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  1. #46
    Nash
    unregistriert
    Es wird immer noch zu oft eine Anklage mit einer Verurteilung verwechselt. Sie kommt vor Gericht, bekommt einen (hoffentlich) fairen Prozess, sofern sie überhaupt prozessfähig ist, und dann sehen wir mal weiter. Angesichts ihres Alters und der Art der Anklage ist dabei eh kaum davon auszugehen, dass sie eine relevante Strafe bekommt, die den Spätherbst ihres Lebens tatsächlich verändern wird.
    Da geht es mehr um Gerechtigkeit an sich und die immer noch nötige Aufarbeitung unserer Geschichte, sowohl von 1933-1945 als auch die sehr mangelhaften juristischen Folgen in all den Jahrzehnten danach, aber das wurde hier ja auch schon geschrieben.

  2. #47
    YNWA Avatar von reddevil
    Ort: am großen Strome
    Zitat Zitat von Nash Beitrag anzeigen
    Es wird immer noch zu oft eine Anklage mit einer Verurteilung verwechselt. Sie kommt vor Gericht, bekommt einen (hoffentlich) fairen Prozess, sofern sie überhaupt prozessfähig ist, und dann sehen wir mal weiter. Angesichts ihres Alters und der Art der Anklage ist dabei eh kaum davon auszugehen, dass sie eine relevante Strafe bekommt, die den Spätherbst ihres Lebens tatsächlich verändern wird.
    Da geht es mehr um Gerechtigkeit an sich und die immer noch nötige Aufarbeitung unserer Geschichte, sowohl von 1933-1945 als auch die sehr mangelhaften juristischen Folgen in all den Jahrzehnten danach, aber das wurde hier ja auch schon geschrieben.
    "unter den talaren, der muff von tausend jahren"


    for your dreams be tossed and blown...



  3. #48
    Zitat Zitat von caesar Beitrag anzeigen
    das was über jahrzehnte praxis war - so lange man nur mit schreibtischtasten beschäftigt war und nicht selber getötet hat, hatte man wenig zu befürchten.
    Was mir nicht in den Schädel will, ist das Faktum, dass hier jemand 70 Jahre lang völlig unberührt sich in irgendeiner Ecke verkriechen kann, von der jahrzehntelang ein Anfangsverdacht der Mittäterschaft an tausenden Morden in der Akte einer Justizbehörde schlummert.

    Offenbar ohne roten Aktendeckel mit Schleife, damit der Akt aus dem Archivstapel hervorlugt und jedem neuen Amtsinhaber der Behörde regelmässig wieder vorgelegt wird. Zur Erinnerung. Zur erzwungenen Durchsicht.

    Zur BEARBEITUNG !!!

    Der Verdacht der Mitwirkung an tausenden Morden ist doch kein Pappenstiel! Hier geht es um Völkermord. Solch ein Vergehen im Archiv verrotten zu lassen und im Aktenstaub behördlicher Tätigkeit zu ergrauen, ist für mich unfassbar.

    Neben dem in Rede stehenden Verbrechen, das endlich einer gerichtlichen Aufarbeitung bedarf, scheinen mir hier noch ganz andere Versäumnisse und Vergehen der juristischen Bewertung zugeführt werden müssen. Nach interner Ermittlung.
    "Es genügt nicht nur sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Karl Kraus)

  4. #49
    Eisperlchen
    unregistriert
    Zitat Zitat von NewMorning Beitrag anzeigen
    Was soll daran der Witz sein?
    Das ist das Rechtssystem eines demokratischen Staates bei der Arbeit. Und das ist gut so. Die alte Frau wird nach Jugendstrafrecht angeklagt, auf ihr Alter wird Rücksicht genommen, sie hat einen Verteidiger. Die 65.000, die allein in diesem KZ ermordet wurden, und zu deren Ermordung sie vielelicht Beihilfe geleistet hat, hatten all dies nicht.
    Es waren ja die kleinen Rädchen wie diese Sekretärin, ohne die die riesige Mordmaschinerie der Nazis gar nicht hätte laufen können. Wenn sich herausstellt, dass sie gewusst hat, was in diesem Lager passiert, halte ich eine Verurteilung für völlig angebracht. Sie wurde nicht dazu gezwungen, sie hätte auch irgendwo anders arbeiten können. Das hat sie nicht getan. Sie blieb. Vielleicht nicht aus Überzeugung, vielleicht nur aus Gedankenlosigkeit, aus Bequemlichkeit. Aber auch durch ihre Arbeit konnte der Betrieb in diesem Lager ungestört laufen. Und für ihre Entscheidung damals muss sie sich jetzt verantworten.

