Nochmal zu Ausgangssperren
Lauterbach gibt den positiven Effekt nächtlicher Ausgangssperren auf das Pandemiegeschehen mit 13 % an. Er beruft sich dabei auf die aktuelle Studie der Oxford-University
https://science.sciencemag.org/conte.../eabd9338.full
Da finden sich die 13 %.
Wie ich es verstanden habe, wird der Effekt aber immer als gering benannt, und, was eigentlich wichtiger ist: Es wird nie von einer nächtlichen Ausgangssperre gesprochen. Es heißt immer "Stay-at-Home-Order". Von zeitliche Beschränkungen ist keine Rede.
Ich sage das mit aller Vorsicht, da in Englisch bzw. schlechter Übersetzung beschriebene wissenschaftliche Studien nicht einfach zu lesen sind. Aber ich ich glaube, Lauterbach verwechselt Äpfel mit Birnen.
Aber wer mal Lust und Zeit hat, kann es ja mal "überfliegen"
Wir befinden uns doch selbst schon seit über fünf Monaten im Lockdown. Ende genauso offen wie das Resultat.
Ich zitiere mal den für mich wichtigsten Satz aus dem Artikel:
Hier noch ein anderer Artikel aus der Zeit, der nicht von den "Strategen" selbst geschrieben wurde:Handeln die Länderregierungen weiterhin bürokratisch träge, unabgestimmt und von der vergeblichen Hoffnung geleitet, sich bis zur Durchimpfung der Bevölkerung durchwurschteln zu können, werden nicht nur die nächsten Monate furchtbar. Auch das "Danach" könnte sich immer weiter nach hinten verschieben und mitnichten so stabil werden, wie bisweilen suggeriert wird.
https://www.zeit.de/wissen/gesundhei...pfung-lockdown
Das Konzept hat sicherlich Schwachstellen, aber ohne einen Plan, der eine möglichst niedrige Inzidenz, möglichst niedrige Fallzahlen und einen möglichst niedrigen R-Wert zum Ziel hat, werden wir aus dem jetzigen Tanz sehr lange nicht herauskommen. Mit den jetzt schon absehbaren Folgen für die Wirtschaft und die Gesundheit.
Nochmal ein Artikel, warum Impfungen allein uns nicht retten werden:
https://www.spektrum.de/news/corona-...-nicht/1848955
Man kann es drehen und wenden, wie man will, wir brauchen einen Plan, der uns das Virus unter Kontrolle bringen lässt!
Jetzt nochmal zwei oder drei oder auch vier Wochen ein bißchen mehr Lockdown mit dem ehrgeizigen Ziel, die Inzidenz unter 100 zu drücken, um dann wieder lockern zu können, ist einfach nur dumm.
Wir sollten die Chance ergreifen, wenn wir die Zahlen drücken können, und sie nicht immer und immer wieder aufs neue leichtfertig verspielen.
"Fangt einfach an"
https://www.zeit.de/wissen/gesundhei...tephen-duckett
No-Covid ist derzeit überhaupt nicht mal im Ansatz denkbar, dafür muss man sich nur mal die Positivrate in Deutschland ansehen. Falls die mal wieder in Richtung 1% (und tiefer) fallen sollte, wäre es vielleicht machbar.
Hier die Entwicklung der Rate in Bayern nach Kalenderwochen als Vorindikator für die Testzahlen der ALM (Dienstag) und des RKIs (Mittwoch).
KW09: 3,0% bei 409.260 Tests
KW10: 3,3% bei 427.735 Tests
KW11: 3,5% bei 478.911 Tests
KW12: 4,3% bei 500.559 Tests
KW13: 4,6% bei 431.679 Tests
KW14: 5,5% bei 339.703 Tests (Nachmeldungen sicher)
https://www.lgl.bayern.de/gesundheit...e_coronavirus/
Um fast 20% ist sie in der letzten Woche nochmals angestiegen. Sollte die Rate morgen bei den ALM-Zahlen unter 12,5% (KW13: 11,3%) liegen, wäre das schon gut.
AndreaMartin
Ich weiß, dass es vielfach nicht gemacht wird. Ich persönlich halte es aber für falsch, wenn man Infektionsketten unterbrechen will.
Deine Sorge, wenn die Tests im Klassenverband gemacht werden, kann ich gut nachvollziehen.
Die Studie ist grundsätzlich schwierig, weil sie auch sagt, wenn Ausgangssperren gab, dass parallel auch andere Maßnahmen gegeben hat wie z.B. Schulschließungen oder Geschäftsschließungen und somit der reine Effekt der Ausgangssperre nicht wirklich benannt werden kann und unter Stay-at-home-order verstehe ich schon die Hausarrest-Verordnungen.
