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  1. #1
    love trumps hate Avatar von Ariel
    Ort: Monkey Island

    Helikoptereltern

    Nachdem ich vor kurzem ein wunderbares Buch über Helikopter-Eltern gelesen habe, bin ich richtig auf den Geschmack von Heli-Geschichten gekommen

    Ich bin Lehrerin (derzeit habe ich eine Grundschulklasse) und erlebe berufsbedingt immer wieder schöne Sachen. Das Schild an der EIngangstür der Schule "liebe Eltern, ab hier können wir alleine gehen" gehört ja mittlerweile schon zum Standard.
    Ich habe zB eine Mutter, die ruft jedes Mal, wenn ihr Kind in der Schule einen Streit mit einem Klassenkameraden hatte an und präsentiert mir einen ausgeklügelten Plan, wie ich jetzt vorzugehen habe. Mache ich es anders (also ungefähr fast immer), dann nimmt sie alles selbst in die Hand. Ergebnis: Das Kind ist nicht in der Lage, Konfliktsituationen auszuhalten.
    Toll finde ich auch die Mütter, die den Schulranzen ihrer Kinder auf dem Rücken tragen, wenn sie sie abholen Wobei man denen zu gute halten muss, dass die wenigstens zu Fuß gehen und nicht den Parkplatz verstopfen. Das Dorf ich dem ich arbeite hat schließlich ganze 5000 Einwohner, das ist schon verdammt groß. *ironie

    Was habt ihr schon so erlebt?

  2. #2
    Zielstrebig Avatar von moki
    Ort: Niederbergisches Land
    Wir haben im Freundeskreis ein Pärchen, welches für mich der Inbegriff der Helieltern ist. Die Tochter wird mit 11 immer noch zur Schule gebracht und wieder abgeholt, obwohl sie 5 Minuten zur Schule laufen könnte. Nein, es könnte ihr in diesen Zeiten doch etwas zustossen, argumentieren sie.

    Die Mutter ist mind. drei Mal pro Woche in der Schule und will mit den Lehrern reden. Ausserdem hat sie mit ihnen Emailkontakt. Ich finde es total krass und neulich war das ein Thema im Freundeskreis. Sie lehnen jegliche Kritik ab und sehen sich selbst natürlich nicht als Helieltern.

    Ihr Hauptargument: Die Zeiten haben sich geändert und Eltern können nicht mehr so gelassen auftreten wie früher. Die schulischen Erfolge ihrer Tochter würden ihnen recht geben, sagen sie.
    Gegen Faschisten und deren Sympathisanten zu sein, macht einen nicht automatisch links, sondern demokratisch gesinnt.

  3. #3
    Ist das ein Läster- oder Diskussionsthread?

  4. #4
    Sabuha
    unregistriert
    Zitat Zitat von Ariel Beitrag anzeigen
    Toll finde ich auch die Mütter, die den Schulranzen ihrer Kinder auf dem Rücken tragen, wenn sie sie abholen
    Das habe ich auch gemacht, weil der Ranzen wirklich so schwer war.

    Ich bin zwar keine Lehrerin, aber als Elternsprecherin bekam ich auch Anrufe.
    Sogar in der weiterführenden Schule, weil zB
    - die Lehrerin Wochenarbeitsblätter verteilt hat und man lieber regelmäßige Hausaufgaben wollte, weil sonst so viel auf einmal zu tun ist (Wochenblatt hat man eine ganze Woche Zeit, aber wenn man das auf einen Tag legt, geht das natürlich schlecht)
    - die Kinder im Kunstunterricht beim Erstellen der Werke Musik auf dem Handy (mit Kopfhörer) hören durften (das Kind durfte kein Handy zur Schule mitnehmen und deshalb gab es Gemaule)
    - man eine Regelung wollte, dass WhatsApp nur bis 21 Uhr genutzt werden darf

    Also Dinge, die eigentlich in der eigenen Verantwortung/Erziehung liegen.

    In der Grundschule hat eine Mutter wegen mir heulend bei der Klassenlehrerin gesessen
    Das war echt peinlich.
    Ich sah, wie eine Mutter mit erhobenem Zeigefinger vor meinem Kind fuchtelt.
    Sah nicht nach einem netten Gespräch aus.
    Ich bin natürlich hin und habe nach dem Problem gefragt:
    Sie bestand darauf, dass mein Kind mit ihrem Sohn spielen MUSS.
    Und ich hab meinem gesagt, dass er das NICHT muss.
    Und ihr auch.

    Ach, da fällt mir ein, sie hat bis Ende der 4. Klasse das Kind BIS ZUM SITZPLATZ begleitet

    Das Schild, dass die Kinder alleine gehen könnten, hing bei uns auch. Aber keiner hat was gesagt.

