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  1. #646
    tougher than the rest Avatar von storch
    Ort: In der Regio...
    Da hier neulich von "mansplaining" die Rede war, aus: Wikipedia

    Mansplaining bezeichnet herablassende Erklärungen eines Mannes, der davon ausgeht, er wisse mehr über den Gesprächsgegenstand als die – meist weibliche – Person, mit der er spricht.

    ...Die Wortneuschöpfung entstand bei der Reflexion kommunikativer Machtausübung durch Männer. Inhaltliche Grundlage für die Wortneuschöpfung war ein Essay der US-amerikanischen Publizistin Rebecca Solnit von 2008. ... Die Verwendung des Begriffs wird kontrovers diskutiert. Er wird unter anderem wegen seiner Stereotypisierung des männlichen Geschlechts als sexistisch kritisiert.
    man könnte auch wie über dieses Buch sagen "wenn Männer alles besser wissen wollen". Eine witzige Herangehensweise:

    Das Buch "Männer, denen du besser aus dem Weg gehst" von Nicole Tersigni verbindet klassische Gemälde und typische Floskeln der Erklärbären.
    https://www.gmx.net/magazine/unterha...issen-35836986

  2. #647
    Speechless, not clueless Avatar von ganzblau
    Ort: im Dörfli


    Die Annahme, dass "Mansplaining" ein sexistischer Begriff ist, zeigt mir nur mal wieder, wie hilfreich hier ein systemtheoretischer Zugang (anstelle des stereotypen, handlungstheoretischen Individualismus) wäre

    In der Handlungstheorie ist die Einheit das Individuum ... und wenn da jemand "weiblich" oder "männlich" agiert, ist immer gleich der "ganze Mensch" gemeint, eben als "Frau" oder als "Mann". Ergo der Vorwurf, eine solche Sichtweise sei einschränkend bzw. diskriminierend. Dabei ist der Ansatz an sich einschränkend bzw. diskriminierend

    Und zwar, weil der Individualismus einfach nur eine Ideologie darstellt und NICHT biologische oder soziale Fakten abbildet. Wir sind nicht (nur) Individuen - wir sind auch genauso Dividuen - in vielen Dingen gebrochene, facettenreiche, widersprüchliche Wesen.

    In der Systemtheorie ist der einzelne nie als Ganzes, sondern immer nur in seiner Oberfläche fassbar - und zwar als "Person", die mit gewissen sozialen Erwartungen seitens des Umfelds korrespondiert und auf diese Weise Anschluss findet. "Männlich" oder "weiblich" ist dann aber die Erwartungshaltung und nicht der Mensch, der auf solche Erwartungshaltungen reagiert bzw. sich anpasst.

    Aus dieser Sicht ist "mansplaining" einfach eine neutrale Bezeichnis für ein bestimmtes, offenbar eher von Männren erwartetes Verhalten. Das schliesst aber längst nicht aus, dass nicht auch Frauen mansplainen
    Geändert von ganzblau (03-06-2021 um 18:06 Uhr)
    If we don't succeed in leaving patriarchy behind, this planet is toast.

  3. #648
    mit Unkenreflex Avatar von Rotbauchunke
    Ort: nicht im Brunnen
    Einfach nur entsetzlich und traurig

    https://www.mopo.de/news/panorama/la...leben-38452936

  4. #649
    eher lesend Avatar von FrauSchatz
    Ort: mal hier, mal da

  5. #650
    little pig, LET.ME.IN.! Avatar von Flunsch
    Ort: unterm Dach
    falscher Thread

  6. #651
    Baden-Baden: Frau „abgeschlachtet“ – Mann berief sich auf Scharia [welt.de]
    [...] Für den Mord an seiner Frau und einen Messerangriff auf deren Liebhaber hat das Landgericht Baden-Baden einen Mann zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht folgte bei seinem Urteil am Mittwoch aber nicht dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die besondere Schwere der Schuld festzustellen. [...]

