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  1. #1

    Damals, ich kann mich noch an … erinnern.

    Als Kinder hatten mein Bruder und ich besondere Orte für unsere „Schätze“

    Wie in seiner Lieblingssendung „Ivanhoe“, hatte mein Bruder kunstvoll ein Geheimfach hinter der Vertäfelung im Herrenzimmer gebastelt.

    Mein Schatzfach befand sich, wie im Geisterhaus bei "Tom Sawyer“, unter einer durchgesägten Fußbodendiele. Ich hatte in meinem Schatzversteck einen Knackfrosch für Alarmsignale, ein Taschenmesser für gefährliche Abenteuer, eine Taschenlupe zum Feuer anzünden, eine kleine Doornkaat-Flasche mit Wasser, eine Drehscheibe für Verschlüsselung meiner Geheimnachrichten, ein Opernglas, ein Kopierstift (den man anlecken musste), ein Foto meiner Mutter, eine geheime Maschine (die mich unsichtbar machen konnte), eine Taschenlampe mit roten und grünen Schiebegläsern, 10 Groschen für Münztelefon, eine Anstecknadel vom MM-Club, eine Knallplättchenpistole, eine runde Dose mit Schokolade. Der Schatzinhalt variierte von Zeit zu Zeit.

    An welche Dinge von früher könnt ihr euch heute amüsiert erinnern?
    Oculus Exercitus - wie Phönix wiederbelebt

  2. #2
    "Herrenzimmer"
    Seit über 40 Jahren habe ich diese Bezeichnung des Wohnzimmers(?)/Bibliothek(?) nicht mehr gehört.

    Schätze hätte ich schon gern gehabt, hatte ich auch paar Münzen und eigene Zeichnungen, aber die Meinigen hatten überall ihre Finger drin und Augen drauf. Somit trug ich meine Schätze in mir.

  3. #3
    Zitat Zitat von CrazyOldLady Beitrag anzeigen
    "Herrenzimmer"
    Seit über 40 Jahren habe ich diese Bezeichnung des Wohnzimmers(?)/Bibliothek(?) nicht mehr gehört.
    Das Herrenzimmer ist normalerweise
    zwischen Bibliothek und Zigarrenlounge
    positioniert. Das Wohnzimmer (oder auch
    "Salon" genannt) kommt erst daran
    anschließend.
    Geändert von bauknecht (13-10-2023 um 15:53 Uhr)

  4. #4
    Nur Offiziere und Adlige hier?
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    Der voraussichtlich letzte Staller-Krimi!

  5. #5
    YNWA Avatar von reddevil
    Ort: am großen Strome
    Zitat Zitat von Quiz Beitrag anzeigen
    Nur Offiziere und Adlige hier?
    Wohlan! Was ist euer Begehr? So sprecht!

    for your dreams be tossed and blown...



  6. #6
    Zitat Zitat von CrazyOldLady Beitrag anzeigen
    "Herrenzimmer"
    Seit über 40 Jahren habe ich diese Bezeichnung des Wohnzimmers(?)/Bibliothek(?) nicht mehr gehört. [...]
    Wir lebten in einer alten Villa, drei Generationen in dem großen Haus.

    Großeltern (mütterlicherseits), Tante im Teenageralter (gerade 12 Jahre älter als wir Brüder), mein Onkel mit seiner Frau, meine Eltern und wir Lausejungs. Bis zu ihrer Hochzeit noch meine andere Tante. Dazu ein Cousin (meiner Mutter und Tanten), der hier studierte und bei uns wohnte. Ständig Freundinnen meiner jungen Tante. Es war immer rammelvoll. Dazu Tante Mia (die Haushältern) und Herr Füchtenbusch (Mann, der alles konnte).

    Das Herrenzimmer war ein Zimmer, das nur Sonntags von Gästen meines Großvaters und Vaters benutzt wurde. Zum Frühschoppen oder Besprechungen nebelten die Männer mit dutzenden Zigarren das Zimmer in Londoner Nebel ein. Es gab Wein oder Cognac. Wenn die Gäste gegangen waren, musste den Rest des Tages die Terrassentür zum auslüften offen bleiben, ständig mussten die eigentlich weißen Gardinen entgilbt werden und den Rest der Woche blieb das Zimmer für alle tabu.

    Es gab dann eine Palastrevolution, als Mutter und Großmutter die schweren, traurig dunklen Möbel durch leichte art deco Möbel ersetzten. Das war eigentlich typisch für die Familie, irgendwie hatten die energischen Frauen immer den Draht für Veränderungen.

    Am Abend, wenn sich die Wogen der familiären Aufregungen und Wirrungen geglättet hatten, gab es langes, gemeinsames Abendessen. Das ging über, in einen Abend mit Musik oder Radiokrimi.

