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  1. #121
    P01135809 Avatar von jagutichsachma
    Ort: Fulton County Jail
    den rethorischen und argumentativen aufwand, den einige hier betreiben, um eine ehemalige kz-angestellte, die der beihilfe zum tausendfachen mord beschuldigt wird, zu verteidigen, finde ich sehr befremdlich.

    wenn es argumente gibt, die für die angeklagte sprechen (jugend, bedeutungslose position in der verwaltung etc.), werden die sicherlich eingang in die verhandlung finden. kein grund, daraus jetzt schon einen vollumfänglichen freispruch zu konstruieren.
    "Wir kommen da durch!"

  2. #122
    blaues Wunder Avatar von Hibiskus
    Ort: ghost town
    Ich habe schon vor längerer Zeit versucht, über die Geschehnisse unter Hitler nicht mehr nachzudenken,weil es mir einfach nicht gelungen ist ,eine Erklärung auch für das Verhalten vieler sogenannter Ahnungslosen zu finden.

    Aber deshalb sollte es , egal wieviel Zeit vergangen ist ,trotzdem meiner Ansicht nach ,keine automatische Vergebung auch für eine ahnungslose Sekretärin geben , die im KZ also direkt vor Ort der Tötungsmaschinerie, gearbeitetet hat.

    Für mich ,war und ist es immer noch sehr schwer ,zu begreifen wie in einem Land in dem ich geboren wurde ,solche Grausamkeit passieren konnte.

  3. #123
    Ich habe mit mit vielen 'Zeitzeugen' gesprochen, auch innerhalb der Familie. Ein Beispiel: Mein Vater wurde anfang 1945 mit 18 Jahren zur Waffen-SS in die SS-Panzerdivision 'Das Reich' eingezogen. Warum ? Er wurde einfach wegen blonder Haare und blauen Augen raus gegriffen und in die schwarze Uniform gesteckt. Seine Familie war eine unauffällige Arbeiterfamilie, mein Opa eher rötlich eingestellt - hat aber wie alle damals die Klappe gehalten, er musste eine Familie ernähren.
    Er war in Ungarn zwischen die Amis und Russen geraten und wolte mit weiteren jungen 'Soldaten' zu den Amis überlaufen. Mit vorghaltener Pistole aber von seinem Vorgesetzten bedroht. Später haben die Amis diese jungen Deutschen, mit der tätowierten Blutgruppe in Achsel (Zeichen für SS) sehr schnell aus der Gefangenschaft entlassen. Mitläufer eben. Sein damaliger Vorsetzter wurde was in der BRD ab 1949 ???

  4. #124
    Zitat Zitat von Mieze Schindler Beitrag anzeigen
    Sie hatte auch über 70 Jahre Zeit, Buße zu tun und sich für Wiedergutmachung einzusetzen. Hat sie aber nicht.

    Das muss unerträglich sein für die Menschen, die Stutthof überlebt haben. Ich glaube, es sind noch fünf. Ich hab die zufällig gesehen vor (ich meine) 3 Jahren, als dort der 70 Jahrestag der Befreiung mit einem Gottesdienst begangen wurde. Für diese Menschen ist es ganz wichtig, dass jedes "kleine Rädchen" Verantwortung übernimmt. Dein Mitgefühl gehört der Falschen.
    Zitat Zitat von Schusselchen Beitrag anzeigen
    @Mieze, vielleicht solltest Du die Links öffnen, die ich gestern geteilt habe. Da kommt ein Stutthoffüberlebender zu Wort, der den Prozess falsch findet.
    Es handelt sich um einen Prozess mit immerhin 30 Nebenklägern. Die wenigsten davon sind Überlebende, die meisten Angehörige der Ermordeten. Alle werten das Verfahren aber jedenfalls weder als falsch noch überflüssig, sondern im Gegenteil als so wichtig, dass sie sich einem mit entsprechendem Aufwand betriebenen Verfahren stellen. Im Hinblick auf die persönliche Belastung der – wenn auch wenigen – Überlebenden, die am ersten Verhandlungstag sitzen gelassen wurden, empfinde ich das Verhalten der Angeklagten als Sauerei.

    Berechtigt finde ich den Einwand, dass die Justiz über eine so lange Zeit hinweg untätig geblieben ist, obwohl die Betroffene durchweg greifbar und ihre Tätigkeit bekannt war. Unabhängig davon, was man nun persönlich davon hält, gab es kurze Zeit nach dem Krieg Ansätze einzelner Gerichte, auch die Beteiligung der sogenannten „kleinen Rädchen“ an der Ermordungsmaschinerie juristisch aufzuarbeiten. Es gab damals auch Verurteilungen von Wachleuten. Im Zuge der Ausschwitz-Prozesse ab Mitte der 60-er Jahre ging die Rechtsprechung von einer strafrechtlichen Verantwortlichkeit nur bei eigenhändiger Beteiligung an konkret darzulegenden Taten aus.