    Der Verteidiger des Mannes hatte eine mildere Strafe gefordert und auf Totschlag plädiert: Aus seiner Sicht war weder das Opfer ahnungslos noch war die Tat heimtückisch, weil der Mann seiner Frau gedroht habe. Der Angeklagte selbst hatte vor Gericht geschwiegen.
    Zu den Ausführungen des Anwalts: Mir war bis dato gar nicht bekannt, dass es strafmildernd ist, wenn der Täter das Opfer vor der Tat bedroht.
    Meint der das ernst?
    We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
    (Kenny Chesney - "Rich And Miserable")

  7. #652
    kommt mal in die Hölle Avatar von killefitz
    Ort: hier bei mir
    Ja, bei Mord zählt Heimtücke mit und die ist gegeben, wenn das Opfer ahnunglos und wehrlos ist.

    Klingt verrückt, aber wenn ein Opfer vorher bedroht wurde, ist die eigentliche Tat ja mit Ansage. So doof kann man manchmal nicht denken. Als Verteidiger muss man halt nach Argumenten suchen, wenn die Tat so offensichtlich ist. Und dann können Juristen sehr spitzfindig werden.

    Hab ich jetzt schon oft erlebt, wie sehr die sich an Formulierungen und Ausdrücken hochziehen können, wo Nichtjuristen denken, das sei doch alles das gleiche und sich fragen, wo der Unterschied ist. Dann ist es als Schöffe gut, Richter zu haben, die einem die Unterschiede in den Feinheiten der Sprache erklären können.
    Herr - Schmeiss Hirn vom Himmel und lass die Leute es auch benutzen.


  8. #653
    Eisperlchen
    unregistriert



    Schöffin könnte ich niemals sein, weil es mich zu sehr aufregen würde, wenn Straftäter dann anfangen zu jammern, welch schreckliche Kindheit sie denn hatten usw..
    Oder diejenigen, die ihre Straftat(en) nicht einsehen, sich immer noch im Recht fühlen und dann noch die Anwälte, die mit allen möglichen Tricks versuchen, die Täter raus zu hauen.
    Geändert von Eisperlchen (17-06-2021 um 08:06 Uhr)

  9. #654
    Top-Fangirl Avatar von dedeli I.O.F.F. Team
    Ort: München
    Gerade bei Tötungen an der Partnerin, die sich getrennt hat oder trennen will, ist die deutsche Justiz durchaus noch patriarchalisch geprägt (und es finden sich daher ähnliche Grundgedanken wie in der Scharia ).

    In Deutschland beispielsweise hat der Bundesgerichtshof noch 2019 entschieden, dass der Umstand, dass das Tatopfer sich vor der Tat vom Mann getrennt hat, so beurteilt werden darf, dass er gegen die Niedrigkeit des Beweggrundes spricht. Das heißt, wenn ein Mann seine Ex-Partnerin tötet, weil sie sich von ihm getrennt hat, so gilt das als strafmildernd – ein Widerspruch zur Istanbul-Konvention, die seit 2018 auch in Deutschland völkerrechtlich bindend ist.
    https://www.deutschlandfunkkultur.de...icle_id=496107
    (auch der Rest des Artikels ist interessant)

    Trennungstötungen werden oft nicht als Mord eingestuft, also als Tat aus niedrigen Beweggründen, sondern als Totschlag. Es gibt ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2008. Darin wurde entschieden, dass das Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe in Zweifel stünde, wenn "die Trennung von dem Tatopfer ausgeht und der Angeklagte durch die Tat sich dessen beraubt, was er eigentlich nicht verlieren will". Dann soll kein Mord, sondern nur ein Totschlag vorliegen. Diese Entscheidung spiegelt patriarchale Gedankenmuster wider. Denn es ist eine patriarchale Besitzkonstruktion, wenn davon ausgegangen wird, dass der Angeklagte sich dessen beraubt sieht, was er eigentlich nicht verlieren will. Wenn etwas geraubt wird, muss man es zunächst besessen haben.
    https://www.sueddeutsche.de/panorama...auen-1.4635132

    Ich finde die deutsche Rechtssprechung diesbezüglich übel. Der Gedanke, dass die Partnerin das Eigentum ist und kein anderer sie haben darf, sollte als ganz besonderer niedriger Beweggrund zählen. Und nicht, wie so oft, zu strafmildernden Umständen bzw. Einstufung als Totschlag führen, weil es für den "armen" Mann so schlimm ist, dass sich eine Frau von ihm getrennt hat.
    Geändert von dedeli (17-06-2021 um 09:43 Uhr)

