Armutsbericht, HartzIV, Grundeinkommen 2.0

[Marmelada]

Mit den Freizeitbeschäftigungen, die nichts kosten, ist es doch ähnlich wie mit den anderen Themen. Wenn ich mich mit meiner Freundin in den Garten setze und mit Milchkaffee klöne, ist das hübsch.
Aber wenn ich wollte, könnten wir auch (in nicht Corona-Zeiten) ins Kino gehen, ins Theater, ins Café, in die Sauna und und und

Alles ist leicht, wenn man auch anderes könnte. Wenn man nur die eine Möglichkeit hat und auf alles andere verzichten muss, ist es weniger witzig.

[Tante Charlie]

Ja, ich weiß, dass Du das nicht so gemeint hast.
Aber es ist was wahres dran, oder? Als ob das so gewollt wäre...

Umgekehrt bleiben ja auch meist die sehr Reichen unter sich. Da sieht man das nur nicht so negativ.
Viele Kontakte knüpft man halt im Umfeld. Ich hatte mal einen Partner, der in der Gastronomie tätig war, dessen gesamter Freundeskreis bestand fast ausschließlich aus Gastroleuten. Ebenso bei einer Verwandten, die als Krankenschwester arbeitet.
Und, wie hier schon angesprochen wurde, in der Nachbarschaft knüpft man ja auch Kontakte.
Ansonsten fallen mir noch Vereine an, da trifft man sich ja eher wegen gemeinsamer Interessen und da spielt vielleicht auch keine Rolle, wer wie viel hat. Andererseits...wenns dann darum geht, nach dem Hobby noch was trinken zu gehen, fallen die raus, die sich das nicht leisten können. Es ist ECHT schwierig.
Bei mir im Freundeskreis war es schon ab und an mal so, dass es jemandem mal finanziell nicht so gut ging, das war aber dann immer zeitlich befristet und wir anderen haben das automatisch aufgefangen wenn es um gemeinsame Unternehmungen ging.

[Salamibrötchen]

Das stimmt auch wieder. Gibts nicht auch die Hudnetafel?

Gibt es. Aber nicht flächendeckend. Und dort wird auch nicht der ganze Bedarf gedeckt.
Wenn man - wie ich - einen Hund mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten hat, dann wird es da schon eng.
Jetzt, da sie es auch noch an der Leber hat, brauche ich Spezialnahrung, sowas gibt's bei der Tiertafel auch nicht, jedenfalls nicht, dass ich wüsste.
Nur einige Tiertafeln arbeiten mit einem Tierarzt zusammen, längst nicht alle.

[Giftnudel]

Viele Freundschaften entstehen z.B. beim Gassi gehen. Das kostet nix. Gibt doch viele Sachen die man auch ohne viel Geld machen kann.
Klar ist der Spa Besuch nicht drin.
Man findet auch Freunde die nicht vorher den Kontoauszug sehen wollen.

Natürlich findet man sie, ohne auf's Geld zu gucken. Aber nehmen wir mal an, ich lerne eine nette Frau auf diesem Weg kennen, die gewohnt ist, nach dem Gassi einen Kaffee trinken zu gehen. Ein-zweimal kann ich wohl eine Ausrede finden, warum ich gerade keine Zeit habe. Aber dann? Ziehe ich mich vielleicht zurück, weil ich gar nicht mehr in die Situation kommen will? Soll ich die Wahrheit sagen und Gefahr laufen, dass sie mich einlädt, was ich ja auch nicht möchte? Theoretisch ist das immer alles so einfach, aber in der Praxis auch?

[Moritza]

Ja, es gibt Tiertafeln. Aber manche helfen nur, wenn die Tiere schon da waren und nicht, wenn man sich erst nach Anfang des Leistungsbezuges eins anschafft.

O.k. das wußte ich nicht.

Natürlich findet man sie, ohne auf's Geld zu gucken. Aber nehmen wir mal an, ich lerne eine nette Frau auf diesem Weg kennen, die gewohnt ist, nach dem Gassi einen Kaffee trinken zu gehen. Ein-zweimal kann ich wohl eine Ausrede finden, warum ich gerade keine Zeit habe. Aber dann? Ziehe ich mich vielleicht zurück, weil ich gar nicht mehr in die Situation kommen will? Soll ich die Wahrheit sagen und Gefahr laufen, dass sie mich einlädt, was ich ja auch nicht möchte? Theoretisch ist das immer alles so einfach, aber in der Praxis auch?

Stimmt. Natürlich nicht..und wenn dann nur kurzfristig. Aber immer rechnen müssen Scheiße. Nicht das ich mit Geld ummichwerfen kann. Bin auch alleinerziehend . Es war/ist kein Zuckerschlecken.
Kind soll ja auch die Möglichkeit haben zu studieren oder was auch immer. Nicht einfach.

[Sabuha]

Eine ziemlich ignorante Einstelllung.

