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  1. #16
    Generell finde ich die Richtung okay, aber ausgerechnet im männerdominierten Filmgeschäft nicht. Noch immer werden Frauen vorrangig wegen ihrer Schönheit besetzt und haben viel zu wenig Chancen, überhaupt eine Rolle zu bekommen, in der sie zeigen können, was sie sonst noch können. Oder noch besser: stattdessen. Schön sein ist immer noch die Hauptqualifikation. Wie es besser geht, zeigt der britische Markt, vor allem beim Fernsehen und in Serien.

    Dazu kommt aber auch, dass muss man klar sagen, dass auch Frauen in Filme gehen, in denen nur oder hauptsächlich Männer spielen. Damit werden Männer zurecht zu wirtschaftlicheren Zugpferden und verdienen deswegen auch mehr.

    Männerfilme sind auch bei Frauen angesagt, Frauenfilme werden unter Männern abgewertet. Solange „Mädchen“ als Schimpfwort gilt, haben wir ein strukturelles gesellschaftliches Problem, dass diese Auszeichnungskategorien nur verstärken wird oder jemanden demonstrativ auszeichnet, um diese Einseitigkeit nicht zuzulassen.

    Gut fände ich es, wenn es im Filmgeschäft tatsächlich Geschlechtergerechtigkeit gäbe. Aber davon sind wir weit entfernt. Die interessanteren Rollen bekommen weiterhin Männer und dann werden die gerechterweise auch eher ausgezeichnet. Das Problem lauert einen Schritt davor, aber auch bei den Zuschauern selbst. Wäre man gerecht, müsste man dann tatsächlich hauptsächlich Männer auszeichnen.

    Einerseits geht es darum, dass Transfrauen zu Frauen gehören (wollen), wie die Diskussion über Rowling gezeigt hat, andererseits wird die Geschlechtertrennung aufgelöst, was ich wirklich oft bevorzuge, aber genau in der Branche werden weder Frauen noch Transmenschen davon profitieren.
    Vielleicht bräuchten wir eher einen Castingpreis, wo das Voraussetzende berücksichtigt wird.

    Ich bin da nicht ganz entschlossen, denn generell finde ich das gut, neutrale Bezeichnungen und gleiche Werte zu vermitteln.

  2. #17
    Dom Basaluzzo
    unregistriert
    Zitat Zitat von Elaine Beitrag anzeigen
    Generell finde ich die Richtung okay, aber ausgerechnet im männerdominierten Filmgeschäft nicht. Noch immer werden Frauen vorrangig wegen ihrer Schönheit besetzt und haben viel zu wenig Chancen, überhaupt eine Rolle zu bekommen, in der sie zeigen können, was sie sonst noch können. Oder noch besser: stattdessen. Schön sein ist immer noch die Hauptqualifikation.
    Nein, mit Schönheit hat das wenig zu tun. Die meisten Drehbuchautoren sind männlich und denken sich eher männliche Hauptfiguren aus.

    Vor zwei Jahren veröffentlichte die BBC, auf dem Höhepunkt der „Time’s up“-Bewegung, eine kleine Studie der zehn wichtigsten Filmpreise seit 1990, darunter die Oscars, sowie die Festivals in Venedig, Cannes und Berlin.

    In nur sechs Prozent aller ausgezeichneten Filme überwog die Zahl der Darstellerinnen in den Hauptrollen, in 89 Prozent der Fälle waren die Hauptdarsteller mehrheitlich männlich.
    Ein genderneutraler Preis für die beste Darstellung in einem Film wird an dieser Realität überhaupt nichts verändern. Inzwischen vergibt MTV solche Preise seit drei Jahren, einige US-Filmkritikerverbände machen das, einige wenige US-Fernsehpreise auch. Das sind die Preise, über die hier niemand diskutiert, die tauchen im Yellow Press- Bereich gar nicht auf, so unwichtig sind sie in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Brit-Awards hingegen spielen noch eine Rolle und eine Ankündigung im letzten Jahr, ebenfalls genderneutrale Preise zu vergeben, reichte für genügend Proteste, um davon Abstand zu nehmen. Die Grammys sind den Schritt ab 2012 gegangen, Folge: 42% der Preise bekamen Frauen, 58% Männer, aber es gibt ja kein Mann und Frau mehr. Das Interessanteste dabei: die Grammy-Shows haben seither nur noch 15% Gesangsauftritte mit Frauen. Die Veranstalter setzen bei den show acts nämlich noch immer auf Verkaufsdaten. Muss nicht viel bedeuten, denn vor zwanzig Jahren, also vor Einführung der genderneutralen Kategorien dominierten die weiblichen Künstler den Verkauf.

