Covid-19 (Coronavirus) IX - Informationen im Eingangsposting

[jume]

Es geht mir eigentlich weniger um meine eigene Befindlichkeit und was ich gern tun, oder wohin ich gerne gehen würde. Mir geht es in dieser Diskusion viel mehr um die Betreiber von Gaststätten, Kinos usw. All die Tausenden von kleinen Unternehmern, deren Existenzen akut bedroht sind. Auch diese Menschen haben Rechte. Einem Gastwirt zu sagen, dass er wieder schließen muss, während andernorts Menschen sich in Kirchen versammeln, ist für mich unverständlich.

Dedeli

[Mr. Gordo]

Es gibt in Deutschland das grundgesetzlich verbriefte Grundrecht auf Religionsfreiheit - und die schließt die ungestörte Religionsausübung im Rahmen von Gottesdiensten ein. Ein Grundrecht auf Freizeitgestaltung in Gaststätten und Kinos gibt es dagegen nicht. Insofern sind staatliche Eingriffe in diese beiden Sphären ganz unterschiedlich zu bewerten und diese müssten sich auch vor dem Bundesverfassungsgericht an anderen Maßstäben messen. Wer daran etwas ändern will, muss eben den Artikel 4 des Grundgesetzes in seiner jetzigen Form ändern/ abschaffen - aber so lange das nicht der Fall ist, sollte das Grundgesetz doch gerade hier im MTT geachtet und verteidigt werden.

Online-Gottesdienste...

[freddimaus]

Meine Güte, hier wird ja so getan, als ob man sämtliche Gläubige gleich aus dem Land jagen will. Dabei wurde einfach nur diskutiert, warum Kirchbesuche in so einer angespannten Lage wie im Berchtesgadener Land, weiter erlaubt sein sollen.

Das richtet sich ja noch nichtmal gegen die Kirchgänger selbst, sondern die politischen Entscheider und manche Entscheidungen sind eben nicht mehr so einfach für jeden nachzuvollziehen. Und das ist im Moment das letzte, was wir brauchen, sinkendes Vertrauen in die Entscheidungen der Politik.

Diese Empörung finde ich auch ziemlich anmaßend.

[Descartes]

Meine Güte, hier wird ja so getan, als ob man sämtliche Gläubige gleich aus dem Land jagen will.

Das hat hier NIEMAND auch nur annähernd unterstellt und deshalb solltest du solche haltlosen Übertreibungen besser unterlassen.

[Trabbatooni]

Online-Gottesdienste...

Oder Sonntags im TV.

[mk431]

Online-Gottesdienste...

Es würde vielleicht schon reichen, wenn sie im Freien stattfinden könnten. Schülern wird ja inzwischen auch zugemutet, dass sie Decken und Schals mit in den Unterricht nehmen sollen.

https://www.rnd.de/gesundheit/corona...PQIYMDJKU.html

[Gerberga]

Jajajaja, dedeli und seija et al., ihr habt ja recht. Die Problematik "soziales Treffen" sehe ich ja durchaus genauso.
Und, manial fly, auch ich bin (Hobby-)Musikerin und mir fehlt es sehrsehrsehr, einen Samstag lang z. B. leidenschaftlich Streichquartett zu spielen oder bei einem Konzert mitzuwirken.

Aber: Allerdings fällt es mir mit Sicherheit leichter, darauf zu verzichten als z. B. meiner katholischen Freundin der Verzicht auf den Ostergottesdienst. Das ist eine andere Ebene.
Ich erlebe, wie sehr der Verzicht bei diesen Leuten an die Substanz geht. Viel, viel mehr, als mich und andere in der Bekannt- und Verwandtschaft so mancher Verzicht schmerzt.
Von daher ärgert es mich, wenn von "Jammergeschwätz" die Rede ist.

Es würde vielleicht schon reichen, wenn sie im Freien stattfinden könnten.