Ignorant find ich schon unfair. Optimistisch hätte ich passender gefunden.
Ich sage ja, dass da sehr viel zusammenkommen müsste, damit ich sagen kann:
So ist es, so WIRD es für immer bleiben.
Alle meine Ersparnisse weg, Gesundheit weg, keine familiäre Unterstützung im Alltag, der Mann haut ab usw
Wenn es „nur“ die Gesundheit ist, kein Problem.
Wenn es „nur“ der flüchtende Mann ist, auch kein Problem.
Da müssten mehrere Schicksalsschläge zusammenkommen, damit ich bei einem Problem keine Lösung mehr sehe und denke „Das bleibt für immer“.

Um mein normales Alter mache ich mir keine Gedanken.
Haut mein Mann ab oder verlasse ich ihn, ändert das nichts.
Das würde nur JETZT was ändern, weil ich dann wieder in eine bezahlte Vollzeittätigkeit gehen würde (da die Kinder älter sind, hätte ich noch weniger Hürden als vorher).

Ich denke nicht, dass ich zu naiv rangehe.
Und ich bin nicht aufgeschmissen, wenn mein Mann abhaut.
Ich wüsste nicht, warum ich also Angst haben sollte, wenn ich es nicht „volle Breitseite vom Leben“ kriege.
Aber das kann ich ja auch nicht absichern.
Einzelne beschissene Sachen sollten mich aber nicht umhauen. Das konnte ich absichern und habe zum Glück früh daran geglaubt.

[Sabuha]

Soll ich die Wahrheit sagen und Gefahr laufen, dass sie mich einlädt, was ich ja auch nicht möchte?

Die Wahrheit sagen.
Dann lädt sie dich mal auf Kaffee und Kuchen in der Eisdiele ein.
Und du sie mal auf Kaffee zuhause bei dir.

Das ist doch weder schlimm noch beschämend?

Und die Bekannte - wenn die tatsächlich nett ist - wird dann auch nicht immer ins Café wollen, weil sie dich nicht in eine entsprechende Situation bringen will.

[DragonladyOne]

Die Wahrheit sagen.
Dann lädt sie dich mal auf Kaffee und Kuchen in der Eisdiele ein.
Und du sie mal auf Kaffee zuhause bei dir.

Das ist doch weder schlimm noch beschämend?

Und die Bekannte - wenn die tatsächlich nett ist - wird dann auch nicht immer ins Café wollen, weil sie dich nicht in eine entsprechende Situation bringen will.

doch, es ist beschämend. Die Allgemeinheit, ob nun im Netz oder in der Realität bemustert doch Hartz4-Empfänger zum größten Teil von oben herab. Und dann sagst du selbstbewußt die Wahrheit, wo man in dem Fall kaum selbstbewußt mehr ist? Nein, die Blöße werden sich die wenigsten geben, schon allein, weil man vor Ablehnung Angst hat.

Ich hatte auch mal die Wahrheit gesagt, diejenigen haben sich nie wieder gemeldet. Jetzt kann man davon ausgehen, dass man sowieso mit solchen Leuten nicht befreundet sein möchte, aber nach so einer Erfahrung und wenn öfter vorgekommen ist, hält man einfach die Klappe.

[Sabuha]

Ich hatte auch mal die Wahrheit gesagt, diejenigen haben sich nie wieder gemeldet. Jetzt kann man davon ausgehen, dass man sowieso mit solchen Leuten nicht befreundet sein möchte, aber nach so einer Erfahrung und wenn öfter vorgekommen ist, hält man einfach die Klappe.

Du meinst also, lieber schweigen, damit man eine Freundschaft behält oder aufbaut?
Eine solche Freundschaft ist doch nichts Wert?

Mich interessiert es Null, ob ein Mensch viel oder wenig Geld hat.
Ich schaue auf ganz andere Werte.
Sicher bin ich da nicht die berühmte Ausnahme.

[DragonladyOne]

Du meinst also, lieber schweigen, damit man eine Freundschaft behält oder aufbaut?
Eine solche Freundschaft ist doch nichts Wert?

Mich interessiert es Null, ob ein Mensch viel oder wenig Geld hat.
Ich schaue auf ganz andere Werte.
Sicher bin ich da nicht die berühmte Ausnahme.

nein, ich meine, dass man einfach nichts mehr sagt, ob eine Freundschaft sich anbahnt oder nicht.
Einige bauen auch einfach von vornherein nichts mehr auf. Lose Kontakte, aber keine enge Freundschaften.

und doch, nach meinen Erfahrungen wärest du die berühmte Ausnahme.

[Sabuha]

Aber man hat doch üblicherweise immer welche, die sich deutlich mehr leisten können als man selbst.

Ich glaube, die Angst, dass der Andere auf einen runterschaut basiert nicht immer auf der Arroganz des Gegenübers, sondern manchmal auch auf der eigenen Unsicherheit.

