Ergebnis 1 bis 14 von 14
  1. #1
    Speechless, not clueless Avatar von ganzblau
    Ort: im Dörfli

    Schweizer Geheimdienstaffäre: Verschlüsselungsfirma liess CIA und BND "mithören"

    Es liest sich wie ein schlechter Spionageroman:

    Während des Kalten Krieges, als sich die Schweiz bekannterweise ihrer Neutralität rühmte, ging die Zuger Verschlüsselungsfirma Firma Crypto AG nach einem geheimen Handwechsel in den Besitz des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA und des deutschen Bundesnachrichtendienstes BND über. Mit der Folge, dass ahnungslose Kunden der (angeblichen Schweizer) Firma ihre Daten in Echtzeit an die beiden Geheimdienste übermittelten. Über hundert Länder sollen betroffen sein - und die Frage ist, wer was wann wusste.

    Skandalös ist schon nur, wie lange die Geschichte NICHT aufflog: In den Presseberichten liest man von einer äusserst klugen (und heute längst pensionierten) Angestellten, die damals ihre Chefs warnte und von ihnen abgewatscht wurde, die solle gefälligst den Mund halten. Man liest aber auch vom Sohn des ehemaligen Firmeninhabers, der als unfreiwilliger Mitwisser angewidert die Crypto AG verliess - und kurz darauf unter mysteriösen Umständen bei einem Verkehrsunfall verstarb.

    Hier ein paar Quellen zum Weiterlesen:

    Infosperber, mit Links zur Washington Post, zum ZDF und zum Schweizer Fernsehen

    Neue Zürcher Zeitung

    Watson

    Blick
    If we don't succeed in leaving patriarchy behind, this planet is toast.

  2. #2
    homo novus Avatar von caesar
    Ort: milchstrasse
    Die Schweiz ist schon seit 1940 ein grosszügiger Gastgeber, sei als Basis für die Proto-CIA, oder für besondere diplomatische Dienste.

    Ein Basis für den Geheimdienst direkt vor der Haustüre des Feindes, was will man mehr?

    Ja nun, es ist schon ein Unterschied ob man etwa duldet oder aktiv von der Regierung erlaubt wird.
    das melken eines leeren euters bewirkt nur,
    das man vom melkstuhl gestossen wird.

    rise and rise again until the lambs become to lions.

  3. #3
    Member Avatar von Manitu
    Ort: Quifte an der Knatter
    Ich dachte das macht nur China über Huawei.

  4. #4
    Was soll die Aufregung? Spionage gab es schon immer und überall, jeder Staat hat seine Geheimdienste und da waren CIA und BND mal richtig clever.

  5. #5
    Der Spiegel schrieb davon schon 1996. „Wer ist der befugte Vierte?“

    Neu ist, dass es nun offizielle Dokumente gibt. Ich gehe davon aus, dass die Geheimdienste es selbst den Journalisten zugespielt haben. Ist nicht ungewohnlich, wenn eine "Operation" abgeschlossen ist und nun andere Wege erschlossen sind. Bekannt war es eh schon.

  6. #6
    so weit so schlecht.
    was ist die aktuelle situation?

    assange und snowden sind ja nicht mehr wirklich handlungsfähig, und sonst hat sich kaum jemand ans eingemachte gewagt.
    und die leute waren so naiv, und haben lieber den schmutzkampagnen gegen die beiden geglaubt, und um überhaupt schlafen zu können, glauben sie es noch heute..
    Das Netz hat keine Obergrenze.. Das Schöne: Im Netz ist jede Aussage wahr. -- Nur die Fragen, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden. (Heinz von Foerster)
    http://www.antiquealive.com/Blogs/Ha...ean_House.html

  7. #7
    Zitat Zitat von Facel Vega Beitrag anzeigen
    Was soll die Aufregung? Spionage gab es schon immer und überall, jeder Staat hat seine Geheimdienste und da waren CIA und BND mal richtig clever.
    und der BND hängt jetzt richtig tief drin, und wo der drin hängt, da ist natürlich nur trump schuld, und nach ihm ist alles wieder in ordnung.
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  8. #8
    YNWA Avatar von reddevil
    Ort: am großen Strome
    Zitat Zitat von Facel Vega Beitrag anzeigen
    Was soll die Aufregung? Spionage gab es schon immer und überall, jeder Staat hat seine Geheimdienste und da waren CIA und BND mal richtig clever.
    aber die schweizer hängen doch offiziell so an ihrer neutralität

    for your dreams be tossed and blown...



