Man könnte den bogen zurück schlagen und fragen, WAS provoziert werden soll…
Aber wenn man jetzt noch berücksichti, dass 76% nichts ändern wollen, ist das eigentlich auch klar…
Da müsste man vielleicht noch ergänzen, 76% von WAS
Ich denke bei der Verwendung von gendergerechter Sprache nicht an Frauen oder Männer. Die sind in meinem Weltbild auf zwei Seiten einer breiten Skala angeordnet, als Personen, die sich ihrer Identität sicher waren, sicher sind und sicher sein werden. Schön für sie!
Ich denke bei der Verwendung von gendergerechter Sprache an alle die wunderbaren Menschen dazwischen, die irgendwann in ihrem Leben entdecken, dass es noch viel mehr gibt als diese langweilig-binäre Welt. Und dass es einen Ort gibt, wo sie sich dazugehörig fühlen. Dieser Ort ist sprachlich, für den Moment, als _ konnotiert. Oder als : Oder eben als *.
Wie schon geschrieben wurde: Die Verwendung dieser "Ergänzungszeichen" (um nicht wieder diese merkwürdige "Leere" ansprechen zu müssen, die das Patriarchat solchen Menschen zugeordnet hat) ist wirklich nur eine Hilfslösung. Und sie ist eine Vereinbarung "für den Moment". Wenn die Gesellschaft (und das heisst: wir alle) und solche Menschen SIEHT und ANERKENNT, dann kann man von mir aus wieder zur "Normalität" zurückkehren. Bzw. zu einem neuen Normal.
Als "normal" sehe ich allerdings unseren Umgang mit Geschlecht und Gender nicht an. Da ist noch viel zu tun ...
If we don't succeed in leaving patriarchy behind, this planet is toast.
Ein ganz aktuelles Meinungsbarometer des MDR zum Gendern:
https://www.mdr.de/nachrichten/deuts...rache-100.html
Der Tagesspiegel und die Zeit kommen zu ganz ähnlichen Ergebnissen.Wir haben außerdem gefragt, ob die Befragten die Verwendung von Gendersprache in bestimmten Bereichen des Lebens befürworten oder ablehnen. Es zeigt sich: In allen Bereichen ist es einer deutlichen Mehrheit lieber, wenn nicht gegendert wird. So lehnen fast drei Viertel (74 %) die Gendersprache in den Medien ab. Die größte Zustimmung gibt es bei staatlichen Stellen, etwa Ämtern, Behörden oder Ministerien. Aber auch hier befürworten es mehr als zwei Drittel (68 %) nicht.
Außer bei den Grünen (und auch da ist es fast die Hälfte) lehnen die Anhänger aller Parteien mehrheitlich das Gendern ab. Insofern ist die Behauptung, nur Rechte wären dagegen, nicht zutreffend.
Nolite Te Bastardes Carborundorum
Wenn es um das Sichtbarmachen von Frauen ginge, würde aber doch nicht mit einer Partizipform gegendert. Bei Ausdrücken wie "Gehende", "Lehrende", "Studierende" werden Frauen unsichtbar.
Ginge es darum, wäre das Binnen-I die einfachste Lösung.
Gendersternchen oder Doppelpunkte führen für bestimmte Autisten übrigens dazu, dass sie Texte nicht mehr erfassen können. Viele Asperger kommen daher am besten mit dem Binnen-I zurecht, wenn sie nicht auf die richtigen männlichen und weiblichen Formen wie Koch und Köchin zurückgreifen wollen.
Nolite Te Bastardes Carborundorum
Ich habe die Meldung zunächst für eine Ente gehalten, die dann aufgebauscht wurde.
Das scheint aber nicht ganz so zu sein.
Genderdebatte an Uni Kassel: Wie gehen andere Hochschulen mit dem Gendern um?
Ich habe auf der Seite der Uni Kassel nachgesehen.Doch jüngst sorgte die Universität Kassel, an der circa 25.000 Studierende eingeschrieben sind, für Schlagzeilen. Die Hochschule geht nämlich einen Schritt weiter und erlaubt Dozentinnen und Dozenten, das Gendern in die Benotung einfließen zu lassen. Das heißt: Punktabzug bei Hausarbeiten ist möglich.