    Seitdem blieben über Jahrzehnte hinweg die „Helfer“ unbehelligt und Verfahren wurden eingestellt. Diese Sichtweise änderte sich dann erst nach der Jahrtausendwende und fand eine Kehrtwende 2011 mit der Demjanjuk-Entscheidung.

    Ich bin der Meinung, dass eine Aufarbeitung angebracht ist, auch nach der langen Zeit. Vor allem verstehe ich aber den Vorwurf eines Schwarz-Weiß-Denkens nicht oder man mache es sich zu leicht. Eine Anklage ist keine Verurteilung, sondern dient hier der Aufarbeitung der Frage, was nach unserer Rechtsordnung konkret Beihilfe zum Mord ist. Dabei werden zur Beurteilung der persönlichen Schuld auch alle entlastenden Umstände einbezogen. Das Verfahren kann auch mit einem Freispruch oder einer Einstellung enden. Dafür muss es aber erst auch mal geführt werden dürfen.

    Ich halte den Prozess nicht nur für die wenigen Überlebenden bzw. deren Angehörigen wichtig, sondern finde das grundsätzlich bedeutsam für eine Aufarbeitung.

  5. #125
    Eisperlchen
    unregistriert
    , Badenserin

  6. #126
    Also die Flucht war wirklich nicht sehr klug... Das hätte ihr die U-Haft erspart. Wirklich was zu befürchten hätte sie ja eigentlich nicht gehabt. Gab ja ähnliche Prozesse. Ein KZ-Wächter im ähnlichen Alter wurde nach Jugendrecht mit 2 Jahren auf Bewährung verurteilt.

    Denke für sie wird die Berichterstattung auch ein Schock sein. In sämtlichen Medien als "KZ-Sekretärin" betitelt zu werden. Sie hat nun sogar einen Wikipedia-Artikel unter ihrem Vor- und Nachnamen. Gerade weil der Prozess unter Jugendstrafrecht stattfindet und dort ihre Rolle erst geklärt werden soll, bezweifel ich, dass man sie aktuell als "relative Person der Zeitgeschichte" betrachten kann, bei denen das erlaubt ist.

  7. #127
    Puh.. da hat mein Vater aber Glück gehabt, das er nicht am Zaun eines KZ einsetzt wurde. Eben noch an der Lehrbank jetzt Beihilfe zum Mord ? Und was sollte der junge Mann tun ? Wie in Berarus und Hongkong auf der Straße erschießen lassen ? - ihr habt jetz gut reden auf dem Sofa - Geht mal in Ankara auf den Markt und erklärt Erdogan für unfähig.. und schwupps seid ihr wo... ?

  8. #128
    Hier haben sich viele User die Mühe gemacht, den Sinn eines solchen Verfahrens zu begründen. Ich meine, dass hier niemand geschrieben hat, sie sei nun wegen Beihilfe zum Mord zu verurteilen.

    Um solche Fragen wie sinngemäß von dir angesprochen, geht es doch auch im Verfahren. Die Anforderungen an eine persönliche Schuld sind hoch und der persönliche Spielraum unter Berücksichtigung der damaligen Verhältnisse sind dabei relevant.

    Versetz dich doch mal in die Lage der Nebenkläger. Denen würdest du kaum mit solchen Sprüchen wie "geht doch mal nach Ankara und erklärt Erdogan dies und das" kommen, um ihnen zu erklären, warum Fragen der Schuld auch bei den Rädchen in der Mordmaschinerie nicht mehr geklärt werden dürfen.

    Stellt sich im Prozessverlauf heraus, dass die Angeklagte freizusprechen ist oder Einstellungsgründe vorhanden sind, müssen die Nebenkläger damit leben. Sie müssen aber nicht damit leben, dass die Rechtsordnung hier nun davon ausgeht, dass auch "kleine Helfer" Mittäter gewesen sein können, das aber in ihrem Fall keine Rolle spielen soll, weil man es gar nicht wissen möchte.

  9. #129
    Zitat Zitat von jagutichsachma Beitrag anzeigen
    den rethorischen und argumentativen aufwand, den einige hier betreiben, um eine ehemalige kz-angestellte, die der beihilfe zum tausendfachen mord beschuldigt wird, zu verteidigen, finde ich sehr befremdlich.
    Leider nicht überraschend, aber trotzdem jedesmal aufs neue traurig.
    1Live ist die Stimme der Mehrheit


    Satire nach Artikel 5 GG

  10. #130
    Zitat Zitat von badenserin Beitrag anzeigen
    Hier haben sich viele User die Mühe gemacht, den Sinn eines solchen Verfahrens zu begründen. Ich meine, dass hier niemand geschrieben hat, sie sei nun wegen Beihilfe zum Mord zu verurteilen.

    Um solche Fragen wie sinngemäß von dir angesprochen, geht es doch auch im Verfahren. Die Anforderungen an eine persönliche Schuld sind hoch und der persönliche Spielraum unter Berücksichtigung der damaligen Verhältnisse sind dabei relevant.

