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  1. #1

    Home office - Fluch, Segen, Chance oder Urlaub?

    Mein Name ist oolz, ich bin seit etwas über zwei Wochen im Homeoffice, und ich langweile mich zu Tode.

    Ich bin Sozialpädagogin in einer Beratungsstelle, die geschlossen wurde, da wir keine Notfälle haben, wie z. B. Wohnungslose, Frauenberatungsstelle, etc. Nach drei Tagen war ich mit dem Bürokram zu Hause durch. Da Kontaktsperre zu Klienten und Schließung aller Netzwerk- und Kooperationspartner, halte ich mich seitdem "zur Verfügung". Meine Kinder sind alt genug, um weder Betreuung noch Hilfe bei Schulaufgaben zu benötigen.

    Ich weiß sehr genau, wie privilegiert ich bin, da ich in engem telefonischen Kontakt mit Freunden und Kollegen bin, die stark in ihre beruflichen Pflichten eingespannt sind und/ oder noch kleine Kinder betreuen müssen. Gerne würde ich irgendetwas beitragen, aber ich muss a. tagsüber zu Hause erreichbar sein und b. kann ich nicht nähen und somit wenigstens Masken herstellen helfen oder sowas. So langsam schleicht sich der Schlendrian ein; es ist wie Urlaub haben ohne zu verreisen oder gar raus gehen zu dürfen.

    Steht ihr noch um die gleiche Uhrzeit auf wie sonst auch? Duscht, zieht euch an, rafft euch auf?

    Wie sind eure Erfahrungen im homeoffice vs. täglich ins Büro/ auf die Arbeit fahren? Arbeitet ihr mehr oder weniger als sonst? Was ist der Unterschied in der Arbeitsleistung? Könnt ihr überhaupt eure Arbeit so machen wie zuvor? Und wenn ja, würdet ihr das demnächst auch mehr von zu Hause aus machen wollen? Oder geht es euch wie mir, und euch fehlt der kollegiale/ menschliche Austausch?

  2. #2
    Wenn Home Office angeordnet würde, müsste ich mich fügen. Aber freiwillig würde ich mich darum nicht reißen.

    Ich wäre zu Hause viel zu schnell abgelenkt und mir würde auch die besondere Arbeitsumgebung und der Austausch mit Kollegen fehlen. Vor allem würde mir aber die klare räumliche und gefühlsmäßig Trennung fehlen. Arbeit ist Arbeit, Freizeit ist Freizeit, privat ist privat. Ich genieße die 20 Minuten im Auto, die ich jeden Tag morgens zur Arbeit hin und abends von dort wieder nach Hause pendele. Das schafft eine für mich sehr angenehme Distanz. 2 Minuten fußläufig zur Arbeit würde ich gar nicht wollen.

    Wenn Home Office für Leute angeboten wird, die es mögen und die für sich davon profitieren, finde ich es allerdings schon gut.
    Geändert von Will.Hunting (31-03-2020 um 17:31 Uhr)

  3. #3
    Triple Chart Topper Avatar von minerva
    Ort: meine Perle
    Bei uns gibt es kein Homeoffice, da das der Arbeitgeber bzw. der Mutterkonzern mit Hinweis auf Umgang mit Sozialdaten jahrelang ausgeschlossen hat. Und zwar für alle, auch für die, die gar keinen Zugriff auf Sozialdaten haben. Wie mich. Die sollen jetzt doch dürfen, aber die so kurzfristig auszustatten bzw. auch nur ihnen Zugang zu verschaffen, ist in der Masse auch nicht so schnell umzusetzen. Also gehen wir alle jeden Tag zur Arbeit. In einer Branche, die Einfluss auf systemrelevante Berufe hat.

    Es ist wie es ist. Mir wäre zu Hause wohler. Aber für mich wird das immerhin irgendwann gehen. Für viele Kollegen von mir nicht. Und auch die sind nicht "an der Front" und retten Leben oder änliches.

    Was mich aber wirklich RICHTIG nervt, sind die Jammerlappen, denen im Homeoffice langweilig ist. Sorry. Muss mal raus.

  4. #4
    Ja, tut mir auch leid! Ich fühl mich selbst scheiße damit, aber es ist nun mal so. Deswegen musst du mich nicht Jammerlappen nennen. Ich kann auch nix dafür.

    Ich arbeite in einem Bereich, indem ich mit sehr vielen Menschen und Organisationen zu tun habe. Die sind alle geschlossen, der Betrieb ist quasi eingestellt. Beratungen darf ich nur per mail, Telefon oder online machen. Dadurch brechen viele Kontakte weg. Das macht mir auch zu schaffen.

    Ich kann mir aber per verdonnertem homeoffice keine Arbeit aus den Fingern saugen, würde aber gerne was nützliches tun. Aber was?

  5. #5
    Triple Chart Topper Avatar von minerva
    Ort: meine Perle
    Ich meinte nicht dich persönlich mit Jammerlappen, sorry du hast nur gerade gefragt...

    gefühlt ist aber fast jeder um mich rum (außer meinen Kollegen...) im Homeoffice und alle klagen über in meinen Augen Luxusprobleme. Musst mal raus.

    Wie sieht es mit Weiterbildungen aus, da wird ja aktuell viel an Webinaren angeboten? Das hat eine Kollegin viel gemacht, die nach ihrem Skiurlaub zwei Wochen in Quarantäne bleiben musste....