  9. #9
    Zitat Zitat von Facel Vega Beitrag anzeigen
    Was soll die Aufregung? Spionage gab es schon immer und überall, jeder Staat hat seine Geheimdienste und da waren CIA und BND mal richtig clever.
    Ja gut, diese Veröffentlichung sehe ich mit Hinblick auf die Diskussionen um den chinesischen Konzern Huawei und inwieweit man diesen an den Ausbau von Informationsinfrastruktur beteiligt. Eben nannte der US-Außenminister Pompeo Huawei ein „trojanisches Pferd“ auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Insofern passen diese "Leaks" zeitlich hervorragend. Denn was man selber tut, traut man erst recht seinen Konkurrenten zu. Haltet den Datendieb!

  10. #10
    eigentlich verdient die geschichte was anderes als die sprachlosigkeit, die sie hervorruft.

    der geheimdienst ist die hand an der kehle der freiheit. und der deutsche ist offenbar versklavt.

    möchte nicht wissen, was den schweizer geheimräthen alles angedroht wurde, wenn sie die sache zu früh outen.
    hätte die regierung überhaupt je was dagegen machen können? wann hat ein regierungsmitglied das erste mal von dem seltsamen verkauf wind gekriegt?


    heute sollte ausserdem viel umfassender recherchiert werden.
    ein extrem wichtiges und entlarvendes kapitel wäre der nachvollzug durch konfiszieren der daten, und zwar besonders GESCHÄFTLICH.

    wie wurden die produkte dieser fake firma eigentlich beworben, verkauft, gewartet? wer war der "key account"? (marketing..)
    wer hat den anderen staaten diese geräte empfohlen?
    wo überall gingen die einnahmen hin? das war obszön teuer ausserdem!!!
    wurde mit den einnahmen die regierung ruhig gestellt?
    ...
    ...

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  11. #11
    ich glaube inzwischen, dass der skandal zwischen FPÖ und nachrichtendienst in wien irgend eine parallele dazu hat.
    das motiv der freiheitlichen muss zwar nicht unbedingt die freiheit gewesen sein.
    aber ausser denen und verwandten parteien, wagt es doch gar niemand, sich zu erheben und irgend was an dieser gängelung und totalüberwachung öffentlich anzugreifen.
    weil nämlich - und das ist die überlegung für die ich regelmässig super gefährliche kommentare erhalte - diese parteien haben als einzige halbwegs kontakte nach eurasien, mit denen sie die spur einer balance aufrecht erhalten können.
    sie sind unabhängiger als alle anderen.
    aber die abhängigkeit vom grossen bruder wird ja als harmlos hingestellt. bis er grössenwahnsinnig wird.
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  12. #12
    Zitat Zitat von hans Beitrag anzeigen
    wurde mit den einnahmen die regierung ruhig gestellt?
    Würde mich nicht wundern, wenn es Verbindungen zur CDU-Schwarzgeldaffäre gibt, aber Schäuble kann sich nicht erinnern. Das Geld für die Stay-behind-Organisation Gladio muss auch irgendwo aus dunklen Ecken hergekommen sein.

  13. #13
    Speechless, not clueless Avatar von ganzblau
    Ort: im Dörfli
    Kommentar von Adrienne Fichter, Republik:
    "Made in Switzerland" wird zum löchrigen Käse
    If we don't succeed in leaving patriarchy behind, this planet is toast.

  14. #14
    @ganzblau,
    ah, das ist wieder eine sehr interessante entwicklung!