    Tante Mia räumte ab und wir Jungs durften im Pyjama eine zeit lang mit der Familie gemütlich beisammen sein. Mein Bruder erzählte gerne haarsträubende Gespenstergeschichten, die er und ich im dunklen Garten erlebt haben wollte. Ich wusste zwar nichts von diesen Abenteuern, aber sie hörten sich gut an.

    Ich bin immer wieder Dankbar für diese gemeinsame Zeit der Geborgenheit. Wir hatten wirklich verdammt großes Glück.
    Geändert von nightmare (13-10-2023 um 17:05 Uhr)
    Oculus Exercitus - wie Phönix wiederbelebt

  7. #7
    Zitat Zitat von Quiz Beitrag anzeigen
    Nur Offiziere und Adlige hier?
    Wegen dem alten Begriff Herrenzimmer? So nannte man diesen Raum früher einfach. War halt eine andere Zeit.
    Oculus Exercitus - wie Phönix wiederbelebt

  8. #8
    Trellomfer
    unregistriert
    Es gibt ja auch noch das Frauenzimmer.
    Geändert von Trellomfer (13-10-2023 um 17:55 Uhr)

  9. #9
    Zitat Zitat von Trellomfer Beitrag anzeigen
    Es gibt ja auch noch das Frauenzimmer.
    Genau.

    Als Frauenzimmer bezeichnete man die Gemächer einer adligen Hausherrin und ihren ganzen Personalstab, der bis zu 50 Personen groß sein konnte.

    Auch heute ungebräuchlich.
    Oculus Exercitus - wie Phönix wiederbelebt

  10. #10
    Zitat Zitat von nightmare Beitrag anzeigen
    Wir lebten in einer alten Villa, drei Generationen in dem großen Haus. [……….]

    Ich bin immer wieder Dankbar für diese gemeinsame Zeit der Geborgenheit. Wir hatten wirklich verdammt großes Glück.
    Hört sich echt nach einer schönen Zeit an

  11. #11
    Die Damen sassen im Salon bei Likör, Kaffee und zierlichen, süßen Köstlichkeiten.
    Die Kinder tobten normalerweise irgendwo draußen und in der Küche wo das Personal ihnen Leckereien in den Mund stopften damit sie leiser wurden.

  12. #12
    Zitat Zitat von CrazyOldLady Beitrag anzeigen
    Die Damen sassen im Salon bei Likör, Kaffee und zierlichen, süßen Köstlichkeiten.
    Die Kinder tobten normalerweise irgendwo draußen und in der Küche wo das Personal ihnen Leckereien in den Mund stopften damit sie leiser wurden.
    Du beziehst Dich aber nicht auf meine Kindheitserinnerung?

    Was Du beschreibst ist eher Downton Abbey aus der feinen Gesellschaft.

    Sowohl meine Großmutter, wie auch meine Mutter waren energische, zupackende Frauen, die jedem Mann die Stirn geboten haben. Da mein Großvater bei den Nazis besonderen Schutz genoss, dass er als Sozialdemokrat in Schutzhaft den roten Winkel tragen musste, verlor er seine Professur und die Familie bestand plötzlich nicht mehr aus Volksgenossen sondern sie wurden nur noch als Subjekte bezeichnet. In dieser Zeit musste Großmutter drei Töchter und zwei Söhne durchbringen, das hat die gesamte Familie abgehärtet. Besonders die Mädchen ließen sich nach dem Krieg nicht das geringste mehr von Obrigkeiten und Männern gefallen.

    Obwohl sie also streitbare Weiber waren, besaßen sie Feinheit und Kultur, waren musikalisch und belesen. Bei uns ging es, trotz der negativen Erfahrung, stets harmonisch und gefühlvoll zu. Mein Großvater war ein Riese von über 190 cm, wie er aber mit uns allen umging, da bekomme ich bei der Erinnerung feuchte Augen. Egal was auch wem von uns geschah, er nahm jeden, selbst seinen Schwiegersohn in die riesigen Arme und brummte sein, "Wir bekommen das schon hin, keine Angst".

    Man, tut das gut das mal aufzuschreiben. Ich werde ab heute wieder Tagebuch schreiben.
    Oculus Exercitus - wie Phönix wiederbelebt

  13. #13
    The Show must go on! Avatar von Copine
    Ort: Tecklenborough
    Erstmal: Toller Thread, vielen Dank!

