Seite 33 von 33 ErsteErste ... 232930313233
Ergebnis 481 bis 495 von 495
  1. #481

    Daumen hoch David Copperfield 2.0

    Schon die 88 Seiten umfassende Leseprobe von
    Barbara Kingsolvers
    864-seitigem Roman
    "Demon Copperhead"
    (aus der englischen durch Dirk van Gunsteren in die deutsche Sprache übersetzt,
    im Verlag dtv
    am 15.02.24 unter der ISBN 978-3-423-28396-0 erschienen) überzeugte mich auf Anhieb.

    Sie beginnt nach der Widmung "Für die Überlebenden" mit dem Zitat "Es ist vergeblich, sich an die Vergangenheit zu erinnern, wenn sie nicht einen gewissen Einfluss auf die Gegenwart ausübt." (Charles Dickens "David Copperfield") und führt uns in flüssig lesbarem Schreibstil durch die ersten 8 Kapitel des Buches, dessen Titel nicht zufällig an Dickens' Klassiker erinnert und dessen Cover farblich ein "Eyecatcher" ist.
    Der titelgebende Protagonist erzählt in der Ich-Form 64 Kapitel hindurch überwiegend chronologisch seine Geschichte bis ins junge Erwachsenenalter. Er tut dies trotz einer wahren Fülle an unverschuldet durchlittenen unglücklichen Erlebnissen nicht anklagend, sondern in einer Mischung von sachlicher Distanziertheit und "rotzfrecher", teilweise sogar mit vulgären Ausdrücken gespickter Sprache.

    Demon wird in Virginia/USA im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts geboren, Vater tot, Mutter im Teenageralter und frisch auf Drogenentzug. Er "nimmt so ziemlich alles mit", was es an misslichen Schicksalsschlägen nur gibt.
    Das entstehende Kopfkino weckt unbedingtes Mitgefühl und die Lektüre wäre nur schwer aushaltbar, wären da nicht die eine Art Atempause verschaffenden, meist durch Demons große Klappe und sein Selbstvertrauen herbeigeführten humorvollen Szenen.
    Eine in vielfacher Hinsicht Denkanstöße gebende Lektüre, und sei es nur zur Feststellung, wie gut es den meisten von uns doch in diesem unserem Lande noch geht.
    Garantiert eines meiner Lesehighlights des Jahres!

  2. #482

    Daumen hoch Freundschaft und Zusammenhalt

    Gordon Kormans
    249-seitiger Coming-of-Age-Roman
    "The Fort - Das Geheimnis eines Sommers"
    wurde aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Kanut Kirches und am 7. 2. 2024 unter der ISBN 978-3-407-75899-6 im
    Verlag Julius Beltz GmbH & Co. KG veröffentlicht.

    Es handelt sich hier um eine spannende Geschichte, die in 33 Kapiteln abwechselnd von den 6 befreundeten Jugendlichen C.J., Jason, Mitchell und Ricky sowie den Brüdern Evan und Luke erzählt wird. Jeder von ihnen hat Probleme wie z. B. durch Drogen verlorene Eltern, Eltern in einem unversöhnlichen Scheidungskrieg, häusliche Gewalt oder eine psychische Erkrankung.
    Das Buch macht den jugendlichen Lesern Mut indem es zeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Freundschaft sind.

    Die Protagonisten entdecken zufällig im Wald einen unterirdischen Raum, den sich ein mittlerweile verstorbener wohlhabender Mann vor 40 Jahren aus Angst vor einem Atomkrieg luxuriös mit Filmen und Musik der 70er Jahre sowie ausreichend Lebensmittelkonserven einrichtete - das titelgebende "Fort". Es lag Jahrzehnte unter einer Erdschicht, die gerade von einem Hurricane weggespült wurde, verborgen.

    Äußerungen über die in den Vorstellungen der jungen Menschen nahezu mittelalterlich weit zurück liegende Zeit, in welcher "Der weiße Hai" oder "The Beatles" "in" waren, nötigten mir ein Schmunzeln ab, während die im Buch deutlich werdende Erleichterung, dass die schlimmen Zeiten des kalten Krieges vorbei wären, mich angesichts der aktuellen Weltlage etwas merkwürdig berührten.

