Ich wollte nur kurz bei der Hautfarbe nachhaken. Ich dachte auch immer, "hautfarbenblind" zu sein wäre die nobelste aller Einstellungen. Das war sogar eine ganze Weile lang mein Membertitel, hier im IOFF.
Dann habe ich gemerkt, dass man nur über den Umweg des Ansprechens von Hautfarben DAHIN kommt. Und zwar braucht es das Reflektieren über Hautfarben, um breitenwirksam zu erreichen, dass Hautfarben keine Rolle mehr spielen. Alles andere wäre Vermeidung des Themas - und das ist nicht dasselbe wie Toleranz.
Als Beispiel: Bei den vergangenen BLM-Protesten sind erstmals im grossen Stil Weise mitmarschiert und haben "Black Lives Matter" skandiert. Wären sich alle diese Hellhäutigen einig gewesen, dass es keinen Handlungs- und eben Reflexionsbedarf gibt, wären die direkt Betroffenen ... wie so oft ... unter sich gewesen.
Um mir ein Problem von "anderen" zu eigen zu machen, muss ich das "Anderssein" erst mal zum Thema machen. Und, um den Bogen zurück zu schlagen: Genau aus diesem Grund gendere ich. Um mir ein Problem zu eigen zu machen, welches mich jederzeit betreffen kann. Auch wenn ich nicht - bzw. noch nicht - betroffen zu sein glaube.
Man könnte auch sagen: Ich mische mich ein. Und das sehr wohl in meine eigenen Angelegenheiten, wie das der Schriftsteller Max Frisch einmal genannt hat
WENN wir dann erst einmal soweit sind, dass ich mich nicht mehr einmischen muss, weil die Dinge, die mir wichtig sind, tatsächlich selbstverständlich geworden sind: DANN ist es gut.