Bundestagswahl 2021

[trashman]

Glückwunsch aufgeklärte und tolerante Weltengemeinschaft, wir sind bald wieder auf dem Niveau der ehemaligen DDR. Nur brauchen wir gar keine Überwachungsbehörde á la Stasi, wir überwachen und denunzieren uns einfach selbst gegenseitig und ächten die Fehltritte über die Sozialen Netzwerke damit es auch wirklich jeder mitbekommt.

Und hinzu kommt in manchen Fällen auch, was der Journalist Jan Weiler in dieser Talkshow mal sehr treffend auf den Punkt brachte (ab 11:11):

https://www.youtube.com/watch?v=IcDuvKRYPbw

[Foxx]

Die Debatte über Cancel Culture ist komplex, nicht nur, weil der Begriff uneinheitlich verwendet und durchaus in letzter Zeit oft als wenig differenzierter Kampfbegriff missbraucht wird, sondern auch, weil die Gegenseite genau das ausnutzt, um ihn zu entlegitimieren. Insofern teilt sich die Cancel Culture dieses Schicksal mit ihrer Cousine, der Political Correctness.

Ich denke, eine gute Abgrenzung ist die nach dem Zusammenhang zwischen Äußerung und Reaktion. Erntet jemand das Echo auf sein aktuelles Handeln? Oder soll jemand pauschal mundtot gemacht werden, mit Verweis auf frühere tatsächliche oder empfundene Fehlttritte?
Wenn ein Jan Josef Liefers gerade Querdenker-Parolen rausposaunt und dafür Gegenwind erntet, ist das keine Cancel Culture, sondern gesellschaftliche Debatte. Er erfährt eine direkte Reaktion auf sein Handeln. Wenn aber eine Lisa Eckhart auf Bestreben anderer Autoren von einem Literaturfestival ausgeladen wird, nicht, weil das was mit ihrem Buch zu tun hätte, das dort hätte vorgestellt werden sollen, sondern weil ein alter Sketch von ihr missfällt, dann sieht das anders aus. Hier wird pauschal der Stab gebrochen, ohne dass es einen aktuellen Bezug hat.


Bei Palmer liegt der Fall dann nochmal ganz anders. Mit Cancel Culture hat das meiner Meinung nach gar nichts zu tun. Aber bewusstes Missverstehen bzw. das Errichten absoluter sprachlicher Tabus spielt hier durchaus eine Rolle. Dass die Grünen ihr "Enfant Terrible" wohl eigentlich gerne schon länger loswürden, kommt womöglich auch dazu. Dass der Mann genau weiß, was er mit solchen Äußerungen (wieder einmal) auslöst, sollte man aber auch nicht unterschlagen. Das ganze fällt mehr in den identitätspolitischen Diskurs.

[Don Caramba]

Und hinzu kommt in manchen Fällen auch, was der Journalist Jan Weiler in dieser Talkshow mal sehr treffend auf den Punkt brachte (ab 11:11):

https://www.youtube.com/watch?v=IcDuvKRYPbw

Interessante Diskussion.

Es ist seltsam, dass so profilierte Leute darüber noch ernsthaft diskutieren, ob und wie Satire in unseren angeblich "freien" Gesellschaften möglich ist und ob sie verstanden wird. Dass sich unsere so titulierten Gesellschaften längst verändert haben, wird dabei völlig ausser acht gelassen. Ein tragischer Irrtum, der durch solche Sendungen auch noch ungefiltert in die Medien abgestrahlt wird, was letztlich zur Nachahmung animiert, die absolut tödlich sein kann.

Und danach laufen alle mit schwarzen T-Shirts durch die Gegend auf denen "Je suis Charlie" steht.

[caesar]

Wer stark kritsiert hätte und natürlich sofort den Rücktritt gefördert hätte, wenn dies von der CDU oder AFD kommt, muss auch selber bei eigenen Truppe so handeln, weil dann der Vorwurf der Doppelmoral und Heuchelei kommt, wenn andere Regeln für Grüne gelten.

[golfern]

Armin Laschet darf sich heute Abend bei Anne Will von Luisa Neubauer vorführen lassen...

Von Corona-Krise bis Klimapolitik – kann die Union noch Kanzleramt?

Das Thema diskutieren Armin Laschet, Luisa Neubauer, Ursula Münch und Martin Machowecz.

https://daserste.ndr.de/annewill/arc...,union158.html

[caesar]

Man kann es ja verurteilen, dass man für "trainieren bis zum vergasen" verbannt wird, und es merkwürdig finden, dass intern durchaus das N-Wort verwendet wird und durchaus als Kompliment gemeint ist (v.a bei Rappern).