    Die Sprache ist altersangemessen, trotzdem möchte ich mich der Altersempfehlung von 12 Jahren nicht anschließen, es sei denn, ein Erwachsener "hat ein Auge drauf", ansonsten eher ab 14, denn es kommt doch recht viel brutale Gewalt vor.

  3. #483

    Daumen runter Mehr erwartet

    Alex Hays
    Buch
    "Mayfair House"
    wird sowohl als "Historischer" als auch als "Heist"-Roman für Fans von "Ocean’s 8", "Bridgerton" und "Downton Abbey". beworben.
    Letzteres kenne ich nur aus den Andeutungen einer begeisterten Nachbarin, die anderen gar nicht.
    Allerdings mochte ich "Upstairs - downstairs" alias "Das Haus am Eaton Place" und Galsworthys "Forsyte Saga" recht gern und erwartete wegen des auf dem aufwändig gestalteten Cover abgedruckten Untertitels "Oben lädt Madam zum Ball der Saison, unten planen die Dienstmädchen den Raub des Jahrhunderts" eine ähnliche Geschichte.

    Das 405-seitige Werk (Originaltitel: "The Housekeepers", übersetzt von Regina Rawlinson) erschien am 11.03.2024 im
    Insel Verlag
    unter der ISBN 978-3-458-64440-8.

    Der Untertitel verrät ja schon, worum es geht, spannend waren hingegen die Motive der einzelnen Personen, welche man anfangs in ihrer Fülle kaum auseinander zu halten vermochte. Hier wäre ein Personenverzeichnis sehr hilfreich gewesen. Die geradezu generalstabsmäßig vorgenommene Planung des Coups zu verfolgen machte Spaß und erregte Bewunderung, aber leider entwickelte sich die Angelegenheit zum Ende hin zunehmend chaotisch und wirkte überfrachtet, was in gewissem Sinne zu Längen führte, man wollte einfach nur, dass es "vorbei" war.

    Meine Erwartungen hinsichtlich des "historischen" Romans erfüllten sich nicht, abgesehen von einem Mini-Auftritt Prinzessin Victorias. Eindrücklich wirkten hingegen die Schilderungen von Zwangsprostitution.
    Auch die Bezeichnung "Heist"-Roman halte ich für übertrieben (aber so habe ich zumindest dadurch ein neues Wort gelernt).

    Fazit: Gute Idee leider weniger gut umgesetzt.

  4. #484

    Daumen hoch Louis Braille - Leseempfehlung!

    Der 192 Seiten umfassende historische Roman von
    Thomas Zwerina,
    "Eine Fingerkuppe Freiheit",
    wurde am 20. 02. 2024 unter der ISBN 978-3-365-00552-1 vom
    Verlag Harper Collins Hardcover veröffentlicht.

    Das mit einem mir sehr gut gefallenden Cover versehene Buch erzählt in 25 Kapiteln die Lebensgeschichte von Louis Braille (04. Januar 1809 in Coupvray, Ile-de-France - 06. Januar 1852 in Paris), dem Erfinder der 6-Punkte-Blindenschrift, und enthält nach dem Epilog "Bibliografische Hinweise" und eine ebenso informative wie berührende "Nachbemerkung des Autors".
    Es führt uns zunächst in Brailles idyllisch anmutenden Heimatort, wo wir seine Familie kennenlernen und erfahren, wie er sich durch einen schrecklichen Unfall im Alter von 3 Jahren mit einer Ahle seines als Sattler tätigen Vaters eine Augenverletzung zuzog, an deren Folgen er innerhalb der nächsten 2 Jahre das Sehvermögen verlor.
    Ab 1819 lebte er in der ersten Erziehungs- und Unterrichtsanstalt für blinde Menschen, der Institution Royale des Jeunes Aveugles (Königliches Institut für junge Blinde), heute Institut National des Jeunes Aveugles) in Paris.
    Inspiriert durch den Austausch mit Schulkameraden und später auch gleichgesinnten Erwachsenen gelang es ihm trotz verschiedener Schwierigkeiten - verursacht hauptsächlich durch Sehende - seine für Millionen von Menschen segensreiche Erfindung.
    Der Schreibstil von Herrn Zwerina passt gut zur damaligen Zeit.
    Ich fühlte mich gut unterhalten und gewann im wahrsten Sinne des Wortes interessante Einblicke.

    Fazit: Uneingeschränkte Leseempfehlung!

