Schmitt zitiert Elena Esposito, die sich schon länger mit Themen der sogenannten "Risikogesellschaft"
beschäftigt. Risikogesellschaft heisst: Wir tun als Gesellschaft regelhaft Dinge, die uns in Zukunft in Schwierigkeiten bringen können.
Wenn dann die - theoretisch angesagten - Schwierigkeiten irgendwann eintreten (wie: ein AKW-Unfall, eine Pandemie, eine Klimakatastrophe), müssen wir ganz schnell und verlässlich Massnahmen anleiern, die entweder neue Risiken schaffen (wie: Energieknappheit, Arbeitslosigkeit oder Probleme mit der Grundversorgung) ... oder schlicht und ergreifend zu spät greifen, um das verheissene Unheil noch abwenden zu können.
In der weiteren Ausführung wird der Kritiker ungemütlich: Was, wenn uns der Film "Tenet" die einzige Möglichkeit vor Augen führt, wie sich die zuletzt genannte Katastrophe (damit meint er im weiteren Sinne die Zerstörung unserer Umwelt)
zum jetzigen Zeitpunkt noch abwenden lässt?
Die tiefere Botschaft des Films wäre dann, dass es im eskapistischen Genre des Sci-Fi-Agentenfilms durchaus möglich ist, dass irgendwelche (guten oder bösen) Kräfte die Zeit manipulieren und damit Gutes - aber auch, wie hier: Böses - invertieren und ins Gegenteil verkehren. Die Lehre für uns kann dann aber auch sein, dass solche Zampano-Spielereien - leider - nicht sehr tauglich sind, um gewisse aktuell drohenden Gefahren von uns abzuwenden.
Ich verdanke Wolfgang M. Schmitt einen eher unangenehmen Wake-up-Call. Und werde "Tenet" mit sehr melancholischen Gefühlen nochmals gucken gehen.