Es gab von Anfang an zwei Darstellungen, und die gibt es auch jetzt noch. Es ist immer noch nicht ausgeschlossen, dass auch der Untersuchungsbericht des Hotels Lücken hat oder tendenziell ist.
Dass im Moment die Waage sehr nach einer Falschdarstellung von Ofarim aussieht, ist bitter. Aber abgeschlossen ist der Fall trotzdem noch nicht.
Dann hast Du Dich allzu früh auf eine Version festgelegt, die nur eine Möglichkeit, aber keine Tatsache ist.
@Marmelada: Deine Haltung hier verstehe ich nicht.
Im Luke-Mockridge-Thread warnst du vor einem Mob, der irrational wütet, wie es ihm passt. Man solle erst Sachverhalte prüfen, differenziert nachdenken und - das halte ich hier für maßgeblich - "den Strafverfolgungsbehörden Zeit zu geben, ihren Job zu machen."
Hier soll es aber nun richtig gewesen sein, dass sich eine Vielzahl Menschen nicht nur virtuell sondern tatsächlich lautstark zum Arbeitsplatz des vermeintlichen Täters loszieht, weil ein Prominenter seine Reichweite bei Instagram genutzt hat. Grund: Solidarität war hier richtig, man habe ja nicht davon ausgehen können, dass er sich so was ausdenkt.
Das ist aber doch gerade das Problem, das du in den sozialen Medien siehst. Einer stellt eine unbewiesene Behauptung auf und alle sind in Aufruhr. Das war hier umso gefährlicher, als es sich um einen Prominenten handelte. Unabhängig von der Frage, wem man nun glaubt: Einerseits sollen erst mal die Strafverfolgungsbehörden ran und andererseits gibt es Fälle, bei denen sofort wegen der Behauptung einer Person in sozialen Netzwerken Solidarität gezeigt wurde?
Mir geht es nicht darum, ob die Aussagen von Gil Ofarim glaubwürdig waren oder sind. Mir geht es darum, dass ich nicht gleichzeitig verlangen kann, Ruhe zu bewahren und die Sache erst mal ausermitteln zu lassen, solange es nur eine unbewiesene Behauptung gibt und dann aber gleichzeitig sofortige Solidaritätskundgebungen gutheiße, obwohl es nur eine unbewiesene Behauptung gibt.
Man stelle sich den umgekehrten Fall vor: Ein Jude wird in einem Hotel in Deutschland von zwei Menschen antisemitisch beleidigt - und nichts passiert.
Das geht einfach nicht.
Und eine Gruppe von Menschen, die mit Kerzen und Davidssternen vor einem Hotel steht und Solidarität bekundet, ist doch offenbar etwas anderes als ein aufgestachelter Lynchmob.
Diese Aktion war richtig. Auch wenn sie von jemandem hereingelegt wurden, war diese Form der Solidarität das einzig vernünftige Zeichen an diesem Abend.
Nein, das habe ich nicht.
Das veröffentlichen im Netz mit Namenserkennung durch einen Promi ist eine riesen Sauerei und in meinen Augen ein verbrechen, selbst wenn es stimmen würde.
Es war aber von Anfang an so schwammig, das die Wahrscheinlichkeit das ein internationales Hotel sich zu so etwas hinreißen lässt sehr gering ist.
Mir ist da weiterhin noch gar nix klar. Weil es für mich einfach schwer vorstellbar ist, dass man entweder an solcher Stelle jemanden offen und unwidersprochen diskriminiert oder aber sich so eine Nummer nur ausdenkt, um sie dann per Bordstein-Video zu verbreiten. Wie hier gelegentlich schon in verschiedenen Versionen gemutmaßt wurde, kann man nur hoffen, dass da irgendwie ein großes Missverständnis hintersteckt.
Wenn Frauenpower, dann richtig ...
Das nichts passiert ist nicht die Alternative, sondern es wird ermittelt und sanktioniert, wenn die Sache klar ist.
Vorbehaltslose Solidaritätsbekundungen sind in einem solchen Fall schwierig, denn sie lassen sich - zumal in der Wahrnehmung des möglicherweise zu Unrecht Beschuldigten - schwer trennen von einer (Vor-)Verurteilung.
