Naja, Quote hin oder her, nach Platz 6 in Sotschi in der Medaillenwertung sind diese Spiele doch ein gehöriger Schritt nach vorne.
Naja, Quote hin oder her, nach Platz 6 in Sotschi in der Medaillenwertung sind diese Spiele doch ein gehöriger Schritt nach vorne.
30 Medaillen waren von mir vorher als Ziel ausgegeben, kurz vorher war ich ja sogar noch pessimistisch und wäre sogar mit 25 zufrieden gewesen. Von daher kann ich nicht motzen, sondern nur ein vergeben.
Das es natürlich viele Baustellen gibt, ist ja unbestritten.
Mein Tipp waren ja auch 30 (liege gerne daneben und nehme 31), wobei das a) zugegebenermaßen ein optimistischer Tipp war und b) ich eher mit einer unterdurchschnittlichen Goldquote gerechnet hätte.
Daher von mir natürlich auch
Bilanz nach Tag 15:
Medaillen gesamt:
(13 - 8 - 7) -> 28
in denselben bisher ausgetragenen Disziplinen gab es in Sochi:
(8 - 6 - 5) -> 19
in denselben bisher ausgetragenen Disziplinen gab es bei den 2017er-WM's:
(16 - 10 - 5) -> 31
... und wir werden alle sterben! Alle!
mimimimimimi!
Auch schön: An 15 von 16 Olympiatagen mindestens eine Medaille geholt. Nur am ersten Freitag, als wir schon 9 Goldene hatten, gab es keine.
Das schafft sonst (bisher) niemand. Norwegen könnte morgen ebenfalls noch auf 15 von 16 gleich ziehen, wenn sie im Langlauf 'ne Medaille holen.
Versuch eines Fazits mit Schulnoten. Maßstab dabei die Erwartungen am Tag der Eröffnungsfeier, also ausdrücklich nicht am Beginn des Zyklus oder vor der Saison (Neureuther, Luitz, Zacher).
Verglichen wird dabei immer mit meiner persönlichen, eher realistisch-pessimistischen Erwartungshaltung, die zu insgesamt 26 Medaillen geführt hätte. Berücksichtigt wird aber (natürlich) die Leistung insgesamt und nicht nur erreichte oder nicht erreichte Medaillen.
Ski Alpin: Erwartung 1, erreicht 0 Medaillen; Note 3-
Gute Leistungen der Speed-Herren, auch wenn das letzte Stück noch gefehlt hat. Die Techniker ziemlich enttäuschend, wobei Schmid (RTL) und Straßer (TL) halt riskiert haben und ausgeschieden sind, daher wenig Vorwürfe.
Rebensburg mit eigentlich guter Form, leider die einzige richtig gute Chance im RTL nicht genutzt, dort wurde auch die angepeilte Medaille verloren. Im Speed grob wie erwartet, im Super-G ziemlich nahe dran an der Medaille, auch wenn es wohl auch ohne Fehler nicht gereicht hätte. Weidle sehr gut, die Slalomdamen dagegen schon sehr enttäuschend.
Ordentliche bis gute Leistung im Team, leider war mit der Setzliste nicht viel mehr drin. Mit Neureuther und Luitz wäre man in der Setzliste möglicherweise 1-2 Plätze weiter vorne gewesen und wäre dann gegen Norwegen oder Italien gefahren im VF. Hätte, hätte…
Insgesamt erscheint es mir angesichts der Verletzungssituation unangebracht, zu sehr auf die Alpinen draufzuhauen. Man hatte eine große Medaillenchance, die knapp nicht gestochen hat. Der Rest war, wenn man es realistisch betrachtet, die Hoffnung auf eine größere Überraschung. Diese gibt es natürlich, aber halt nicht immer.
Biathlon: Erwartung 5, erreicht 7 Medaillen; Note 1-
Die Herren haben die Erwartungen (1 Einzel-, 1 Teammedaille) pulverisiert und waren in den Einzelrennen (bis auf das Einzel) auch mannschaftlich sehr stark. Zweite Medaille in Sprint und Massenstart nur um einen Schuss verpasst. Die Staffel extrem glücklich zu Bronze, meine Landsleute Doll und Schempp doch ziemlich schwach.
Bei den Damen lag erwartungsgemäß viel an Dahlmeier, obwohl Hinz und Preuß an Medaillen gekratzt haben. Laura in der ersten Woche natürlich überragend, leicht enttäuscht haben (vor allem läuferisch) Herrmann und Hildebrand. Hammerschmidt etwas auf verlorenem Posten it einem Einsatz im Einzel. Der Massenstart durch die Bank sehr schwach (Material?), zum Staffeldebakel ist alles gesagt.
In der Mixedstaffel eine Mischung auf Pech (Husten), Unvermögen (Schießen Peiffer) und Willkür (Juryentscheidung). Absolut mögliche Medaille total unnötig verpasst.
Letztlich bleibt das Fazit vor allem wegen der Einzelrennen der Herren aber sehr positiv.
Bob: Erwartung 3, erreicht 4 Medaillen, Note 1-
Die hohen Erwartungen nach den Weltcupergebnissen wurden übertroffen, alle Goldmedaillen gingen (zumindest auch) nach Deutschland. Alle Bobs im Zweier mit vorne dabei, Friedrich haben zwei richtig gute Läufe sogar zu Gold gereicht. Die anderen beiden dann mit einem oder zwei Fehlern zu viel, um noch ganz nach vorne zu kommen. Im Vierer Friedrich dann absolut souverän und auch Walther bestätigte die Favoritenrolle, einzig Lochner doch als große Enttäuschung.
Jamanka mit der großen Überraschung im Zweier, dagegen großes Pech für Schneider mit den Verletzungen, ohne die es wohl sogar eine zweite Medaille gegeben hätte.
Langlauf: Erwartung 0, erreicht 0 Medaillen, Note 4
Die Damen insgesamt überhaupt nicht in Form, auch wenn nach der insgesamt negativen Tendenz im Weltcup nicht viel zu erwarten war. Ringwald im Sprint noch am besten, ansonsten keine Chance auf Top10-Plätze. Staffel noch einigermaßen in Ordnung. Auch wenn Medaillen unrealistisch waren, war das viel zu wenig.
Die Herren dagegen erfreulich; Bing, Bögl und Katz mit 4 Top-16-Platzierungen in den Einzelrennen. Bing hätte zudem das Halbfinale im Sprint schaffen können, nur knapp vorbei. Eisenlauer eher schwach, daher die Aufstellung im Teamsprint unverständlich. Staffel auch eher besser als erwartet.
Eiskunstlauf: Erwartung 1, erreicht 1 Medaille, Note 1
Savchenko/Massot endlich mit der ersehnten Goldmedaille dank einer überragenden Kür. In den anderen Wettbewerben zumindest überall vertreten, bewerten kann ich die Leistungen nicht.
Ski Freestyle: Erwartung 0, erreicht 0 Medaillen, Note 3-
Cakmakli hat Spaß gemacht, auch wenn ein oder zwei Plätze weiter vorne möglich gewesen wäre. Förster auf der Buckelpiste auch absolut in Ordnung, nur ganz knapp an den Top12 vorbei. Enttäuschend dagegen die männlichen Skicrosser, da hätte man doch ganz gerne einen oder zwei in die nächste Runde(n) bringen dürfen.
Eishockey: Erwartung 0, erreicht 1 Medaille, Note 1+
Das Miracle on Ice 2018 Edition. Ein Stück Sportgeschichte.
Rodeln: Erwartung 6, erreicht 6 Medaillen, Note 2+
Bei den Damen die Favoritenrolle bestätigt. Eitberger mit Überraschungssilber, Hüfner etwas schwächer als erwartet und knapp am Sweep vorbei. Man kann nicht alles haben.
Die Herren auch mit zwei Leuten vorne dabei, schade natürlich der Fehler von Loch, der den Goldsweep verhindert hat. Ludwig mit drei guten Läufen und glücklicher Bronzemedaille, die so nicht zu erwarten war.
Die Favoriten Eggert/Bennecken wieder mit Enttäuschung bei Olympia, aber immerhin dieses Mal mit Medaille. Wendl/Arlt souverän zur Stelle, auch hier Erwartungen voll erfüllt.
Teamstaffel mit dem „Pflichtgold“, aber auch das muss man erstmal holen.
Nordische Kombination: Erwartung 3, erreicht 5 Medaillen, Note 1
Alle Erwartungen übertroffen und an die Dominanz der letzten Saison angeknüpft. Historischer Sweep und dominantes Teamgold von der Großschanze und beim ersten Einzel machte sich Frenzel endgültig zu einem der ganz Großen. Zweite Medaille war auch da möglich, aber das wäre dann wohl zu viel des Guten gewesen.
Shorttrack: Erwartung 0, erreicht 0 Medaillen, Note 3-
Seidel immerhin zweimal und Walther einmal weitergekommen, allerdings nur einmal durch den Zieleinlauf. Seidel ist ja noch immer sehr jung.