    Natürlich geht es in diesem Prozess nicht mehr um Strafe. Wie sollte die auch aussehen? Auch ein Lebenslänglich (was ja eh ausgeschlossen ist) würde für sie ja nur 2 oder 3 oder 4 Jahre Haft bedeuten. Der 93-jährige Bruno D, ein ehemaliger wachmann, wurde letztes Jahr zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
    Nein, es geht um Gerechtigkeit. gegenüber den Opfern und ihrer Angehörigen. Es geht darum, dass sich Deutschland seiner Verantwortung stellt. Sehr, sehr spät, deswegen kamen ja auch viel zu viele der Haupttäter ungeschoren davon.
    Aber eben doch noch nicht zu spät.

    Dass jahrzehntelang nicht gegen die NS-Täter ermittelt wurde, ist eine Schande für die deutsche Justiz. Aber daraus abzuleiten, dass man auch jetzt nicht mehr ermitteln und anklagen sollte (nach dem Motto "is eh schon wurscht"), würde diese Schande doch nur verlängern.
    Danke für diesen Beitrag

    Ich habe am Anfang des Threads schon "Wtf geht denn hier ab?" gedacht, als von "Witzen" und "was soll das bringen" und ähnlichem die Rede war.
    Jede/r, der nur ansatzweise an der Shoah beteiligt war, egal wie alt/jung er/sie schon ist, hat sich auch jetzt noch zu verantworten.
    Nicht selten waren diese Leute auch noch Jahre nach dem Krieg stramme Nazis und befanden sich teilweise auch weiterhin in hohen Positionen.


    Und eine "kleine Tippse" war sie auch nicht, weil der gesamte Papierkram der SS-Verwaltungszentrale in Berlin über ihren Schreibtisch gelaufen ist.
    Das war eine Vertrauensstellung und so naiv, wie sie tut, war sie selbst mit 18 nicht (vorher hat sie in einer Bank gearbeitet; aber vermutlich war der Job in Stutthof lukrativer).
    Geändert von Eisperlchen (30-09-2021 um 16:37 Uhr)

  5. #50
    Zitat Zitat von StefAlb Beitrag anzeigen
    Meinst du wirklich,sie ging da freiwillig hin?Damals in Kriegszeiten gab es nicht Stellenausschreibungen mit "Bitte Lebenslauf schicken mit Gehaltsvorstellungen usw".

    Die jetzt 96 Jährige wurde dort hin geschickt von den Behörden.
    Wenn sie wirklich zwangsweise dorthin geschickt wurde, dann kann sie das vor Gericht im Rahmen ihrer Verteidigung vorbringen.

    Du willst sie aufgrund von Hörensagen und Bauchgefühlen im Vorfeld frei sprechen, ich will das ein Gericht den Fall prüft und dann sein Urteil fällt (Freispruch oder Schuldspruch).

  6. #51
    Zitat Zitat von Little_Ally Beitrag anzeigen
    Wenn sie wirklich zwangsweise dorthin geschickt wurde, dann kann sie das vor Gericht im Rahmen ihrer Verteidigung vorbringen.

    Du willst sie aufgrund von Hörensagen und Bauchgefühlen im Vorfeld frei sprechen, ich will das ein Gericht den Fall prüft und dann sein Urteil fällt (Freispruch oder Schuldspruch).
    Aber sie wurde doch quasi schon schuldig gesprochen.
    Wer dort mal gearbeitet hat,ist schuldig.
    Jeder Lebensmittelleiferant,Näher, Holzlieferant für Hüttenbau,KFZ Mechaniker für die LKWs, die Leute die dafür gesorgt haben dass das Lager Strom hat usw ,usw sind alle Schuldig, weil sie geholfen haben den Betrieb am laufen zu halten nach der Denkweise.

    Sie wurde zweimal befragt 55 und 62. Warum hat es damals nicht gereicht für eine Anklage? Warum jetzt? Was hat sich geändert?

