Zu Weihnachten war ich im Kino und hab "Joker" geguckt. Das ist ein Film über den Joker aus Batman, den Bösewicht, und wie er zum Bösewicht wurde.
Bei dem Film fällt auf, dass man irgendwie Mitleid mit ihm bekommt, und über weite Teile ist man sogar auf seiner Seite. Dabei ist von Anfang an klar, dass da ein normaler Irrer ist, und im Laufe der Geschichte guckt man zu, wie er zum mordenden Psychopathen wird. Und doch kann man seinen Werdegang irgendwie nachvollziehen, in epischer Länge werden seine Erlebnisse dargestellt, in diesem düsteren Gotham City. Das lief mir irgendwie hinterher, dieses "die Umstände/Gesellschaft" etc.hat ihn dazu gemacht. Es gibt da eine Schlüsselszene: der Joker hat in der U-Bahn 3 junge Banker umgebracht, die eine junge Frau anmachten. Der Vater des da noch kindlichen Batman, ein Politiker, bezeichnet den Mörder als Clown, als Joker (Joke = Witz). Woraufhin sich jede Menge Leute als Clowns verkleiden und in den Strassen randalieren, weil Lebensumstände schlecht, kein Geld, keine Jobs etc. Diese verehren dann den Joker, als sie ihn als diesen erkennen, weil er der Polizei irgendwie entkommt.
Das kann man nun gut als Anspielung auf Trump verstehen, die Deplorables, die sich um ihren Clown versammeln und ihn trotz Kriminalität verehren.
Das ist aber nur ein Aspekt.
Der andere Aspekt, der mir nachgegangen ist, ist eben dieser der gesellschaftlichen Umstände des Werdegangs zum mordenden Psychopathen.
Und dann fiel mir wieder was ein. Vor ewigen Zeiten haben damals extrem Linke so eine Theorie schon verkündet: es gibt keine geborenen Kriminellen, die werden dazu gemacht. Was damals höchst aufreizend war. War doch jeder seines Glückes Schmied und selbst verantwortlich. Die RAF bombte und keiner interessierte sich für deren Statements, einfach Rübe ab genügte und wer das nicht wollte, sollte "doch rüber" gehen, zu den bösen Kommunisten, den Russen/der DDR.
Und heute bringt ein Film jede Menge Kohle ein, der genau diesen Ansatz zum Thema hat: niemand wird als Krimineller geboren, er wird dazu gemacht.
Irgendwie war da aber noch was im Hinterstübchen, was weiter bohrte.
Dann: woher hatten diese Leute damals diese Theorie der Verbrecher-durch-die-Umstände? Aus chinesischen Traktaten, des Roten Buches von Mao. Damals ging eine heftige Umerziehungswelle durch China, die sog. Viererbande flog auf, deswegen die Traktate zu den Umständen, die zu Verbrechen führen, also Umerziehung.
Immer noch sind wir beim Ausgangspunkt des Films über den Werdegang des Jokers aus Batman. Batman, der grosse Held, der als Einzelkämpfer die Welt rettet, und der böse Gegenspieler, der plötzlich gar nicht mehr so böse erscheint, was auch den Ruhm des Einzelkämpfers irgendwie schmälert.
Das Einzelkämpfertum ist ja nun ein Merkmal der US-Kultur. In jedem Film, vom Schrott-Movie bis zu Batman, ist es immer der Eine, der die Wende bringt und alle und alles rettet.
Diese Kultur kommt mit dem Heldentum des Antihelden ins Wanken. Wenn der Antiheld ein Produkt der Umstände ist, die die Kultur des Helden verursacht, dann was? Dann stimmt doch was nicht. Das schwarz-weisse Bild kommt ins Wanken. Es gibt mehr als gut und böse.
Und dann wurde ich in ein Gespräch verwickelt, wo es um den Einfluss der Chinesen ging. Zusammengefasst: Grosse Reiche erstehen und vergehen, neue Imperien tauchen auf und vergehen wieder. Die USA sind auf dem absteigenden Ast, deren Zeit ist um. Sie können in ihrem Untergang nur noch Chaos und Zerstörung bringen. Das aufsteigende Imperium ist China/Asien. Jetzt zeigt sich aber der Einfluss eines Reiches nicht darin, wieviele Leute Bilder der Führer in ihrem Wohnzimmer haben. Es ist völlig egal, viewiele Menschen Putin verehren, Xi oder Kim oder Trump. Der Einfluss eines Imperiums zeigt sich darin, inwieweit seine Kultur, seine Denkweise in den Menschen der Welt verankert ist.
Und da sind wir wieder beim Joker. So ein Film wäre vor 30 oder 40 Jahren unmöglich gewesen. Niemand hätte den finanziert, niemand hätte den gucken wollen. Die Ami-Kultur war zu verwurzelt. Und plötzlich ist so ein Film möglich. Das Universum kennt nicht nur Gut und Böse. Es gibt Entwicklungen, die von hier nach da gehen und die dann in ein qualitatives Resultat umkippen.
Diese Denkweise scheint mir nun doch mehr chinesisch als amerikanisch zu sein.
Die Chinesen haben ihren Einfluss bereits ausgebaut und werden das noch weiter tun.
Die haben noch gut 50 bis 80 Jahre vor sich, bis sie umkippen.