Pflegenotstand-nicht nur alle 4 Jahre

[BlackGirl]

Einigen wir uns darauf, dass gute Pflege Kopf und Herz braucht?

Außerdem eine Ausbildung (kann nicht jeder) und einen ausreichenden Personalschlüssel, nicht nur die absolute Personaluntergrenze.

Eine dreijährige (!) Ausbildung inkl. Examen. Nicht ein zweitägiger Crashkurs, nur um dann direkt an den Schläuchen herumzuspielen.

Nur so als Beispiel aus der Praxis, ich war ja jetzt zwei Tage wieder im KH: Bei der Bettnachbarin lief der Tropf, der war fertig und sie sollte abgestöpselt werden. Der Pflegeschüler hat zu ihr gemeint, er ist erst(!) im zweiten Jahr, er lässt das lieber die Fachkraft machen, er kann das noch nicht. Die kam dann und hat es ausführlich erklärt und er machte es dann nach Anleitung.

So! läuft professionelle Pflege und Ausbildung.

[Claudia]

Ja, ich meinte eine richtige Ausbildung und keinen Crashkurs.

[BlackGirl]

Eben, Pflegekräfte sind Profis. Genauso wie Handwerker. Keiner würde auf die Idee kommen zu sagen, ein Tatortreiniger ist doch "nur" ne Putze. Und wieso? Wegen Bjarne Mädel!

Und deswegen ist es immens wichtig, dass Pflegekräfte als die Profis dargestellt werden, die sie sind.

[Proteus]

Das Problem ist doch schon der Titel. Pflege braucht keine "Herzblut"-Menschen, die mit Hingabe und viel Nächstenliebe sich gerne kümmern, die brauchen Personen mit Köpfchen. Denn so ne Intensivpflegekraft, das ist ne medizinische Fachkraft, die was drauf haben muss. Da kommste mir "Pflege kann jeder" nicht weit.

Und das muss eben in die Köpfe von Entscheidern. Pflege ist nicht nur füttern, waschen, Hintern abputzen.

...

Vielleicht sollte man darüber nachdenken, die Pflegeberufe so zu reformieren dass es unterschiedliche Klassen von Pfleger/inne/n gibt.

Pflege ist nicht nur füttern, waschen, Hintern abputzen, wie Du richtig anmerkst.
Aber gerade damit verbringen Pfleger/inne/n ja offenbar auch viel Zeit.

Wenn so etwas noch nicht existiert, wäre es eventuell an der Zeit für eine Neueinteilung der Aufgaben und eventuell der Schaffung von 2 Klassen von Pflegern.
Klasse 1 = examinierte Pfleger
Klasse 2 = Pflegehilfskräfte

Für Aufgaben der Klasse 2 (zu denen dann eben das Füttern/Essen verteilen, Waschen, Hintern abputzen gehören würde) würden dann vor allem Pflegehilfskräfte herangezogen (und examinierte Pfleger/inne/n nur im Ausnahmefall).
Die examinierten Pfleger wären dann hingegen dann vornehmlich für Aufgaben der Klasse 1 zuständig (i.e. alles im direkten medizinischen Bereich, wie Medikamentendosierungen, Katheter legen/entfernen etc. )

So eine Aufgabenteilung sollte doch eigentlich möglich sein ... und damit hätten dann auch Leute ihren Platz im medizinischen Betrieb, welche zwar das Herzblut mitbringen um sich um Menschen zu kümmern, aber nicht über die intellektuellen Voraussetzungen verfügen, um tatsächlich zu vollwertigen examinierten Pflegern zu werden

[BlackGirl]

Die Einteilung gibt es doch schon. In der Reha z.B. war es oft so, dass eine PFK auf 3-4 Pflegeschüler:innen oder Hilfskräfte kam. Es gibt eine ganz klare Regelung, was z.B. nur eine Examinierte darf.

Und dann haben wir noch den sog. Arztvorbehalt. Dinge, die nur ein Arzt machen darf, obwohl es die PFK dreimal besser weiß und kann. Da bewegt sich nur gaaaaanz langsam was, wie z.B. bei den Pflegehilfsmittel. Aber nimm dir meine Kompressionsstrümpfe, da muss meine Hausärztin eine Verordnung ausstellen, dass ein Pflegedienst die mir anziehen darf. Und anziehen darf sie auch nur eine PFK, keine Hilfskraft.

[Saruman]

Vielleicht sollte man darüber nachdenken, die Pflegeberufe so zu reformieren dass es unterschiedliche Klassen von Pfleger/inne/n gibt.

