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Ergebnis 16 bis 30 von 358
  1. #16
    Speechless, not clueless Avatar von ganzblau
    Ort: im Dörfli
    Hm - schwierige Kiste.
    Ich versuche es mal mit einem Meta-Ansatz (heisst, ich schaue von etwas weiter weg auf die Geschichte. Und weil es etwas länger wird, lieber im Spoiler). Überlesen erlaubt


    Wir leben in einer Umbruchszeit. Für mich persönlich ist es das Patriarchat, welches abdankt. Bzw. abdanken muss, weil sich mit den hierarchischen Verhältnissen, die das Patriarchat seinerzeit begründet hat, keine Vielfalt von Lebensformen realisieren lässt, wie sie mir und vielen, vielen anderen Menschen vorschwebt. Heisst, für mich: Patriarchalische Verhältnisse müssen verschwinden, um überhaupt noch menschlichen Fortschritt zu ermöglichen.

    Für andere ist es der Kolonialismus, der abdankt. Bzw. abdanken muss, weil sich mit der Ausbeutung von Menschen durch Menschen - aber auch mit der Ausbeutung von Tierwelt und Pflanzenwelt durch Menschen, bis hin zur Ausbeutung der planetaren Ressourcen - die Erde als menschlicher Lebensraum nicht erhalten lässt.

    Was wir hier diskutieren (... aber auch z.B. im "Gender-und-Sprache-Thread"), sind die kulturellen Zeichen dieses Wandels. Sprache ändert sich, und Bedeutungen ändern sich.

    Wenn ich mich als Bewohnerin und Bürgerin dieses Planeten verstehe (... und das tue ich tatsächlich), sind alle jene Kulturen und Völker, die vormals durch europäische Herrschaftsverhältnisse ausgebeutet wurden, meiner Kultur und meiner tradierten Lebensform ebenbürtig. Wenn ich entsprechend Respekt bekunden will, muss ich mir bewusst sein, dass es - auch jetzt, hier und heute - ein koloniales Erbe gibt, welches Angehörigen dieser Kulturen und Völker den Respekt verweigert. Und ich gebe mir Mühe, mit Bedacht über "andere" zu reden. WEIL das für mich keine "anderen" sind, sondern Menschen auf Augenhöhe.

    Diese Haltung verbietet mir zum Beispiel, "Mohrenkopf" zu bestimmten Süssigkeiten zu sagen, wie es immer noch die Mehrheit meiner Schweizer Mitbürgerinnen und Mitbürger tut. Und sie gebietet mir, bestimmten Geschichten "von früher", die ein koloniales Welterbe spiegeln, entsprechend reflektiert zu begegnen. WEIL sich die Dinge ändern. Und weil sie das GOTTSEIDANK tun. Wir Europäer sind nicht mehr die Herren der Welt - und unsere Kultur ist anderen Kulturen in keiner Weise überlegen.

    Jetzt kommt die Differenzierung: ERSTENS ist es äusserst schwierig, kulturelle Minenfelder gefahrlos zu begehen, ohne entsprechendes Kartenwerk. Vor allem, wenn sich die Karten immer wieder ändern. Das heisst, ich bin äusserst geduldig und nehme nicht gleich jedes "politisch unkorrekte" Wort, welches mir nahestehende Menschen in den Mund nehmen, als kulturelle Schande wahr. Umbrüche brauchen Zeit.

    Und ZWEITENS bin ich kategorisch gegen den Begriff, der hier im Titel steht: "Cancel Culture" ist nämlich ein Schlagwort, welches die Rückwärtsgewandten verwenden, als Kampf- und Schimpfbegriff. Genauso wie sie den Begriff "woke" als Kampf- und Schimpfbegriff verwenden. Ich nehme solche Wörter ganz bewusst nicht in den Mund.

    Es gibt stattdessen den Begriff "Callout Culture". Damit ist schlicht gemeint, dass man seine lieben Mitmenschen auf problematisches Reden und Handeln aufmerksam macht. Unzeitgemässe Herrschaftsverhältnisse öffentlich ansprechen: Darum geht es bei der Callout Culture. Und das kann sehr wohl zu unangenehmen Situationen führen, weil halt auch Tabus (... wie sexuelle Belästigung, Witze über Minderheiten, oder eben Kinderbücher mit Inhalten, die an koloniale Zeiten erinnern) öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Ich finde das persönlich super und unterstütze es.