    Versetz dich doch mal in die Lage der Nebenkläger. Denen würdest du kaum mit solchen Sprüchen wie "geht doch mal nach Ankara und erklärt Erdogan dies und das" kommen, um ihnen zu erklären, warum Fragen der Schuld auch bei den Rädchen in der Mordmaschinerie nicht mehr geklärt werden dürfen.

    Stellt sich im Prozessverlauf heraus, dass die Angeklagte freizusprechen ist oder Einstellungsgründe vorhanden sind, müssen die Nebenkläger damit leben. Sie müssen aber nicht damit leben, dass die Rechtsordnung hier nun davon ausgeht, dass auch "kleine Helfer" Mittäter gewesen sein können, das aber in ihrem Fall keine Rolle spielen soll, weil man es gar nicht wissen möchte.
    Womöglich ist manchen der Nebenkläger auch schon ausreichend, dass die Frau nun doch hinter Gittern sitzt. Denn nichts anderes ist U-Haft. Für einen Menschen, der stramm auf die 100 zugeht, sicher kein Zuckerschlecken.

  11. #131
    Unschuldig Avatar von titan
    Ort: Sexy Anhalt
    Zitat Zitat von jagutichsachma Beitrag anzeigen
    den rethorischen und argumentativen aufwand, den einige hier betreiben, um eine ehemalige kz-angestellte, die der beihilfe zum tausendfachen mord beschuldigt wird, zu verteidigen, finde ich sehr befremdlich.

    wenn es argumente gibt, die für die angeklagte sprechen (jugend, bedeutungslose position in der verwaltung etc.), werden die sicherlich eingang in die verhandlung finden. kein grund, daraus jetzt schon einen vollumfänglichen freispruch zu konstruieren.
    Pranger? Teeren und Federn? Auspeitschen? Was schwebt dir denn so vor?

  12. #132
    Member Avatar von KVWUPP
    Ort: Dort, wo ich gerade bin.
    Zitat Zitat von jagutichsachma Beitrag anzeigen
    den rethorischen und argumentativen aufwand, den einige hier betreiben, um eine ehemalige kz-angestellte, die der beihilfe zum tausendfachen mord beschuldigt wird, zu verteidigen, finde ich sehr befremdlich.

    wenn es argumente gibt, die für die angeklagte sprechen (jugend, bedeutungslose position in der verwaltung etc.), werden die sicherlich eingang in die verhandlung finden. kein grund, daraus jetzt schon einen vollumfänglichen freispruch zu konstruieren.
    Das geht mir genauso.

  13. #133
    Noch eine persönliche "Mittäter" Geschichte, vielleicht um diese Zeit heute etwas verständlich zu machen:
    Mein Schwiegervater wa r zwanzigjähtiger in Nizza im Marinewachdienst. Ein Konvoi mit ihm auf der Ladefläche wurde von Partisanen überfallen, soldaten neben ihm starben. Er selbst, trotz eines Einschußlochs im Helm, Überlebender (gibt ein Foto davon).
    Die "Täter" wurden gefunden und wurden "standesrechtlich" erschossen. Dabei war mein Schwiegervater als "Betroffener".
    Ich fragte ihn, was er dabei dachte. Seine Antwort: es war ja ein Priester dabei, also alles in Ordnung... Er war zwanzig Jahre alt.

    Nochmal ich halte es beschämend für den Staat und seine Justiz, sich jetzt an solchen Personen "gütlich" zu tun. Ihr Name und Tätigkeit war sei 70 Jahren bekannt.
    Wer verurteilt (im nachhinein) eigentlich die Versäumnisse von Politik und Justiz der vergangenen 70 Jahre ??

    Ein Staatssekretär (Globke)von Bundeskanzler Konrad Adenauer war bis 1945 in gleicher Funktion im Reichsinnenministerium und hat dor die Rassengesetze von 1935 juristisch erklärt und belegt und die Judenverfolgung legealisisiert . Und was hat die Justiz in den fünfziger Jahren unternommen ? Nichts !

    so, leg mich jetzt endgültig hin
    Geändert von Nachsicht (03-10-2021 um 15:16 Uhr)

  14. #134
    Member Avatar von KVWUPP
    Ort: Dort, wo ich gerade bin.
    Zitat Zitat von titan Beitrag anzeigen
    Pranger? Teeren und Federn? Auspeitschen? Was schwebt dir denn so vor?
    Ich vermute mal, das gleiche wie mir auch: Ein rechtsstaatliches Verfahren.

    Das sind wir - neben allem anderen - uns selber schuldig.

  15. #135
    Ja. Und wie es aussieht, bekommt Irmgard F. genau das: ein einem Rechtsstaat angemessenes Gerichtsverfahren.
    Ich bin kein Jurist und kenne nur die Umstände die so durch die Medien geistern, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass es am Ende einen Freispruch gibt.


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