Mit seinen 13% meint Lauterbach in der Regel die Mobilitätsdaten nach Uhrzeit, wonach in der Zeit von 20 -5 Uhr eine Mobilität von 12,3 % besteht und diese Angabe aber noch nicht den Teil der Mobilität aufgrund von Arbeitstätigkeit berücksichtigt ist. Bedeutet ca. eine reine Mobilitätseinschränkung von ca. 7-8%.Wenn Länder in unserem Datensatz eine Hausarrest-Verordnung eingeführt haben, haben sie im Wesentlichen immer auch alle anderen NPIs in dieser Studie umgesetzt oder bereits eingeführt. Wir berücksichtigten diese anderen NPIs separat und isolierten den Effekt der Anordnung, zu Hause zu bleiben, zusätzlich zu dem Effekt aller anderen NPIs. In Übereinstimmung mit anderen Studien, die diesen Ansatz verfolgten (2, 6), fanden wir heraus, dass die Anordnung, zu Hause zu bleiben, einen geringen Effekt hatte, wenn ein Land bereits Bildungseinrichtungen und nicht lebensnotwendige Geschäfte geschlossen und Versammlungen verboten hatte. Im Gegensatz dazu haben Flaxman et al. (1) und Hsiang et al. (3) den Effekt mehrerer NPIs in die Effektivität ihrer "stay-at-home order" (oder "lockdown") NPIs einbezogen und dementsprechend einen großen Effekt für diese NPI gefunden. Unser Ergebnis legt nahe, dass einige Länder in der Lage gewesen sein könnten, Rt auf <1 zu reduzieren, ohne eine stay-at-home order (Abb. 3), indem sie andere NPIs ausgaben.
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
https://www.covid-19-mobility.org/re...bility-curfew/
Geändert von Kinka (12-04-2021 um 21:02 Uhr)
Es wird jetzt erstmal sehr viel davon abhängen, ob Merkel ihre Änderungen am Infektionsschutzgesetz durchbekommt. Am Besten mit 2/3 Mehrheit und ohne Bundesrat.
Je früher wir in einen harten Lockdown gehen, desto schneller werden wir ihn auch wieder beenden können. Und ohne Gesetz wird es genauso weitergehen wie in den letzten Monaten und die Pandemie noch sehr lange andauern.
Das alles hätte man vermeiden können, wenn man auf die Wissenschaft gehört hätte.
In Köln sinkt die Positivquote zum Glück wieder ein wenig: 11,8%, Höhepunkt war 13,8%.
https://mobile.twitter.com/Wisplingh...Ctwgr%5Eauthor
Wenn man bedenkt, dass in diesen Zahlen so ziemlich jeder durch PCR-bestätigte Schnelltest von vor Ostern sein dürfte sind es ja fast schon gute Nachrichten, wenngleich bei steigenden Tests analog zu Weihnachten ein Rückgang der Positivrate sowieso nicht unwahrscheinlich wäre. Was da nun wieder wie wirkt werden wir...niemals erfahren, denn 1 Mal Melden pro Woche ist ja genug...
Die extrem hohen Positivraten in Bayern ab dem 4.4. dürften wohl kaum ein Zufall sein.
ALM meldet zumindest weiter steigende Positivrate.
https://twitter.com/ALMevTeam/status...88347123408901
Durch das "Aktuell" klingt es aber so, als ob es nicht dramatisch nach oben ging.
Geändert von Mr. Gordo (12-04-2021 um 21:42 Uhr)
Aber die Änderungen im Infektionsschutzgesetz, selbst wenn es durchkommen sollte, bedeutet ja nicht harter Lockdown. Davon sind wir noch meilenweit entfernt und selbst wenn sich die Länder dann an die 100 sowie 200 Inzidenz halten sollten, wird es die Fallzahlen nicht merklich runterbringen, wenn überhaupt.
Je länger wir warten umso härter und länger müssen die Maßnahmen dauern und wir warten jetzt schon seit etwa 3-4 Wochen darauf das gehandelt wird.
Dem Vernehmen nach wollte Merkel ja auch 50 und nicht 100, die 100 ihr Angebot, dass Mehrheit zustande kommt.
Aus meiner Sicht:
Testpflicht für Schulen, Inzidenz 100 schon zu hoch, und wir reden über 200.
Testpflicht für Unternehmen und AN oder Homeoffice.
Bei größer 100 alles zu ausgenommen produzierendes Gewerbe, Supermarkt usw.
OPNV, je qm ein Fahrgast
Ausgangssperren ab 22:00 Uhr
Anders geht es nicht,
Mit Aufweichen an dieser und jener Stelle kommen wir nunmal nicht weiter.
Bist du in den letzten Monaten im Berufsverkehr ÖPNV gefahren? Wie soll das in der Realität funktionieren? Securities, die die Leute zur Not mit Gewalt am Einsteigen hindern?
Ich hab letzte Woche auf der Hinfahrt zur Arbeit mal meine Kurz-Kontakte unter 1,50 Meter gezählt, in den Schulferien, von 06:45-07:30 morgens, Regionalbahn und zwei Busse (einmal SEV statt S-Bahn) Kam auf achtundzwanzig. 28! Wenn die Schule wieder losgeht, kann man das locker verdoppeln. Wie willst du das kontrollieren, ohne das massig Menschen nicht zur Arbeit kommen, Schulkinder nicht zur Schule etc.?
Ein unrealistischer Plan wie No-Covid ist eben kein Plan. Ziele müssen auch erreichbar sein. Es wäre einfach besser, wenn sie sich von dieser 10er Inzidenz lösen würden und sich auf Vorschläge konzentrieren, die jetzt und schnell realisierbar sind. Sie haben doch gute Ansätze, z.B. mit den Tests, den Einreisebestimmungen.
Und überhaupt: Eine Pandemie lässt sich nicht planen. Man muss kurzfristig reagieren und vor allem flexibel sein.