Auf der Website der Hochschule steht zwar, dass es keine „einheitliche Regelung zur Verwendung von geschlechtergerechter Sprache“ gebe. Dennoch steht es den „Lehrenden grundsätzlich frei, die Verwendung geschlechtergerechter Sprache als ein Kriterium bei der Bewertung von Prüfungsleistungen heranzuziehen“. Das solle aber frühzeitig kommuniziert und transparent gemacht werden, heißt es weiter.
Es gab diese Option tatsächlich, dass Punkte abgezogen werden dürfen, wenn jemand nicht gendert.
Das wirft aber rechtliche Fragen auf, die die Uni doch zunächst abklären will. Bis dahin werden die entsprechenden Hinweise offline geschaltet.
https://www.uni-kassel.de/hochschulv...rechte-sprache
Das Thema der Nutzung gendergerechte Sprache im speziellen Kontext der Bewertung von Prüfungsleistungen berührt einen sensiblen und rechtlich nicht abschließend bewerteten Bereich des Prüfungsrechts. Auch wenn es auch bisher keine Regeln und Vorgaben sondern lediglich Hinweise hierzu gab, ist es der Universität Kassel ein Anliegen, bei den betreffenden Fragen eine größere Rechtssicherheit herzustellen. Dafür ist beabsichtigt, ein externes prüfungsrechtliches Gutachten in Auftrag zu geben, um die offenen Fragen zur Verwendung gendergerechter Sprache in Prüfungen eindeutiger zu klären. Bis zur weiteren rechtlichen Klärung werden die Hinweise zur Berücksichtigung des Einsatzes gendergerechter Sprache als Bewertungskriterium in Klausuren, Seminar- und Hausarbeiten vorerst auf dieser Website offline geschaltet. Angesichts der erforderlichen weitergehenden Bewertung wird Lehrenden einstweilen empfohlen, keine Einbeziehung dieses Aspekts in die Bewertung von Prüfungsleistungen vorzusehen.
Nolite Te Bastardes Carborundorum
Aus dem Link vom MDR geht hervor, dass nur 14 % der Bevölkerung das Gendern für wichtig halten.
Ich halte das Gendern für Symbolpolitik.
Die Energie, die darauf verwendet wird, könnte man vielleicht zur Lösung von Problemen aufwenden, die ich für wichtiger halte. Die Istanbul Konvention, Frauenhäuser, Kinderbetreuung, das Lohnniveau von Frauen, Gewalt gegen Frauen wären einige Punkte, deren Umsetzung/Verbesserung weit mehr für Frauenrechte täten als gendergerechte Sprache.
Außerdem frage ich mich, warum so viel Druck ausgeübt wird, um etwas durchzusetzen, was tatsächlich mehrheitlich von der Bevölkerung nicht erwünscht ist.
Es ist ja nicht so, als ginge es um etwas Lebenswichtiges oder gesundheitlich Relevantes wie Impfungen, Sicherheitsgurte, Rauchverbote o.ä.
Nolite Te Bastardes Carborundorum
Aus dem Link geht auch hervor, dass fast doppelt so viele Frauen es für wichtig halten wie Männer (18% vs. 10%) und dass junge Menschen es fünfmal wichtiger finden als alte (38% bis 29 Jahre vs. 7% über 65 Jahre). Ich glaube, das ist eine Entwicklung, die langsam aber sicher fortschreiten wird.
Darin stimme ich dir grundsätzlich zu. Das Thema wird sehr emotional diskutiert und es wird der Eindruck erzeugt, als ginge es den Befürwortern gendergerechter Sprache (es geht ja nicht nur um Frauen) ausschließlich darum. Ich verstehe aber nicht, warum man sich nicht gleichzeitig gegen Ungleichbehandlung von Frauen und eine Sprache einsetzen kann, die bestimmte Bevölkerungsgruppen ausschließt.
Danke für dieses Stichwort. Dazu mal möchte ich einen, wie ich finde interessanten, Artikel verlinken, der aufzeigt, inwiefern der "deutsche" Weg des sprachlichen "Sichtbarmachens" in anderen Ländern sogar als antifeministisch wahrgenommen wird:
https://www.tagesspiegel.de/kultur/d.../26140402.html
Daraus zum Thema Bundeskanzlerin:
Zitat von Nele Pollatschek, Tagesspiegel
Auch ein interessanter Aspekt im Artikel: Teile der britischen Presse verzichten seit Jahren aus explizit feministischen Gründen auf weibliche Berufsbezeichnungen wie "actress", weil die Verwendung suggeriere, dass Frauen eine Ausnahme seien.