    überstandige enigma mentalitäten 1945 das zaubergerät zu haben, zaubergerät zu hacken

    oder sowieso absichtlich falschinformationen eingespeist

    sehr schlau, das proaktiv zu nutzen.

    ich hätte aber auch hinzugefügt,
    wir müssen etwas neues und tiefgreiferendes organisieren, weil man daran sieht, dass wir es nicht schaffen, und alleine schaffen wir es schon gar nicht.
    es gibt ein grösseres problem als das technische: druck und einflüssen standzuhalten, unterstützung zu organisieren, die die folgenden ziele dieser initiative im sinn hat. ... ...

    dass sie eine metrik und kriterien aufstellen, ist ein unterstützenswerter fortschritt, darf aber kein bürokraten-wischiwaschi sein.
    die politischen erfahrungen der schweiz über die jahrhunderte könnten da aber sicher gut genutzt werden.
    man kriegt nie 100%, aber man kommt immerhin zurecht.
    wichtig ist ja den schaden dieser spionagen einzugrenzen. ganz verhindern kann man sie nicht.

    ethik ist ein sehr gutes motiv, aber in der praxis ist es notwendig, sich <<auf konkret mess- und überprüfbare Ziele>> zu beschränken und zu einigen.

    grade in der heutigen situation ist die neutralität einer der wichtigsten errungenschaften, indem es möglich ist, mit allen seiten zusammenzuarbeiten.
    anders würde jeder fortschritt den sie machen, nur in den dienst des krieges gestellt, und zu wenig kommt der normalen wirtschaft und der bevölkerung zugute.

    unter dem subtitel "Unglaubwürdig als Hub für vertrauenswürdige Technologien" zeigt der artikel aber auch die problematik, gegen die sich die schweiz wehren muss.
    ein teil der kritik hat wohl den hintergrund, dass eine neutralität die kontroverse über die weltbilder der blöcke in den vordergrund rückt.

    denn was teils kritisiert wird, ist andererseits ein pluspunkt aus der sichtweise des eurasischen blocks, BRICS, SCO usw., wo eine souveränität und nichteinmischung zumindest offiziell einen der höchsten werte darstellt.

    um eine balance zu halten, muss die schweiz also diese punkte berücksichtigen. sie kann sich nicht mehr zum kontrollwerkzeug für CIA und BND machen lassen.
    das bedeutet leider auch eine grosse macht für den eigenen geheimdienst, oder wie sonst soll man das hinkriegen. und das wird eben kritisiert, dass dieser geheimdienst dann weniger abhängigkeit von westlichen strukturen haben muss.

    dass der neue kurs der schweiz nun ihre glaubwürdigkeit noch weiter schmälern würde, finde ich also weit her geholt und eher eine taktische behauptung.

    allerdings müssen dann die anderen europäer sagen:
    ihr könnt das aber nicht lösen, indem ihr zur plattform für gaunereien und intrigen beider blöcke werdet, und sei es aus wirtschaftlichen gründen.


    in der schlussfolgerung sehe ich eine gefährliche verzerrung.
    die behauptung, dass die "vertrauenswürdigen alternativen in gefahr" seien, ist nicht schlüssig, und meiner ansicht unehrlich argumentiert.
    die sind nicht deshalb vertauenswürdig, weil sie in der schweiz sitzen und von ihrem (vermeintlich) guten ruf profitieren, sondern genau weil sie von sich aus das machen, was sie machen, starke, gute, komplexe systeme, die per open source aber auch prüfbar sind.

    die aufgabe der schweiz ist eine andere, und genau da könnte das problem liegen, und wird aber in der form vermieden, auszusprechen, von diesem artikel.
    sondern die kritik taktiert hier andersrum.

    denn diese firmen brauchen schutz eines neutralen staates, und das nicht in technischer hinsicht, sondern gegen vereinnahmung, so wie diese crypto firma von fremden mächten vereinnahmt wurde, deren querelen mit der ganzen welt nun zum mühlstein wurden.
    denn die USA ist fremd geworden, und auch die verlässlichkeit deutschlands ist durch die enge beziehung zu denen beschädigt. das wird natürlich nicht gewagt, hinzuschreiben.
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