    ABER: Im Umkehrschluss verurteile ich das "Canceln" von Personen, Anlässen oder Äusserungen, und zwar aufs Schärfste. Historische Kinderbücher sind nicht zu zensieren oder aus Bibliotheken zu entfernen, sondern mit einer redaktionellen Vorbemerkung zu versehen, die auf die koloniale Vergangenheit verweisen kann. Personen mit unzeitgemässen Ansichten sollen diese Ansichten weiterhin öffentlich vertreten dürfen. Aber sie müssen sich gefallen lassen, dass man diese Ansichten in Frage stellt und sogar die Kompetenz als solche anzweifelt. Weil ich erwarten darf (... z.B. von Akademikern, Experten oder Kolumnisten), dass sie auch noch im höheren Alter zum Dazulernen bereit sind. Weil sich kulturelle Verhältnisse, Sprache und Bedeutungen gerade rasant schnell ändern.



    Kurz zusammengefasst: Wir sind auf dem Weg in eine neue Zeit, mit neuen zwischenmenschlichen Verhältnissen. Entweder man lernt dazu oder nicht. Wer nicht bereit ist, dazu zu lernen, muss sich - als öffentliche Person, und vielleicht sogar als Person, die sich in Foren äussert - auf einige Shitstürme gefasst machen. Für mich ist das okay und Teil einer Diskussion, die wir hier im privilegierten Europa führen müssen.

    Nicht okay ist es, Äusserungen, Anlässe oder gar Personen zu canceln. Weil das die Diskussion, wie ich sie mir wünsche, klar verunmöglicht.

    (Dazu, als aktuelles Beispiel, diese Diskussion aus der Schweiz.)
    Geändert von ganzblau (13-08-2022 um 08:34 Uhr)
    If we don't succeed in leaving patriarchy behind, this planet is toast.

  2. #17
    vonne Pufferbude Avatar von Karl Napp
    Ort: Sag ick nich. +g+
    Zitat Zitat von ganzblau Beitrag anzeigen
    Hm - schwierige Kiste.
    Ich versuche es mal mit einem Meta-Ansatz (heisst, ich schaue von etwas weiter weg auf die Geschichte. Und weil es etwas länger wird, lieber im Spoiler). Überlesen erlaubt


    Wir leben in einer Umbruchszeit. Für mich persönlich ist es das Patriarchat, welches abdankt. Bzw. abdanken muss, weil sich mit den hierarchischen Verhältnissen, die das Patriarchat seinerzeit begründet hat, keine Vielfalt von Lebensformen realisieren lässt, wie sie mir und vielen, vielen anderen Menschen vorschwebt. Heisst, für mich: Patriarchalische Verhältnisse müssen verschwinden, um überhaupt noch menschlichen Fortschritt zu ermöglichen.

    Für andere ist es der Kolonialismus, der abdankt. Bzw. abdanken muss, weil sich mit der Ausbeutung von Menschen durch Menschen - aber auch mit der Ausbeutung von Tierwelt und Pflanzenwelt durch Menschen, bis hin zur Ausbeutung der planetaren Ressourcen - die Erde als menschlicher Lebensraum nicht erhalten lässt.

    Was wir hier diskutieren (... aber auch z.B. im "Gender-und-Sprache-Thread"), sind die kulturellen Zeichen dieses Wandels. Sprache ändert sich, und Bedeutungen ändern sich.

    Wenn ich mich als Bewohnerin und Bürgerin dieses Planeten verstehe (... und das tue ich tatsächlich), sind alle jene Kulturen und Völker, die vormals durch europäische Herrschaftsverhältnisse ausgebeutet wurden, meiner Kultur und meiner tradierten Lebensform ebenbürtig. Wenn ich entsprechend Respekt bekunden will, muss ich mir bewusst sein, dass es - auch jetzt, hier und heute - ein koloniales Erbe gibt, welches Angehörigen dieser Kulturen und Völker den Respekt verweigert. Und ich gebe mir Mühe, mit Bedacht über "andere" zu reden. WEIL das für mich keine "anderen" sind, sondern Menschen auf Augenhöhe.

    Diese Haltung verbietet mir zum Beispiel, "Mohrenkopf" zu bestimmten Süssigkeiten zu sagen, wie es immer noch die Mehrheit meiner Schweizer Mitbürgerinnen und Mitbürger tut. Und sie gebietet mir, bestimmten Geschichten "von früher", die ein koloniales Welterbe spiegeln, entsprechend reflektiert zu begegnen. WEIL sich die Dinge ändern. Und weil sie das GOTTSEIDANK tun. Wir Europäer sind nicht mehr die Herren der Welt - und unsere Kultur ist anderen Kulturen in keiner Weise überlegen.

    Jetzt kommt die Differenzierung: ERSTENS ist es äusserst schwierig, kulturelle Minenfelder gefahrlos zu begehen, ohne entsprechendes Kartenwerk. Vor allem, wenn sich die Karten immer wieder ändern. Das heisst, ich bin äusserst geduldig und nehme nicht gleich jedes "politisch unkorrekte" Wort, welches mir nahestehende Menschen in den Mund nehmen, als kulturelle Schande wahr. Umbrüche brauchen Zeit.