  5. #485

    Daumen hoch Vom Anderssein

    Bereits die Lektüre der 23-seitigen Leseprobe von
    Sabine Bohlmanns (Text) und Daniel Steudtners (Illustrationen)
    für Jungen und Mädchen zwischen 9 und 11 Jahren empfohlenen 192 Seiten umfassenden Kinderbuches
    "Willkommen bei den Grauses - Wer ist schon normal?"
    konnte mich auf Anhieb überzeugen, denn sie erschien mir sowohl altersangemessen als auch genretypisch und ließ sich angenehm flüssig lesen.
    Und schon die Widmung
    "Für alle, die anders sind
    und für alle, die diese trotzdem
    oder gerade deswegen
    in ihr Herz schließen."
    erschien mir ebenso aktuell wie wichtig, weshalb ich auf das Buch sehr gespannt war.
    Und es enttäuschte mich denn auch nicht.
    Es wurde am 24.02.2024 unter der ISBN 978-3-522-50828-5 vom
    Verlag "Planet!"
    veröffentlicht und verfügt über ein passendes wie ansprechend buntes Cover sowie etliche das erzählte Geschehen hervorragend ergänzende Zeichnungen. .

    Die 9-jährige Ottilie Schmidt steht nach der ersten Freude, dass in das Nachbarhaus - Sackgasse Nr. 13 - endlich eine Familie einzieht (sie hatte so sehr gehofft, gleichaltrige Freunde neben ihrem Meerschweinchen namens "Fritz" als Spielgefährten zu finden), den Neuankömmlingen zunächst einmal etwas skeptisch gegenüber, u.a. deshalb, weil ihnen auf dem Kopf kleine Hörner wachsen, sie spitze Zähne haben und eine der beiden Schwestern eine Werwölfin und die andere unsichtbar ist.
    Weil die viel lesende Ottilie mit anderen Mädchen wenig Gemeinsamkeiten finden konnte und die Familie Grause stets überaus liebenswürdig auftritt, überwindet Ottilie rasch ihre Vorbehalte. Allerdings geraten die Grauses aufgrund ihres ungewöhnlichen Aussehens und/oder merkwürdigen Verhaltens - deren Gründe hier nicht verraten werden sollen - ständig in schräge bis mehr oder weniger lustige Situationen.
    Der Roman enthält Fantasy-Anteile und verdeutlicht, dass "anders" nicht zwingend "schlechter" bedeuten muss.
    Band 2 wird für das Frühjahr 2025 angekündigt.

  6. #486

    Daumen runter Mehr erwartet

    Seit ich vor vielen Jahren den mit Kirk Douglas in der Titelrolle und Anthony Quinn als Paul Gauguin besetzten Klassiker "Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft" ("Lust for Life") nach der Romanvorlage von Irving Stone sah, wurde ich zum Fan aller 5 genannten Herren und blickte der 31 Seiten umfassenden Leseprobe von
    Simone Meiers
    Roman
    "Die Entflammten"
    überaus gespannt entgegen.
    Obwohl mich der Erzählstil nicht sonderlich "entflammte", wollte ich wegen der interessanten Erzählperspektive dem am 29.02.2024 vom
    Verlag Kein & Aber
    unter der ISBN 978-3-0369-5029-7 herausgegebenen 272-seitigen Buch gern eine Chance geben. Außerdem gefiel mir das unter dem mich etwas befremdenden Titel "Gefundene Figuren" geführte Personenverzeichnis, vor allem, da es neben den Namen auch Spitznamen, Lebensdaten, Beruf und familiäre Beziehung benennt.

    Wir treffen auf zwei Protagonistinnen, im ersten Handlungsstrang ist es Jo(hanna) van Gogh-Bonger, die kurz nach dem Selbstmord ihres Schwagers Vincent van Gogh gerade auch noch ihren an der Syphilis erkrankten geliebten Ehemann Theo verlor und nun mit einem Baby einer unsicheren Zukunft entgegen blickt, im zweiten rund 100 Jahre später die Autorin und Kunsthistorikerin Gina, die auf Jos Geschichte stößt und ein Buch über sie schreiben will.

    Es gelingt Jo, für die vielen von dem zu Lebzeiten kaum bekannten Vincent hinterlassenen Bilder in einer breiten Öffentlichkeit Interessenten und Käufer zu finden.
    Die Sache wurde zum Selbstläufer und der Beginn eines bis in die Gegenwart andauernden Vincent van Gogh-Kults.
    Ein derartiges Unterfangen war damals für eine Frau durchaus nicht üblich, was Gina zu ihrem Roman inspirierte.

