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  1. #31
    Die Europäische Flugsicherheitsbehörde EASA hat ab 1.7.2020 12.00 Uhr der PIA für 6 Monate die Flugrechte in die EU entzogen.

    https://aerobuzz.de/luftverkehr-news...n-eu-luftraum/
    Geändert von Don Caramba (30-06-2020 um 19:08 Uhr)
    "Es genügt nicht nur sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Karl Kraus)

  2. #32
    Zitat Zitat von Don Caramba Beitrag anzeigen
    Dass eine Grosszahl der PIA-Piloten laut Aussage der pakistanischen Behörden offenbar keine gültige Lizenz besitzen, oder diese über Jahre hinweg durch Manipulationen bei vorgeschriebenen Wiederholungstests nicht erneuert wurden und sie trotzdem hunderte von Passagiere befördern, jagt einem schon den Schauer des Entsetzens über den Rücken. Einen schlimmeren Image- und Vertrauensverlust kann eine Airline eigentlich nicht erleiden.
    Das war auch mein erster Gedanke, eigentlich müsste es das für die Airline gewesen sein.
    Am Ende finden sich aber immer Menschen die für 4€ weniger auch mit solchen Airlines fliegen, egal wie hoch die Verfehlungen in der Vergangenheit waren.

    Zitat Zitat von Don Caramba Beitrag anzeigen
    Was müssen das für Piloten sein, die sich in offensichtlich völliger Selbstüberschätzung und Vermessenheit in das Cockpit eines Flugzeugs setzen und dabei sich selbst und hunderte Passagiere wissentlich gefährden? Piloten, die Angst davor haben, schriftliche und praktische Prüfungen erfolgreich zu bestehen und deshalb gekaufte "Vertreter" anheuern, um sich deren Qualifikation betrügerisch als ihre eigene anzudichten?
    Entweder leiden sie tatsächlich unter Selbstüberschätzung oder es sind "Kinder des Systems". Wenn Wiederholungstests ausgelassen oder man sich vertreten hat lassen, dann haben die Piloten wenigstens ihre Basis-Ausbildung gemacht. Bei 1/3 Fake-Lizenzen dachte ich erst sie haben legentlich erfolgreich die Microsoft Flugsimulator Flugschule abgeschlossen.

    Zitat Zitat von Don Caramba Beitrag anzeigen
    Es wäre aber verfehlt, das ganze Fiasko nur den Piloten anzulasten. Die entscheidende Frage lautet, welche Sicherheitskultur herrscht im Gesamtsystem der kommerziellen pakistanischen Luftfahrt? Management, Aufsichtsbehörden, Ausbildungsverantwortliche und die Piloten selbst müssen sich diese Frage beantworten. Ohne Hilfe und Rat von aussen wird dies kaum gelingen.
    Ich tippe auch eher auf Kinder des Systems. Die Piloten wollen fliegen, vermutlich fehlt es aber auch an Geld, die Airlines wollen sowieso Geldsparen und Training kostet Zeit und Geld. Ich hatte beruflich mit Pakistanis zu tun, die haben berichtet dass viele auch ohne Führerschein Auto fahren.

    Apropos Mentalität: Bei Mayday kam mal ne Folge, da war der Kapitän ein hochdekorierter AirForce Pilot. Nachdem er nicht mehr militärisch fliegen konnte, hat man ihn direkt zum Kapitän in der zivilen Fliererei gemacht ohne dass dieser annähered ausreichend Erfahrung mit diesem Flugzeug Typ aufweisen konnte um diese Position ausfüllen zu können. Ging dann auch irgendwann schief denn eine B747 fliegt sich doch etwas anders als ein super agiler Fighter.
    Geändert von Taisho (02-07-2020 um 13:23 Uhr)

  3. #33
    Wertvolle Erläuterungen und Hintergründe zu der Massnahme der EASA gegenüber Pakistan International Airlines von Cpt. Browne:

    https://youtu.be/G62sSwC4t_g
    "Es genügt nicht nur sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Karl Kraus)

  4. #34
    Massgebliche Voraussetzung für wirksame sicherheitsgerichtete Änderungen wird in der betroffenen Airline sein, wie erfolgreich die zukünftige Personalauswahl und Prägung der Piloten sein wird. Fundamentale Grundsätze der angewandten Sozialpsychologie, wie sie nachfolgend auszugsweise bereits 1980 von Prof. H. Röglin formuliert wurden, sind dabei m.E. unbedingt von allen Beteiligten zu beachten.

