretend sei nur der auf Platz 16 rangierende Song "DNA" von Hüseyin Kökseçen alias KC Rebell erwähnt. In ihm rappt Capital Bra als Gast: "Ghetto, Ghetto, Gucci, Gucci, Ghetto, Gucci (Gucci)".
Cem Toraman alias Summer Cem gastiert in "DNA" ebenfalls, er rappt: "Dieses Spotify macht mich noch behindert reich". Die Aussage irritiert, weil man zuletzt ja oft las, Spotify zahle nur Kleckerbeträge aus. Aber Streams summieren sich.
Wer etwa mit einem Song in der "Modus Mio"-Playlist landet, die von der Spotify-Redaktion in Berlin zusammengestellt wird, kann jedenfalls shoppen gehen: Die Playlist hat 1,3 Millionen Follower, und die Abrufe potenzieren sich, wenn die Songs, die freitags neu bei "Modus Mio" aufgenommen werden, noch in andere Playlists rutschen. Irgendwann klingt dann alles gleich, nach diesem Autotune-Karibiktapeten-Reggaeton mit entsicherter Knarre
Charts sind natürlich beileibe nicht alles, was gehört ist. Sie sind - bei Streaming - erst mal das, was neu ist. Alte Musik - Oldies usw. sind sehr oft noch als CD oder Vinyl da. (Auto-)Radio wird auch nicht erfasst (hier greift allerdings die GEMA, die dazu was sagen könnte). Dann gibt es noch welche wie mich, die partiell streamen und über iTunes kaufen. Ich glaube aber, die größere Menge der Musik (der 80er, 90er und von heute) wird bei den jetzigen Verfahren gar nicht erfasst - weil sie auch schon jahrzehntelang da sind und es viele ältere Leute gibt, die gar nicht streamen - aber dennoch viel Musik hören.
Spotify hat ja mal Taylor Swift erzählt, wie viele Millionen sie allein über die bekommen hat, während sie überall erzählte, dass sie nichts bekommt. Für Superstars ist das doch geradezu eine sprudelnde Quelle. Wirklich schlecht dran sind ganz neue Musiker ohne PR-Maschinerie oder Spartenmusik, wenn die sich an Nerds richtet. Es ist halt wie überall, die einen kriegen fast alles, die anderen fast nichts und es gibt Überraschungsaufsteiger, die aus dem Nichts ganz oben landen.
zu den Konzerten: es wird vor allem Unberechenbarer. Der Markt für Newcomer, die man schon etwas kennt, ist gigantisch umworben und hat sehr viel Publikum, außerdem die Superstars. Aber ähnlich wie in der Filmbranche wird unberechenbarer, wo die Leute noch hingehen wollen.
Die Preise machen nicht die Künstler selber, sondern die Agenturen. Die Künstler wählen die Agenturen aus hauptsächlich 2 Gründen: garantierte Gage und Touren, die halbwegs komfortabel sind.
Wer nur Musik macht und sich aus allen Problemen heraus halten will, was ich verstehe, wird eine Agentur wählen, die sich den Preisaufschlag auf die Karten und einen Teil auf sich bezahlen lässt.
Dafür trägt sie aber auch das komplette Risiko.
Dazu kommt noch eine andere Entwicklung: viele Leute wollen sich offen halten, ob sie kommen wollen oder nicht. Die Abendkassen sind immer gefragter, wenn die Chance besteht, dort noch was zu bekommen. Bei Superstars ist das anders als bei regionalen oder aufkommenden Künstlern, aber Konzerte sind halt auch der Einstieg zu größeren Konzerten. Instagram ist tatsächlich auch ein sehr gut genutzter Werbekanal geworden. Es gibt Künstler, wie Justin Timberlake z.B., die gar keine Plakate mehr brauchen. Die Karten sind nach der Veröffentlichung schnell komplett weg, weil die Leute über Newsletter und Websites mit Tourplänen schon frühzeitig wissen, dass Konzerte in ihrer Stadt oder in einer, die nicht weit weg ist oder wo Freunde wohnen, stattfindet. Da sind oft die Verträge noch gar nicht unterschrieben, man kann aber einen Veranstalter dann schon mal etwas unter Druck setzen.