    Obwohl die behandelten Themen nicht uninteressant waren, vermochte ich mit "Die Entflammten" bedauerlicherweise nicht so richtig warm zu werden, hauptsächliches wegen des oft eher an ein Sachbuch gemahnenden Stils und wegen der vorwiegend am Anfang häufig schweren Zuordnung, in welchem Handlungsstrang ich mich gerade befand.
    Geändert von sheherazade (17-03-2024 um 20:24 Uhr)

  7. #487

    Nachricht Ambivalent: Semperoper II.

    Bereits die Lektüre der 35-seitigen Leseprobe von
    Anne Sterns
    am 12. 03.2024 vom
    Verlag Rowohlt Taschenbuch
    unter der ISBN 978-3-499-01090-3 herausgegebenem, 400 Seiten umfassenden Buch
    "Das Opernhaus - Rot das Feuer",
    dem Band 2 der Dresden-Reihe, vermochte rasch, mein Interesse zu wecken, vor allem, weil ich schon den Vorläufer "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" gelesen hatte.
    Dieser war mMn zwar bedauerlicherweise eindeutig eher ein Liebes- als ein Historischer Roman, enthielt aber dennoch interessante Einblicke in die damals üblichen, stark von Männern dominierten Lebensumstände der Frauen und die Probleme der ärmeren Schichten der Dresdener Bevölkerung um die Mitte des 19. Jahrhunderts.
    Teil 2 beginnt mit dem Zitat
    "Heiter soll die Bühne sein,
    denn das Leben selbst
    ist finster und trübsinnig genug."
    aus dem Jahr 1825 von Wilhelm Tieck,
    gefolgt von einem "Ein Dorf bei Leipzig, Oktober 1813" betitelten Prolog, in welchem eindrucksvoll beschrieben wird, wie die junge Clementine schwer verletzt als Einzige die Zerstörung ihres Dorfes durch flüchtende Soldaten überlebt, und dem ersten, "Dresden, Mittwoch, 4.April 1849" überschriebenen Kapitel.

    Wir treffen die mittlerweile als gefeierte Violinistin und angesehene Ehefrau des Komponisten Adam Jacobi lebende Elise wieder. Ihre Erinnerungen an die Romanze mit dem Kulissenmaler Christian, einem aufstrebenden Künstler an der berühmten Semperoper, ermöglichen auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes rasch einen guten Einstieg in die Geschichte. Die im Prolog behandelte Clementine spielt in der Folge leider nur eine Nebenrolle, was ich sehr bedauere.

    Die angespannte politische Lage wird überwiegend in Gesprächen sowohl fiktiver als auch realer Personen wie beispielsweise dem als Dirigent, Komponist, Schriftsteller und Theaterregisseur berühmt gewordenen Richard Wagner und dem als "Vater des Anarchismus' " in die Historie eingegangenen Arbeiterführer Michail Bakunin dargestellt. Politische und amouröse Leidenschaften bieten also eigentlich genug Stoff für einen guten Roman.

    Das Buch enthält auch durchaus spannende und berührende, aber auch geradezu hanebüchene Szenen wie die um einen auf dem Tisch des ehelichen Haushalts vergessenen verbotenen Liebesbrief.

    Ich hoffe, mit dem Folgeband "Das Opernhaus: Samtschwarz die Nacht" kommt alles zu einem guten Ende.

    Lobende Erwähnung verdient m. E. der von mir oft zu Rate gezogene Stadtplan, hingegen konnten und können mich die zwar Wiedererkennungswert erzeugenden CD-artigen Kugeln auf dem Cover überhaupt nicht begeistern, zumal die Farbe hässlich abblättert.

  8. #488

    Daumen hoch Kafkas Klassiker "Die Verwandlung"

    Deprimierend, aber lesenswert und vor allem leider aktuell - Kurze, 1912 entstandene, dem bis 1914 geltenden Frühexpressionismus zuzurechnende Erzählung

    Ich las eine ca. 50 vergilbte Seiten umfassende Hardcoverausgabe aus dem
    >Insel Verlag.