    Wahrscheinlich nur das politische Klima. Neue Fakten sind wohl eher nicht zum Vorschein gekommen.

    Somit ist jeder Schuldig, den die Behörde damals dorthin schickte für "normale" Tätigkeiten.Ihr Pech war wohl, dass sie fürs KZ dienstverpflichtet wurde und nicht für ein Altersheim oder Krankenhaus, um arbeiten zu erledigen,die Sekretärinnen zu tun haben.

    Oder hat sie irgendeine Arbeit erledigt, die sie als Sekretärin in einem Krankenhaus/Altenheim nicht hätte machen müssen?

    Und bevor die Falschversteher wieder behaupten,ich würde ein KZ mit einem Krankenhaus/Altenheim gleich setzen,das tue ich nicht. Aber die Verwaltungsdinge in der Buchhaltung sind in der Regel identisch.Genauso wie die zB Wäscherei,Küche usw keine großen Unterschiede haben werden.

  7. #52
    Fröhlicher Kiesel Avatar von Schusselchen
    Ort: world of music
    Ich wundere mich schon, wie eindeutig hier so einige sind in ihrer Einschätzung, ob ein Prozess für die 96-jährige der richtige Weg ist. Selbst unter Überlebenden ist es umstritten. Hier mal 2 Berichte dazu. https://www.dw.com/de/der-prozess-ge...hof/a-59334349
    https://www.dw.com/de/stutthof-%C3%B...en/av-59361485

    Die Aufarbeitung haette früher passieren müssen, da sind sich hier wenigstens alle einig.
    In den letzten Jahren und auch im aktuellen Fall stehen nun Leute vor Gericht, die die prägende Zeit ihrer Kindheit im Dritten Reich verbracht haben, entsprechend sozialisiert wurden und auch in den fraglichen Zeiträumen noch nichtmal volljährig waren. Sie alle stehen wegen Beihilfe vor Gericht. Heute haben sie nur noch kurze Zeit zu leben, viele sind auch bereits gesundheitlich stark beeinträchtigt. Jeder der Prozesse wird medial zu einem Schauprozess. Das kann man doch nicht damit abtun, dass sie sich ja verteidigen können.

    Letztendlich stehen sie doch stellvertretend vor Gericht für diejenigen, die man hat laufen lassen. Stellvertretend für diejenigen, die das Laufenlassen zu verantworten haben. Und stellvertretend für die große Mehrheit der damals lebenden Menschen, die angeblich nichts von dem Gräuel bemerkt haben.

    Mich erschreckt wirklich, wie es hier für einige nur ein schwarz und weiss bei dem Thema gibt.
    Auch wenn ich StefAlbs Beiträge fast immer grottig finde, hier muss man nicht alles wegwischen, was er schreibt.

    Jeder sollte dankbar sein, dass er damals nicht gelebt hat, dass er nicht in die Maschinerie gezogen wurde, dass er nicht in solch schwierigen Situationen war.
    Geradezu beängstigend finde ich, dass es Menschen gibt, die sich zu 100 % sicher sind, dass sie zu denen gehört hätten, die sich widersetzt hätten. Diese Menschen laufen Gefahr, genau auf solche Mechanismen hereinzufallen.

    Ich bin einfach dankbar, die Zeit nicht miterlebt zu haben. Und ich sage ehrlich: ich weiß nicht, ob ich allem widerstanden hätte.

    Vor Gericht sollte das Deutsche Volk an sich stehen, auch das Deutschland, dass nach dem Krieg die Aufarbeitung unterliess. Daraus könnte man einen Schauprozess machen, den man gerne jährlich wiederholt, um das Vergessen zu verhindern.
    Einzelne sehr alte Menschen, die damals noch minderjährig waren, jetzt vor Gericht zu stellen, halte ich für falsch.

  8. #53
    Fire and Blood Avatar von manial fly
    Ort: Nashville
    Zitat Zitat von StefAlb Beitrag anzeigen
    Aber sie wurde doch quasi schon schuldig gesprochen.
    Wer dort mal gearbeitet hat,ist schuldig.
    Jeder Lebensmittelleiferant,Näher, Holzlieferant für Hüttenbau,KFZ Mechaniker für die LKWs, die Leute die dafür gesorgt haben dass das Lager Strom hat usw ,usw sind alle Schuldig, weil sie geholfen haben den Betrieb am laufen zu halten nach der Denkweise.

