Es war abends so gegen 19 Uhr. Ich hatte auf einer belebten Einkaufsstraße einige Besorgungen gemacht und bog dann in eine kleine Querstraße ab.
Ich ging ein paar Schritte und blieb dann kurz stehen. Ich zog meine Maske ab, weil man sie hier nämlich nicht tragen muss (und weil auch weit und breit kein Mensch zu sehen war), schaute aufs Handy, beantwortete zwei Nachrichten, zündete mir eine Zigarette an und wollte gerade meinen Weg fortsetzen als aus dem Nichts neben mir ein Herr erschien:
Er: Ordnungsamt, Guten Abend.
Ich: Äh ja, hallo.
Er: Sie wissen schon, dass Prostitution im Moment verboten ist?
Ich: Was ist?
Er: Prostitution. Die Corona-Verordnung der Landesregierung blablabla
Ich: Habe ich mitbekommen, ja. Aber was hat das jetzt mit mir zu tun?
Er: Kommen Sie mir nicht so!
Ich: Bitte?
Er: Sie wissen doch ganz genau, wo Sie hier stehen!
Ich: Also ich gehe offenkundig gerade nicht der Prostitution nach. Wie kann ich Ihnen denn jetzt weiterhelfen?
Er: Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie nicht wissen, was das hier für ein Haus ist?
Ich: Was soll das denn für ein Haus sein? Ein Wohnhaus halt.
Er: Und außerdem halten Sie den Mindestabstand zu mir nicht ein.
Ich: Wieso denn ich? Sie sind doch auf mich zugekommen.
Ich fingerte dann schnell diese Maske in mein Gesicht, bevor er mir daraus noch einen Strick dreht.
Und dann ging das noch ein bisschen hin und her. Er erzählte etwas von Bußgeld und machte mir irgendwelche Vorwürfe, ich wusste nicht, was er von mir wollte.
Irgendwann stellte sich dann heraus, dass ich vor einem Haus stehen geblieben war, in dem Dienstwohnungen an Prostituierte vermietet werden. Und weil ich das Handy in der Hand hatte, ging er davon aus, dass ich damit Kontakt zu einer Dame aufnahm, mit der ich verabredet wäre.
Ich verwies auf meine Einkäufe, die ich mit mir trug und die der Grund für meinen Aufenthalt in dieser Gegend waren, zeigte ihm, wo ich wohne und dass dies hier ein möglicher Weg dorthin ist und irgendwann entwickelte er so etwas wie Verständnis für meine Ausführungen und ließ mich gehen.
Ohne Bußgeld, aber nicht ohne mir noch hinterherzurufen: „Und passen Sie demnächst besser auf, wo Sie stehenbleiben!“ Ich verzichtete darauf, ihm mitzuteilen, was ich von ihm hielt und entfernte mich rasch ins Dunkel.