    Über Kafka wusste ich bis zur aktuellen Kafka-Welle wenig, das Wort "kafkaesk" - gleichzusetzen mit "absurd", "albtraumhaft", "bedrohlich" oder rätselhaft" - schreckte mich ab, abgesehen von einem auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman, in welchem K. in seinen letzten Lebensmonaten in Berlin-Steglitz einem kleinen Mädchen, welches seine Puppe im Park verloren hatte, etliche Briefe schrieb, in denen er die Puppe von ihren auf ihrer Weltreise erlebten Abenteuern erzählen ließ.

    Als ich mich nun endlich an ein "echtes "K.-Buch" herantrauen wollte, empfahl man mir "Die Verwandlung". Der junge Protagonist Gregor Samsa unterhält durch seine Einkünfte als "Reisender" mehr schlecht als recht seine aus Vater, Mutter und jüngerer Schwester Grete bestehende Familie, mit der er auch die Wohnung teilt. Eines Morgens erwacht er als Käfer. Hhmm... Skurril, aber ich las tapfer weiter, gelegentlich über den Stil schmunzelnd und auf das erhoffte gute Ende der Geschichte gespannt. Mit der Zeit wurde das Schmunzeln immer seltener, Gregors schwindende Hoffnung wandelte sich zunehmend in Verzweiflung und die Geschichte machte mich sehr traurig.

    Ich vermochte zunächst nicht, sie einzuordnen. Von Büchern erwarte ich entweder entspannende Unterhaltung oder eine Erweiterung meines Wissens - optimal, wenn beide Dinge zusammentreffen. Auch eine sinnvolle "Botschaft" begrüße ich gern. All das fehlte mir hier zunächst irgendwie. Mit etwas "Nachhilfe" begriff ich dann aber, dass der Autor die Unmenschlichkeit der damaligen Menschen entlarven wollte, indem er ihnen mit der Schilderung ihres zunehmend liebloser werdenden Verhaltens dem Sohn/Bruder gegenüber einen Spiegel vorhält. Und das Schlimmste ist, dass sich gut 100 Jahre später kaum viel geändert zu haben scheint.

    Leseempfehlung

  9. #489

    zwinker Es war die Nachtigall - äh, der König!

    Trude Teiges
    am 27.03.2024 unter der ISBN978-3-49465-14-7 im
    Verlag Fischer
    veröffentlichter 410-seitiger Roman
    "Und Großvater atmete mit den Wellen"
    (Originaltitel "Morfar pustet med havet", ins Deutsche übersetzt von Günther Frauenlob) ist nach "Als Großmutter im Regen tanzte" Band 2 der "Generationen-Reihe".
    Die Kenntnis des Vorgängers ist für das Verständnis zwar nicht zwingend erforderlich - vorn und hinten im Buch wird dazu m. E. genug gesagt - aber abrundend.

    Abwechselnd begleiten wir die norwegischen Protagonisten Sigrid, Konrad und Sverre während der Jahre 1944 - 47, Handlungsort ist überwiegend die Insel Java während der japanischen Besetzung.
    Ein außereuropäischer Handlungsschauplatz während des Zweiten Weltkrieges begegnete mir bisher nicht oft und war deshalb besonders interessant. Auch fiel es mir leicht, am durch Schicksalsschläge und Misshandlungen geprägten Dasein der Menschen Anteil zu nehmen.

    Kopfschütteln verursachten allerdings ärgerliche Lektoratsversäumnisse wie beispielsweise kleingeschriebene Anrede, missverständliche Zeichensetzung und als "Sahnehäubchen" die Auskunft, dass nach der kaiserlichen Bekanntgabe der Kapitulation Japans alle Internierten ihre jeweilige Nationalhymne anstimmten - und dabei "God save our gracious QUEEN" Erwähnung fand.

  10. #490

    Daumen hoch Für gesünderes Leben - die "Bewegungs-Docs"

    Nach den seit einigen Jahren auf NDR erfolgreich praktizierenden und auch teilweise wirklich interessante Bücher veröffentlichenden "Ernährungs-Docs" ziehen nun die
    "Bewegungs-Docs" Melanie Hümmelgen, Helge Riepenhof und Christian Sturm
    mit ihrem am 04.04.2024 unter der ISBN 978-3-8338-9362-9 vom Verlag
    "Gräfe und Unzer Verlag GmbH"
    herausgegebenen, 208 Seiten umfassenden Sachbuch
    "Die Bewegungs-Docs – Unser Programm für mehr Gesundheit und Leichtigkeit / 7-Minuten-Übungen, Blitzrezepte und Relaxhacks"
    nach.