  5. #5
    Sabuha
    unregistriert
    Zitat Zitat von moki Beitrag anzeigen
    Die Mutter ist mind. drei Mal pro Woche in der Schule und will mit den Lehrern reden. Ausserdem hat sie mit ihnen Emailkontakt.
    Wegen der Tochter?
    11 Jahre ist doch weiterführende Schule? Da kriegt man die Lehrer doch garnicht mehr so leicht wie in der Grundschule? Zumindest nicht zum sinnlosen Blabla?

  6. #6
    Zielstrebig Avatar von moki
    Ort: Niederbergisches Land
    Zitat Zitat von Sabuha Beitrag anzeigen
    Wegen der Tochter?
    11 Jahre ist doch weiterführende Schule? Da kriegt man die Lehrer doch garnicht mehr so leicht wie in der Grundschule? Zumindest nicht zum sinnlosen Blabla?
    Die Tochter ist auf dem Gymnasium. Ich habe keine Ahnung, ob sie es jedesmal schafft irgendeinen Lehrer zu sprechen, aber sie meinte, dass sie nicht die einzige ist, die immer hingeht.
    Gegen Faschisten und deren Sympathisanten zu sein, macht einen nicht automatisch links, sondern demokratisch gesinnt.

  7. #7
    Sabuha
    unregistriert
    Zitat Zitat von moki Beitrag anzeigen
    Die Tochter ist auf dem Gymnasium. Ich habe keine Ahnung, ob sie es jedesmal schafft irgendeinen Lehrer zu sprechen, aber sie meinte, dass sie nicht die einzige ist, die immer hingeht.
    In der Grundschule hatte man ja die Möglichkeit, bis zur Klasse zu gehen und hat die Lehrerin abgegriffen.

    Aber auf dem Gymnasium? Wenn man da keinen triftigen Grund hat, den Schulhof zu betreten, wird doch schon das Kind protestieren? Selbst abholen schön dezent irgendwo vor der Schule, dachte ich?

  8. #8
    Die werden in die Sprechstunde gehen. Gibt's allerdings in der Regel nur einmal die Woche.

  9. #9
    Elina²
    unregistriert
    Ich denke, dass sich heutzutage einfach viele Prioritäten verschoben haben und eigentlich können Eltern Dinge nur noch falsch machen. Es wird geredet und gehetzt, egal wie es gemacht wird. Und daher sollte jeder für sich und seine Kinder den Weg wählen, der für die Familie "am bequemsten", "am sichersten", "am einfachsten", "am freisten", ... was auch immer ist.

    Fährst du dein Kind zur Schule, dann verstopfst du Parkplätze, nimmst dem Kind Eigenständigkeit und behinderst die Fußgänger vor der Schule. Läuft dein Kind die 20 Minuten alleine, hat ggf. keine Laufgemeinschaft mit Elternbegleitung und wird nur in wirklichen Ausnahmen gebracht/abgeholt, dann bist du unverantwortlich, achtest nicht auf dein Kind, faul, ...

    Gehst du arbeiten, dann bist du Karrieregeil und hättest dir das mit den Kindern doch besser überlegen sollen. Bleibst du Zuhause engst du deine Kinder ein und ruhst dich auf "Staatskosten" (Kindergeld) aus.

    Und so gibt es noch hunderte von Beispielen. Selbst der goldene Mittelweg zwischen all diesem Schwarz-Weiß-Denken ist noch nicht definiert Grau genug sondern bietet Konfliktpotential bei denjenigen, die eigentlich gar nichts mit der Situation zu tun haben: Freunde mit und ohne Kinder, Eltern von den Mitschülern, Nachbarn, den Großeltern, ...

    Ich habe mir z.B. den Elternsprechtag nach jedem der drei Zeugnisse in der dritten Klasse erspart. Einfach weil auf den Briefen immer stand "Wenn sie Gesprächsbedarf haben, Fragen offen sind oder ähnliches, dann haben sie am ... um ... die Möglichkeit einer Terminvereinbarung!". Hatte ich alles nicht, einfach weil alles "perfekt" lief und ich auch nicht den Eltern, die wirklich Sorgen hatten, die Zeit dann nehmen wollte. Beim dritten Termin wurde ich dann herzitiert ob ich kein Interesse an dem Schulleben unserer Kinder hätte natürlich nicht. Ich bringe fast täglich meine Kinder alle zu ihnen ins Gebäude (Kindergarten und Schule sind in einem Gebäude, bringe ich die Kleinen also zum Kindergarten dann gehen die Großen natürlich direkt mit und müssen nicht alleine zur Schule gehen weil alles zur selben Zeit startet. Kindergarten und Schule teilen sich auch den Zugang und Schulhof/Spielplatz und so verabschiede ich meine Kinder dann auch alle am Gebäude, die Schulkinder gehen nach rechts auf den Schulhof und ich nach links zu den Kindergartengruppen - aber das ist dann wieder ein "Oh, die bringt ihre Kinder immer bis zur Schule!", wobei das immer auch wieder nicht stimmt, aber die aktuellen Gegebenheiten es einfach nicht anders effektiv hergeben), ich habe täglich die Möglichkeit über das Tagebuch mit ihnen zu kommunizieren, ich erscheine zu allen Elternabenden, ich bin im Elternbeirat und Förderverein, aber stimmt - das Schulleben meiner Kinder interessiert mich nicht