  6. #6
    Ich kann das total verstehen. Darum frag ich ja auch in diesem Thread nach - es gibt offensichtlich große Unterschiede diesbezüglich. Manche langweilen sich zu Tode, manche wissen vor Stress und Videokonferenzen mit Kleinkindern kaum wohin mit sich.

  7. #7
    Triple Chart Topper Avatar von minerva
    Ort: meine Perle
    Ich hatte gestern ein Webinar bei Simone Abelmann zu Sketchnotes - ich meine, da gibt es noch weitere Termine auch tagsüber - natürlich sind das Lockangebote und sie will über diese kostenlosen Angebote kostenpflichtige Kurse verkaufen. Finde ich aber legitim und ich hab tatsächlich gezeichnet, zum ersten Mal seit Ewigkeiten.

    Heute Mittag wäre über Xing ein Webinar zu Krisenkommunikation in Corona-Zeiten gewesen. Ich hab mir allerdings einen coronafreien Nachmittag verordnet und die Küce geputzt.

    Ich glaube, ich würde nach Sachen gucken, wie mir bei der Arbeit helfen, wenn ich im HO nicht genug zu tun hätte

  8. #8
    @oolz: Dein Problem ist ja weniger die Arbeit im Home Office, sondern dass du aktuell keine Arbeit hast, die du sinnvoll tun kannst. Wenn du ins Büro führest, sähe das aber vermutlich auch nicht anders aus. Eigentlich kannst du unter diesen Umständen doch froh sein, dass du zu Hause bleiben darfst, und es trotzdem "Home Office" nennen kannst. Bei anderen heißt es "Kurzarbeit" mit den entsprechenden finanziellen Einbußen.

  9. #9
    Ich weiß das alles. Trotzdem ist ist es schlicht unwahr, dass ich ohne home office ebenfalls wenig zu tun hätte; genau das Gegenteil ist der Fall. Ich bin total viel unterwegs, habe tausend Kontakte in der Woche und arbeite auch viel außerhalb der normalen Arbeitszeiten, z. B. in Ausschüssen, Arbeitskreisen oder Beratungen außerhalb der Sprechstunde. Das fällt jetzt alles weg.

    edit: ach so, wahrscheinlich ist gemeint, dass ich JETZT im Büro auch weniger zu tun hätte. Ja, das ist wahr. Ich würde mir den Hintern plattsitzen dort.

  10. #10
    Ja, so meinte ich das. Momentan.

  11. #11
    Ja, sorry. Es ist halt auch eine schwierige Situation für Leute, die von außen Struktur brauchen, und denen es schwer fällt, sich selbst durchgängig auf längere Zeit zu organisieren.

  12. #12
    Nach jetzt fast 3 Wochen im Homeoffice habe ich mich langsam eingegroovet. Ich hab sehr viel Arbeit (und bin mir des Privilegs bewusst!) - das stresst schon. Es werden jetzt auch ständig Calls außerhalb der normalen Arbeitszeiten angesetzt, weil "wir sind ja eh alle zuhause". Ich arbeite global und normalerweise wird versucht auf die Zeitzonen Rücksicht zu nehmen, aber das scheint irgendwie gerade nicht relevant zu sein.

    Mich nerven die ganzen Videokonferenzen, die wenige Bewegung und die fehlenden sozialen Kontakte. Die Scherze zwischendurch, oder sich auch mal 5 Minuten über eine Arbeitssituation auskotzen. Und Kontakte mit Kollegen, mit denen man jetzt nich direkt zusammenarbeitet, früher ist man mal zusammen essen gegangen, aber jetzt sind alle Termine eben nur inhaltlich innerhalb der eigenen Reihen. Für alles was man vorher mal eben in ein paar Minuten klären konnte wenn man kurz vorbeigegenagen ist, muss man jetzt einen Call aufsetzen, oder ellenlang hinundherchatten. Das summiert sich.

    Aber ich hab mir meine Büroecke zuhause gebaut, mit 2 Monitoren und allem was ich brauche um halbwegs komfortabel zu arbeiten. Wenn ich diese Ecke verlasse ist Pause oder Feierabend. Und ich gehe raus. Mindestens mittags und abends. Feste Freizeittermine habe ich jetzt auch schon.

    Ich spare wirklich viel Arbeitsweg, aber dauerhaft Homeoffice würde ich nicht machen wollen. Und ich bin froh, dass alles so möglich ist wie es ist und ich viel zu tun habe, aber ab und an jammere ich trotzdem über meine Luxusprobleme.

  13. #13
    Triple Chart Topper Avatar von minerva
    Ort: meine Perle
    Das sind natürlich die entscheidenden Vorteile am Büro - Feierabend ist Feierabend und ich sehe täglich Menschen, von denen ich doch einige mag
    Im Home-Office würde mir sicherlich social distancing noch mehr zusetzen

  14. #14
    Ja danke dir für deinen Einblick! Das mit den Zeitzonen klingt schwierig, aber ich finde gut, dass du dir deine "Draußen-Termine" schaffst und versuchst, dich strukturell zu organinisieren. Das versuche ich auch; ist gar nicht so einfach.

  15. #15
    Zitat Zitat von minerva Beitrag anzeigen
    Das sind natürlich die entscheidenden Vorteile am Büro - Feierabend ist Feierabend und ich sehe täglich Menschen, von denen ich doch einige mag
    Im Home-Office würde mir sicherlich social distancing noch mehr zusetzen
    Genau das sind die Punkte, an denen ich auch knabbere, die Kontakte zu Kollegen und anderen Menschen, und die klare Trennung von Arbeit und Feierabend.


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