    Das farblich harmonisch gestaltete, sachlich wirkende Cover gefiel mir auf Anhieb, lediglich auf den bedauerlicherweise wieder einmal unentfernbar eingedruckten "Spiegel"-Werbeaufkleber hätte ich sehr gern verzichtet. Als ziemlich störend empfinde ich auch den recht unangenehmen Duft, den das Buch verströmt; ich hoffe aber, dass er bald verfliegt.
    Nach einem sympathisch daher kommenden "Wort voraus" weist bereits das in "Theorie" und "Praxis" aufgeteilte Inhaltsverzeichnis auf ein gut durchstrukturiertes Werk hin.

    Zunächst werden allgemeinverständlich und ohne den berüchtigten "erhobenen Zeigefinger" Themen wie Muskeln, Atmung, Ernährung, Schlaf und Stress thematisiert, daran anschließend folgen von Skizzen begleitete Übungsanleitungen für unterschiedliche Beschwerden, Situationen oder Ziele. Selbsttestfragebogen und Trainingsplan vermitteln Individualität und Nähe.
    Das letzte Kapitel ist den Rezepten gewidmet und nach "Frühstück", "Salate", "Suppen" und "Hauptgerichte" unterteilt. Sie sind für 2 bzw. 4 Personen/Portionen gedacht und enthalten Angaben zu Zubereitungs-, Kühl- und Ruhezeiten, Kcal, Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten sowie Tipps zu Variationsmöglichkeiten.

    Zum Schluss gibt es "Adressen, die weiterhelfen", "Dank", verschiedene Register und eine Kurzvorstellung der Autoren.

    Fazit:
    Ein sympathisch wirkendes Buch ohne großartige neue Erkenntnisse, jedoch mit interessanten und verständlich übermittelten Informationen und hilfreichen Anregungen.

  11. #491

    Daumen hoch "Love hurts" oder "Wo hört Liebe auf?"

    Lana Lux'
    288 Seiten umfassender Roman
    "Geordnete Verhältnisse"
    ist mit einem stimmigen Cover versehen und erschien am 19. 02. 2024 unter der ISBN 978-3-446-27955-1 im Verlag
    "Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG".

    In flüssig lesbarem Stil wird die Geschichte einer "toxischen Beziehung" erzählt, die viele Probleme anreißt und Stoff zum Nachdenken liefert, deren Ende ich mir anders gewünscht hätte, was aber so, wie es ist, sicher realistischer ist und vor allem gekonnt formuliert wurde.

    Die Protagonisten sind Philipp, zu Beginn ein in einer Kleinstadt lebender verhaltensauffälliger rothaariger Außenseiter, ein aus schwierigen Verhältnissen kommender Schüler, und Faina, ein aus Osteuropa stammendes Mädchen.
    Die Beiden kommen sich näher, zunehmend werden krankhafte Verhaltensweisen für die Lesenden erkennbar.

    Ein eindringliches, nachhallendes Buch.

  12. #492

    Daumen hoch Uneingeschränkte Leseempfehlung: "Gussie"

    Christoph Wortbergs
    mit einem originellen, passenden und schönen Cover versehener, 288 Seiten umfassender (historischer) Roman
    "Gussie"
    hat mir nicht nur ausnehmend gut gefallen, sondern mich auch tief berührt und mein Wissen über Lebensweise und Politik in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts mittels eines gut lesbaren Schreibstils erweitert.
    Er erscheint unter der ISBN 978-3-423-28386-1 am 18.04.2024 bei
    dtv.
    Das mit einem Lesebändchen ausgestattete Buch beginnt mit zwei geistreichen Zitaten und endet mit einer "Anmerkung des Autors" sowie einer Danksagung.
    Die dazwischen liegenden 45 Kapitel sind bis auf das letzte jeweils mit datierten Briefauszügen überschrieben.
    Beginnend im Jahr 1948 lernen wir Auguste "Gussie" Adenauer geb. Zinsser kennen, die 2. Frau des in seiner ersten Ehe verwitweten ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer.
    Ein Jahr nach dem Ende des ersten Weltkrieges heiratet sie den 19 Jahre älteren Mann, der 3 kleine Kinder mit in die Ehe bringt und wird Mutter von 5 weiteren Kindern, von denen eines kurz nach der Geburt verstirbt.
    1948 liegt sie selbst sterbend im Krankenhaus und lässt gedanklich ihre glückliche Jugend und ihre nicht immer einfache 29-jährige Ehe Revue passieren.

