Du weißt, dass Du zu viel "Breaking Bad" geschaut hast
...wenn in anderen Serien Leichen auftauchen, die Probleme bereiten, und Du innerlich laut nach Flusssäure schreist.
I'll follow you down 'til the sound of my voice will haunt you
Diese Serie macht mich voll fertig,weil sie so unglaublich episch ist
Ich habe alle bisherigen Folgen innerhalb eines Monats gesehen (bis auf die letzte Folge "Ozymandias",die gucke ich noch heute) und bin traurig,dass in 2 Wochen alles vorbei sein wird Einen Lieblingscharackter habe ich nicht (ich denke,die Serie wurde mit Absicht so gestaltet,dass alle Charaktere unsyhmpatisch wirken ).Jesse mochte ich am Anfang,aber inzwischen finde ich den so Der benimmt sich wie ein Kleinkind...wie der immer rumheult Ich war auch zuerst auf Heisenbergs Seite aber seitdem er Brock vergiftet hat ist er bei mir unten durch Und Skyler ist
Ich wäre ok damit dass Walter Jr. und Holly am Ende diese ganzen Millionen erben und sich ein schickes Leben machen...was mit dem Rest passiert ist mir sowas von schnuppe
Ich will nicht mehr, die Serie frisst meine Seele auf.
So lautete der knappe Kommentar eines "quotenmeter"-Users zur "Game Of Thrones"-Folge s03e09, die Anfang Juni einen Donnerhall von Reaktionen nach sich zog. Nach Ende der "Breaking Bad"-Folge vom letzten Sonntag kann man den Satz gleich noch mal rauskramen - musste hinterher erst mal tief durchatmen ...
Was für eine gnadenlose Tour De Force, diese Staffel 5.2. Man könnte glatt meinen, Vince Gilligan hätte sich an den genauso dramatischen und konsequent durchgezogenen Schlussfolgen von "The Shield" orientiert, die einem damals auch die Luft raubten (wer vom hochspannenden Verlauf der Geschichte um Walter White begeistert ist und diese adrenalinhaltige Cop-Serie noch nicht kennt, sollte sie mal ins Auge fassen - für mich neben "Six Feet Under" das bisher unvergesslichste Serienfinale).
Mir ging schon lange der Gedanke durch den Kopf, dass "Breaking Bad" das Potenzial haben könnte, mit seinem Ende die Zuschauer gedanklich und emotional noch lange über die letzte Folge hinaus zu beschäftigen. Wie's aussieht, werden Gilligan und sein Team das auch schaffen und sich damit ein Denkmal setzen.
Vince Gilligan kürzlich nach dem Tod von James Gandolfini: "Ohne Tony Soprano hätte es Walter White nie gegeben." So gut "Breaking Bad" ist, aber als Gesamtwerk sehe ich das große Vorbild immer noch ein kleines Stück voraus.
Er spielte das Monster, das man lieben musste
Aber egal, wie man das einstuft: Überhaupt sind die Parallelen zum als Mafia-Epos getarnten Familiendrama frappant - nicht nur erzählerisch, sondern teilweise sogar in Szenen, die Passagen aus den "Sopranos" ähneln (z. B. Walts Ansprache in der Aula nach der Flugzeugkatastrophe, die in ihrer Rigorosität und den betretenen Reaktionen an die legendäre Klartexteinlage von Carmela Soprano bei der "Trauerfeier" für Tonys Mutter erinnert; oder die intensive Inszenierung des nervenzerreibenden Wartens im Krankenhaus nach dem Attentat auf Hank, bei der ich sofort an den über mehrere Folgen dauernden Klinikaufenthalt von Tony denken musste).
Der Vergleich solcher epischen Serienkolosse mit dem (Mainstream-)Kino ist fast schon müßig, wie auch ein Artikel zu "Boardwalk Empire" erkannte: "'Boardwalk Empire' könnte jetzt einiges zum endgültigen Untergang des Kinos beitragen. Was soll es noch ausrichten können mit seinen immer gleichen Geschichten und simpel gestrickten Plots, wenn Regisseure und Produzenten im Fernsehen so viel verschlungenere und unterhaltsamere Geschichten erzählen dürfen?"
Geändert von trashman (22-09-2013 um 08:28 Uhr)
Wenn Frauenpower, dann richtig ...
Die ersten ca. 3 Staffeln von The Sopranos waren herausragendes und neuartiges TV, danach fing es langsam an sich ständig zu wiederholen und im Kreis zu drehen, Breaking Bad andererseits wurde besser und besser von Staffel zu Staffel. Schwer zu sagen welches besser ist, persönlich würde ich The Sopranos nehmen weil es eben das TV in eine ganz andere und neue Richtung lenken konnte.
