Noch ein Corona-Thread!
Zur Zeit kommt das Thema "Apps helfen uns, die Infektionswege zu erkennen" wieder verstärkt auf.
In diesen Thread soll es um die technische Diskussion der diskutierten Umsetzungen gehen, da Politiker da ja oft sehr vereinfachend argumentieren. Er richtet sich also eher an die ITler hier.
In einer anderen Welt würde die Regierung anordnen, das jeder ein Smartphone mit der Corona-App bei sich zu haben hat, mit Standortverfolgung und Datenverbindung allways on. Die Positionsdaten würden ständig an die Cloud übermittelt. Bei einem positiven Test werden alle Personen, die dem Infizierten in den letzten zwei Wochen nahe gekommen sind, benachrichtigt / unter Quarantäne gesetzt / getestet o.ä., je nach Staatsform! Falls diese sich infiziert hatten, können sie das allerdings inzwischen weiter gegeben haben, man könnte das also weiter spinnen und auch deren Kontakte einbeziehen.
Man könnte sich vorstellen, dass solch eine Maximalumsetzung etwas bewirkt, wenn sie auch diverse Fehlerquellen haben kann.
OK, das ist hier nicht umsetzbar.
Was diskutiert wird uns auf den ersten Blick Privatsphären-schonend aussieht, ist die App-
"Pan European Privacy Protecting Proximity Tracing (PEPP-PT)", hier erläutert:
https://netzpolitik.org/2020/diese-handy-technologie-soll-covid-19-ausbremsen/
Konkret soll das Tracking so funktionieren: Nutzer:innen laden die App auf ihr Handy, je mehr desto besser. Die App generiert alle paar Minuten eine neue temporäre ID und sendet diese aus. So kann man keine Rückschlüsse auf die Person oder das Gerät ziehen. Geht man davon aus, dass der Kontakt epidemiologisch relevant war, etwa weil zwei Geräte mehr als 15 Minuten weniger als 2 Meter voneinander entfernt waren, wird er abgespeichert. Das passiert lokal auf dem eigenen Telefon. Wird eine Person später positiv auf das Corona-Virus getestet, kann sie freiwillig ihre lokal gespeicherten Daten an einen Server hochladen.
Ein Artikel, der beschreibt, warum das nicht funktionieren wird, ist bei Netzpolitik und Golem zugleich erschienen:
Warum freiwilliges Handy-Tracking nicht funktioniert
Eine bebilderte Erläuterung der Funktion: https://www.spiegel.de/netzwelt/apps...e-86ea89e1c72d
Auch diese Bluetooth-Lösung mit wechselnden persönlichen IDs hat die oben beschriebenen technischen Problem (Nachbarwohnung!) und natürlich die Akzeptanzprobleme. Ich sehe auch eine Missbrauchsmöglichkeit mit falschen Positivmeldungen.
Die App scheint aber zu kommen:
Die Arbeit an der Corona-App geht voran
Nett:
Ein anderer Politiker rechnete schon mir "nahezu 100% Beteiligung"!Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvize Thorsten Frei schlug einen steuerlichen Anreiz vor, um den Bürgern die Nutzung der App schmackhaft zu machen: “Eine Steuergutschrift könnte die Bereitschaft zum Einsatz erhöhen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Ich denke, da wird zu viel Hoffnung gemacht. Andererseits kann auch eine Teilbeteiligung helfen oder auch falsche Meldungen Menschen in eine psychologische Krise werfen. Und vollständig anonym ist Bluetooth-Kommunikation auch nicht. Bei vielen Nutzern bekommen Google und Apple allerdings weit persönlichere Daten.
Was meint ihr?
EDIT: Es werden in der Presse zur Zeit drei Apps diskutiert:, eine Übersicht
- Die oben beschriebene PEPP-PT-App, die Mitte April online gehen soll
- Die Telekom-App zur Verfolgung der Testergebnisse: https://www.ioff.de/showthread.php?4...1#post48710217
- Die Datenspende-App des RKI: https://corona-datenspende.de/