Trotzdem ist der Gebrauch des N-Wort heikel.

[Delphi]

Wenn ein Jan Josef Liefers gerade Querdenker-Parolen rausposaunt und dafür Gegenwind erntet, ist das keine Cancel Culture, sondern gesellschaftliche Debatte. Er erfährt eine direkte Reaktion auf sein Handeln.

Wenn der ehemalige NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin fordert, dass Liefers vom Tatort verbannt wird, gehört auch das zur "Cancel Culture". Er musste seinen Tweet allerdings auf öffentlichen Druck löschen.

[*Blue*]

wieviel Einfluss hat Garrelt Duin?
also das darf ja gern seine Meinung sein - und die darf er auch sagen.

aber als Rundfunkrat ist das ja nicht nur das Kundtun einer Meinung, sondern kann ja wirklich Einfluss auf JJL Beschäftigung haben. Und das geht zuweit.

wir lernen "undifferenzierte Medienkritik" lässt man besser, sonst verliert man als Medienschaffender evtl. seinen Job.
auf jeden fall bekommt man es schnell angedroht.

Man kann es ja verurteilen, dass man für "trainieren bis zum vergasen" verbannt wird, und es merkwürdig finden, dass intern durchaus das N-Wort verwendet wird und durchaus als Kompliment gemeint ist (v.a bei Rappern).

Trotzdem ist der Gebrauch des N-Wort heikel.

es ist ja nichtmal gesichert, dass Herr Aogo das wirklich so gesagt hat.
Es gibt hier keine Tonaufnahme. Es gibt nur einen Tweet dieser Frau.
er hat es wohl nicht abgestritten. soweit ich weiss, hat er dazu bisher gar nix geäussert.

ich schriebe es im PLT:
wenn ein PoC-Mann sein Geschlecht so nennt - dann ist das doch allein seine Sache.
vll nicht sonderlich helle so ein satz und nicht sonderlich sympathisch wenn der Satz so stimmt - ehr widerlich.

aber er hat nicht das Geschlechtsteil einer anderen Person so genannt. DAS wäre ein Problem für mich.




für mich ist der Satz mit "vergxxx" - ich mag das Wort gar nicht schreiben - viel viel schlimmer.
Denn da geht es um andere Menschen, eine andere gruppe von menschen, die jedes mal zusammen zucken, wenn das Wort genutzt wird.
und wegen dieses Satzes hat Sky ihm nahe gelegt, erstmal nicht mehr für sie zu arbeiten.
das hatte nicht mit dem Tweet zu tun.

[vergas]

für mich ist der Satz mit "vergxxx" - ich mag das Wort gar nicht schreiben - viel viel schlimmer.
Denn da geht es um andere Menschen, eine andere gruppe von menschen, die jedes mal zusammen zucken, wenn das Wort genutzt wird.
und wegen dieses Satzes hat Sky ihm nahe gelegt, erstmal nicht mehr für sie zu arbeiten.
das hatte nicht mit dem Tweet zu tun.

Vergasen - schreib es ruhig aus. Das was man kritisiert, sollte man auch beim Namen nennen. Und du bist, soweit ich dich hier lese, eine Freundin klarer Worte.

Kurioserweise stammt der Begriff aus dem 1. Weltkrieg und die Soldaten haben ihn nicht auf andere, ihre Opfer, sondern auf sich selbst bezogen. Aber natürlich ist der Begriff im Zusammenhang mit dem Holocaust nicht unproblematisch.

Was Aogo betrifft - ich denke, wenn er durch die Lehmann-Sache, die er ja selbst öffentlich gemacht hat, nicht so in den Fokus geraten wäre, dass er mit einer Ermahnung, verbunden mit einer Entschuldigung davon gekommen wäre. So musste er sich natürlich an seinem eigenem Anspruch messen lassen.

Politisch finde ich im Zusammenhang mit Palmer interessant, wer Satire ruft und wie unterschiedlich die Sachlage dann beurteilt wird. Ich erinnere an die taz-Kolumne wo Hengameh Yaghoobifarah, All cops are berufsunfähig, darüber sinnierte, wohin mit der Polizei, wenn sie denn abgeschafft würde. ("Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind." Quelle ).