    Und ZWEITENS bin ich kategorisch gegen den Begriff, der hier im Titel steht: "Cancel Culture" ist nämlich ein Schlagwort, welches die Rückwärtsgewandten verwenden, als Kampf- und Schimpfbegriff. Genauso wie sie den Begriff "woke" als Kampf- und Schimpfbegriff verwenden. Ich nehme solche Wörter ganz bewusst nicht in den Mund.

    Es gibt stattdessen den Begriff "Callout Culture". Damit ist schlicht gemeint, dass man seine lieben Mitmenschen auf problematisches Reden und Handeln aufmerksam macht. Unzeitgemässe Herrschaftsverhältnisse öffentlich ansprechen: Darum geht es bei der Callout Culture. Und das kann sehr wohl zu unangenehmen Situationen führen, weil halt auch Tabus (... wie sexuelle Belästigung, Witze über Minderheiten, oder eben Kinderbücher mit Inhalten, die an koloniale Zeiten erinnern) öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Ich finde das persönlich super und unterstütze es.

    ABER: Im Umkehrschluss verurteile ich das "Canceln" von Personen, Anlässen oder Äusserungen, und zwar aufs Schärfste. Historische Kinderbücher sind nicht zu zensieren oder aus Bibliotheken zu entfernen, sondern mit einer redaktionellen Vorbemerkung zu versehen, die auf die koloniale Vergangenheit verweisen kann. Personen mit unzeitgemässen Ansichten sollen diese Ansichten weiterhin öffentlich vertreten dürfen. Aber sie müssen sich gefallen lassen, dass man diese Ansichten in Frage stellt und sogar die Kompetenz als solche anzweifelt. Weil ich erwarten darf (... z.B. von Akademikern, Experten oder Kolumnisten), dass sie auch noch im höheren Alter zum Dazulernen bereit sind. Weil sich kulturelle Verhältnisse, Sprache und Bedeutungen gerade rasant schnell ändern.



    Kurz zusammengefasst: Wir sind auf dem Weg in eine neue Zeit, mit neuen zwischenmenschlichen Verhältnissen. Entweder man lernt dazu oder nicht. Wer nicht bereit ist, dazu zu lernen, muss sich - als öffentliche Person, und vielleicht sogar als Person, die sich in Foren äussert - auf einige Shitstürme gefasst machen. Für mich ist das okay und Teil einer Diskussion, die wir hier im privilegierten Europa führen müssen.

    Nicht okay ist es, Äusserungen, Anlässe oder gar Personen zu canceln. Weil das die Diskussion, wie ich sie mir wünsche, klar verunmöglicht.

    (Dazu, als aktuelles Beispiel, diese Diskussion aus der Schweiz.)
    danke für deine ausführung.

    genau, die zeiten ändern sich, menschen entwickeln sich weiter (oder auch nicht) und somit ändert sich die sprache.
    den begriff "woke" war mir unbekannt. hui
    zu dem link dazu: das ist ja wohl paradox.
    mir ist es persönlich egal wie jemand sich kleidet, welche frisur er trägt. ob rasta nu jedem steht, ist eine andere frage.

    im spoiler führst du an: ...bücher zensieren, aus bibliotheken entfernen.
    erinnert mich an bücherverbrennung 1933.
    man sollte doch gelernt haben? anscheinend nicht und da gehen mir die nackenhaare hoch.
    und erscheint mir somit von diesen kritikern scheinheilig. da sie genau dies praktizieren, durchsetzen.
    nur in einer anderen form.

    und ja, kulturelles erbe - dazu gehört auch kolonialismus. unschön. völker haben sich schon immer vermischt, ihre
    kulturen dazugehörig mit.
    sklaverei z. b. ist immer noch aktuell.

  3. #18
    Gutes und schwieriges Thema, HobbyChinese(Adler auf der Brust).
    Ich bemerke diesen Wandel auch sehr stark. Ich habe mich bisher in die Thematik noch nicht so eingelesen und empfinde den Beitrag von ganzblau sehr passend und kann dem eigentlich größtenteils zustimmen.
    Ich denke ich bin ein ziemlicher Pessimist und ich sehe da nichts Gutes auf uns zukommen.
    Der große Knackpunkt an den Themen, welche ganzblau angesprochen hat, ist für mich ein psychologischer. Identität durch Abgrenzung. Sprachliche, kulturelle, religiöse, monetäre, familiäre, bildungsbezogene, geschichtliche, phänotypische Abgrenzung. Es ist nicht möglich als Heranwachsender eine Identität zu erlangen, meinetwegen auch einen "Charakter" zu erlangen ohne Abgrenzung. Allerdings ist es unbedingt erforderlich, wenn man psychisch gesund sein möchte. Keine Werbung und kein Marketing würde ohne funktionieren.
    Und das schafft dann die gesellschaftlichen Probleme. Diese Abgrenzung existiert in unserer nach und nach gebildeten Sprache und die Art der Sprache ist ein Abbild unseres Denkens und beeinflusst auch reflexiv wieder unser Denken.
    Wenn man Wandel haben möchte, muss man sich auf diesen unbequemen Weg machen und die Sprache verändern.

