Ich hoffe - und halte es auch am wahrscheinlichsten - dass Merz das Rennen um den Vorsitz und die Kanzlerkandidatur der CDU macht. Und das täte meiner Ansicht nach dem Parteiengefüge und dem Wahlkampf, und damit auch uns Wählerinnen und Wählern, nächstes Jahr richtig gut.
Wird es Merz, dann dürften wir nächstes Jahr einen Zweikampf ums Kanzleramt haben zwischen Merz und Habeck oder Merz und Baerbock. Was kann uns als Wahlvolk besseres passieren?
Denn dann muss man sich als Wähler nämlich auch mal selbst die Frage stellen: Wo stehe ich eigentlich wirklich, was will ich, in welche Richtung soll die Reise gehen? Ich bin mir sicher, die meisten Menschen tun das und wissen das auch. Aber - zumindest kommt es mir so vor - einerseits wird gerne gemeckert, dass hierzulande ja dank "ewiger" GroKo kaum was passiert und Politik stets nach dem Prinzip des Minimalkompromisses gemacht wird, also nichts halbes und nichts ganzes. Aber andererseits dann wieder allzu große Veränderungen und Reformen scheuen, denn eigentlich passt ja alles.
Oder aber es wird nur gemeckert, aber wie es besser gemacht werden soll keine Ideen haben.
Bei einem Duell "Grüne vs. Merz'scher CDU" prallen ideologische Welten aufeinander, ein klassischer Lagerwahlkampf. Und genau das brauchen wir.
Auf der einen Seite die Grünen mit ihren Ideen für eine ökologische, sozial gerechtere Politik, stärkerer Umverteilungspolitik.
Auf der anderen Seite Merz, der der CDU ebenso ein klares Konzept verpassen wird, mit dem Schwerpunkten neoliberal-unternehmerfreundlich, Eigeninitative, schlanker Staat.
Ich erinnere an Merz in seiner Zeit als Fraktionsvorsitzender. Schon damals fragte ich mich, was er überhaupt in der CDU sucht, denn für mich war er ein extrem wirtschaftsliberaler FDPler wie aus dem Bilderbuch (und ist er für mich immer noch). Und genau darauf - zumindest meine Vermutung - wird er auch setzen: Bürokratieabbau, Steuern, Abgabenbelastung, Abbau oder zumindest Reform gewisser Sozialleistungen und darüber hinaus auf das Thema "Law and Order" bei der inneren Sicherheit.
Ich traue Merz durchaus zu, dass er es schafft, der CDU Wählerinnen und Wähler zurückzugewinnen - sowohl von den Nichtwählern, der FDP sowieso und hoffentlich auch von der AfD. Andererseits werden sicherlich, wie schon häufig angemerkt, Wählerinnen und Wähler, die die CDU wegen Merkel gewählt haben, wieder abwandern.
Dass es ihm gelingt, eine konservativ-liberale Mehrheit zu holen, glaube ich nicht. Eher haben wir dann RRG. Und das täte unserem Land angesichts vielfältiger sozialer Probleme und ökoligischer Herausforderungen wahrscheinlich auch mal ganz gut.
Meine Vermutung, wie das Ergebnis der nächsten Bundestagswahlen grob aussehen könnte:
CDU/CSU: 35%
SPD: 13%
FDP: 5%
Grüne: 28%
Linke: 9%
AfD: 8%
Sonstige: 2%