PS: an The Wire kommen leider qualitätsmäßig beide nicht ran, welches von vorn bis hinten perfekt ist!
Geändert von Evil-Link (22-09-2013 um 00:23 Uhr)
Sehe ich anders - es gab auch in den späteren Staffeln reichlich Momente und Handlungsstränge, die in dieser Qualität kaum woanders zu finden sind.
Schwachpunkt von "The Wire" ist Staffel 5, da wegen zu weniger Folgen zu hektisch erzählt und teilweise etwas unglaubwürdig. Ansonsten kaum vergleichbar mit anderen Serien, da sich hier weniger um tiefe Charakterzeichnung einzelner Figuren gekümmert wird, sondern der Fokus auf der Darstellung des großen Ganzen liegt.
Geändert von trashman (22-09-2013 um 00:33 Uhr)
Wenn Frauenpower, dann richtig ...
Sicher waren die späteren Staffeln besser als das meiste andere TV zu dieser Zeit, dennoch sehe ich da einen deutlichen Qualitätsunterschied zu den ersten Staffeln. Meiner Meinung nach wurde ab der 4. Staffel vieles gestreckt um noch mehrere Staffeln produzieren zu können. Der Tiefpunkt der Serie lag wohl im ersten Teil der 6. Staffel.
Staffel 5 war wohl tatsächlich die schwächste, aber der Unterschied war dann doch nicht so groß wie bei The Sopranos.
Staffel 4 von The Wire ist neben Twin Peaks Staffel 1 das Beste was ich im TV Bereich bisher gesehen habe.
Geändert von Evil-Link (22-09-2013 um 00:51 Uhr)
Um mal bei einem Vergleich zu "Breaking Bad" zu bleiben: Trotz kleinerer, erzählerischer Schwächen nach hinten raus haben die "Sopranos" meines Erachtens bis zum Schluss vor allem den Vorteil, dass die Ambivalenz der innerlich zerrissenen Hauptfigur stimmiger ist. Während Gandolfinis "Tony Soprano" jederzeit innerhalb von Sekunden absolut glaubwürdig von mitleidserregend zu bedrohlich wechseln konnte, ist mir der Kontrast bei "Walter White" oft zu groß. Völlig okay, dass man ihn zunächst als erfolglosen Biedermann zeichnete - aber musste man ihn z. B. derart auf Verlierer trimmen, dass seine Wutausbrüche oft was Weibisch-Trotziges haben (wie der Abgang aus der Waschanlage in der ersten Folge)? Die taffe Fassade, die er sich für seine Drogengeschäfte aufsetzt und im weiteren Verlauf auch gegenüber der Familie durchblitzen lässt, wird zwar als bemühte Maskerade dargestellt - dennoch wirken die Verhaltenssprünge auf mich nicht immer nachvollziehbar. Für jemanden, der zwischendurch den harten Gangster raushängen lässt, tritt er teilweise zu waschlappig auf - oder umgekehrt. Bei "Tony Soprano" ist das eher nach dem Motto "raue Schale, weicher Kern" erzählt und wirkt dadurch realistischer.
Geändert von trashman (22-09-2013 um 08:20 Uhr)
Wenn Frauenpower, dann richtig ...
Ich finde die Verhaltenssprünge bei Walt nachvollziehbar, weil ich glaube, dass er im Kern schon immer der Mensch war, den wir heute vor uns haben. Gretchen wusste nach ungefähr zwei Jahrzehnten nicht einmal, warum er damals im Streit ausgestiegen ist. Das Gefühl, unfair behandelt zu werden, muss schon immer in ihm geschlummert haben. Von den ersten ein, zwei Folgen abgesehen mochte ich Walt noch nie und bin froh darüber, dass man keine "Harte Schale, weicher Kern"-Tropos bei der Hauptfigur bedient hat. Walt macht nicht nur seiner Umwelt etwas vor, er macht auch sich selbst oft etwas vor. Manche Verhaltensweisen kann man deswegen als "plötzlich" empfinden, ich sehe sie eher als Ausdruck einer komplexen, pathologischen Persönlichkeit.
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Es geht mir nicht um den offensichtlichen Umstand, dass hier jemand jahrzehntelang Frust und Enttäuschungen unterdrückte, die sich nun Bahn brechen. Mir ist nur der Gegensatz zwischen ausbrechender Wut, die dann oft wie pubertärer Trotz daherkommt, und dem souveränen bis eiskalten Auftreten in einigen Momenten zu massiv - das wirkt auf mich stellenweise nicht mehr wie ein komplexer Charakter, sondern wie eine multiple Persönlichkeitsstörung. Walts Durchsetzungsvermögen kann man sich in einigen Szenen zwar mit dem Respekt vor seiner Intelligenz und seinen Drogenkochqualitäten erklären - aber Zweifel, ob sich ein solcher Charakter in diesem Milieu derart behaupten würde, können einem trotzdem schon mal kommen.