Open Air-Gottesdienst: Genau das ist vielfach gemacht worden, wo räumlich möglich.

jume, die Gemeinde, wo ich ein bißchen was mitkriege, hat sehr viel Hirnschmalz auf ein gutes Hygiene-Konzept verwendet. Im Detail kommt es dann drauf an, wie sich alle daran halten - wie ja z. B. auch in Gaststätten, Kinos etc. pp. Das beste Konzept taugt halt nix, wenn die Gäste/Gläubigen drauf pfeifen.

svenchen, noch ein Nachtrag zu Hochzeiten: meiner Einschätzung nach waren die Infektionstreiber doch wohl eher nicht die vielleicht eine Stunde dauernden Gottesdienste, wo jeder an seinem Platz sitzt (wenn denn überhaupt Gottesdienste stattgefunden haben) und das draußen stattfindende öffentliche Gratulieren, sondern eher die viele Stunden dauernden Feiereien in dicht besetzten Sälen mit viel Umarmen, Abküssen, Tanzen, lautstarken Unterhaltungen über die Musik weg, Geschunkel und Gemunkel. Da sind die Kirchen wohl eher weniger "schuld", oder?

[manial fly]

Ehrlich gesagt frage ich persönlich mich ob Religion wirklich so wichtig ist das so etwas im Jahre 2020 noch im Grundgesetz verankert sein muss. Man sollte vlt auch mal daran denken das Staat und Kirche früher viel enger zusammenhingen und die Kirche auch generell früher mehr zu melden hatte. Der Trend geht aber wohl eher dahin das immer weniger Menschen gläubig sind. Natürlich sollte jeder seinen Glauben ausüben dürfen aber warum das ganze in so einer Zeit wie jetzt einen höheren Stellenwert als andere Dinge hat erschließt sich mir nicht. Tut mir leid aber wenn es darum geht Menschenleben zu schützen und die Wirtschaft nicht noch weiter vor die Wand zu fahren als sie schon ist, passt es nicht für so etwas wie Gottesdienste eine Ausnahme zu machen.
Meine Oma war sehr gläubig, ist nahezu jeden Sonntag in die Kirche, mir dem Alter viel ihr das jedoch körperlich immer schwerer, also hat sie in ihren letzten Jahren jeden Sonntag die Messe am Fernsehen geguckt. Hat sie sich beschwert ihren Glauben nicht mehr richtig ausüben zu können? Nein.

Und ich finde sehr wohl das man den Glauben mit anderen "Hobbys" vergleichen kann. Niemand hier kann bei einem anderen Menschen beurteilen wie wichtig ihm sein Hobby ist, daher sollte man mit solchen Aussagen sehr vorsichtig sein. Verzichten tun wir gerade alle, aber jeder hat sein Päckchen zu tragen, jeder geht auf seine Weise damit um und nur jeder kann für sich selbst beurteilen wie sehr ihn das ein oder anderen in dieser Zeit eingschränkt, bedrückt oder traurig macht. Daher finde ich es ein Unding zu behaupten das der Glaube für die Gläubigen nochmal wichtiger wäre.

Und sollte das alles nicht zählen, die Kirche wird von Steuern finanziert, Kinos, Fitnessstudios und Restaurants nicht.

[Eggi]

Es geht mir eigentlich weniger um meine eigene Befindlichkeit und was ich gern tun, oder wohin ich gerne gehen würde. Mir geht es in dieser Diskusion viel mehr um die Betreiber von Gaststätten, Kinos usw. All die Tausenden von kleinen Unternehmern, deren Existenzen akut bedroht sind. Auch diese Menschen haben Rechte. Einem Gastwirt zu sagen, dass er wieder schließen muss, während andernorts Menschen sich in Kirchen versammeln, ist für mich unverständlich.

Dedeli

Umgekehrt ging es im Frühjahr, die Kirche mußte ewig warten, bis sie wieder einlassen durfte und dann auch nur in engem Rahmen.
Was ich damit sagen möchte: eine "Neid-Debatte" ist absolut fehl am Platz: Warum darf der, und warum ich nicht. Es kann momentan keine absolute Gerechtigkeit geben. Das konnte es noch nie, also warum stürzen wir uns nun auf Leute, die Bedingungen haben wie wir, aber mehr oder weniger dürfen? So funktioniert unsere Gesellschaft nicht, das führt nur zu Hass und Missgunst.

Das vernünftigste kann nur sein, den Virus nicht zu vergessen und in dessen Anbetracht in Eigenverantwortung sich und die Gesellschaft zu schützen.

[jume]

@manial fly, das ist aber eine Diskusion die nicht in diesen Thread gehört und deshalb sollten wir das hier nicht weiter vertiefen.

[Eggi]

Ehrlich gesagt frage ich persönlich mich ob Religion wirklich so wichtig ist das so etwas im Jahre 2020 noch im Grundgesetz verankert sein muss. .....

jein, aber hier im Thread nicht von Belang

[dedeli]

Aber: Allerdings fällt es mir mit Sicherheit leichter, darauf zu verzichten als z. B. meiner katholischen Freundin der Verzicht auf den Ostergottesdienst. Das ist eine andere Ebene.