    Wir schreiben das Jahr 1983. Meine Großmutter hatte zwei Schäferhunde aus dem Tierheim für uns Kinder adoptiert, die zunächst im Haus untergebracht wurden. Auf Drängen unseres Vaters bauten mein Bruder und ich, damals im Teenie-Alter, in unseren Garten im Frühling einen Hundezwinger.. ach Quatsch, einen Palast für die beiden großen Hunde. Mit Hilfe der Zeitschrift "Ein Herz für Tiere" mit Bauanleitungen, also ganz ohne Google und Internet, schufen wir ein großes Gehege für Dolly und Axel, in dem wir auch noch ein paar geheime Geheimschatzkammern einbauten für Dinge, die unsere Eltern einfach mal nichts angingen, z.B. ein paar Süßigkeiten, Schminkartikel (manchmal sogar Wechselklamotten) für die Schule, Bravo-Hefte und ähnliches.
    Der Hundepalast war am Ende doppelt so groß wie die Vorlagen mit einer Luxus-Hundehütte ausgestattet, der - bis auf ein eigenes Badezimmer - seinen Bewohnern alles bot, was das Herz begehrt und auch in der Nachbarschaft Aufsehen erregte. So manche laue Sommernacht haben wir selber mit den Hunden in der großzügigen Hütte mit "Dachterasse" verbracht, Musik hörend und quatschend, teils auch mit Freunden.

    Das Projekt hat Spaß gemacht und vieles, was sonst so schief lief in der Familie, wieder ausgeglichen. Zum Winter hin - den man damals durchaus noch als Winter bezeichnen konnte - zogen die Hunde für die Nacht allerdings wieder ins kohleofenbeheizte Haus. Aber das Projekt als solches hat richtig Spaß gemacht zu erbauen und war wirklich lehrreich im Umgang mit Baustoffen und Werkzeugen.

    P.S.: Ein Herrenzimmer hatten wir allerdings nicht, brauchten wir auch nicht.
    Geändert von Copine (14-10-2023 um 08:10 Uhr)

  14. #14
    Zitat Zitat von Copine Beitrag anzeigen
    Erstmal: Toller Thread, vielen Dank!

    Wir schreiben das Jahr 1983. Meine Großmutter hatte zwei Schäferhunde aus dem Tierheim für uns Kinder adoptiert, die zunächst im Haus untergebracht wurden. Auf Drängen unseres Vaters bauten mein Bruder und ich, damals im Teenie-Alter, in unseren Garten im Frühling einen Hundezwinger.. ach Quatsch, einen Palast für die beiden großen Hunde. Mit Hilfe der Zeitschrift "Ein Herz für Tiere" mit Bauanleitungen, also ganz ohne Google und Internet, schufen wir ein großes Gehege für Dolly und Axel, in dem wir auch noch ein paar geheime Geheimschatzkammern einbauten für Dinge, die unsere Eltern einfach mal nichts angingen, z.B. ein paar Süßigkeiten, Schminkartikel (manchmal sogar Wechselklamotten) für die Schule, Bravo-Hefte und ähnliches.
    Der Hundepalast war am Ende doppelt so groß wie die Vorlagen mit einer Luxus-Hundehütte ausgestattet, der - bis auf ein eigenes Badezimmer - seinen Bewohnern alles bot, was das Herz begehrt und auch in der Nachbarschaft Aufsehen erregte. So manche laue Sommernacht haben wir selber mit den Hunden in der großzügigen Hütte mit "Dachterasse" verbracht, Musik hörend und quatschend, teils auch mit Freunden.

    P.S.: Ein Herrenzimmer hatten wir allerdings nicht, brauchten wir auch nicht.
    Das hat Spaß gemacht und vieles, was sonst so schief lief in der Familie, wieder ausgeglichen. Zum Winter hin - den man damals durchaus noch als Winter bezeichnen konnte - zogen die Hunde für die Nacht allerdings wieder ins kohleofenbeheizte Haus. Aber das Projekt als solches hat richtig Spaß gemacht zu erbauen und war wirklich lehrreich im Umgang mit Baustoffen und Werkzeugen.
    Ja, so liebe ich es. Aktiv mit der Familie etwas unternehmen oder schaffen. Das hilft über die kleinen Querelen hinweg und schafft gemeinsame Erinnerungen, die ein Band bilden. Ich konnte mir, mit meinen Vorstellungen, ein Bild von euch machen. Es geht nicht um die Verklärung der Vergangenheit. Aber die zusammen bewältigte Vergangenheit gibt Zusammenhalt oder auch Rückbesinnung auf bereits bestandenen Verbundenheit, wenn es mal im Familienverband etwas holprig zugeht.
    Oculus Exercitus - wie Phönix wiederbelebt

  15. #15
    @nightmare,

    Einzelne Aspekte kamen mir ähnlich vor... Bei weitem kein Downton Abbey, für den Vergleich hätte es zumindest paar Personen mehr bedurft. Wir waren 5 Personen (inclusive meiner Wenigkeit) aber an Sonntagen, Geburtstagen und bestimmten Feiertagen war das Haus voll Gäste, Erwachsene und Kindern.
    Meine wenige Vorfahren versuchten Teile des Lebens von vor ihrer Flucht vor Pogromen, Hunger und Krieg in die Gegenwart herüber zu "retten". Es gelang eben immer weniger.
    Der General unserer Familie war meine Großmutter.

    @copine, das liest sich so schön, Hunde


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