Wenn Frauenpower, dann richtig ...
Mit der Qualität seines blauen Meths hatte er nun einmal einen Wettbewerbsvorteil, der andere von ihm abhängig gemacht und ihm einen Freiraum für Fehler und Eigenheiten geboten hat. Wäre er kein so guter Meth-Koch, hätte Gus sich seiner schon längst entledigt gehabt. Die "Drecksarbeit" erledigen meist ja andere - als Wohnwagen-Koch hatte er Jesse und dessen drei Dealer, später Gus' Infrastruktur und danach Mike, Todd und Jesse.
Walt ist dabei aber durchaus auch an Grenzen gestoßen. Tucos Cousins hätten ihn fast ermordet, Gus hätte ihn ohne Jesses Intervention getötet und Mike hat sich nicht an seine eigene Half-Measures-Devise gehalten, als er die Pistole bereits an Walts Schläfe hatte, nur um am Ende einzuknicken.
Am Ende hat Walt aber sein Glück aufgebraucht, wie man sehen kann.
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Oh Jesse, meine armen Nerven. Als er seine Flucht plante, habe ich mir kaum das Atmen zugestanden. Überraschend, dass er sich den Nazis dann wütend gestellt hat, anstatt das arme Hascherl zu spielen. Leider hat es Andrea mit ihrem Leben bezahlt, wobei diese auch ziemlich naiv reagiert hat. Baby Faced Assassin ist der kaltblütigste Mörder, den diese Serie je hatte. Selbst seine Schulbuben-Visage kann nicht darüber hinwegtäuschen. Umso mehr wundert es mich, dass er Skyler am Leben ließ. Lydia auch mal wieder eiskalt - der wäre es am liebsten, man würde alles abknallen, was auch nur das Potenzial hat, ihr gefährlich zu werden.
Walt hat mit seinem Bullshit-Telefonat erfolgreich meinen Blutdruck in die Höhe getrieben. Geld und Familie, Geld und Familie, Geld und Familie - immer müssen diese beiden Themen für seine krankhaften Aktionen herhalten. Ihm scheint gar nicht die Idee zu kommen, dass Skyler und Junior einfach nur ihre Ruhe haben möchten und jederzeit ihr "armes" Leben Pre-Meth dem Gold, das der Pater familias über sie schüttet, vorziehen würden. Nicht einmal auf der Flucht kann er sie in Frieden lassen und merkt dabei in seiner Blindheit nicht, dass er sie immer stärker in die Bredouille treibt. Skyler ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und um ein Haar wäre die gesamte Familie ermordet worden. Umso mehr wundert es mich allerdings, dass der Polizeischutz um das Haus herum so weitmaschig ist. Nicht nur alte Gefährten von Heisenberg, sondern auch der wütende Mob könnten Rache suchen.
Das Interview mit Gretchen und Elliott - ich ahne Böses. Walt war ohnehin von Gray Matters besessen und hat selbst in seinen besten Heisenberg-Zeiten tagtäglich den Börenkurs des Unternehmens nachgeschaut. Der Dorn der Verbitterung ist mit den Jahren immer stärker geworden. Und dann wagen sie es tatsächlich im Fernsehen zu behaupten, dass er, der mächtige Heisenberg, König des blauen Meths und zeitgenössische Antwort auf Einstein, außer dem Namen nichts mit Gray Matters zu tun hatte? Ich kann mir gut vorstellen, dass das Rizin für die beiden bestimmt ist, auch wenn ich mir noch nicht ausmalen kann, wie es an den Mann und die Frau kommen soll.
Die gemeinsame Geschichte von Jesse und Walt scheint dagegen aber am Ende zu sein. Die Nazis wollte Walt töten, um wieder an sein Geld zu kommen. Das will die Familie aber nicht. Und Saul konnte und wollte sowieso keine fünf Killer auftreiben. Ich sehe im Moment nicht, wie sich die Wege der beiden in der nächsten Folge kreuzen könnten, falls Gretchen und Elliott Teil des Schlachtplans sein sollten.
Saul und "sein" Mann haben mir in dieser Folge gut gefallen, beide als Stimmen der Vernunft inmitten von Walts selbstillusorischem Wortschwall.
Geändert von sinead_morrigan (23-09-2013 um 06:40 Uhr)
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Vom Plt:
Emmys 2013:
Die Gewinner
Outstanding Drama Series - „Breaking Bad“
Supporting Actress In A Drama Series - Anna Gunn, „Breaking Bad“