    Kandidaten für eine Pilotenausbildung erfordern einen psychologischen Typus, der ein völlig entspanntes Verhältnis zu sich und zu seiner Arbeit hat - also beispielsweise keineswegs ein ehrgeiziger, auf den eigenen Erfolg bezogener Wettbewerbstyp sein darf.

    Die Notwendigkeit einer solchen "Entspanntheit" zeigt sich in Risikotechnologien - wie der Luftfahrt - charakteristischen kritischen Situationen. Teils muss der Mensch in Sekundenschnelle automatisch reagieren, also vorprogrammiert und im Auslösemoment spontan präsent sein, teils muss er nachdenkend und analysierend unter hohem Stress zu einer bewussten Entscheidung kommen. Beide Reaktionsformen müssen und können erlernt werden - durch Assoziations- und Entscheidungstraining. Intellektuelle Wissensvermittlung nützt, wie alle Erfahrungen belegen, nur wenig.

    Neben der Fähigkeit, Stress zu verarbeiten, und der Kommunikationsfähigkeit ist Gelassenheit der eigenen Person und Position gegenüber unabdingbar.

    Das ist nur durch Ausbildung und Prüfungen im Simulator sowie durch Eignungstests zu erreichen, die ihrerseits auf die unbedingte Kooperation der infrage kommenden Personen angewiesen sind.

    Wer in Risikotechnologien denkbarerweise mit kritischen Situationen konfrontiert wird, in denen alles von seiner Reaktion abhängt, der muss schon von sich aus wollen, dass rechtzeitig herausgefunden wird, ob er geeignet ist - oder nicht.

    Und will er dies nicht, muss er schon deshalb seinen Posten verlassen.

    Ein ehrgeiziger, von sich selbst überzeugter Flugkapitän darf nicht erst während des Absturzes mit hunderten Passagieren hinter sich herausfinden, dass er nicht mehr befähigt war, mit einer kritischen Situation Fertigzuwerden.

    Dieser Wille, nur unter der Bedingung der vollen eigenen Kompetenz zu arbeiten, oder aber von sich aus ausscheiden zu wollen, gehört zu den geforderten Tugenden.

    Wo dieser Wille fehlt, ist das Sicherheitsrisiko beträchtlich.
    Geändert von Don Caramba (03-07-2020 um 12:16 Uhr)
    "Es genügt nicht nur sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Karl Kraus)

  5. #35
    Genau dafür gibt es ja auch Eignungstests. In der deutschen Luftfahrt noch das LBA als Kontrollinstanz.
    Aber wie uns die Wirtschaft regelmäßig zeigt, wenn umgangen werden kann, wird auch hier getrickst und umgangen.
    Geändert von Taisho (03-07-2020 um 13:04 Uhr)

  6. #36
    Zitat Zitat von Taisho Beitrag anzeigen
    Genau dafür gibt es ja auch Eignungstests. In der deutschen Luftfahrt noch das LBA als Kontrollinstanz.
    Aber wie uns die Wirtschaft regelmäßig zeigt, wenn umgangen werden kann, wird auch hier getrickst und umgangen.
    Wohlgemerkt - es geht hier nicht um "die Wirtschaft" an sich. Es geht hier um "Schlüsselpositionen der Risiko-Technologien", in dem Fall der Luftfahrt.

    Billige Eignungstests für bestimmte Funktionen in der Wirtschaft, sind nicht gemeint. Wenn es dort überhaupt welche geben sollte - ausser Abi-Durchschnitt 1.0 oder "summa cum laude" - dient letztlich nur der Überprüfung, ob die KanditatInnen halbwegs bei Verstand sind.

    Für PolitikerInnen gibt es nicht einmal so etwas.
    "Es genügt nicht nur sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Karl Kraus)

  7. #37
    homo novus Avatar von caesar
    Ort: milchstrasse
    Ein alkoholierter Autofahrer tötet im besten Falle nur sich selbst. Ein Kleinflieger mit max. 4 Personen kann auch nur überschaubar töten.