Pflege ist nicht nur füttern, waschen, Hintern abputzen, wie Du richtig anmerkst.
Aber gerade damit verbringen Pfleger/inne/n ja offenbar auch viel Zeit.

Wenn so etwas noch nicht existiert, wäre es eventuell an der Zeit für eine Neueinteilung der Aufgaben und eventuell der Schaffung von 2 Klassen von Pflegern.
Klasse 1 = examinierte Pfleger
Klasse 2 = Pflegehilfskräfte

Für Aufgaben der Klasse 2 (zu denen dann eben das Füttern/Essen verteilen, Waschen, Hintern abputzen gehören würde) würden dann vor allem Pflegehilfskräfte herangezogen (und examinierte Pfleger/inne/n nur im Ausnahmefall).
Die examinierten Pfleger wären dann hingegen dann vornehmlich für Aufgaben der Klasse 1 zuständig (i.e. alles im direkten medizinischen Bereich, wie Medikamentendosierungen, Katheter legen/entfernen etc. )

So eine Aufgabenteilung sollte doch eigentlich möglich sein ... und damit hätten dann auch Leute ihren Platz im medizinischen Betrieb, welche zwar das Herzblut mitbringen um sich um Menschen zu kümmern, aber nicht über die intellektuellen Voraussetzungen verfügen, um tatsächlich zu vollwertigen examinierten Pflegern zu werden

So wird schon in der Altenpflege/ambulanter Dienst gearbeitet.Kolleginnen verdienen knapp über Mindestlohn,man kann sich vorstellen welches Klientel sich dafür meldet,examinierte Pflegefachkräfte sind für die Behandlungspflege,Dokumentation,Kommunikation mit den Ärzten,Angehörigen etc.
Pflege ist allerdings auch Sprache+Kommunikation um eine Notsituationen erkennen zu können.

https://twitter.com/FrankKadereit/st...27688990625801">https://twitter.com/abc/status/https://twitter.com/FrankKadereit/st...27688990625801

Yepp in der Größenordnung bewegen wir uns auch in unserer Einrichtung für Fachkräfte von Leasingfirmen,Brutto versteht sich.

[Claudia]

Ich habe gehört, in der Krankenpflege verdienen Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen, die bei Personalengpässen in den Kliniken eingesetzt werden, derzeit auch mehr als die fest angestellten Pflegefachkräfte.

[Kou Hope]

Meine Ausführungen bezogen sich auf Kou Hopes folgende Bemerkung:


Dass unser Gesundheitssystem nicht optimal ist, stelle ich nicht in Abrede. Allerdings behaupte ich, dass wir trotz alledem eines der besten Gesundheitssysteme der Welt haben. Eine Triage wird sich in bestimmten Situationen einfach nicht vermeiden lassen. Ein schwerer Unfall auf der Autobahn mit vielen Verletzten gehört nunmal dazu.

Natürlich. Aber die Voraussetzungen stellen sich die meisten wohl anders vor als im von mir beschriebenen Beispiel. Es handelte sich um einen Unfall mit insgesamt 5 Verletzten, darunter offenbar kein dramatischer Fall. Ich behaupte, so etwas passiert in einer Großstadt und um sie herum beinahe täglich. Wie bereits erwähnt, geschah all dies in einem dicht besiedelten Gebiet mit vielen Krankenhäusern im nahen Umfeld.
Hier ein Abriss darüber, was Triage bedeutet. https://www.bpb.de/apuz/medizin-und-...andel-der-zeit
„die Triage ist nicht neu und in der Notfall- und Katastrophenmedizin ein unverzichtbares System zur Rettung möglichst vieler Betroffener.“

Wer ins Parkhaus möchte, kann in Großstädten ein Parkleitsystem nutzen. Leuchtanzeigen informieren jeden, der es sehen will, darüber, welches Parkhaus noch wie viele Plätze frei hat. Das „leistungsfähigsten Gesundheitssystem der Welt“ dagegen ist vor unlösbare Aufgaben gestellt, wenn es gilt, Rettungswagenbesatzungen darüber zu informieren, dass ein bestimmtes Krankenhaus gerade überlastet ist? Vorliegend war es anscheinend aus unerfindlichen Gründen auch nicht möglich, mit dem sich verzweifelt und unbestritten berechtigt sich sorgenden Vater zu sprechen und ihm zu erklären, dass es unglücklicherweise zu einer unerwarteten Notsituation gekommen war und ihm ans Herz zu legen, wenn irgend möglich, mit seinem Sohn das Krankenhaus XY aufzusuchen, wie er es nach mehr als 7 Stunden dann schließlich von sich aus tat – allerdings erst, nachdem es im 1. Krankenhaus zu einer Eskalation, nicht aber zu einer Untersuchung des Verletzten gekommen war.

