Auf „Wir sind Papst“ folgt an diesem Wochenende die Fortsetzung „Wir sind Eishockey“ und Telekom Sport klopft bei SKY schon einmal an, ob sie für ihre DEL-Übertragungen den Spruch „Stärkste Liga der Welt“ verwenden kann.
So oder so, etwas Positives hat der deutsche Sieg: knapp zwei Minuten nach der Niederlage der kanadischen Mannschaft, dürften Telefonkonferenzen zwischen NHL-Commissioner Gary Battman und der NHLPA gestartet sein, um für die Olympischen Winterspiele 2022 NHL-Profis nach Peking zu bekommen – Spaß beiseite: die Wahrscheinlichkeit dass NHL-Profis 2022 dabei sind, war schon vor diesem Turnier relativ hoch, wenn man bedenkt, dass die NHL derzeit versucht den chinesischen Markt zu knacken.
Also: Freakverlauf des NHL-losen Eishockeyturniers bei den Männern und Deutschland morgen ab 5h10 im Finale gegen „OAR“ respektive „Russland“. Das ZDF, EURO1 und EURO2 übertragen. Anscheinend setzt Eurosport für seine Programme unterschiedliche Kommentatorenbesetzungen. Ich habe gestern nur die letzten fünf Minuten von Deutschland – Kanada auf EURO1 mit Gerhard Leinauer und Patrick Ehelechner gesehen und ich fand es eine Katastrophe. Nichts gegen eine emotionale Kommentierung. Aber wenn der Experte die Kommentierung übernehmen muss, weil der Kommentator (Leinauer) komplett im Fanboy-Modus umgeschaltet hat und nur noch so klingt, wie jemand im Wohnzimmer (Beispiel: bei einem Konter steht ein deutscher Spieler einen Meter im Abseits, Schiedsrichter pfeift, Leinauer brüllt: „WAS PFEIFT DENN DER SCHIEDSRICHTER DA?“), dann hat sich der Kommentator überflüssig und seinen Job schlecht gemacht.
Die Sender finden es inzwischen offensichtlich sehr geil, die Buschmann-Karte auszuspielen. Dadurch sind sie in den Medien und Social Media präsent. Keiner redet mehr von den schlechten Einschaltquoten der Abendshow bei Eurosport, sondern von „pure Emotionen“, ein Ausdruck aus der Hölle der Werbeagenturen, mit denen ansonsten Automobile oder Abführmittel verkauft werden.
Wenn die Schlusssirene erklingt, möchte ich nicht die Kommentatorenkabine brüllen hören – sondern die Spieler und Betreuer. Emotionen ja. Aber von den Akteuren und nicht von Journalisten, die sich in dieser Beziehung offensichtlich für zu wichtig nehmen.
Wenn das Ziel von Sportkommentierung „Sau rauslassen“ ist, haben wir uns von Journalismus verabschiedet und sind im Club Med abgekommen. Brüllen und Schreien als Kalkül, um in der Sportmedienlandschaft wahrgenommen zu werden und ein paar Likes zu bekommen. Dann haben wir uns die Dünnbrettbohrer wie Jörg Dahlmann und Rainer Calmund redlich verdient.
Hoffnung macht, dass Club-Med-Animateure-Attitüde eher von Herren in oder jenseits der Midlife-Crisis ausgeht. In 18 Monaten DAZN, mit überwiegend jungen und neuen Kommentatoren, ist man der Buschmann-Schiene aus dem Weg gegangen.
Sollte es morgen wieder Leinauer und Ehelechner auf EURO1 geben, wäre eine Option die anderen Eurosport-Kanäle-/Streams zu versuchen. So war gestern auch Oliver Faßnacht Kommentator für das Deutschland-Spiel und ein Faßnacht hat schon bei einigen Olympischen Eishockey-Turnieren seine Qualitäten gezeigt.
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