    Ein grosses Flugzeug mit hunderten von Mitreisenden + Crew ist da etwas völlig anderes.
    das melken eines leeren euters bewirkt nur,
    das man vom melkstuhl gestossen wird.

    rise and rise again until the lambs become to lions.

  8. #38
    Ich meinte eher Bankenaufsichten, TÜV und Steuerbehörden die regelmäßig schlampern.

    Klar, bei Risiko-Technologien darf sowas niemals passieren, weil einfach zu viel Menschenleben unnötigerweise in Gefahr gebracht werden.
    Ich hab mal vor Jahren einen Bericht gesehen, wo Engländer die Pilot werden wolten, nach Süd-Ost-Asien gegangen sind da die Ausbildung dort nicht nur schneller und billiger ist, die nahmen auch jeden der kam. Gelernt wurde auf alten Klapperkisten wo man vermutlich nach jeder Landung froh war das man noch lebt. Sie haben aber die Flugstunden gesammelt und haben dann versucht nach ein paar Jahren bei einer englischen Airline anzuheuern.

  9. #39
    Pakistan International Airlines hat offenbar 52 Angestellten gekündigt, denen Verfehlungen und Verstösse gegen interne Regeln vorgeworfen werden.

    https://www.thehindu.com/news/intern...le31987556.ece

    Damit werden zusätzlich zu den Flugverboten für ca. 1/3 ihrer Piloten wegen dubioser Lizenzen weitere disziplinarische Massnahmen in der Company umgesetzt.
    "Es genügt nicht nur sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Karl Kraus)

  10. #40
    8 Wochen ist es nun her, dass die Katastrophe in Karachi stattfand und bis heute wissen wir von der eigentlichen Ursache ("human error") so gut wie - NICHTS!

    Wir wissen z.B. bis heute nicht,

    - weshalb die Crew den Landeanflug so spät einleitete und auf entsprechende Hinweise des ATC nicht reagierte

    - wer eigentlich am Steuer sass (der Kapitän oder der Co-Pilot)

    - weshalb die Piloten mit ausgefallenen Triebwerken mitten ins Stadtgebiet krachten und keine Aussenlandung auf einem Fluss oder in unbebautem Gebiet versuchten

    - ob beide Piloten flugtauglich waren (Alkohol, Drogen, Blutzucker, Covid-19, etc.)

    - ob ihre Lizenzen überhaupt gültig waren

    - ob ihre Leichen gefunden und obduziert wurden

    Über die dazu eventuell noch laufenden Analysen erfährt man bislang nichts.

    Stattdessen wissen wir nur, dass die Piloten während des Fluges miteinander geschwätzt haben und angeblich wenig konzentriert auf den Flug waren. Wir wissen auch, das einem Drittel der Piloten der PIA die Lizenz entzogen wurde. Und dass 98 Menschen elendig ums Leben kamen und das Flugzeug technisch in Ordnung war.

    Eine etwas dürftige Ausbeute - nach meinem Geschmack - nach 8 Wochen.





    -
    Geändert von Don Caramba (20-07-2020 um 14:02 Uhr)
    "Es genügt nicht nur sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Karl Kraus)

  11. #41
    Wer ermittelt denn eigentlich? Nur die Pakistanis oder auch einer der großen Luftfahrtbehörden?

    In der Tat ist die aktuelle Informationslage etwas dürftig. Eventuell gibt es wegen Corona und einem wild agierndem US Präsidenten einfach Themen von denen sich die aktuelle Berichterstattung mehr Interesse verspricht. In den letzen Jahren (Jahrzehnten) fiel Pakistan eigentlich selten positiv auf: Kashmir-Konflikt und BinLaden-Versteck

  12. #42
    Zitat Zitat von Taisho Beitrag anzeigen
    Wer ermittelt denn eigentlich? Nur die Pakistanis oder auch einer der großen Luftfahrtbehörden?
    Keine Ahnung. Ich denke, die pakistanischen Behörden ermitteln das selbst.
    Vielleicht darf die eine oder andere ausländische Institution zuarbeiten.
    Geändert von Don Caramba (20-07-2020 um 17:26 Uhr)
    "Es genügt nicht nur sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Karl Kraus)

  13. #43
    Ich muss gestehen, ich habe schon fast alles wieder vergessen was genau bei dem Absturz passiert ist und musste daher auf Wikipedia den Flugverlauf nochmal nachlesen. Die CAA (Pakistanische Untersuchungstelle) hat ja bereits einen vorläufigen Bericht rausgegeben. Ich vermute es kommt noch was von Airbus selbst (die sicher auch checken dass es keines ihre Systeme war das fehlerhaft funktioniert hat).