Der Öffentlichkeit wurde in den vergangenen 2 Jahren sehr wohl immer wieder kommuniziert, dass die Anwendung der Methode der Triage auf die hohe Zahl der Covid-Infektionen zurückzuführen sei. Beispiele: Schon am 17.12.2020 titelte der SWR: „Ethische Extremsituation: Triage in der Covid 19-Pandemie“ und schrieb: „In einigen deutschen Krankenhäusern reichen die Kapazitäten nicht mehr zur Behandlung aller Covid-Patient*innen aus. Für Aufsehen sorgten Aussagen des Ärztliche Direktor des Oberlausitzer Bergland-Klinikums, Mathias Mengel, dass sie in seiner Klinik bereits mehrfach vor die Entscheidung gestellt waren, welche*r der Covid-Patient*innen mit Sauerstoff versorgt werden könnten und welche*r nicht.“ https://www.swr.de/swr2/leben-und-ge...demie-100.html
Die ganze Pandemiezeit hindurch habe ich Ähnliches zuhauf gelesen, so etwa im Kölner Stadt-Anzeiger am 15.04.2021 „Kölner Uniklinik am Limit „Weiche Triage wird bereits angewendet“. Das Blatt zitierte den interviewten Professor Hallek mit der Aussage: „Selbst Notfälle können nicht immer umfassend bei uns versorgt werden.“ Und erklärte: „Grund sind Covid-Patienten, von denen es immer mehr gibt.“ https://www.ksta.de/koeln/koelner-un...ndet--38289218
Die Aussage über die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems nehme ich immer stärker als reflexartiges Verteidigungsvorbringen wahr. Ich will hier gar nicht mit eigenen Erfahrungen hausieren gehen, wenn es darum geht, wie die Wirklichkeit aussieht, auch wenn die reichlich vorliegen. Saruman hatte das eindrucksvolle Interview mit Sara Merendiro verlinkt (10.10.). https://www.facebook.com/berichtausberlin/
Vielleicht erinnern sich noch einige an den jungen Pfleger, der vor einigen Jahren in einer Fernsehsendung so eindrucksvoll mit Frau Merkel sprach. Der hat sogar ein Buch geschrieben: Alexander Jorde: Kranke Pflege. Gemeinsam aus dem Notstand
Zu Fällen wie dem des verunglückten Musikers kommt es, weil die Kapazitäten sowieso schon Spitz auf Knopf gestrickt sind und Kommunikation im Gesundheitswesen generell ein neuralgischer Punkt ist.

Wenn dieses System das leistungsfähigste der Welt ist, dann stimmt etwas mit unseren Wertigkeiten nicht. Jemand schrieb hier, auch bei anderen Berufen, also nicht nur in der Pflege, sei das Anforderungsprofil gesenkt worden, Saruman, der fragte, wer sein Auto so behandeln lassen würde, sehe das alles viel zu streng. Wie kann an das vergleichen? Im Grundgesetz steht nicht "Die Würde des Autos ist unantastbar".

[dracena]

Ich habe gehört, in der Krankenpflege verdienen Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen, die bei Personalengpässen in den Kliniken eingesetzt werden, derzeit auch mehr als die fest angestellten Pflegefachkräfte.

Zum Teil ja.
Ich habe mit einigen gesprochen, die bei uns im Pflegeheim eingesetzt waren. Teilweise verdienten die tatsächlich besser und sie meinten, sie würden auch mehr geschätzt von ihrem Arbeitgeber. Aber weil wir feste Zeitarbeitsfirmen hatten, kann ich das nicht generell bestätigen.
Vor allem hatten die wirklich feste Arbeitszeiten und wurden nicht ständig angerufen, ob sie einspringen könnten, wenn sie klar kommuniziert hatten, dass sie es nicht tun würden.

[Saruman]

Und wie ist/war die Reaktion der Politik wir müssen/sollten Leasingfirmen in der Pflege abschaffen.


Gibt es noch eine Chance für professionelle #Pflege in Deutschland?

Ausgewählte Reaktionen auf das Outing: "Ich bin #Pflegefachperson"

@PflegeZubi "Dafür hast du Abitur gemacht?, da hättest du auch nach der 10. aufhören können„

@WielandRose: Das übliche was man immer hört. Was ich wirklich regelmäßig höre ist: "Haben sie das gelernt? Ist das eine Ausbildung?" Mit großen Erstaunen wenn ich erzähle das es eine 3 jährige komplexe Ausbildung ist.. Viele halten Pflege grundsätzlich für einen Anlernberuf.

