Ansonsten kann ich mich durchaus mit komplett autofreien Innenstädten anfreunden. Ganz radikal, kein einziges Auto mehr, auch nicht für Anwohner. Man braucht nur riesige kostenlose Parkhäuser am Stadtrand, von da dann wie z.B. an Flüghäfen üblich ebenfalls kostenlose und im Minutentakt verkehrende Shuttle-Bahnen in die Innenstadt. Platz genug für neu zu verlegende Gleise ist ja durch die dann verwaisten Straßen reichlich.
Ausnahmen (z.B. für Lieferfahrzeuge, Taxis) nur mit Genehmigung und gegen hohe Gebühr (irgendwomit muss das alles ja auch finanziert werden).
Viele City-Geschäfte werden dann zwar umziehen müssen auf die grüne Wiese, weil ohne Kunden (die ihre Waren mit Auto abholen können bzw. die viel zu lange brauchen würden für den Weg von eigener Haustür außerhalb der Stadt zu ihrem Geschäft) und mit zu hohen Lieferkosten die Pleite droht - aber dafür hätte man mehr potenziellen neuen Wohnraum.
Einkaufen kann der Innenstadtbewohner dann halt nicht mehr wie gewohnt um die Ecke, stattdessen fährt er nun eben mit seinem geliebten ÖPNV ins große Erlebnis-Einkaufszentrum am Stadtrand, das gleichzeitig eine hervorragende Auto-Anbindung und massenhaft Parkplätze für alle von außerhalb parat hat. Gut, zu viel auf einmal einkaufen geht dann natürlich nicht, weil man das ja irgendwie noch nach Hause schleppen muss - dann fährt man eben ein bisschen öfter.
Dafür kann man - auch als Auswärtiger - bei einem Tagesausflug in die Innenstadt nun in Ruhe zu Fuß schlendern. Restaurants und Cafes, die vorher an stark befahrenen Straßen lagen, würden sogar aufgewertet.
Natürlich würden die Immobilien- und Mietpreise in der Innenstadt fallen, weil es für viele schon relativ unattraktiv bzw. sogar komplett unmöglich sein würde, erstmal zeitaufwändig ein paar km zum eigenen Autoparkplatz zurücklegen zu müssen, wenn man mal irgendwo hin will, was ohne Auto nicht so einfach erreichbar ist (z.B. die Arbeitsstelle, wenn man nicht das Glück hat, diese direkt nebenan zu haben... oder die Wocheneinkäufe, wenn man nicht gerade zur Gruppe "anspruchsloser Single" gehört). Aber dann wohnen in der Innenstadt halt nur noch Studenten, Home-Office-Tätige, Arbeitslose, die Inhaber der verbliebenen Geschäfte und ein paar Alternative, die sich ganz bewusst gegen ein Leben mit Auto entschieden haben.
Eine solche Transformation kann und sollte natürlich nicht von heute auf morgen geschehen, auch nicht innerhalb weniger Jahre, sondern eher in einem langen Prozess (der Geschäfteinhabern, Immobilienbesitzern und Mietern Zeit gibt, sich langfristig neu zu orientieren).
Also wie gesagt, ich kann mich als jemand, der ohnehin das Leben in einem Einfamilienhaus mit großem Grundstück irgendwo außerhalb der beengten Stadt bevorzugt, durchaus damit anfreunden.