    Fazit:
    Uneingeschränkte Leseempfehlung!

  13. #493
    Vielen Dank für die Empfehlung! Werde mir das Buch gleich mal besorgen. Christoph Wortberg hatten wir vor ein paar Jahren mal für eine Lesung bei uns an der Schule - war auch sehr eindrücklich!

  14. #494

    Interessant

    Benita Cantienis
    als "Fitness-Bibel für die zweite Lebenshälfte"
    beworbenes neues Buch der mir bis jetzt unbekannten "renommierten Körperexpertin und Bestsellerautorin" trägt den Titel
    "Lebenslang beweglich und kraftvoll mit Tigerfeeling; CANTIENICA ® Körper in Evolution - Das Original"
    erschien am 27.03.2024 im
    Südwest Verlag
    unter der ISBN 978-3-517-0230-3.

    Es ist mit einem werbewirksam die Autorin zeigenden Cover versehen, umfasst 192 Seiten und ist mit ca. 100 farbigen, teilweise ganzseitigen Abbildungen - sämtliche Übungen werden von der Verfasserin selbst präsentiert - sowie etlichen - beispielsweise Augäpfel, Handknochen und Wirbelsäule zeigenden - Skizzen ausgestattet.
    Ich hätte am Buchende gern ein Register vorgefunden, stieß jedoch lediglich auf "Danksagung" und "Weiterführende Links" - alle zu "Catienica"-Seiten führend und somit zugleich Werbung für Workshops etc. darstellend.
    Überhaupt wirkt das Buch auf mich sehr "werbelastig", was ja nicht verwerflich ist, mich aber zunächst fremdeln ließ.
    Manche Ratschläge kamen mir zudem merkwürdig vor, wie die Aufforderungen, "Ng, Ng, Ng"-Laute auszustoßen, sich selbst die Ohren zu lecken (ich bin doch weder ein Chamäleon noch "Schnatterinchen"!) oder auf Wölkchen zu gehen.
    Den "Cantieni-Steilhang" hätte ich auch eher mit "Holmenkollen" in Verbindung gebracht und die "Gespräche" mit Nina Poelchau wirkten "gestellt"

    Trotzdem entstand nach und nach der Eindruck, dass an der "Tigerfeeling"-These doch etwas dran und einen Versuch wert sein könnte.
    Allerdings würde ich diesen keinesfalls ohne einen Physiotherapeuten unternehmen wollen.

  15. #495
    @ Geddy:
    Vielen Dank für das Feedback!
    Ich bin unter dem tiefen Eindruck des Buches stehend (es wäre nett, wenn auch Du zu gegebener Zeit uns Deine Meinung dazu mitteilst, fühl Dich aber bitte keinesfalls verpflichtet!)auf folgendes Buch gestoßen, werde es baldmöglichst lesen und ebenfalls hier rezensieren:

    "Konrad Adenauer
    von Libet Werhahn-Adenauer
    Konrad Adenauer aus der Sicht seiner Tochter Libet Werhahn-Adenauer: das Lebens- und Charakterbild einer prägenden Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts aus allernächster Nähe. Aufgeschrieben von Catharina Aanderud, umfassen Libet Werhahn-Adenauers Erinnerungen an meinen Vater Konrad Adenauer die Zeit von der Weimarer Republik über die Machtergreifung der Nationalsozialisten bis hin zum Zweiten Weltkrieg aus dem Blickwinkel eines Kindes und einer Jugendlichen. Die frühe Nachkriegszeit und den Beginn der Bundesrepublik schildert Adenauers Tochter aus der Sicht einer jungen Erwachsenen und die 50er- und frühen 60er-Jahre aus der Perspektive der First Lady. Ein sehr persönlicher, respekt- und liebevoller Blick auf den Politiker und ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer – das ist deutsche Geschichte von innen gesehen.
    Erschienen: 2018
    Verlag: Bast Medien GmbH
    Umfang: 192 Seiten
    ISBN:9783946581512"


Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •