Keine Ahnung, ob es wen interessiert, aber ich berichte es einfach mal.
Für uns Schreiberlinge sind Lesungen ja bekanntlich das Salz in der Suppe.
Einerseits des Kontakts zur Zielgruppe wegen und andererseits, weil man dadurch ein bisschen dazu verdient, was in Schriftstellerkreisen gern genommen ist. Ich hatte im Frühjahr die Idee, eine Wohnzimmerlesung zu veranstalten, um mal auszprobieren, wie so etwas im intimen, privaten Rahmen funktioniert. Deshalb hatte ich eine solche Lesung verlost.
Am Freitag war ich nun bei meinem Gastgeber. Vorausgesetzte Eckdaten waren lediglich: keine kommerzielle Veranstaltung und ein Plätzchen mit Licht für mich.
Sehr gespannt fuhr ich los und war neugierig, was mich erwarten würde.
Am Ziel geriet ich in ein Reihenhaus mit offenem Wohn- und Essbereich, der mit erstaunlich vielen Sitzgelegenheiten vollgestellt war, die auch schon teilweise belegt waren. In einer Ecke war ein Extratisch mit einem Stuhl und Leselampe für mich aufgebaut. Guter Start!
Der anvisierte Beginn wurde noch zweimal verschoben, da noch Gäste unterwegs waren (um Hamburg ist es freitags abends etwas stauanfällig).
Dann bekam ich das Zeichen zu beginnen.
So dicht im Getümmel war ich bisher noch nie. Beim Opening laufe ich normalerweise gern hin und her - das war dort nicht drin. Also habe ich Gehen durch Gestikulieren ersetzt.
Wenn schon experimentell, dann richtig: Erstmalig habe ich nicht aus EINEM Band, sondern quer durch alle vier gelesen. Kam gut an, gefiel mir selber auch, werde ich wieder machen (bzw. habe ich schon am Samstag wiederholt).
Normalerweise lese ich etwa eine Stunde, dann folgt ein Teil, wo Fragen gestellt werden können. Die intime Atmosphäre hat das extrem befeuert - der Teil ging fast über weitere 45 min.
Tja, und dann folgte der Tuppertantenteil: Jetzt darf gekauft werden.
Fazit: So eine Veranstaltungsform ist toll. Alle waren durch die Bank begeistert und mir hat es auch viel Spaß gemacht. Wer also mal einen Autor zum Anfassen haben möchte - ich bin sicher, dass viele Kollegen für ein überschaubares Honorar auch mal zu einer Privatveranstaltung kommen würden. Wenn man sich zwanzig Leute einlädt, kostet das den Einzelnen nicht mehr als ein Kinobesuch (vorausgesetzt man lässt den Menschen nicht durch die halbe Republik anreisen). Gut, Charlotte Link ist vermutlich teurer, aber es gibt so viele Schreiber, die ebenfalls gut sind und eine solche Gelegenheit bestimmt ergreifen. Ist bestimmt mal eine nette Abwechslung!