Ich war da gestern sehr sensibel für, da mich der Hanau-Amok aus persönlichen Gründen psychisch extrem anfasste. Und ich mir vorkam wie bei einer Trauerverarbeitung, wo die kondolierenden Parteienpromis - mal mehr, mal weniger auffällig - ihre ureigenen Interessen per Beileidsbekundigungen kostümierten. A la: nach Thüringen ist vor Hamburg -- rette sich, wer kann!
Nochmal: Klingbeil sprach (nach den üblichen Betroffenheitsformeln) im Ego-Modus: "Ich... Mahnwache... und wir von der SPD....".
Die Rede des hier in den ersten Posts so gefeierten Linken-Vertreters fand ich unerträglich. Er nahm das Blutbad zum Anlass, um zu betonen, dass man eben nicht links und rechts gleichsetzen dürfe. Erfurt, ick hör dir trapsen.
Bei den Grünen war Robert Habecks Auftritt das Peinlichste, was ich zu so einem Anlass je sah. Die tränenerstickte Stimme, die er selbst dann noch beibehielt, als er endete auf: "Seid ihr glücklich? Liefen die Kameras?". Inzwischen sind die Sätze alllenthalben rausgeschnitten. Nach Twitter und Facebook sollte er vielleicht auch sein Live-Interview-Konto löschen. Und der will evtl. Kanzler?
Christian Lindner verfiel wieder in seinen Kläffmodus. D.h. jede Silbe wird passiv-aggressiv überbetont. Nun mehr, denn je. Nach Thüringen und so. Alexander Graf Lambsdorff wäre ein toller Nachfolger. Glaubt mir, ich war im AKK-Thread schon das Röttgen-Orakel.
Und dann die Kanzlerin. Obwohl: Eine klare politische Position war nicht zu erwarten und wird es wie gewohnt auch nie sein. Pastoraler Sermon. Anschließend wahrscheinlich ein Anruf von einem verzweifelten CDU-Kandidaten aus einer Hansestadt, knapp vor der Wahl. Und sie bleibt.
Keine Angst, nicht für immer. Sondern nur in Deutschland, statt auf einer EU-Ratssitzung. Um ihre Betroffenheit/Bedeutung betroffen bedeutend zum Ausdruck zu bringen. Und endlich genau was zu tun?