    Sie wurde zweimal befragt 55 und 62. Warum hat es damals nicht gereicht für eine Anklage? Warum jetzt? Was hat sich geändert?

    Wahrscheinlich nur das politische Klima. Neue Fakten sind wohl eher nicht zum Vorschein gekommen.

    Somit ist jeder Schuldig, den die Behörde damals dorthin schickte für "normale" Tätigkeiten.Ihr Pech war wohl, dass sie fürs KZ dienstverpflichtet wurde und nicht für ein Altersheim oder Krankenhaus, um arbeiten zu erledigen,die Sekretärinnen zu tun haben.

    Oder hat sie irgendeine Arbeit erledigt, die sie als Sekretärin in einem Krankenhaus/Altenheim nicht hätte machen müssen?

    Und bevor die Falschversteher wieder behaupten,ich würde ein KZ mit einem Krankenhaus/Altenheim gleich setzen,das tue ich nicht. Aber die Verwaltungsdinge in der Buchhaltung sind in der Regel identisch.Genauso wie die zB Wäscherei,Küche usw keine großen Unterschiede haben werden.
    Na Hauptsache du weißt mehr als die Behörden

  9. #54
    Zitat Zitat von StefAlb Beitrag anzeigen
    Und die 18 Jährige, die vielleicht ihr Dorf noch nie verlassen hat und ein naives ahnungsloses Mädchen war (es war 1943 und 4 Jahre Krieg), soll sich einer riesigen Mördermaschinierie in den Weg stellen?

    Das verlangt ihr von einer 18 Jährigen?. Weil ihr einfach Maßstäbe und Wissen anlegt aus der heutigen Zeit.

    Ich poste es lieber nochmal,weils wahrscheinlich keiner gelesen hat.

    https://ger.topbrainscience.com/cond...t-poland-11812

    Und das war 2015.

    Aber gut, Thema ist für mich hier erledigt.
    Hier wird halt wieder eine Schuldige für die damaligen unfassbaren Verbrechen benötigt.
    Das dumme Ding hätte mal ordentlich vorher googlen müssen über ihre Arbeitsstelle.
    Ich muss die markierte Aussage von dir irgendwie missverstanden haben

  10. #55
    Glückskind
    unregistriert
    Zitat Zitat von Nash Beitrag anzeigen
    Es wird immer noch zu oft eine Anklage mit einer Verurteilung verwechselt. Sie kommt vor Gericht, bekommt einen (hoffentlich) fairen Prozess, sofern sie überhaupt prozessfähig ist, und dann sehen wir mal weiter. Angesichts ihres Alters und der Art der Anklage ist dabei eh kaum davon auszugehen, dass sie eine relevante Strafe bekommt, die den Spätherbst ihres Lebens tatsächlich verändern wird.
    Da geht es mehr um Gerechtigkeit an sich und die immer noch nötige Aufarbeitung unserer Geschichte, sowohl von 1933-1945 als auch die sehr mangelhaften juristischen Folgen in all den Jahrzehnten danach, aber das wurde hier ja auch schon geschrieben.
    Es kann eigentlich nur um Aufarbeitung gehen. Der Prozess findet vor einer Jugendkammer, und damit wohl nach dem Jugendstrafrecht, statt.

    Während das Erwachsenenstrafrecht bei der Art und dem Gewicht der Strafen den Schwerpunkt auf die schuldhafte Begehung einer Tat setzt, zielt das Jugendstrafrecht auf eine sog. Legalbewährung ab, indem die Erziehung zum gesetzmäßigen Verhalten im Vordergrund steht.
    Quelle

    Zitat Zitat von Schusselchen Beitrag anzeigen
    Mich erschreckt wirklich, wie es hier für einige nur ein schwarz und weiss bei dem Thema gibt.
    Auch wenn ich StefAlbs Beiträge fast immer grottig finde, hier muss man nicht alles wegwischen, was er schreibt.

    Jeder sollte dankbar sein, dass er damals nicht gelebt hat, dass er nicht in die Maschinerie gezogen wurde, dass er nicht in solch schwierigen Situationen war.
    Da kann ich dir nur zustimmen.