Ich finde aber dennoch, dass ich oft staune, was ausverkauft ist und wo sich der Verkauf schleppt. An der Musikqualität liegt es nicht. Aber der Gedanke, dass auch Festivals schon sehr viel abfangen, liegt doch nahe, wie Sammelthreads hier. Wer z.B. gerade auf Glastonbury war, hat für lange Zeit alles mögliche sehen können und ist mitunter dann auch "satt". Auch die Rock am Ring oder Park, sowie Wacken-Festivals oder Tomorrowland, Primavera-Sound usw. fangen viel ab und man kann dort Urlaub machen. Was wirklich begehrt sind, sowohl von den Musikern her, als auch vom Publikum, sind kleinere clubartige Orte, aber da werden die Karten sehr schnell richtig teuer. Das können sich aber auch nur Musiker leisten, die keinen großen Apparat hinter sich haben, aber dennoch viel eigenes Publikum.
Sicher ist das aber auch nicht. Wie gesagt, macht die Filmbranche ebene eine ähnliche Unsicherheit durch. Sicher scheinen z.Zt. nur noch die Musicals zu sein, aber der Boom kann ebenso mal plötzlich zu Ende gehen. Im Theater ziehen richtige Stars in einem Stück richtig Leute. Prominenz wird fast überall richtig gut bezahlt, so lange sie irgendwie relevant ist.
Ach noch was: Große Säle sind zwar teurer als kleine, aber es kann sein, dass die Platzkapazität sich auch bei weniger Zuschauern rechnet. Dann ist alles darüber eine Zusatzeinnahme, die auch billiger verkauft werden könnte. Ist halt ganz bitter für echte Fans, die voll bezahlt haben. Eher werden sie als Werbemaßnahme verschenkt (Anrufspiele u.ä.) oder im Block an eine Firma verkauft. Kartenpreise zu halbieren ist schon eine reine Verzweiflungstat, aber es kann sein, dass sich die Tour trotzdem rechnet.
Meine Erfahrung.
Der Flut von Weihnachtstiteln in den Charts halten unsere Rapper aber gut dagegen. Capital Bra wird heute seine 19. Nummer-1 einsacken.
Zudem wurden neue Singles von Nimo, Samra, Shindy, RIN, Summer Cem, The Cratez (feat. Luciano & Kontra K), Farid Bang und Dardan veröffentlicht.
Vermutlich werden die Titel bereits seit Mitternacht mit Vollgas Richtung Top 10 gestreamt.
Die offiziellen Jahrescharts Alben 2019 wurden bereits veröffentlicht ( 1-10)
https://www.facebook.com/offizielle....type=3&theater
Die Singles wurden inzwischen auch bekannt gegeben. Old Town Road steht auf Platz 1, vor Dance Monkey und Roller, die ja beide noch ziemlich aktuell sind
Tatsächlich erstaunlich, dass zwei noch so neue Songs oben stehen Wäre mal interessant zu sehen, wie stark die gesamten Streamingzahlen im Laufe des Jahres gestiegen sind.
Andererseits sind die beiden Songs jetzt auch seit über 3 Monaten in den Top 3, das hat sonst auch kaum einer geschafft dieses Jahr.
Auch in den Jahrescharts sind 49 von 100 Songs Deutschrap... so viel also zu der These, die Songs wären nicht langlebig...
Die Top-20 Jahrescharts sehen doch eigentlich ganz nett aus.. sind nur 5 Deutschrap-Songs vertreten. Man könnte schon behaupten dass da zumindest für die absolute Spitze die Langlebigkeit fehlt.(was ja recht gut ist)
Sie steigen zwar oft recht hoch ein, was dann eben für die Top-100 Jahrescharts gerade so reicht, fallen aber wieder recht schnell so dass es für einen Superhit halt nicht reicht.. Die meisten tummeln sich wohl in der unteren Hälfte der Top-100 rum.