    Die Kritik an der Berlinale-Reform ist für mich nachvollziehbar:

    Verbandschefin Leslie Malton bringt es auf den Punkt: „Um mehr gendergerechtes Bewusstsein in der Branche zu erreichen und ein Signal zu setzen, müssen die derzeit benachteiligten Geschlechter sichtbarer werden.“ Anders gesagt: Die Berlinale nimmt den zweiten Schritt vor dem ersten. Zunächst müssten die Grundlagen geschaffen werden, bevor man über die Abschaffung genderspezifischer Darstellerpreise spricht.
    Die Berlinale-Macher hören die Kritik, scheinen aber völlig auf eine unter 0,3%-Minderheit fixiert zu sein:

    „Doch wir möchten sicherstellen, dass wir auch die Menschen einbeziehen, die sich nicht von einem binären System repräsentiert fühlen.“
    Noch bevor also für Frauen gleichermaßen Beschäftigung bei Regie, Kamera, Drehbuch gesorgt wird (wo es nie geschlechterbezogene Preise gab) oder aber mindestens so viele Hauptrollen für Schauspielerinnen wie für Männer, ist man besorgt, dass die 0,3%, die u.a. von sichtbar dreitagebärtigen Sam Smiths repräsentiert werden, einbezogen sind. Frauen, die das tolerieren, folgen vermutlich nicht Joanne K. Rowling...

    Ob Preise die Rolle spielen, die man ihnen durch die Diskussion zubilligt, interessiert mich nicht. Ich kenne viele Berufe, wo es Preise für die Arbeitsleistungen gibt, beim Konditor, beim Frisör, bei Verpackungsgestaltern (!), Werbebranche usw., die Regionalpresse liefert exotische Einblicke in diese Welt. Mich stört das nicht, es ist meine Entscheidung, ob ich Berichte dazu lese oder sehe, niemand wird gezwungen sich damit zu beschäftigen.

  3. #18
    Das mit den Grammy-Auftritten ist ja interessant, denn in meiner Wahrnehmung sind die größten Popstars derzeit Frauen (Beyoncé, Lady Gaga, Billie Eilish, Taylor Swift, Rihanna, Cardi B etc. etc. etc.).
    He thrusts his fists against the post and still insists he sees the ghost.

  4. #19
    „Politisch korrekter als korrekt“: „Genderneutrale“ Berlinale-Preise sorgen für scharfe Kritik [welt.de]
    Gut gemeint, nicht gut gemacht? Die Ankündigung der Filmfestspiele Berlin, ihre Schauspielpreise fortan ohne Geschlechterkategorie zu vergeben, stößt auf unerwartet heftige Kritik in der Branche. Frauen würden so noch stärker diskriminiert, heißt es. […]
    Gegenvorschlag des Gleichstellungsbündnisses "Pro Quote Film": ein Preis für gendersensible Darstellung.

    Die Berlinale bekommt nun scheinbar ausgerechnet aus der Ecke Gegenwind, die sie mit der Änderung appeasen wollte.
    We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
    (Kenny Chesney - "Rich And Miserable")

  5. #20
    Dom Basaluzzo
    unregistriert
    Zitat Zitat von Marauder Beitrag anzeigen
    Das mit den Grammy-Auftritten ist ja interessant, denn in meiner Wahrnehmung sind die größten Popstars derzeit Frauen (Beyoncé, Lady Gaga, Billie Eilish, Taylor Swift, Rihanna, Cardi B etc. etc. etc.).
    Das war auch mein erster Gedanke, die teilen sich aber die vorderen Ränge aber mit Bruno Mars, Justin Timberlake, Post Malone, Imagine Dragons usw. Vielleicht spielt es da hinter den Kulissen eine Rolle, welche Absprachen mit den Labels getroffen werden? Aber für die Grammy-Verleihung ist das Pop-Genre nur eines von vielen.

