Ich verstehe deinen Gedankengang. Aber:
Hast du jemals in einer Zeitung, in normalen Nachrichtenformaten online in einer Nachrichtenmeldung gelesen, dass überhaupt die weibliche Form eines normalerweise maskulinen Substanstivs für einen Menschen verwendet wurde?
Ich noch nie.
Das wird nur nicht, wie du forderst, in Negativmeldungen nicht gemacht, sondern auch in anderen Meldungen nicht, wenn es um neutrale Meldungen
Zum Beispiel: Es werden Zeugen gesucht für Vorfall xy.
Da steht auch nie: Es werden ZeugInnnen gesucht für Vorfall xy.
Wenn man z.B. bei einer polizeilichen Suchmeldung weiß, ob man eine männliche oder weibliche Person sucht, dann steht durchaus in den Artikeln beispielsweise:
Die Verdächtige ist ca. 1,70 groß etc.
Geändert von Wunderbar (04-08-2021 um 18:49 Uhr)
Ich finde gendern einfach schwer zu lesen und zu hören und in einem Roman möchte ich solches Deutsch dann auch nicht haben. Da würde ich kein Buch mehr ohne ausführliche Leseprobe kaufen, weil ich mich ärgern würde, dafür Geld ausgegeben zu haben. Achtung und Respekt gegenüber den anderen kann ich in Romanen doch inhaltlich viel besser ausdrücken, wenn ich das in die Geschichte einbaue, als mit einem künstlich konstruiertem Satzbild, welches den Lesefluss einfach nur stört.
Beispiel: Ich lese - zugegeben - sehr viele Liebesromane. Vor Aids waren Liebesszenen, in denen es zur Sache ging, immer pur und direkt. Egal, ob der Kerl als Frauenheld verschrieen war und sich durch sämtliche Betten poppte, man schützte sich nicht, höchstens mit Coitus interuptus vor Schwangerschaften, die dann aber das Pech der Frau waren, wenn sie doch passierten.
Seit einigen Jahren ist es aber in den Romanen komplett normal, dass in Liebesszenen die Verwendung von Kondomen zur Vermeidung von Geschlechtskrankheiten beschrieben werden, dass über Verhütung und regelmäßigen Gesundheitschecks gesprochen wird, bevor es zur Sache geht. Bei beiden Beteiligten!
Wenn die Stories jetzt so geschrieben werden, dass Gleichberechtigung der Frauen inhaltlich als vollkommen normal beschrieben wird, nimmt die Leserschaft das doch indirekt auch auf und verinnerlicht das.
Ich für mich habe aber auch kein Problem mit Sammelbegriffen und ich habe auch kein Problem damit, von Lesern und Leserinnen zu sprechen.
Deutsch ist keine leichte Sprache und ich bin froh, keine Lehrkraft zu sein, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten muss. Die Leute, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, werden am Sternchen verzweifeln, denke ich mal.
Herr - Schmeiss Hirn vom Himmel und lass die Leute es auch benutzen.
Ja, mein Gedankengang ist da ziemlich ähnlich.
Bei Sachbüchern mit Statistiken würde mich Gendern vermutlich nicht besonders stören, aber in einem Roman will ich das nicht haben. Ich kaufe keine Bücher, um dann von holpriger Sprache genervt zu sein.
Es ist ja nicht nur das Sternchen, es sind die vielen Varianten von *, :, I oder den substantivierten Partizipien bis zu -innen. Für Fremdsprachler ist das sicher schwer, für Autisten auch und ich könnte mir vorstellen, dass kognitiv Eingeschränkte auch große Probleme haben.Deutsch ist keine leichte Sprache und ich bin froh, keine Lehrkraft zu sein, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten muss. Die Leute, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, werden am Sternchen verzweifeln, denke ich mal.
Geändert von dracena (04-08-2021 um 19:08 Uhr)
Nein ist ein vollständiger Satz.
15 Silben gegen 7 Silben bei "Geisel wurde gerettet"
Ist nicht gerade klimafreundlich. Es bedeutet beim Sprechen mehr als doppelt soviel Energieaufwand, Belastung der Stimmbänder, der Augen beim Lesen usw. und in geschriebener Form mehr Tinte, Papier, oder Bytes und damit auch Strom bzw. Energie die man zum Speichern dieser längeren Texte benötigt. Tastaturen verschleißen doppel so schnell.
