Vorneweg, ich bin wirklich überzeugt, auch wie du hier im Thread schreibst, daß du eine tolle Lehrerin bist und die Kinder dir wirklich am Herzen liegen.
Nur, ich hab das in der Praxis anders erlebt. Ganz anders. Da fand Inklusion und individuelle Förderung nur auf dem Papier statt. Im Gegenteil, Eltern von schwierigen Kindern wurde erzählt, auf Schule xy würde das Kind eine viel besser Förderung erhalten. Über die Empfehlung am Ende der 4. Klasse hab ich mich im Frühjahr hierforums schon ausgekotzt. Einem überwiegenden Teil der Kinder mit Migrationshintergrund wurde die Gymnasialempfehlung mit fadenscheinigen Gründen verweigert.
Meine Tochter ist jetzt seit einigen Wochen auf einer Gesamtschule und sie ist regelrecht aufgeblüht. Sie lernt wieder gerne, nimmt am Unterricht teil und "traut" sich sogar ihren Mathelehrer auf Fehler seinerseits hinzuweisen.
Also, was ich damit sagen möchte, es steht und fällt schon sehr viel mit den Lehrern. Da kann man als Eltern noch so fördern und unterstützen, wenn die Lehrer nicht differenzieren wollen oder können, ist das alles für die Katz. War übrigens zu meiner Zeit auch schon. In dem einen Jahr, als ich einen wirklich fähigen Englischlehrer hatte, waren meine Noten auch richtig gut.
Ich bin übrigens inzwischen ein richtiger Fan vom Konzept Gesamtschule. Zumindest an unserer ist das Bildungskonzept einfach klasse. Die Schüler bekommen einen Aufgabenplan für einige Wochen (1/6 des Schuljahres, also bis zur nächsten Klassenarbeit) und arbeiten diesen selbständig und im eigenen Tempo ab. Der Aufgabenplan ist aber nicht für alle gleich, es gibt Varianten für alle Stufen zwischen "hat Dyskalkulie" und "ist Mathe-Nerd" inkl. ganz vielen Hilfsmitteln, Hinweiskarten und anderem Pipapo.
Verständlicherweise ist die Schule heißbegehrt. Und, was macht die allwissende CDU-Regierung in Düsseldorf? Ja, richtig, sie stoppt den Bau weiterer Gesamtschulen, weil die sind ja doof und können nichts leisten...
Das Thema wird im ganzen Ioff vermieden.
Und wer trotzdem Kritik äußert, der wird gesperrt. Alles schon selbst erlebt.
Ach wirklich? Meiner Meinung nach sind die Migranten das Hauptproblem.
Bei teilweise deutlich über 50% Migrantenanteil ist an ein normales Unterrichtstempo nicht mehr zu denken. Vom massiven Mobbing und einem permanenten Gefühl der Unsicherheit ganz zu schweigen.
Das zweite Problem ist heutzutage ein Großteil der Eltern. Es ist scheinbar nicht mehr "in" mit seinen Kindern zu sprechen, zu singen, ihnen vorzulesen, mit ihnen zu lernen, sie abzufragen, etc. Von der fehlenden Vermittlung von Anstand und Grundwerten ganz zu schweigen. Das dürfen dann alles gerne die Lehrer übernehmen. Aber es ist natürlich wesentlich einfacher auf das Schulsystem und die Lehrer zu schimpfen. Gerade wenn das eigene Kind mal wieder schlechte Noten mit nach Hause bringt und dummerweise eben nicht hochbegabt und dadurch vom Unterrichtsgeschehen gelangweilt ist. Erlebe ich jede Woche im Dutzend
Es kommt immer darauf an, wie Kritik geäußert wird.
Geändert von Little_Ally (17-10-2017 um 13:19 Uhr)
Oh nein, das ist überhaupt nicht OT, im Gegenteil, du bestätigst quasi meine Erfahrungen der Grundschulzeit.
Ich leb hier im Boboland und die Eltern um mich herum ticken genauso wie du. Schön darauf bedacht, daß das eigene Augensternchen auch ja auf die richtige Schule geht und bloß nicht zuviel mit den böse Migrantenkindern in Berühung kommt. Und nein, das sind alles keine AfD-Protestwähler, sondern typisches FDP-Klientel.