  11. #56
    is´mir egaahaaaaal!!! Avatar von hahaha
    Ort: Schleswig-Holstein
    Zitat Zitat von Schusselchen Beitrag anzeigen
    Ich wundere mich schon, wie eindeutig hier so einige sind in ihrer Einschätzung, ob ein Prozess für die 96-jährige der richtige Weg ist. Selbst unter Überlebenden ist es umstritten. Hier mal 2 Berichte dazu. https://www.dw.com/de/der-prozess-ge...hof/a-59334349
    https://www.dw.com/de/stutthof-%C3%B...en/av-59361485

    Die Aufarbeitung haette früher passieren müssen, da sind sich hier wenigstens alle einig.
    In den letzten Jahren und auch im aktuellen Fall stehen nun Leute vor Gericht, die die prägende Zeit ihrer Kindheit im Dritten Reich verbracht haben, entsprechend sozialisiert wurden und auch in den fraglichen Zeiträumen noch nichtmal volljährig waren. Sie alle stehen wegen Beihilfe vor Gericht. Heute haben sie nur noch kurze Zeit zu leben, viele sind auch bereits gesundheitlich stark beeinträchtigt. Jeder der Prozesse wird medial zu einem Schauprozess. Das kann man doch nicht damit abtun, dass sie sich ja verteidigen können.

    Letztendlich stehen sie doch stellvertretend vor Gericht für diejenigen, die man hat laufen lassen. Stellvertretend für diejenigen, die das Laufenlassen zu verantworten haben. Und stellvertretend für die große Mehrheit der damals lebenden Menschen, die angeblich nichts von dem Gräuel bemerkt haben.

    Mich erschreckt wirklich, wie es hier für einige nur ein schwarz und weiss bei dem Thema gibt.
    Auch wenn ich StefAlbs Beiträge fast immer grottig finde, hier muss man nicht alles wegwischen, was er schreibt.

    Jeder sollte dankbar sein, dass er damals nicht gelebt hat, dass er nicht in die Maschinerie gezogen wurde, dass er nicht in solch schwierigen Situationen war.
    Geradezu beängstigend finde ich, dass es Menschen gibt, die sich zu 100 % sicher sind, dass sie zu denen gehört hätten, die sich widersetzt hätten. Diese Menschen laufen Gefahr, genau auf solche Mechanismen hereinzufallen.

    Ich bin einfach dankbar, die Zeit nicht miterlebt zu haben. Und ich sage ehrlich: ich weiß nicht, ob ich allem widerstanden hätte.

    Vor Gericht sollte das Deutsche Volk an sich stehen, auch das Deutschland, dass nach dem Krieg die Aufarbeitung unterliess. Daraus könnte man einen Schauprozess machen, den man gerne jährlich wiederholt, um das Vergessen zu verhindern.
    Einzelne sehr alte Menschen, die damals noch minderjährig waren, jetzt vor Gericht zu stellen, halte ich für falsch.

  12. #57
    Jede und jeder, die/der an der Shoa beteiligt war, gehört zur Rechenschaft gezogen.

    Ich würde mir allerdings auch wünschen, dass man mit den jungen gewaltätigen Antisemiten der Gegenwart genauso hart ins Gericht gehen würde.

    Der 16-jährige Berliner, der in Hamburg vor knapp 2 Wochen einen Juden ins Krankenhaus geprügelt hatte (Nasen- und Jochbeinbruch), wurde nach seiner Festnahme direkt wieder auf freien Fuß gesetzt.

    Das ist ein sehr schlechtes Signal!

  13. #58
    Eisperlchen
    unregistriert
    Zitat Zitat von golfern Beitrag anzeigen
    Jede und jeder, die/der an der Shoa beteiligt war, gehört zur Rechenschaft gezogen.

    Ich würde mir allerdings auch wünschen, dass man mit den jungen gewaltätigen Antisemiten der Gegenwart genauso hart ins Gericht gehen würde.

    Der 16-jährige Berliner, der in Hamburg vor knapp 2 Wochen einen Juden ins Krankenhaus geprügelt hatte (Nasen- und Jochbeinbruch), wurde nach seiner Festnahme direkt wieder auf freien Fuß gesetzt.