  10. #655
    Zitat Zitat von dedeli Beitrag anzeigen
    Gerade bei Tötungen an der Partnerin, die sich getrennt hat oder trennen will, ist die deutsche Justiz durchaus noch patriarchalisch geprägt (und es finden sich daher ähnliche Grundgedanken wie in der Scharia ).


    https://www.deutschlandfunkkultur.de...icle_id=496107
    (auch der Rest des Artikels ist interessant)


    https://www.sueddeutsche.de/panorama...auen-1.4635132

    Ich finde die deutsche Rechtssprechung diesbezüglich übel. Der Gedanke, dass die Partnerin das Eigentum ist und kein anderer sie haben darf, sollte als ganz besonderer niedriger Beweggrund zählen. Und nicht, wie so oft, zu strafmildernden Umständen bzw. Einstufung als Totschlag führen, weil es für den "armen" Mann so schlimm ist, dass sich eine Frau von ihm getrennt hat.
    dedeli, das kann man nicht oft genug verurteilen. Diese Denkweise MUSS endlich eher strafverschärfend als mildernd angesehen werden. Mein Schaaaatz

  11. #656
    kommt mal in die Hölle Avatar von killefitz
    Ort: hier bei mir
    Ich verspreche Euch, dass ich - sollte mir so ein Fall unter kommen - versuchen werde, in die Richtung zu beeinflussen.

    Bislang hatte ich nur versuchten Mord und da ging es um lebenslange Unterbringung in der Psychatrie, und das ist für den Täter die höhere Strafe, als wenn er ins Gefängnis muss, aus dem er nach einigen Jahren wg. guter Führung und positiver Sozialprognose wieder rauskommt. Das ist in der Psychatrie deutlich anders.
    Herr - Schmeiss Hirn vom Himmel und lass die Leute es auch benutzen.


  12. #657
    Eisperlchen
    unregistriert
    In der forensischen Psychiatrie ist es sicherlich nicht sehr spaßig

  13. #658
    kommt mal in die Hölle Avatar von killefitz
    Ort: hier bei mir
    Das Leben mit paranoider Schizophrenie sicher auch nicht. Wenn da dauernd Stimmen in deinem Kopf herumschwirren und Dir üble Dinge einreden... Nun, da der Beklagte in der Verhandlung und auch dem Gutachter gegenüber nicht den Eindruck machte, dass er seine Krankheit anerkennt und sich behandeln lassen will, wird er da auf Lebenszeit bleiben.

    Aber da die junge Frau, die er überfallen hat, auch ihr Leben lang mit diesem Vorfall zu kämpfen haben wird, erscheint einem das nur gerecht.
    Herr - Schmeiss Hirn vom Himmel und lass die Leute es auch benutzen.


  14. #659
    Programmtipp zum Thema für alle Interessierten:
    Morgen 23. Juni um 21.50 h auf Arte
    #dreckshure, Doku zu Hasskommentaren im Internet und geschlechtsspezifischer Gewalt
    Warum fällt das Thema auf fruchtbaren Boden, und wer profitiert davon?

    Ich hab's mal einprogrammiert.

  15. #660
    Top-Fangirl Avatar von dedeli I.O.F.F. Team
    Ort: München
    Für die englischsprachigen. Ein sehr bedrückender Artikel einer Frau, die als Sportreporterin arbeitete und am Anfang ihrer Karriere von einem bekannten Baseballspieler vergewaltigt wurde. Warum sie geschwiegen hat, warum sie sich selbst die Schuld gegeben hat (diese unsagbare Scham, die leider viele Opfer sexueller Gewalt erleben ), wie es ist in einem männlich dominierten Feld zu arbeiten, wie über sie getuschelt wurde, obwohl sie die Vergewaltigung nicht anzeigte, mit welchem Alltagssexismus sie in ihrer Arbeit konfrontiert war, wie die Vergewaltigung ihre Karriereentscheidungen betraf und wie sie die Vergewaltigung selbst nach vielen Jahren noch verfolgt und die Angst, dass sie nur noch darauf zukünftig reduziert wird:

    I knew that if I told anyone what happened that it would ruin my career. I was 22 with no track record, and at that time — nearly two decades ago — most people in baseball would have rallied to protect the athlete. So I blamed myself. I must have been too nice, too trusting, too friendly and open. Even though I said no, it must have been a misunderstanding. I lived in fear the story would get out.
    https://www.nytimes.com/2021/06/20/o...arassment.html


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