    Zitat Zitat von Wikipedia
    Vier Minuten vor der geplanten Landung befand sich die Maschine noch auf 10.000 Fuß Höhe. Die Mannschaft deaktivierte daraufhin den Autopiloten, fuhr die Störklappen aus und leitete einen steilen Sinkflug mit einer Sinkrate von über 3.000 Fuß/Minute ein, um noch auf den vorgesehenen Gleitpfad der Landebahn 25L zu kommen.
    List sich so als wäre die Maschine mit Autopilot geflogen der allerdings nur die Höhe hält. Irgendwann hat einer der beiden im Cockpit gemerkt das man doch recht hoch ist und der Flughafen recht nah und so ist in manuellen Sinkflug gegangen. Trotzdem den Gleitpfad massiv verfehlt und 1,5km (4.500ft) nach der Landeschwelle mit knapp 200kt (grob 370km/h) aufgesetzt.

    Für mich ist es ein Wunder dass sie bei der Landung ohne Fahrwerk mit Bodenkontakt der Triebwerke überhaupt nochmal in die Luft gekommen sind. Die zweite Landung war dann eher die Folge der Fehlentscheidungen zuvor. Als dann noch die Triebwerke endgültig ausgefallen sind bleibt dir nur noch segeln übrig und das endete knapp 1,5km vor der Landeschwelle im Wohngebiet.

    Je öfter ich das lese desto mehr schüttle ich den Kopf...

    Die Crew hat meiner Meinung nach einen weiteren Fehler gemacht auf 25L anzufliegen obwohl sie auch eine Freigabe für 25R hatten. Unglücklicherweise hat man bei 25L sinnigerweise ein Wohngebiet mitten in die Anflugsschneise gebaut (sofern die Google Maps Bilder halbwegs aktuell sind). Da die Treibwerke ausgefallen sind und daher kein Umkehrschub zur Verfügung stand hatten sie eher Sorge nicht rechtzeitig abbremsen zu können als dass sie zu kurz kommen könnten.

    Zum Thema Außenlandung: Ich vermute als sie in den Endanflug gegangen sind, sind sie auch davon ausgegangen dass sie es bis zum Flughafen schaffen. Eine Außenlandung auf Wasser ist wahnsinnig riskant und geht im Regelfall bei den großen Maschinen selten glimpflich aus.
    Geändert von Taisho (20-07-2020 um 21:37 Uhr)

  14. #44
    Hier hat sich jemand richtig viel Mühe gemacht die bisherigen Erkenntnisse inkl. original Audio in einem Video zusammenzustellen.
    https://www.youtube.com/watch?v=zO5rXxJRmf4

    Ich finde es auch erstaunlich dass der Pilot nach dem Triebwerkausfall nicht sofort Mayday abgesetzt hat.
    Nicht das es was geholfen hätte aber so bleibt der Eindruck er hätte bis zu letzt die Situation in der er und sein Flugzeug sich befand nicht richtig eingeschätzt.

    Auch der Frequenzwechsel von Tower auf Approach spricht eher für eine Fehleinschätzung der Lage.
    Geändert von Taisho (20-07-2020 um 21:43 Uhr)

  15. #45
    Der flugtechnische Ablauf ist sonnenklar und aus meiner Sicht zweifelsfrei erklärt.
    Einen technischen Defekt hat es - abgesehen von der selbstverursachten Beschädigung der Triebwerke bei der Bauchlandung - nicht gegeben.

    Das ganze Szenario entspringt vielmehr einem nie für möglich gehaltenen menschlichen Versagen in der letzten Flugphase ab dem Verlassen der Reiseflughöhe. Was dann passierte und von der Crew veranstaltet wurde, ist wohl kaum von einem versierten Piloten nachvollziehbar.

    Ich halte es deshalb weiterhin für durchaus möglich, dass die wahren Hintergründe dieser Aneinanderreihung gröbster menschlicher Fehler niemals wirklich aufgeklärt werden können.
    "Es genügt nicht nur sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Karl Kraus)


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