„Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“
Evelyn Beatrice Hall
Oh, ich hab peinlicherweise erst ab Folge 4 gemerkt, dass Churchill vom US Schauspieler John Lithgow(3rd Rock from the Sun) gespielt wird.
Den Brit Akzent bekommt er ganz gut hin, wobei ich nicht weiß ob Briten es genau so sehen und gut finden, dass ausgerechnet Churchill von einem US Amerikaner gespielt wird.
Geändert von Eljot (06-11-2016 um 15:15 Uhr)
Bei Serienjunkies.de gibt es ein Interview mit ihm, wo er erwähnt, er hätte genau das die Macher der Serie gefragt.
Die haben wohl geantwortet, Churchill sei schließlich auch zur Hälfte Amerikaner gewesen
Mit den Nazis hatte sein Vater, Prinz Andreas, nun nichts zu tun, ich wüßte nicht mal, dass der sich groß um die Heiraten seiner Töchter, da bestehen die Verbindungen zu den Nazis, gekümmert hätte.
Ich seh da eher zwei Gründe, einmal der große Einfluß Louis Mountbattens, der so seine eigene Position stärken konnte*, andererseits könnte er mit einem bestehenden Anspruch auf den griechischen Thron keine britische Thronerbin heiraten.
Alice war unter anderem auch deshalb im Krieg in Athen geblieben um eventuelle Erbansprüche ihres Sohnes zu sichern. Über Philips Zukunft waren sie und ihr Bruder da unterschiedlicher Meinung, am Ende hat Louis "gewonnen".
*die Battenbergs waren zwar Nachkommen Victorias, aber hatten wegen der deutschen Herkunft schon im ersten Weltkrieg mit Animositäten zu kämpfen und waren dazu noch ziemlich unvermögend. Louis galt als Emporkömmling.
Dass man auf Philips griechische Herkunft auch herabsah, ist auch deshalb interessant, da seine Cousine Marina doch mit dem Herzog von Kent verheiratet und somit eine angeheiratete Tante der Queen war.
Ok, ihre Familienverhältnisse waren um einiges stabiler. Marina, war die letzte ausländische Prinzessin, die ins britische Königshaus einheiratete und hat ihre beiden Schwägerinnen wohl immer abschätzig als "diese schottischen Mädchen" bezeichnet.
Meine Mutter ist dieses Jahr 70 geworden und die ist längst nicht mehr so verbissen wie in ihren 50ern. Abgesehen davon, sie hat damals erst kürzlich ihren Ehemann verloren und hatte quasi von heute auf morgen nichts mehr zu tun.
Auf dem Schloß in Schottland hat man ja gesehen, wie glücklich sie sein kann, wenn sie weg von dem Trubel in London ist.
So, ich bin nun auch mit allen zehn Folgen durch - und sehr gespannt wie es weiter geht.
Besonders gefallen hat mir (neben der grandiosen Kulisse und den durchweg tollen Schauspielern), wie damalige Ereignisse mal mehr, mal weniger deutlich thematisiert werden ohne dass die "Krone" dabei in den Hintergrund gedrängt wird (das ist insbesondere in der Folge 4 mit der Smog-Katastrophe sehr gut gelungen). Atmosphärisch gut umgesetzt fand ich auch, wie der "grosse Rahmen" dieser Zeit dargestellt wurde: nämlich, dass es für Grossbritannien eine Art Übergangszeit vom Empire zum Commonwealth war, der Abstieg von einer Grossmacht in die "zweite Reihe". Churchill, der das nicht akzeptierte, Elizabeth aber merkt, dass die alten, noch sehr viktorianisch geprägten Zeiten vorbei sind und sich auch die Krone darauf einstellen muss - z.B. die Thematisierung ihrer mangelhaften Allgemeinbildung - aber auch das wachsende Selbstbewusstsein der Medien, die sich nicht mehr "weil es so ist" an Konventionen halten (Affäre Townsend/Margreth).
Wie authentisch bzw. historisch akkurat die Darstellung der Windsor-Familie ist, kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass der Initiator und Drehbuchautor der Serie, Peter Morgan, sich genug und tief mit der Thematik auseinandergesetzt hat (er schrieb schon das Drehbuch für "The Queen"). Was die Privatkorrespondenz von Eduard VIII. betrifft: auf die Bezog er sich oft selber - u.a. in längeren Interviews im amerikanischen TV. Vermutlich sind diese Briefe für Historiker in irgendwelchen US-Archiven sogar einsehbar.
Eine Szene aber - die als Churchill an seinem Hosenladen nestelnd eine Kabinettssitzung verlässt - ist ziemlich sicher dramaturgisch zugespitzt dargestellt, aber nicht per se "falsch". Dass Churchill in seiner zweiten Amtszeit als Premier an Sitzungen nicht selten einpennte (oder es vorgab, wenn ihn Themen oder Personen nicht interessierten), gilt als gesichert. Ebenso, dass er ohne erkennbaren Anlass ab und an mal eine Sitzung verliess und für Tage abtauchte (das waren sich die meisten Kabinettsmitglieder - und auch Georg VI. schon aus früheren Zeiten gewohnt. Dickkopf halt).
Interessante Ausführungen. Danke
Das lässt auch Churchills Bestreben, während dem 2. Weltkrieg die Hauptinvasion lange nicht in Frankreich, sondern in Griechenland zu favorisieren, um eine zusätzliche Komponente erweitern: die "Installation" eines griechischen Thronfolgers dort, der Grossbritannien wohlgesonnen ist, würde den Machtbereich des "Empire" (bzw. das, was er sich darunter vorstellte), strategisch erweitern. Folglich lag es kaum in seinem Interesse, dass ausgerechnet Philip damals die designierte britische Thronfolgerin "datete". Churchill ging auch nach dem Weltkrieg davon aus, dass ein militärisches Eingreifen der westlichen Alliierten während dem Bürgerkrieg in Griechenland "machbar und notwendig" sei. Eden (sein damaliger Stellvertreter in der Opposition im Unterhaus) sah das anders. Mountbatten hatte sich bereits während dem 2. Weltkrieg gegen diese "Idee" ausgesprochen, da sie militärstrategischer Unsinn war. Attlee (der damalige Labour-Premier) war sowieso dagegen.
Ich hoffe, ich langweile Euch da nicht mit meinen Ausführungen
Hierzu muss man aber noch erwähnen, dass Prinz Philip nicht der griechische Thronfolger war. Er war relativ weit vorne in der Liste und seine Mutter war eines der beliebstesten, wenn nicht sogar das beliebteste, Mitglied der griechischen Königsfamilie, aber er wäre normalerweise nicht griechischer König geworden.
Wir seh'n mit Grausen ringsherum:
Die Leute werden alt und dumm.
Nur wir allein im weiten Kreise,
Wir bleiben jung und werden weise.
Eugen Roth
Mir war gar nicht bewusst das Philip so weit vorne in der Thronfolge stand.
„Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“
Evelyn Beatrice Hall
Darum schrieb ich auch, eventuelle Ansprüche.
Alice hatte da sicher Illusionen, andererseits war die griechische Politik im letzten Jahrhundert ein ziemliches Chaos.