Finale!!! Und was für eins! Trotz der Hitze hatte ich die ganze Folge über Gänsehaut, weil ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde. Nach dem Schock der letzten Folge hat sich June immerhin äußerlich beruhigt und ist sogar bereit Fred - der als zukünftig freier Mann nach Genf zieht - zu treffen! Eine tolle, spannungsgeladene Szene! Natürlich gibt June nicht mit dem ausgehandelten Deal zufrieden und plant - ohne Moira und Luke einzuweihen - eigene Schritte. Sie trifft sich mit Tuello und beide zusammen verlassen sogar Kanada um sich in Grenzgebiet von Gilead mit Lawrence zu treffen. Dieser bietet einen Deal: Fred gegen 22 Frauen, die in Gilead im Widerstand arbeiten. Tuello zögert. doch June kann ihn schließlich überzeugen, das diese Frauen wichtiger sind, als Fred, von dem er bereits sämtliche Informationen über das System in Gilead erhalten hat.
Vor dem Austausch erfahren wir aber noch, das Serena und Fred sämtliche Annehmlichkeiten genießen dürfen: Alkohol, Internet, Handy.. ja man plant sogar einen Zoomcall, wenn Fred in Genf gelandet ist. In einem Gespräch zwischen Tuello und Serene sehen wir, das sie immer noch voll im Gilead-Modus steckt, was sich nicht nur in Frisur und einem blauen Kleid bei offiziellen Terminen zeigt. So verlangt sie, das Fred weiterhin als 'Commander' angeredet wird, ihnen schnelleres Internet zur Verfügung gestellt wird, um die zahlreichen Presseanfragen beantworten zu können.
Fred wird von dem Deal zwischen Lawrence und Tuello völlig überrumpelt und für den Zuschauer ist es eine erste Genugtuung zu erleben, wie Joseph Fiennes das spielt ("I'm a man, I have rights!"). An der Grenze wird Fred dann tatsächlich gegen die 22 Frauen ausgetauscht und zusätzlich zum wartenden Lawrence, der Fred eine gewisse Sicherheit bietet, taucht Nick mit Wächern der Augen auf und nimmt Fred in Gewahrsam. Dann wird auch endlich der doch sehr kryptische Episodentitel "The Wilderness" deutlicher, als man im Niemandsland hält und Nick und Fred mitten im Wald auf June (im roten Mantel) treffen. Nick läßt beide nach einem Kuss (der Fred wohl zum ersten Mal das Verhältnis der beiden zeigt) allein und June, ganz ruhig und gelassen, stellt Fred vor die Wahl: Pistole oder Pfeife . Fred wählt natürlich nichts, da er June nicht für fähig hält, ihn zu erschießen. Diese nutzt die Pfeife und wie aus dem Nichts kommen mindestens 20 andere Frauen (inkl. Emily) mit Taschenlampen aus der Dunkelheit. "Run!" flüstert June Fred zu und zu den Klängen von "You don't own me" von Lesley Gore (welches bereits in der 1. Folge der Serie verwendet wurde) beginnt eine wile Hetzjagd durch den Wald, die mit seinem Tod endet. Zum Beweis werden Serena per Post der Ehering und ein Finger ihres Mannes geschickt (und man kurz den toten Fred (kopflos!) sieht, wie er an einer Mauer hängt, die mit "Nolite Te Bastardes Carborundorum" besprüht ist (dem Spruch, den Junes Vorgängerin bei den Waterfords in ihrem Zimmer hinterlassen hat). Am Ende verabschiedet sich eine blutverschmierte June von Nichole und Luke, auch wenn erstmal offen bleibt, was ihre weiteren Pläne sind. Ende und buchstäbliches Rauschen im Wald. Natürlich war auch diese Folge - wie jede andere zuvor - wieder durch die Bank weg grandios gefilmt und gespielt. Selbst der dröge Nick konnte endlich mal was zur Handlung beitragen (für mich ja die am schlechtesten ausgearbeitete Figur der Serie).
Ein tolles, hartes, aber doch sehr zufriedenstellendes Staffelfinale mit viel Platz für eine Fortsetzung.
Mir hat diese Staffel, wie man gemerkt hat, wieder sehr gut gefallen. Die Serie hat große Schritte gemacht und ist dabei immer spannend und überraschend geblieben. Es gab viele neue Schauplätze, interessante Neuzugänge im Cast, die sicher auch in der 5. Staffel noch wichtig sein werden. Im Vorfeld gab es immer wieder Diskussionen, warum June nach dem Ende der 2. bzw. dann der 3. Staffel weiter in Gilead geblieben ist. Jetzt, mit dem Wissen der 4. Staffel macht das alles noch mehr Sinn. Gilead früher zu verlassen wäre der Wirkung dieses Schritts (und das auch sehr anschaulich gezeigte Trauma) nicht gerecht geworden. Am Ende der 2. Staffel war es viel zu früh und am Ende der 3. wäre das in der Freude um die vielen geretteten Kinder untergegangen. Auch finde ich es im Nachhinein richtig, das noch einige ihrer Weggefährtinnen dran glauben mußten (z.B. Alma/ Brianna) und andere (Janine) nicht dabei sein duften, als June - dessen Geschichte das ja immer noch ist - ganz allein die Flucht nach Kanada gelingt. Die 5. Staffel wird dann wohl auch endlich "Die Zeuginnen" mit einbeziehen, aber wohl in anderer Figurenkonstellation als im Buch. Ich bin gespannt, auch wenn es jetzt wohl erstmal wieder 1 Jahre warten bedeutet.
Hier ein sehr interessantes Interview mit Showrunner Bruce Miller zu Staffelfinale:
https://ew.com/tv/the-handmaids-tale...ason-4-finale/