Zitat von
dracena
Oh ja, über Korian kann ich viel erzählen.
Ich habe in einem Pflegeheim gearbeitet (sozialer Dienst), das an Korian verkauft wurde.
In der Vorstellungsrunde, in der Korian sich präsentierte und erzählte, was so alles geplant sei (goldene Zeitalter, mindestens), war sehr oft die Rede von Gewinn, Profit, Umstrukturierung, Straffung, Re-Organisierung und wieder Gewinn. Menschen, geschweige denn Bewohner, wurden nicht erwähnt.
Uns wurde versichert, die geplanten Schritte würden gar nicht auffallen oder sich großartig auf den Alltag auswirken. Jo, wers glaubt.
Ab sofort gab es keine Apfelschorle mehr, weil die Flaschen am Ende des Tages weggekippt werden mussten wegen möglicher Gärung. Ab sofort wurde das Essen für die Bewohner genauestens bemessen und mit genormten Schöpfkellen ausgeteilt. Statt jeder nur ein Kreuz war es halt jeder nur eine Kelle Suppe.
Statt 4 x pro Jahr wurden die Vorhänge nur noch 2 x pro Jahr abgenommen und gereinigt.
Solche Sachen halt, die einzeln vielleicht nicht sooo auffallen, sich aber summieren und zu Lasten der Bewohner gehen.
Neue Mitarbeiter wurden für weniger Gehalt eingestellt, Stellen wurden nicht sofort besetzt und es gab weniger Stellen, vor allem für ausgelernte Fachkräfte. In der Mittagszeit war dann oft eine Pflegekraft allein auf einem Wohnbereich mit 20 Bewohnern. Da darf dann echt nichts schiefgehen.
Ich bin da weggegangen, zusammen mit allen anderen aus dem sozialen Dienst. Die jetzigen Mitarbeiter im SD sind auch für Essensausgabe und Essenanreichen, Küchendienst (putzen) und Toilettengänge zuständig. Das waren wir nicht und das ist auch von den Pflegekassen, die den sozialen Dienst finanzieren, nicht vorgesehen. Wir sollen betreuen, nicht pflegen bzw vorpflegerische Arbeit leisten (Das allerdings ist nicht nur bei Korian so, sondern bei der AWO hier leider auch).
Pflege sollte meiner Meinung nach nicht privatisiert sein. Die Gefahr, dass sie nur noch profitorientiert ist, ist einfach zu groß.
Natürlich sollen und müssen Einrichtungen kostenbewusst arbeiten. Geld aus dem Fenster werfen ist nie angemessen. Aber es gibt eine Grenze zwischen sinnvollen Einsparungen und Geiz, der auf Kosten der Menschen geht.