Und genau deshalb finde ich die aktuellen Entwicklungen sehr, sehr schwierig. Anhänger des Genderns verweisen gerne auf die These, dass Sprache Wirklichkeit schaffe - eine These, die keinesfalls so unumstritten ist, wie oft dargestellt wird. Ich persönlich vertrete die Auffassung, dass Sprache immer nur funktionieren kann, wenn sie Konsens ist. Sprache ist ein Kommunikationsmittel, kein politisches Instrument. Dort, wo Sprachregeln entstehen, die die Mehrheit ablehnt, kommt es zu Konflikten.
Es wird derzeit sehr viel suggeriert, dass Gendern eine breite gesellschaftliche Basis hat, obwohl alle Erhebungen dem widersprechen. Hinzu kommen dann oftmals arrogante oder passiv-aggressive Verhaltensweisen von Gender-Verfechtern, wie auch hier im Thread bereits zu beobachten war, die das andere Lager in den Bereich der Bildungsferne, des Reaktionären oder sogar der rechten Szene zu schieben versuchen (letzteres ist hier bisher glücklicherweise ausgeblieben).
Geändert von Foxx (28-07-2021 um 10:18 Uhr)
Jep. Dazu gehört aber auch, dass man diejenigen (wohl auch die Mehrheit), die sich in der binäre Welt eigentlich ganz wohl fühlen und auch kein Problem mit dem eigenen Geschlecht haben, nicht als langweilig abkanzelt, während man Nonbinäre,Transmenschen usw allgemein als wunderbare Menschen hochjubelt.
Aber mal ehrlich, von wievielen Menschen reden wir da? Aktuelle Schätzungen gehen von 1,7% bis 2,1% der Bevölkerung aus. Und für diese 2% müssen dann 98% ihre Sprache ändern? Sprache hat doch auch viel mit Praktikabilität zu tun. Dracena hat schon die Autisten genannt, die uU Texte nicht mehr richtig erfassen können. Die nächste Gruppe wären dann die Ausländer. Glaubst du, ihnen wird mit * _ : das Erlernen der deutschen Sprache erleichtert, zumal ja in vielen Texten auch nicht konsistent gegendert wird.
Ich weiß definitiv von Fachbereichen in der Uni Düsseldorf wo bei HA gegendert werden muss. Welche Chance haben denn Studenten, die das nicht wollen, dagegen aufzubegehren? Klar, sie können die Uni verklagen. Das kommt im laufenden Studium bestimmt super an, wenn man seinen Dozenten verklagt
Ich finde das hochgradig bedenklich. Es wird eine sprachliche Veränderung mit Gewalt durchgedrückt (Medien und Behörden machen mit, Firmen springen auf den Zug auf, weil es dem vermeintlichen Zeitgeist entspricht.), die in keinster Weise legitimiert ist. Es gibt keine Reform, keine gesetzliche Grundlage für die Veränderungen. Und das macht mir irgendwie schon ein bisschen Angst, wie einfach es ist, gegen den Willen der Mehrheit Veränderungen durchzusetzen.
Geändert von vergas (28-07-2021 um 10:38 Uhr)
Wohlgemerkt mit der Überzeugung und Deutlichmachung, dass das "richtig" so sei. Ich habe sogar schon die Begründung vernommen, dass man die Gesellschaft eben "zu ihrem Glück zwingen" müsse.
Man übertrage das bitte Mal einen Moment auf andere Ideologien ...
Du meinst also die Fußgänger. Somit ist dein Beispiel mit "Der Weg ist für die Gehenden" ein sehr gutes, wie man ein ein einfaches "Fußgänger" von mir aus auch "Fußgänger und Fußgängerinnen" aus gutem (oder auch nicht so gutem) Willen verschlimmbessern und verkomplizieren kann.
Ich würde nicht mit Gewalt etwas zu verändern versuchen, um einer, wenn auch offensichtlich lautstarken, Minderheit einen Gefallen zu tun. Gut, womöglich würdest du dir rein persönlich einen Gefallen tun, aber man muss auch mal akzeptieren können, wenn es nicht für alles eine Lösung gibt, mit der man selbst zufrieden ist. Klar, man kann jetzt was für die gemischten Kochgeschlechter konstruieren. Meiner Meinung nach käme aber nur eine Sprachmonströsität raus.