Zitat von
Danii
@sandimgetriebe: Mein Beileid deiner Familie.
Ich bin sonst nur stille Mitleserin, möchte aber an dieser Stelle eine Krankenhauserfahrung aus Zeiten von Corona teilen. Meine Mutter ist Dialysepatientin und hatte am Montag vor zwei Wochen in Schleswig-Holstein einen Autounfall, weil dem Taxi, das sie von der Dialyse nach Hause fuhr, die Vorfahrt genommen wurde. Sie hat eine gebrochene Rippe und eine Knieverletzung, die Taxifahrerin zwei angebrochene Rippen und Prellungen, das Auto Totalschaden. Die ganze Vorderseite war eingedrückt, Flüssigkeit lief aus, die Frontscheibe war gesplittert. Der Unfall war dementsprechend keine Kleinigkeit.
Meine Mutter und die Taxifahrerin sind ins nächstgelegene Krankenhaus eingeliefert worden, das keine Dialysestation hat. Dort war es laut meiner Mutter menschenleer. Dennoch haben sie meine Mutter im Krankenhaus trotz Schwindelgefühl alleine von Untersuchungsraum zu Untersuchungsraum gehen lassen, anstatt dass sie ein Pfleger in einen Rollstuhl geladen und rüber gefahren hat. Sie meinte, sie wäre dabei fast zusammengeklappt, zumal ihr der Mundschutz, den sie zwangsweise tragen musste, noch zusätzlich die Luft zum Atmen nahm. Nach kurzer Untersuchung wurde meine Mutter dann mit der Diagnose Rippenbruch wieder entlassen - trotz starker Schmerzen ohne Schmerzmittel, weil man in jenem Krankenhaus laut Begründung des Arztes nicht wusste, welche Schmerzmittel Dialysepatienten vertragen. Vor Corona wurde meine Mutter bei jeder Kleinigkeit ins 30 km entfernte Krankenhaus mit Dialysestation eingeliefert und dort lange überwacht, um eine Gesundheitsschädigung auszuschließen.
Die Sache entwickelte sich dann so, dass meine Mutter am Mittwochnachmittag endlich ein Schmerzmittel bei der Dialyse verschrieben bekam und es am Donnerstag endlich holen konnte. Bis dahin hatte sie große Schmerzen. Donnerstag verschlechterte sich ihr Zustand noch, sie musste sich mehrfach übergeben und wurde kreidebleich. Nichts ging mehr außer herumliegen. Am Freitag bei der Dialyse wurde dann festgestellt, dass der Blutdruck aufgrund des Unfalls und der blutdrucksenkenden Medikamente vollkommen im Keller war, meine Mutter wurde während der Dialyse wieder aufgepäppelt und die Blutdrucksenker abgesetzt. Die Ärzte bei der Dialyse meinten wortwörtlich, dass es völlig unverantwortlich war, meine Mutter nach kurzer Untersuchung sofort wieder aus dem Krankenhaus zu entlassen.
Der Taxifahrerin ging es sogar noch schlechter als meiner Mutter und sie wurde dennoch ebenso schnell wieder entlassen. Übrigens auch, ohne dass ihr Schmerzmittel verschrieben wurden, obwohl sie keinen Nierenschaden hat.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn sich selbst um Unfallpatienten in den Krankenhäusern nicht mehr richtig gekümmert wird und Kinder ihre eigenen Eltern nicht mehr beim Sterben begleiten dürfen, möchte ich nicht wissen, was durch diese einseitige Fixierung auf Corona aktuell für gesundheitliche Kollateralschäden - körperlich und psychisch - geschaffen werden. Es ist doch grotesk, dass man alles tut, um Menschen vor Corona zu bewahren und gleichzeitig Gesundheitsschädigungen und Tode vieler Menschen durch Verschiebungen notwendiger Operationen und Behandlungen, unzureichende Behandlung von Patienten etc. in Kauf nimmt.