Was als Innovation vermarktet wird, ist oft nur ein weiteres Feature, das eigentlich niemand braucht. Der Rückspiegel weicht einer Kamera, die Waschmaschine bekommt ein spezielles Programm für Seidenunterwäsche, das Smartphone ein abgerundetes Display. Echter Fortschritt? Sieht anders aus. Manche Unternehmen gehen daher in eine andere Richtung. Sie setzen aufs Wesentliche – und damit auf frugale Innovationen.
[...]optisch rangiert das aCar zwischen einem Fiat Panda mit Ladepritsche und einem geschrumpften Unimog. Trotzdem gehört es zu den wohl innovativsten neuen Fahrzeugen aus Deutschland – und gilt als gutes Beispiel für eine frugale Innovation.
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Die beiden reisten nach Ghana, Nigeria, Kenia und Tansania, später auch nach Nepal und Bangladesch. Dort sprachen sie mit Einheimischen, zum Beispiel Bauern, über deren Bedarf an Transport und Mobilität. Denn sie wollten ein Gefährt konzipieren, das genau darauf abgestimmt ist.
dass es auch in Deutschland viele Interessenten für das aCar gibt, die sich nach einem funktionalen, simplen Pick-up sehnen. „Die Leute sagen uns: Ja, ich will meine Sachen elektrisch von A nach B transportieren, aber ich brauch nicht den Schnickschnack, der in den letzten 20 Jahren in die ganzen Fahrzeuge reingekommen ist“ [...]
Es geht nicht um Ramsch oder Verzicht
Back to the roots. Back to basics. Weniger ist mehr. Oder: Not macht erfinderisch. [...] worum es bei frugaler Innovation geht. Am besten trifft es aber: Do more with less. [...] Sie sind genau auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten. Und sie können mit möglichst geringem Ressourcenaufwand hergestellt werden.
„Zentral ist dann nicht mehr die Frage nach dem Schöner, Höher, Weiter oder wie ein Produkt vermeintlich besser gemacht werden kann, sondern die Frage, was die eigentliche Herausforderung der Kunden ist“ [...]
„Obwohl frugale Produkte einfach sind, bieten sie einen mittleren bis hohen Technologiestandard.“ Weitere Vorteile: Weil sie robust und ressourcenschonend sind, sind sie ein Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.
Beispiele für frugale Innovationen gibt es viele: Vom in Indien entwickelten Kühlschrank aus Ton, der keinen Strom braucht, über den SMS-Bezahldienst M-Pesa aus Kenia, den auch Menschen ohne Bankkonto nutzen können, bis zum CT-Scanner, der so einfach funktioniert, dass es keine studierten Fachkräfte braucht, um ihn zu bedienen. [...]
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In der eigenen Fabrik in Niederbayern startete EVUM Motors Ende 2020 die Serienproduktion. Im Februar wurden die ersten aCars an Kunden in Deutschland und Europa ausgeliefert
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„Im Gegensatz zu anderen E-Autos basiert unser Antriebsstrang auf 48-Volt-Basis und liegt damit rechtlich gesehen im Niedervoltbereich“, sagt der Mitgründer. „Das heißt, dass jeder ohne Spezialkenntnisse oder spezielle Schutzausrüstung das Fahrzeug warten kann. Kunden können selber schrauben und unsere Partner müssen nicht ihre Werkstatt ausbauen.“