    Die Grammy-Verleihung soll einen repräsentativen Querschnitt durch zehn verschiedene Hauptgenres zeigen. Schon Blues, HipHop, Rock und Jazz sind von Männern stärker dominiert (bei Country, Folk und Gospel etwas gleichmäßiger) und da bei Klassik neben Solo Performern eher Dirigenten für Alben ausgezeichnet werden, ist die Kategorie ebenfalls männerlastig. Letztlich bilden die erfolgreichen Pop-Frauen also nur einen Teil des Musikgeschäfts ab, so kommt es wohl zu dem verzerrtem Eindruck, den man in Deutschland auch beim verkaufsgebundenem Echo und den Verleihungen hatte, als der Preis noch existierte.

  6. #21
    Zitat Zitat von Dom Basaluzzo Beitrag anzeigen
    Nein, mit Schönheit hat das wenig zu tun.
    das finde ich jetzt aber wenig überzeugend.


    Ja, das stimmt natürlich auch. Ich finde dennoch, dass das Publikum völlig unterschätzt wird, das eher männliche Hauptfiguren sehen will oder sagen wir mal: die dort dann tatsächlich die Karte an der Kinokasse kaufen. Drehbuchautoren wissen das offenbar und wollen ihr Buch verkaufen und bedienen auch nur den Markt, wie er ist. Filmgesellschaften sind Wirtschaftsunternehmen.

  7. #22
    Zitat Zitat von Dom Basaluzzo Beitrag anzeigen
    Das war auch mein erster Gedanke, die teilen sich aber die vorderen Ränge aber mit Bruno Mars, Justin Timberlake, Post Malone, Imagine Dragons usw. Vielleicht spielt es da hinter den Kulissen eine Rolle, welche Absprachen mit den Labels getroffen werden? Aber für die Grammy-Verleihung ist das Pop-Genre nur eines von vielen.

    Die Grammy-Verleihung soll einen repräsentativen Querschnitt durch zehn verschiedene Hauptgenres zeigen. Schon Blues, HipHop, Rock und Jazz sind von Männern stärker dominiert (bei Country, Folk und Gospel etwas gleichmäßiger) und da bei Klassik neben Solo Performern eher Dirigenten für Alben ausgezeichnet werden, ist die Kategorie ebenfalls männerlastig. Letztlich bilden die erfolgreichen Pop-Frauen also nur einen Teil des Musikgeschäfts ab, so kommt es wohl zu dem verzerrtem Eindruck, den man in Deutschland auch beim verkaufsgebundenem Echo und den Verleihungen hatte, als der Preis noch existierte.
    Stimmt, an die E-Nischen habe ich nicht gedacht, weil die mich nicht tangieren.

    Letztendlich sind es auch einfach nur blöde Preise, braucht doch kein Mensch.
    He thrusts his fists against the post and still insists he sees the ghost.

  8. #23
    Man hätte die Kategorien ja auch "beste darstellerische Leistung eines männlichen Charakters", "beste darstellerische Leistung eines weiblichen Charakters" und beste darstellerische Leistung eines gendeneutale Charakters" nennen können.

  9. #24
    bekennende Kleinbürgerin
    Zitat Zitat von goldstern Beitrag anzeigen
    Man hätte die Kategorien ja auch "beste darstellerische Leistung eines männlichen Charakters", "beste darstellerische Leistung eines weiblichen Charakters" und beste darstellerische Leistung eines gendeneutale Charakters" nennen können.
    Oder die geschlechtsspezifischen Kategorie abschaffen. Ist einfacher.

  10. #25
    Zitat Zitat von titaniafee Beitrag anzeigen
    Oder die geschlechtsspezifischen Kategorie abschaffen. Ist einfacher.
    das ist noch die Frage.
    TEAM
    #Signaturen sind ausgeblendet
    #Cancel the VAR

  11. #26
    Speechless, not clueless Avatar von ganzblau
    Ort: im Dörfli
    Ich finde den Dreh von goldstern raffiniert
    Wenn man auf die Rollen anstatt die Darstellenden fokussiert, ist von vornherein klar, dass es um soziale Konstruktionen geht.

    Kompromiss: Es wird EIN Darstellungspreis vergeben. Und zwar für die Darstellung einer männlichen, weiblichen oder genderneutralen / queeren Figur
    If we don't succeed in leaving patriarchy behind, this planet is toast.


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