Also wenn das mit der Drohung von Herrn Ofarim beim Check-In (Vielmehr sei der Musiker in Konflikt mit einem Mitarbeiter des Hotels geraten, weil dieser andere Kunden nach Auffassung des Musikers bevorzugt behandelt habe. Ofarim selbst soll daher gedroht haben, ein Video bei Instagram hochzuladen, das "viral gehen" werde.) so stimmt, dann wäre das echt heftig. Die falsche Verdächtigung (Verleumdung) und das Vortäuschen einer Straftat wäre dann ja eindeutig Vorsatz seitens Herrn Ofarim.
Ich möchte immer noch auf den Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft warten, aber diese neuen Details lassen das alles in einem ganz anderen Licht erscheinen. Bisher dachte ich immer noch, vielleicht war es ein Mißverständnis. Das war es wohl nicht!
Geändert von Little_Ally (28-10-2021 um 12:06 Uhr)
Wer soll das gewesen sein?
Rotbauchunke und tarossa haben geschrieben, ihnen sei klar gewesen, dass "da was nicht stimmt" bzw. dass "an der Geschichte einiges nicht stimmt".
Das ist etwas anderes, als dass ihnen alles klar gewesen sei.
Das sollte schon mal Grund genug sein, um nicht eine dieser "eigenartigen und schwer zu glaubenden" Versionen zum Anlass für eine öffentliche Solidaritätsbekundung zu nehmen.
Zitat aus der Bild:
"Stattdessen soll Ofarim ausfällig geworden sein, „Scheißhotel“ oder „Scheißladen“ gesagt haben. Auch wollen zwei Mitarbeiterinnen und drei Gäste gehört haben, wie Ofarim drohte, „ein Video für Instagram“ aufzunehmen, das dann „viral“ gehe."
Sollte sich das als wahr herausstellen, hoffe ich er wird für den Schaden an Herrn W. in Regress genommen.
C Promi mit promi Papa fühlt sich nicht genügend gehätschelt und begeht mal eben Rufmord.
Am ersten Tag war das eine Geschichte, die vor allem fassungslos machte. Aber ihm geglaubt wurde sie im Wesentlichen. Dazu wirkte er in dem Video zu spontan erschüttert, um an eine Lügengeschichte zu denken. Dass der Antisemitismus in Deutschland wieder offener ausgelebt wird, ist auch nicht neu. Dass er in solch einem seriösen Umfeld scheinbar solche Blüten treiben würde, hat verständlicherweise entsetzt.
Und dass Menschen gegen aufkeimenden Antisemitismus friedlich (!!) als Solidaritätsbekundung auf die Straße gehen, ist richtig und wichtig.
Gerade in Deutschland. Dass sie evtl. hereingelegt wurden, ist schlimm, nicht aber ihr Wille zur Solidarität.
ich hab jetzt die letzten Tage hier bischen überflogen, hab nichts mehr mitbekommen (ein dickes DANKE für die zusammengetragenen
Infos )
und bin echt etwas geschockt. Mensch, Gil, du machst dir alles kaputt. Das sieht nicht gut aus.
Auf die Gefahr hin, dass man auch mir vorwirft, jetzt im Nachhinein so zu tun, als wäre alles klar gewesen: Dass viele die Emotionen und die Erschütterung im Video für glaubhaft und ergreifend halten/hielten, konnte ich tatsächlich nie ganz nachvollziehen. Ich empfinde die Dramaturgie sehr gestellt, insbesondere die Kunstpause am Ende und die sich überschlagende Stimme. Alles sehr soapig. Auch die Art und Weise, wie er zwar betont, dass er den Namen nicht nennen will, dann aber sehr pointiert von Herrn W. spricht und an geeigneter Stelle auf den Eingangsbereich schwenkt, um den Hotelnamen zu zeigen.
Man darf auch nicht vergessen, dass Ofarim auch bereits als Schauspieler tätig war.
Geändert von Foxx (28-10-2021 um 14:08 Uhr)