Ich kann das verstehen, ich habe auch gläubige Menschen in meiner Umgebung.

Aber es geht hier auch nochmal um eine besondere Situation, nämlich den Landkreis Berchtesgadener Land, Top-Hot-Spot derzeit in Deutschland (252 7-Tages-Inzidenz ist schon heftig, v.a. ist die immer noch stark steigend). Die Lage ist dort außer Kontrolle geraten, daher die harten Maßnahmen jetzt. Das wird hoffentlich nur eine akute Maßnahme sein und nicht über Monate andauern, das sollte man auch nicht vergessen.

Ehrlich, ich gönne es auf einer persönlichen Ebene wirklich jedem, weiter dort in die Kirche gehen zu können, Kirche und Glaube kann ja auch Trost in schwierigen Situationen spenden. Aber ob das so sinnvoll ist für das Infektionsgeschehen und für die Akzeptanz der anderen Maßnahmen sowie das Vertrauen in die politischen Entscheider in der Gesellschaft, steht dann wieder auf einem ganz anderen Blatt. Es ist doch, wie man hier an den Reaktionen sieht, nicht so wirklich jedem ersichtlich, warum dieser Bereich in der aktuellen Situation in einem extremen Hot Spot (!) ausgenommen wird.

[*Blue*]

warum genau dieser Artikel 4 im GG steht sollte im historischem Kontext aber schon jedem klar sein

[manial fly]

Umgekehrt ging es im Frühjahr, die Kirche mußte ewig warten, bis sie wieder einlassen durfte und dann auch nur in engem Rahmen.
Was ich damit sagen möchte: eine "Neid-Debatte" ist absolut fehl am Platz: Warum darf der, und warum ich nicht. Es kann momentan keine absolute Gerechtigkeit geben. Das konnte es noch nie, also warum stürzen wir uns nun auf Leute, die Bedingungen haben wie wir, aber mehr oder weniger dürfen? So funktioniert unsere Gesellschaft nicht, das führt nur zu Hass und Missgunst.

Das vernünftigste kann nur sein, den Virus nicht zu vergessen und in dessen Anbetracht in Eigenverantwortung sich und die Gesellschaft zu schützen.

Es gibt aber aktuell keinen vernüftigen Grund Messen weiter zu erlauben (also ich beziehe mich auf besagten LK). Selbst wenn man alles andere ausklammert, ist da ein LK wo sich Corona völlig unkontrolliert ausbreitet und mit allen möglichen Mitteln wieder unter Kontrolle gebracht werden muss. Was nützt es also alles andere einzuschränken wenn sich immernoch zig Leute bei Gottesdiensten anstecken können. Ziel sollte es sein die strengen Maßnahmen schnellst Möglich wieder zu beenden, aber so ein Infektionsherd bei nem Gottesdienst kann dann dazu führen das die Maßnahmen sich nochmal um ein paar Wochen verlängern. Für mich ist es nicht gerechtfertigt zu sagen das die Gläubigen mehr auf ihre Gottesdienste angewiesen als Restaurantbetreiber auf ihre Kunden, Schüler auf ihre Schulen oder Sportler auf ihre Fitnessstudios und das der Grund sein soll weshalb Messen weiter erlaubt sind.

[Mr. Gordo]

Umgekehrt ging es im Frühjahr, die Kirche mußte ewig warten, bis sie wieder einlassen durfte und dann auch nur in engem Rahmen.

Das stimmt so nicht. Abgesehen vom Einzelhandel durfte nichts vor den Kirchen Anfang Mai öffnen.
Ich finde auch nicht, dass es sich hier um eine Neid-Debatte handelt. Wegen mir würde ich Gottesdienste mit den nun bekannten Regeln nicht verbieten wollen, genauso wenig aber einen Theaterbesuch oder Kinobesuch mit den gleichen Schutzmaßnahmen. Darum geht es. Es ist, wieder einmal, eine Maßnahme, die in sich nicht stimmig ist und so langsam werden die Leute wirklich unruhig.

Am Anfang im aktuellen Chaos war das vertretbar, aber nach einem halben Jahr Pandemie wird man irgendwann mal mehr bieten müssen, als "Das ist eben jetzt mal so".