    Manchmal fehlt dann auch der Weitblick. Auf allen Seiten.
    Geändert von Elina² (16-12-2017 um 11:41 Uhr)

  10. #10
    Ich habe 2 Bekannte, die Lehrer sind.
    Sie berichten haarsträubende Sachen von übergriffigen Eltern, Helikoptereltern und generell immer unselbständiger werdenden Schülern.
    Wenn der Schüler sich schlecht benimmt, werden die Lehrer oder anderen Schüler zur Verantwortung gezogen, nie ist es das eigene Kind, das Mist gebaut hat.
    Bringt der Schüler schlechte Noten nach Hause, stehen die Eltern vor dem Lehrerzimmer und schimpfen auf die Lehrer
    Das Kind ist der heilige Gral, es wird immer versucht, den Fehler irgendwo anders zu suchen, nicht beim Kind, nicht beim eigenen Verhalten

  11. #11
    Elina, ganz deiner Meinung!

    Manchmal wirkt man vielleicht auch schrullig, weil man nie richtige Unterstützung hatte und sich so durchwurschteln musste oder das Kind einen schwierigen Start hatte. Das prägt einfach und man kann da halt schnell mit den Augen rollen. Aber konkret helfen tut es nur dem eigenen Ego. Aus der Ferne ist vieles oft verurteilt und in Schubladen gesteckt.

  12. #12
    Zitat Zitat von Yo-landi Beitrag anzeigen
    Ist das ein Läster- oder Diskussionsthread?
    Diese Frage wurden ihnen präsentiert von einem Helikopter
    Fick mich, wenn ich mich irre, aber wollten wir nicht knutschen?

  13. #13
    love trumps hate Avatar von Ariel
    Ort: Monkey Island
    Zitat Zitat von Sabuha Beitrag anzeigen
    Das habe ich auch gemacht, weil der Ranzen wirklich so schwer war.
    Auch noch in der 3 + 4 Klasse?

    Ich sehe das in die Schule fahren insofern problematisch, weil es (jedenfalls bei uns) morgens zu echt gefährlichen Situationen kommt. Die Straße die zur Schule führt ist recht eng. Da wird dann aber mitten drauf angehalten, es wird auf dem Gehweg herumrangiert oder sogar auf dem Bushalteplatz geparkt. Ob der Schulbus dann warten muss (!) oder die Kinder, die laufen, gefährdet werden, scheint total egal, hauptsache das eigene Kind kommt sicher an.

  14. #14
    Sabuha
    unregistriert
    Zitat Zitat von Ariel Beitrag anzeigen
    Auch noch in der 3 + 4 Klasse?
    Ja
    In der ersten Klasse habe ich versucht, dem Kind das Packen nach Stundenplan beizubringen.
    Dann gab es 1-2mal Ärger von der Lehrerin, weil zB Mathesachen fehlen.
    Da ich das nicht glauben konnte, habe ich nachgefragt. Ja, es soll immer ALLES mitgenommen werden.
    Da hat man zum Mathebuch ein Heft und eine Mappe. Dazu eine Art „workbook“ und dann noch so extra kleine Übungshefte, wenn man zu früh mit allem fertig ist.
    Das gleiche in Deutsch.
    Da noch Schreibheft und Geschichtenheft und Diktatheft.
    Da kommt schon ordentlich was zusammen.

    Macht sicher alles Sinn, aber alles immer mitzunehmen find ich nach wie vor blöd.
    In der Klasse lagern ging nicht, wegen Platzmangel oder irgendwelche Nachmittagskurse für andere.
    Und nur nach Stundenplan ist unerwünscht, falls der Mathelehrer fehlt und die Vertretung eine Deutschlehrerin ist.
    Dann soll die Deutschlehrerin doch mit einzelnen Arbeitsblättern die Vertretung machen?
    Wobei das sicher auch machbar gewesen wäre, wenn die Deutschlehrerin Mathe gemacht hätte.
    Aber ich glaube, das waren Ausreden. Schließlich hat die Klassenlehrerin fast alle Fächer unterrichtet und wollte vermutlich nur flexibel sein.

  15. #15
    Elina²
    unregistriert
    Hier gibt es gar keinen Stundenplan von Klasse 1 - 6 Festgelegt ist lediglich Sport/Schwimmen pro Klasse, Religion und Musik.


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