Das alles könnte man für 2020/21 gelten lassen (wobei sich schon die Frage stellt, wie sich die massive Corona-Welle aufbauen konnte, die Grippe-Welle aber überhaupt nicht bei jeweils gleichen Hygiene-Maßnahmen und ähnlichem Übertragungsweg). Vor allem die deutlich höhere Zahl an Grippeimpfungen kann natürlich etwas bewirkt haben. Mit 26 Millionen Impfungen (so viele Impfdosen waren verfügbar) bei 83 Millionen Einwohnern bezweifle ich aber, dass das ausreicht, um eine Art Herdenimmunität herzustellen.
Aber was ist mit 2019/20, als es sehr wohl eine Grippewelle gab, die dann aber (zumindest in Deutschland und Schweden, mehr Länder habe ich mir nicht angeschaut) nahezu zum selben Zeitpunkt und früher als üblich sehr schnell verschwand? Zufälligerweise genau in den Wochen, in denen sich die allererste Corona-Welle aufbaute?
In Deutschland könnte man das noch mit den ersten getroffenen Maßnahmen begründen - die allerdings der Corona-Welle nichts anhaben konnten, sondern eben dann nur der Grippewelle.
Aber was ist dann mit Schweden?
Wir haben letztes Jahr ja wochenlang darüber diskutiert, dass der schwedische Weg viel zu leichtfertig sei - und dann soll dieser leichtfertige Weg ohne allzu große Maßnahmen genauso effektiv gewesen sein in Bezug auf die Grippe, so dass diese auch dort innerhalb von wenigen Tagen/Wochen komplett verschwand?
Da passt für mich etwas hinten und vorne nicht.
Meine Theorie ist ja auch nicht sonderlich weit hergeholt. Es ist ja schon bekannt, dass es Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Virentypen gibt und eine Influenza-Infektion beispielsweise vor einer Infektion mit Rhinoviren schützt:
Warum sollte das nicht auch beim Corona-Virus der Fall sein? Wir sehen ständig, wie eine Corona-Mutante eine andere in die Bedeutungslosigkeit verdrängt und genau diesen Effekt vermute ich auch beim Verschwinden der Grippe: Corona-Viren könnten mit Influenza-Viren konkurrieren und wenn wir annehmen, dass die Corona-Viren dominant sind, dann wäre die logische Folge, dass auch die Grippe - so wie der Corona-Wildtyp oder jetzt die Alpha-Variante - verdrängt wird und fast vollständig verschwindet.Zusammengenommen zeigt dies, dass eine Vireninfektion keineswegs immer die Anfälligkeit für weitere Infekte erhöht. Obwohl das Immunsystem geschwächt wird und beispielsweise Bakterien dann leichteres Spiel haben, gilt dies für Viren nicht unbedingt. Stattdessen gibt es in manchen Fällen offenbar eine Konkurrenz der verschiedenen viralen Erreger, die eine Sekundärinfektion erschwert.
„Ähnlich wie Löwen und Hyänen in der Savanne um Nahrung konkurrieren, könnten auch die Atemwegsviren in unseren Atemwegen um Ressourcen konkurrieren“, sagt Nickbakhsh. Möglich sei beispielsweise, dass diese Viren sich die Wirtszellen streitig machen oder aber, dass die Immunreaktion auf ein Virus es für ein anderes schwerer macht, dieselbe Person zu befallen.