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Fragt sich nur, welche Kubaner? Denn hier offenbart sich schon der erste Aspekt des Mythos vom gerechten Gesundheitssystem: Es gibt nicht eines, sondern zwei – eines für reiche Ausländer und die Funktionäre und Lieblinge des Regimes und eines für den ganzen Rest.
Medizintouristen, die vor allem für Schönheits-OPs anreisen, bekommen das Beste, was Kuba zu bieten hat: Saubere, hervorragend ausgestattete Kliniken mit gut ausgebildetem Personal. Im Gegenzug bringen die Ausländer Devisen ins Land, die das Regime zum Überleben bitter nötig hat. Auf einen ähnlich hohen Standard kann die Nomenklatura aus Politik, Militär, Polizei und Schranzen des Regimes hoffen.
Ganz anders sieht es für Max Mustermann, oder besser Pedro Gonzales, aus. Zwar sind Grundversorgung und Prävention auch hier besser als in den meisten Entwicklungs- und Schwellenländern. Doch wer ernsthaft krank wird, hat ein Problem: Die Wartezeiten für medizinische Behandlungen sind lang, die Kliniken sind unterbesetzt, und es mangelt an allem – vom Bettzeug bis zu den Medikamenten. Antibiotika sind Mangelware, für einfache Kubaner ist nicht einmal Aspirin zu haben.
Die Ärzte werden so mies bezahlt, dass Bestechung an der Tagesordnung ist. Die Gebäude zerbröseln, die Hygiene ist schlecht, OP-Räume werden nicht desinfiziert. Um aus einem Bericht des Institute for War and Peace Reporting zu zitieren: „Some bathrooms have no toilets or sinks, and the water supply is erratic. Bat droppings, cockroaches, mosquitos and mice are all in evidence.“
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