Während ich heute Mittag nach dem Anschlag in Hanau noch geschockt schluckte, kamen die Kondolenzen der Regierungs- und Oppositionsparteien. Und meine Trauer, so gern ich sie pur behalten hätte, vermischte sich mit Wut. Jede Partei für sich nutzte diese Tragödie als Arena.
Die Kanzlerin kam aus dem Irgendwo, wo sie sich letzthin aufhielt und sprach ein Machtwort. Nicht. Das übliche Geseiere. Bei den Opfern des Breitscheid-Platzes fühlte sie sich nicht mal genötigt, zu erscheinen. Hier nun salbadert sie von „Hass ist Gift“. Danke, wussten wir. Und jetzt? „Wir werden, wir müssen, wir sollten“. Nach 15 Jahren Regierung?!!!! NSU anyone?
SPD-Lars Klingbeil war im „Ich“ und „Wir“-Modus. „Ich“ habe eine Mahnwache…und „Wir von der SPD“. Und Gewerkschaften nehmen teil und so. Soviel zur Instrumentalisierung
Robert Habeck wählte mit betont gebrochener, tränennaher Stimme das Melodram. Beginnend mit: „Für alle Menschen will ich sagen (größer geht´s nicht?)“. Dann sprach er von „Tagen des Zorns“ wie ein Literat auf der Suche nach einem erhabenen Buchtitel für den ekelhaften Mord. Um dann erinnerlich zu enden auf eine Ansprache an die Presse, als er dachte, das würde nicht mehr dokumentiert: „Habt ihr das. Alle glücklich? Kameras liefen?“
Vielleicht sollte/wollte es aber auch wie ein patziger Vorwurf klingen (darin ist er Profi). Weil die, gierige Pressemeute ihn in einem Trauermoment gestört haben könnte. Andererseits nutzt er sie aber gerne.
Von der Linken schickte man Korte(?) ins Rennen. Sein Ansinnen war observativ die behauptete Unsinnigkeits-Trennung von Links und Rechts. Flammende Baukräne, die auf Wohnhäuser knallen könnten oder häusliche Attacken auf Maklerinnen blieben unerwähnt. Wenn schon, denn schon. Aber man muss ja fokussieren.
Wir können keinen Radikalismus verhindern, wenn wir nicht eine taugliche Überzeugung in Demokratie haben.