Skeleton: Erwartung 2, erreicht 1 Medaille, Note 3-
Nach den Ergebnissen der Weltcupsaison durfte man bei den Damen auf zwei Medaillen hoffen. Die extrem schwachen Startzeiten sind bekannt, machten aber jeden Fehler umso bedeutender. Letztlich war man doch auch auf Fehler der anderen angewiesen und es reichte „nur‘“ für Silber, da vor allem Herrmann nur einmal richtig gut durchkam. Eine leichte Enttäuschung.
Die Herren nach gutem ersten Lauf von Jungk mit jedem Lauf schwächer und letztlich chancenlos.
Skispringen: Erwartung 3, erreicht 4 Medaillen, Note 1
Die hohen Erwartungen nach der erfolgreichen Weltcupsaison wurden bestätigt und übertroffen. Althaus wie im Weltcup hinter Lundby die stärkste, auch Vogt und Straub mit sehr guten Leistungen. Bei den Männern natürlich Wellinger überragend mit zwei Einzelmedaillen, der die Formschwäche von Freitag überdecken konnte. Silber im Team beim Blick auf den Nationencup völlig im Rahmen, vielleicht hätte man sich gewünscht, etwas näher an den Norwegern dran zu sein. Dafür diese allerdings zu stark und Freitag und Eisenbichler (gemessen an der Saison) zu schwach, sodass letzterer sogar aus dem Team flog.
Snowboard: Erwartung 1, erreicht 2 Medaillen, Note 1
Einzige realistische Chance der Parallel-RTL der Damen, hier mit Silber und Bronze die Erwartungen übertroffen und mit mutigen Läufen auf dem schwächeren Kurs hochverdient.
Sehr ordentliche Leistung auch von Baumeister bei den Herren, der Rest eher enttäuschend.
Beim Cross sehr starker Auftritt von Martin Nörl mit unglücklichem Ende, von Schad und Berg hätte man vielleicht ein bisschen mehr erwartet. In der Halfpipe immerhin einer dabei.
Eisschnelllauf: Erwartung 1, erreicht 0 Medaillen, Note 5
Die größte Enttäuschung aus deutscher Sicht. Es war klar, dass es schwer werden würde, aber man durfte schon einen besseren Auftritt erwarten. Letztlich war man in keinem Wettbewerb auch nur nahe dran an einer Medaille. Beckert, Pechstein, die Staffelfrauen alle nicht in Form, wobei Beckert mit Platz 7 die beste Platzierung erreichte. Ihle noch eher wie erhofft, aber auch „nur“ zweimal Achter und nicht dabei im Medaillenkampf. Auch von der zweiten Reihe wenig positive Überraschungen.
Letzte Eindrücke und Fazit
Habe aus Altersgründen noch nicht so viele Winterspiele bewusst erlebt. Bei denen, über die ich mir eine Meinung bilden konnte, fand ich Turin und Vancouver leicht besser und Sochi schlechter als diese Spiele. Allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass mich vor allem der Sport interessiert und mich diese „O Gott beim Biathlon sind keine Zuschauermassen wie in Oberhof oder Olso, wir werden alle sterben“-Berichterstattung irgendwie auch genervt hat. Was haben wir denn erwartet?
Aus deutscher Sicht bleiben an großen Momenten für mich vor allem der erste Tag mit den Siegen von Dahlmeier und Wellinger, die Sensation im Eishockey, der NoKo-Sweep sowie die Goldmedaille im Paarlauf. Größte Momente der Enttäuschung wohl die beiden Biathlonstaffeln und der Riesenslalom.
Beim abschließenden Blick auf das Ergebnis muss man vor allem Kombinierer und Skispringer hervorheben, Weinbuch und Schuster muss irgendwann ein Denkmal gebaut werden. Auch die Bobfahrer haben sich vier Jahre nach Sochi überragend zurückgemeldet.
Die negativen Aspekte sind mit Alpin, Langlauf und Eisschnelllauf schnell benannt, wobei man wie gesagt differenzieren muss.
Im Vergleich zu vergangenen Spielen muss man die 31 Medaillen natürlich ein wenig relativieren, dennoch das erste Mal seit 2010 absolut zufriedenstellende Olympische Spiele. Bleibt zu hoffen, dass es auch im Sommer wieder aufwärts geht.
Abschlußbilanz:
Medaillen gesamt:
(14 - 10 - 7) -> 31
in denselben ausgetragenen Disziplinen gab es in Sochi:
(8 - 6 - 5) -> 19
in denselben ausgetragenen Disziplinen gab es bei den 2017er-WM's:
(18 - 10 - 6) -> 34
Ziel erreicht
Detail-Analyse folgt später
... und wir werden alle sterben! Alle!
mimimimimimi!
Bin auch sehr zufrieden!
Gibts irgendwo eine Tabelle mit den 4. Plätzen?