PflexitarierinbleibtzuHause@schnuczi: "Hast du da überhaupt noch Bock aufs bumsen, nachdem du den ganzen Tag alte säcke und ärsche gewaschen hast?"

@Tobbelwobbel: Patient: „ Ich dachte nur Ärzte machen Verbandswechsel und ihr Pfleger reicht nur an“; Abgehörige auf ITS: „Hat der Arzt ihnen erlaubt den Patienten abzusaugen? Das können doch nur Ärzte richtig“ (war Pat mit bakterieller Pneumonie, gebrodelt wie sonst was), andere Angehörige:

...

https://twitter.com/TobiSchlegl/stat...48340996935688">https://twitter.com/abc/status/https://twitter.com/TobiSchlegl/stat...48340996935688

Bin ich mal gespannt,kann auch seinen Podcast wärmstens empfehlen,lernt man selbst als Fachkraft noch was...

https://twitter.com/TobiSchlegl/stat...76865570058244">https://twitter.com/abc/status/https://twitter.com/TobiSchlegl/stat...76865570058244

[Saruman]

Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) und Verdi fordern gemeinsam eine umfassende Strukturreform der Pflege. Nur so sei eine deutliche Entlastung der beruflich Pflegenden bei gleichzeitiger Sicherung der Patientenversorgung zu erreichen.

"Es müsse eine komplette Strukturreform der beruflichen Pflege vollzogen werden, um die Berufsgruppe zu entlasten und gleichzeitig die pflegerische Versorgung zu sichern. „
"In der öffentlichen Daseinsvorsorge dürfe profitgetriebenen Interessen kein Gewicht zukommen. Dafür aber seien grundlegende Veränderungen der Sozialgesetzgebung und der Leistungsstrukturen nötig"

Lesenswert über Spahn...

https://twitter.com/PflegeDie/status...32040512262147">https://twitter.com/abc/status/https://twitter.com/PflegeDie/status...32040512262147

Das ergab eine heute in Berlin veröffentlichte Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

72 Prozent der befragten Krankenhäuser gaben dabei an, weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung zu haben, als noch Ende 2020. 86 Prozent der Häuser konnten ihre Intensivkapazitäten aufgrund des Personalmangels nicht vollumfänglich betreiben. Die Abwanderungen betreffen in gut einem Drittel der Kliniken bis zu 5 Prozent des Intensivpflegepersonals und in knapp 30 Prozent der Intensivbereiche zwi­schen 5 und 10 Prozent der Pflegekräfte.

https://www.aerzteblatt.de/nachricht...ensivstationen

https://twitter.com/stefansell/statu...47870262456322">https://twitter.com/abc/status/https://twitter.com/stefansell/statu...47870262456322

Und das ist sicherlich noch nicht das Ende der Fahnenstange.

[beautiful.south]

Hat Stefan Sell eigentlich auch einen Tweet mit Zahlen, wie viele wegen der Pandemie in die Pflege gewechselt sind? Ich habe mehrere TV-Berichte gesehen, in denen es darum ging, dass Leute vor allem aus der Kunstbranche dorthin gegangen sind.
Aber ich glaube nicht, dass Herr Sell das thematisieren möchte.

[BlackGirl]

Hat Stefan Sell eigentlich auch einen Tweet mit Zahlen, wie viele wegen der Pandemie in die Pflege gewechselt sind? Ich habe mehrere TV-Berichte gesehen, in denen es darum ging, dass Leute vor allem aus der Kunstbranche dorthin gegangen sind.
Aber ich glaube nicht, dass Herr Sell das thematisieren möchte.

Wenn die in der Pandemie in die Pflege gewechselt sind, sind das keine Fachkräfte. Und besonders die braucht es.

[beautiful.south]

Wenn die in der Pandemie in die Pflege gewechselt sind, sind das keine Fachkräfte. Und besonders die braucht es.

Im Bericht steht nur was von Pflegekräften. Wie qualifiziert die 421 000 sind, bzw. Anteile der verschiedenen Gruppierungen, geht nicht daraus hervor.

[trulli]

Um qualifizierte Intensivpflege zu leisten, braucht es Pflegefachkräfte. Darum haben auch viele eine Zusatzausbildung. Hilfskräfte können und dürfen nicht allein an einem Intensivpatienten hantieren. Dazu gibt es auch einen Personalschlüssel, weil teilen kann sich eine Intensivpflegekraft nicht.
Ich weiß, wovon ich rede, auch wenn meine eigene Intensivzeit lang zurück liegt.