Erst mal danke dir!
Ohne zu wissen, wie die Situation war: Kann es nicht tatsächlich sein, dass Kind xy an einer anderen Schule besser aufgehoben wäre? Ich bin nämlich kein Fan von Inklusion um jeden Preis - es gibt Kinder, die wären auf einer Förderschule mit ganz kleinen Klassen und anders geschulten Lehrern (ich habe im Studium nämlich genau gar nichts zum Thema Sonderpädagogik gelernt) wirklich besser dran. Auch sehr verhaltensauffällige Kinder sind vielleicht an entsprechenden Schulen besser aufgehoben.
Zu der Gymnasialempfehlung: Das hört man ja immer wieder und ich finde es zum Kotzen.
Ich habe fast 50% Migrantenanteil in meiner Klasse und normales Tempo ist absolut möglich. Letztes Jahr habe ich einen Jungen aus Afghanistan dazu bekommen, der wenig Deutschkenntnisse hatte. Der hat in Deutsch dann eben erst mal andere Aufgaben als die anderen bekommen, bis er soweit aufgeholt hatte. Davon wurden die anderen Kinder doch nicht beeinflusst Inzwischen ist er soweit und macht ganz normal alle Aufgaben mit. Das geht natürlich nur mit entsprechender Motivation des Kindes. Aber das ist doch immer so. In Klasse 4 sitzt ein Junge, der schreibt gar nichts mit. Der sitzt nur da und spielt mit Stiften. Nationalität? Deutsch.
Ich mag Pauschalisierungen nicht.
Wird es. Es wurden alle möglichen Gespräche geführt, Tests gemacht, diverse Außenstellen eingeschaltet... Soll man mit der Knarre vor dem Kind stehen?
Die Eltern verweigern übrigens alle Hilfen.
Das tut mir leid für den Jungen.
Ist es ein ADSler ohne H?
„Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“
Evelyn Beatrice Hall
Nein. Er ist eventuell autistisch, aber die Eltern wollen nicht, dass er untersucht wird. Also wird er eben mitgeschleift, ohne wirklich was mitzubekommen.
So ein Schüler wäre sicher in einer kleineren Klasse, in der er mehr Betreuung bekommen würde, besser dran.
Nein, absolut kein Zweifel. Die Direktorin hat sich sogar damit gebrüstet und ihre Erleichterung gezeigt, daß "sowas" endlich weg ist.
Die Klasse meiner Tochter war eine ausgewiesene I-Klasse, wir haben sie explizit für sie ausgewählt (konnte man bei der Anmeldung) und von ursprünglich 5 Kindern waren am Ende der 4. Klasse nur noch eins übrig.
Man sollte Gymnasien einfach ganz abschaffen, dann erledigt sich die ganze Diskussion mit den Empfehlungen wie von selbst und die Eltern entspannen vielleicht auch mal wieder ein bisschen.
Ich weiß auch nicht, wie es in anderen europäischen Ländern ist, aber ich würde wetten, dass Deutschland mal wieder eines der wenigen Länder mit einem drei- (oder heißt es mittlerweile zwei-?) gliedrigen Schulsystem ist.
Ich halte von diesen Empfehlungen im Übrigen auch nicht so viel, sehe aber ein, dass es ein heilloses Durcheinander gibt, wenn Eltern gänzlich an den Fähigkeiten ihres Kindes vorbei entscheiden.
Das geht natürlich gar nicht.
Du hast oben noch geschrieben, alles steht und fällt mit dem Lehrer. Das ist absolut so. Auch Hattie hat das in seiner Studie herausgefunden. Die lege ich immer gerne jedem ans Herz, die ist echt gut und aussagekräftig.
Deutschland ist tatsächlich eins der ganz wenigen Länder mit so einem System. Ich finde es nicht so einfahc zu entscheiden, was besser ist. Sitzen alle zusammen, gibt es wieder Beschwerden, die Schnellen würden gebremst und die Schwachen würden demotiviert.
Ist es auch.