[Mobbing Bert]

Bei dieser unsäglichen Posse um Lehmann und Aogo ist das einzig gute dass die moralische Instanz selbst unter die Räder kam. Tja, Diskriminierung ist halt keine Einbahnstraße.

Klar, kann man die mutmassliche sexistische Äusserung von Aogo in die Welt der Fabeln verfrachten. Aber das hätte man mal bei bestimmten tweets beim meToo Hashtag wagen sollen.

Persönlich finde ich die Entwicklung dass jeder Pups auf Twitter mittlerweile nicht mehr dort bleibt, sondern von Zeitungen, Magazine und TV weiter hochgebauscht wird.
Weil deren Journalisten sich dort auch tümmeln und je nach eigener Gesinnung, Widersacher genüsslich an den Pranger stellen können. Damit es noch mehr Menchen mitkriegen was diese Person so übles abgelassen hat.

[Niederrheiner]

Armin Laschet darf sich heute Abend bei Anne Will von Luisa Neubauer vorführen lassen...

Naja, Laschet könnte sich wehren (Stichwort "Kinderkriegen"). Ob er sich das in der derzeitigen Lage traut, ist ne andere Frage.

[Don Caramba]

Armin Laschet darf sich heute Abend bei Anne Will von Luisa Neubauer vorführen lassen...

Naja - irgendwo in der Satellitenschüssel wird sich ja um diese Uhrzeit noch ein 50 Jahre alter Derrick in chinesischer Sprache oder eine Komödie mit Adele Sandrock und Theo Lingen finden, der einem als Alternative zu dieser Klamaukrunde die Ausgangssperre bei über 25 Grad Aussentemperatur versüsst.

[Berghuhn]

Naja - irgendwo in der Satellitenschüssel wird sich ja um diese Uhrzeit noch ein 50 Jahre alter Derrick in chinesischer Sprache oder eine Komödie mit Adele Sandrock und Theo Lingen finden, der einem als Alternative zu dieser Klamaukrunde die Ausgangssperre bei über 25 Grad Aussentemperatur versüsst.

Vielleicht hast Du auch einen Bücherschrank und findest dort noch ein altes Exemplar von Aldous Huxley: "Schöne neue Welt"...

Alternativ empfehle ich folgende Webcam:

https://www.livefromiceland.is/webca...lur---volcano/

Kann man musikalisch mit "Du bist so heiß wie ein Vulkan" unterlegen...


Sorry, fürs Schreddern - aber ich gerade so unendlich abgetörnt und desillusioniert. Dabei dachte ich, als ich mich vor über zehn Jahren aus der politischen (nicht nur ehrenamtlichen) Arbeit zurück gezogen hatte, dass mein "politischer Burn-Out" nicht übler sein könnte.

[Dr. Mauso]

Jede Gesellschaft hat ihre Mechanismen, wie unerwünschte Meinungen begrenzt werden können.
Die DDR machte das ganz schlecht: wer Leute die die führende Rolle der Arbeiterklasse bezweifeln, in den Stasi-Knast schmeißt, macht einfach einen schlechten Eindruck.

Gesellschaftliche und wirtschaftliche Ausgrenzung ist viel effektiver und sieht nicht so gemein aus.
Es ist immer eine Frage des Zeitgeistes, mit welchen Aussagen man sich ins gesellschaftliche Abseits begibt. Der Durchschnittsmensch spürt das und wird vorsichtig sein.

[Bennyi]

Ich finde es unfassbar, dass hier so viele der Meinung sind, dass es nicht gerechtfertigt ist, dass man sich als Arbeitgeber in der Öffentlichkeit von jemandem wie Jens Lehmann distanzieren möchte, der sich als eine Form von Rassist entlarft. Ich gehe davon aus, ihr seid alle weiß?
"Ist Dennis euer Quotenschwarzer" ... das würde ich in tausend Jahren nicht sagen, egal wie privat. Die Aussage ist auch so verdammt verquer. Einem Schwarzen vorzuwerfen, nichtmal eine der wenigen Chancen, die er im Gegensatz zu mittelmäßigen Weißen bekommt, verdient zu haben, ist einfach ein Hammer.
Keine Ahnung, was das mit "Cancel Culture" zu tun haben soll, wenn man als Verein nicht glaubt, dass man aus der Zusammenarbeit mit jemandem wie Jens Lehmann ein positives Resultat ziehen kann. ICH persönlich gebe kein Geld in Richtung von irgendwem sein, der solche Gedanken wie der Lehmann hat.

edit: satzbau.