Gendern kostet Zeit, Geld, Gesundheit und Regenwald.
Ich lese Belletristik von englischsprachigen Autoren wenn möglich in der Originalsprache. Weil für mich die Sprache, der Schreibstil eine wesentliche Rolle für ein gutes Buch ausmacht.
Ich erinnere mich an einen Krimi, bei dem lange Zeit in der englischen Originalausgabe von "the archaeologist" die Rede war. Man erfuhr erst nach knapp 100 Seiten, dass es sich um eine Frau handelte. Da wurde "the archaeologist" zum ersten mal als "she" bezeichnet. Und das war ein wesentlicher Beitrag zum Spannungsaufbau, also dass man nicht wusste, welches Geschlecht die Person hatte.
Im Deutschen wäre das nicht möglich.
Dennoch finde ich, dass man eine Lösung finden müsste, um in behördlichen Dokumenten usw. eine Schreibweise zu etablieren, die allen Menschen gerecht wird.
Es ist einfach zu sagen, dass man doch niemand ausgrenzen möchte, wenn man die maskuline Form z.B. einer Berufsbezeichnung wählt. Aber die vor Jahrzenten übliche Briefanrede (Sehr geehrte Herren) hat sich doch auch inzwischen seit langem geändert in "Sehr geehrte Damen und Herren".
Und zum Thema "es ist ja nicht negativ gemeint, wenn man die masukuline Bezeichnung benützt, wenn man auch Menschen anderen Geschlechts meint":
Ich persönlich (weiblich) habe absolut kein Problem damit, wenn man auch mich mit der maskulinen Bezeichnung meint.
Aber:
Darf man das entscheiden für alle Menschen, dass sie kein Problem damit haben dürfen oder sich nicht verletzt fühlen dürfen?
Erinnern wir uns doch an die vielen Debatten, dass Menschen es überhaupt nicht böse meinten, wenn sie Negerkuss als Bezeichnung für den Süßkram verwenden oder Zigeunerschnitzel.
Und wie viele meinten, sie sagten Kümmeltürken, aber nur weil das schon immer so war, und der Verkäufer vom Dönerstand fände das auch lustig.
Mich persönlich nervt Gendern auch, aber ich finde, man sollte sich schon damit auseindersetzen - und auch Menschen weiblichen Geschlechts und diverse Menschen (war das jetzt die richtige Bezeichnung) fragen, was sie gerne hätten.
Aber das ist doch völlig klar, dass eine Mörderin oder Terroristin auch so genannt werden. Das war schon in den 70er Jahren bei der RAF so. Niemand nannte Meinhof und Ensslin "Terroristen". Nur, wenn die ganze Gruppe genannt wurde. Dann waren es "Die Terroristen".
Aber auch das soll man dann natürlich gendern, wenn wir von 2021 reden und Frauen dabei sin.
Hier wird so ein seltsames Fass aufgemacht, als sei beim Gendern implizit, dass männlich = böse und weiblich = gut ist.
Aber darum geht es doch nirgendwo.
Für Dich ist es egal oder irrelevant. Für manche Bäckerin vielleicht nicht.
Es ist offenbar für viele Männer, die es immer schon gewöhnt sind, dass sie angesprochen sind, nicht vorstellbar, wie es ist, wenn man immer nur "mitgemeint" ist. Das ist nicht irrelevant oder egal.
Das hat etwas mit Wert und Bedeutung zu tun, ob man gemeint ist - oder nur mitgemeint.
Aus dem Grund schreibe ich schon ewig auf alle Karten und Briefe:
Familie Herr und Frau Sowieso.
Herr - Schmeiss Hirn vom Himmel und lass die Leute es auch benutzen.
Aber echt, als ob das jetzt eine Revolution wäre.
Familienname (egal ob einfach oder doppelt) fertig : Also Familie Maier oder Familie Maier-Schulz. Für mich schon ewig und drei Tage, also schon immer so.
Versuchs mal mit "heute früh sog ich Staub, als das Telefon klong"
Hier gibts übrigens eine interessante Seite der "Gesellschaft zu Stärkung der Verben"
https://neutsch.org/Startseite
Man spricht dort "neutsch" und es geht um Fragen wie:
wenn es heißt "ich sterbe, ich starb, ich bin gestorben" warum dann nicht auch "ich erbe, ich arb, ich habe georben"? Und vieles mehr....