Ich bin vor kurzem auf den Podcast der ZEIT "Verbrechen" gestoßen.
Verbrechen gegen Frauen spielen dort auch eine Rolle. Eine streckenweise erschütternde Rolle, wenn es um das Handeln der Justiz oder um Morde in patriarchalem Umfeld geht.
Wen es interessiert: https://www.zeit.de/serie/verbrechen
Besonders erschütternd finde ich einerseits die Folge: "Bluthochzeit", wo es um den Mord an einer jungen Frau auf einer anderen Hochzeitsfeier geht, die sich (im Einverständnis mit ihrer Familie) weigerte, eine arrangierte Ehe einzugehen. Ihr Vater ist ein liberaler Mann, der seine Kinder sehr frei aufwachsen lässt. Die Brüder des Vaters sind das Gegenteil, und deren Familien haben diese junge Frau Shalin, die mit ihrer Familie in der Nähe von Hannover lebte, in die Katastrophe gerissen.
Die völlig kruden Vorstellungen von Ehrverletzungen sind kaum fassbar. Zum Beispiel bastelt der verschmähte Verehrer noch zu ihren Lebzeiten mit einem Bildbearbeitungsprogramm das Gesicht der jungen Frau auf den nackten Körper einer anderen Frau. Obwohl die Bastelei offensichtlich ist, was jeder weiß, fällt deswegen ein Schatten auf die junge Frau - nicht auf den Bastler.
Eben so erschreckend ist die Folge "Die toten Frauen des Herrn S.". Ein Mann, der eine ehemalige Geliebte aus Wut mit 120 Messerstichen tötet. Er lauert ihr in ihrer Wohnung auf. Als sie sich im Schlafzimmer ins Bett legen will, nur mit Slip und T-Shirt bekleidet, stürzt er sich mit zwei Messern auf sie und tötet sie.
Trotzdem wird er nur wegen Totschlages verurteilt. Das Mordmerkmal "Heimtücke" fehle, weil das Opfer noch wach war. Hätte sie geschlafen, wäre es heimtückischer Mord gewesen.
Nachdem er seine Strafe verbüßt hat, wird er in der Folge mehrfach auffällig, dadurch dass er Frauen verfolgt, observiert und brutal überfällt.
Die Vergewaltigung und Fesselung einer Prostituierten, mit der er kurzfristig eine Beziehung hatte, wird nicht weiter verfolgt, weil sie ja eine Prostituierte ist. Sie kenne sowas doch.
Es sind teilweise unfassbare Sätze, die man da hört. In einem Podcast, der sehr umfassend über diese Verbrechen und die beteiligten Personen berichtet.
Der Herr S. ist inzwischen zu lebenslanger Haft wegen des Mordes verurteilt, der der Folge zugrunde liegt. (Das ist nicht der Mord mit den 120 Messerstichen, sondern ein späterer, wo die Familie nicht locker ließ bis man einer Vermisstenmeldung nachging.)
Es steht zu vermuten, dass dieser Mann unbemerkt noch weitere Frauen getötet hat. In seiner Wohnung wurden Handtaschen und Gürtel gefunden, die man nicht zugeordnet hat. Außerdem sind auf seinem Computer Fotos, die in gleicher Weise verhüllte Leichen zeigen wie das Foto der Getöteten, um die es in der Folge geht.
Eine schreckliche Geschichte - und viele tote und verletzte Frauen.