Wenn ich immer „ich bin nicht gut genug“ denke, dann finde ich bestimmt auch sehr häufig die Bestätigung dieser Gedanken.
Und statt solche runterziehenden Gedanken zu rechtfertigen, zu begründen und somit quasi zu verteidigen - stattdessen könnte man auch vielleicht darauf achten, diese Gedanken wegzuschieben.

Der Wert eines Menschen hängt nun mal nicht von seinem Geld ab.
Das sollte „der da oben“ genauso wissen wie „der da unten“. Und jeder, der das weiß und verinnerlicht, handelt entsprechend.

[DragonladyOne]

Aber man hat doch üblicherweise immer welche, die sich deutlich mehr leisten können als man selbst.

Ich glaube, die Angst, dass der Andere auf einen runterschaut basiert nicht immer auf der Arroganz des Gegenübers, sondern manchmal auch auf der eigenen Unsicherheit.

Wenn ich immer „ich bin nicht gut genug“ denke, dann finde ich bestimmt auch sehr häufig die Bestätigung dieser Gedanken.
Und statt solche runterziehenden Gedanken zu rechtfertigen, zu begründen und somit quasi zu verteidigen - stattdessen könnte man auch vielleicht darauf achten, diese Gedanken wegzuschieben.

Der Wert eines Menschen hängt nun mal nicht von seinem Geld ab.
Das sollte „der da oben“ genauso wissen wie „der da unten“. Und jeder, der das weiß und verinnerlicht, handelt entsprechend.

Große Worte, nette Worte, wahre Worte

interessiert jedoch nur Wenige. Ich habe keine Angst, es interessiert mich einfach nicht mehr, was andere denken. Ich hab auch keine Unsicherheit mehr. Es war mal so, aber das ist vorbei. Aber dieses Maß an Selbstbewußtsein muss man erstmal haben bzw. entwickeln und ggf. lernen. Das ist mit Stand Hartz4 aber eben oft nicht der Fall.

Du bist selbstbewußt von Hause aus, du schreibst selbst, dass du kaum in diese Lage je kommen wirst, weil du teilweise schon vorgesorgt hast, nicht in Not kommst wenn Mann weg ist usw. Du hast eine super Basis. Andere haben die aber nicht. Das versuch doch mal bitte zu verstehen. Andere haben nicht so nachgedacht, nicht so vorgesorgt, nicht die Voraussetzungen, die du ggf. von Erziehung und/oder Charakter aus so hast.
Es ehrt dich, wenn du sagst, es sollte so sein, ja sollte. Es ist aber nicht so.
Es funktioniert im kleinen Rahmen, in der Familie, in der eigenen Freundschaftsblase. Aber nur wenige holen sich den Bettler zu sich nach Hause, weil man mit ihm gut philosophieren kann (übertriebenes Beispiel).


Nimm mal einfach uns beide. Locker befreundet, aber immer treffen wir uns nur entweder bei dir zu Hause zum Käffchen oder im Cafè, niemals bei mir. Würdest du fragen warum nicht? Würde dich das überhaupt interessieren?

[Moritza]

doch, es ist beschämend. Die Allgemeinheit, ob nun im Netz oder in der Realität bemustert doch Hartz4-Empfänger zum größten Teil von oben herab. Und dann sagst du selbstbewußt die Wahrheit, wo man in dem Fall kaum selbstbewußt mehr ist? Nein, die Blöße werden sich die wenigsten geben, schon allein, weil man vor Ablehnung Angst hat.

Ich hatte auch mal die Wahrheit gesagt, diejenigen haben sich nie wieder gemeldet. Jetzt kann man davon ausgehen, dass man sowieso mit solchen Leuten nicht befreundet sein möchte, aber nach so einer Erfahrung und wenn öfter vorgekommen ist, hält man einfach die Klappe.

Dann weißt du auch nicht ob es am Hartz lag. Können doch viele Gründe gewesen sein.

Und so Freunde braucht doch kein Mensch. Gut kann man sagen wenn man genug Freunde hat..oder lange Freundschaften...die wissen eh alles.

[DragonladyOne]

Dann weißt du auch nicht ob es am Hartz lag. Können doch viele Gründe gewesen sein.

Und so Freunde braucht doch kein Mensch. Gut kann man sagen wenn man genug Freunde hat..oder lange Freundschaften...die wissen eh alles.

sehr wahrscheinlich sogar, dass es auch an meiner Person und nicht nur meiner Situation lag/liegt.
Ich hab nur noch nicht herausgefunden, was an meiner Person so schlecht ist.

[Moritza]

sehr wahrscheinlich sogar, dass es auch an meiner Person und nicht nur meiner Situation lag/liegt.
Ich hab nur noch nicht herausgefunden, was an meiner Person so schlecht ist.

Muss ja nicht. Hat vielleicht nur nicht gepasst...oder sie hatte kein Interesse.
Dann Schwamm drüber. Besonders wenn es echt am Hartz gelegen hätte.