    Das ist ein sehr schlechtes Signal!

  14. #59
    Ich komme in Frieden. Auf ewig! Avatar von dracena I.O.F.F. Team
    Ort: Mördergrube
    Zitat Zitat von NewMorning Beitrag anzeigen
    Was soll daran der Witz sein?
    Das ist das Rechtssystem eines demokratischen Staates bei der Arbeit. Und das ist gut so. Die alte Frau wird nach Jugendstrafrecht angeklagt, auf ihr Alter wird Rücksicht genommen, sie hat einen Verteidiger. Die 65.000, die allein in diesem KZ ermordet wurden, und zu deren Ermordung sie vielelicht Beihilfe geleistet hat, hatten all dies nicht.
    Es waren ja die kleinen Rädchen wie diese Sekretärin, ohne die die riesige Mordmaschinerie der Nazis gar nicht hätte laufen können. Wenn sich herausstellt, dass sie gewusst hat, was in diesem Lager passiert, halte ich eine Verurteilung für völlig angebracht. Sie wurde nicht dazu gezwungen, sie hätte auch irgendwo anders arbeiten können. Das hat sie nicht getan. Sie blieb. Vielleicht nicht aus Überzeugung, vielleicht nur aus Gedankenlosigkeit, aus Bequemlichkeit. Aber auch durch ihre Arbeit konnte der Betrieb in diesem Lager ungestört laufen. Und für ihre Entscheidung damals muss sie sich jetzt verantworten.

    Natürlich geht es in diesem Prozess nicht mehr um Strafe. Wie sollte die auch aussehen? Auch ein Lebenslänglich (was ja eh ausgeschlossen ist) würde für sie ja nur 2 oder 3 oder 4 Jahre Haft bedeuten. Der 93-jährige Bruno D, ein ehemaliger wachmann, wurde letztes Jahr zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
    Nein, es geht um Gerechtigkeit. gegenüber den Opfern und ihrer Angehörigen. Es geht darum, dass sich Deutschland seiner Verantwortung stellt. Sehr, sehr spät, deswegen kamen ja auch viel zu viele der Haupttäter ungeschoren davon.
    Aber eben doch noch nicht zu spät.

    Dass jahrzehntelang nicht gegen die NS-Täter ermittelt wurde, ist eine Schande für die deutsche Justiz. Aber daraus abzuleiten, dass man auch jetzt nicht mehr ermitteln und anklagen sollte (nach dem Motto "is eh schon wurscht"), würde diese Schande doch nur verlängern.


    Es ist ein Unterschied, ob jemand in einem KZ gearbeitet hat oder eben nicht.
    Es ist auch ein Unterschied, ob jemand in der Kommandantur gearbeitet hat und dort ganz sicher mitbekommen haben muss, was vor sich ging.
    Eine Anklage wegen Beihilfe zum Mord in tausenden Fällen bekommt man nicht, wenn man als Bäcker Brot ausgeliefert hat.

    Auch im dritten Reich musste man nicht im KZ arbeiten.
    Nein ist ein vollständiger Satz.

  15. #60
    Dom Basaluzzo
    unregistriert
    Hier scheint noch ein Aspekt in der Diskussion zu fehlen, Geld:

    TRAUMBERUF: KZ-Aufseherin

    Das "Anfangsgehalt beträgt das Dreifache des Verdienstes einer Fabriksarbeiterin".

    Voraussetzung? Dem Nachgehen einer „einfachen Tätigkeit, welche keine beruflichen Kenntnisse erfordert“.

    „Als Reichsangestellte werden sie nach der Tarifordnung für Angestellte besoldet. Es gilt eine Probedienstzeit von 3 Monaten bei einem Verdienst von brutto 185,65 RM zuzüglich 35 RM Überstundenvergütung. Sie erhalten ferner im Lager Gemeinschaftsverpflegung, Dienstbekleidung sowie teilweise Unterwäsche. Zur Unterbringung stehen Häuser mit Dienstwohnungen zur Verfügung, die gut eingerichtet sind.“
    Eine Sekretärin, die vorher bei einer Bank gearbeitet hat, war sogar besser qualifiziert, was wird sie wohl für ein Gehalt bekommen haben?


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