Wer Föderalismus eindämmen will - was nicht gleichzusetzen ist mit Abschaffen! -, redet noch lange nicht einem Zentralismus und erst recht einem Einkammer - oder gar Einparteiensystem das Wort. Es gibt hier Entwicklungen im Föderalismus, die aus meiner Sicht einfach nur abenteuerlich sind und absolut unnötig Personal mit Aufgaben binden, die sinnlos sind.
So gab es z.B. bis 1975 unterschiedliche Besoldungsgesetze für Beamte in Bund und Ländern. 1975 wurden diese Gesetze durch das
Zweite Gesetz zur Vereinheitlichung und Neuregelung des Besoldungsrechts in Bund und Ländern (besser bekannt
als "2. BesVNG") vereinheitlicht und fortan hatte jeder Beamte in Bund oder Land bei gleicher Besoldungsgruppe auch das gleiche Geld in der Tasche.
Mit der
Föderalismusreform 2006 wurde die Uhr 30 Jahre später wieder zurückgedreht und seitdem gehen die Länder wieder eigene Wege. Wozu das führt? Alle Jahre wieder müssen u.a.
17 Besoldungsgesetze (für jedes Bundesland und gesondert auch noch für den Bund) verabschiedet werden. Über jede einzelne Änderung / Besoldungserhöhung muss jedes Landesparlament und der BT eigens entscheiden. Dabei ist unbestrittene Mehrheitsmeinung, dass die Beamten "an der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung" teilhaben sollen, was in der Weise geschieht, dass in aller Regel die Tariferhöhungen, die die Tarifpartner des öffentlichen Dienstes für die Angestellten aushandeln, dann auf die Beamten übertragen werden. Das war vor der Föderalismusreform so und ist auch heute so. Mit dem kleinen Unterschied, dass man dafür damals ein Gesetz ändern musste - und jetzt eben 17 Gesetze. Und um dem ganzen noch ein Krönchen aufzusetzen, haben sich auch die Arbeitgeber auf der Tarifverhandlungsseite getrennt: Während früher Bund, Länder und Kommunen gemeinsam verhandelten und ganz überwiegend identische Regelungen mit den Gewerkschaften vereinbarten, sind die Länder vor Jahren ausgeschert und machen jetzt auch am Tariftisch ihr eigenes Ding. Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Beamtenbesoldung. Falls es jemanden näher interessiert:
https://www.dbb.de/beamte/beamtenbesoldung.html
Ich möchte nicht wissen, wie viele Beamten (und Angestellte!) in den zuständigen Ministerien mit diesen Aufgaben beschäftigt sind, und was es an zusätzlichen Kosten bedeutet, 17 solche Gesetze zu verfassen, zu veröffentlichen, zu drucken und vor allem umzusetzen.
Und das ist nur ein kleines Beispiel von unendlich vielen.