    Mein Kritikpunkt bezüglich des Wandels ist allerdings folgender:
    Wir alle können nicht aus unserer Haut. Betrachtet man, reflektiert man sich selbst, dann wird zumindest mir bewusst, dass ich religiös aufgewachsen bin, mit Geschichten aus der Bibel, Helden und Bösewichten. Identifikation. Meine Familie war nie besonders religiös, allerdings bin ich konfirmiert. Gehe ich dann weiter, sehe ich die Sprache meiner Eltern, welche ich übernommen habe, dann sehe ich mich als Kind mit den ersten Gedichten von Mörike und Goethe. Und da hängt mein Herz dran. Das hat mir Identität gegeben.
    Analysieren wir unsere Kindheit nach oben gedachten Gesichtspunkten und relativieren wir, beziehungsweise negieren den positiven Eindruck, dann verlieren wir einiges an Identität und somit auch Kraft und psychische Gesundheit.
    Nicht jeder ist so reflektiert und durchdacht wie ganzblau. Wird die Gesellschaft in Ihren Vorlieben kritisiert und gegängelt verliert sie Kraft und Einheit. Es folgt Chaos. Keine klaren Wahlergebnisse mehr, einige verirrte Leute mehr, welche Gewalt ausüben, mehr psychisch Kranke, mehr beeinflussbare Leute, welche nach einem Weg in das eigene Wohlfühlsein suchen. Das kann dazu führen, dass ganz Europa destabilisiert wird. Ich würde sagen, die USA sind es zur Zeit schon.

    Ich denke wir sind noch nicht so weit. Sollten es aber sein, denn die Probleme der Zeit lassen sich nur in Einheit lösen.
    Nehmen wir einmal einen 0815 Mallorca Urlauber, der Spaß haben will und feiern will. Das ist meinetwegen ein prima Kerl, zahlt solidarisch seine Steuern, obwohl er nicht gut verdient. Behandelt seine Freundin gut. Jetzt Exfreundin. Und dann will er einmal im Urlaub saufen und die Sau rauslassen, denn das Leben ist ansonsten nicht besonders schön. Und genau an dem Punkt kommt dann so ein "Wake" Mensch und spricht ihn darauf an, einmal über den Text des Liedes "Laila" nachzudenken und es als typisch patriarchalischer Mist, dann doch kritisch zu sehen.
    Nur mal als ganz, ganz kleines Beispiel.
    Ich teile die Kritik und würde mir wünschen, dass sich hier in Deutschland nicht so viel Spass an dem Lied verbreiten würde.

    Abgrenzung führt zu Identität und auch eigener Ästhetik.

    Harald Schmidt hat seine ganze Show damit aufgebaut und trat als weißer Patriarch auf. Und ich war ein echter Fan. Das würde heute wahrscheinlich nicht mehr in der Art funktionieren.

    Mein Kritikpunkt ist eben, was soll nach dem Ideal eines weisen Patriarchs kommen? Ein Matriarch? Gleichberechtigung, ok. Wenn ich meine Lebenserfahrung nehme, dann sehe ich Frauen in Führungspositionen nicht anders handeln als Männer in Führungspositionen, nach altem Vorbild. Mehr Sensibilität macht schon wieder labil. Und, kann ich als Mann ein Kind austragen? Nein. Will ich auch nicht.
    Weiterer Kritikpunkt. Es geht also um Macht. Wer soll mehr Macht auf der Welt erhalten? China? Russland? Die Medien propagieren unsere sensiblen, westlichen Werte. Ich gehe damit schon ein wenig konform. Allerdings kann ich mir nicht ein wirkliches Urteil darüber erlauben. Einzelnen Menschen sollte man immer vorurteilsfrei begegnen.

    In so eine Dreadlock - Diskussion würde ich auch nicht gerne einsteigen. Für mich sieht es provoziert aus.
    Wedding List

  4. #19
    Zitat Zitat von ganzblau Beitrag anzeigen
    Hm - schwierige Kiste.
    Ich versuche es mal mit einem Meta-Ansatz (heisst, ich schaue von etwas weiter weg auf die Geschichte. Und weil es etwas länger wird, lieber im Spoiler). Überlesen erlaubt


    Wir leben in einer Umbruchszeit. Für mich persönlich ist es das Patriarchat, welches abdankt. Bzw. abdanken muss, weil sich mit den hierarchischen Verhältnissen, die das Patriarchat seinerzeit begründet hat, keine Vielfalt von Lebensformen realisieren lässt, wie sie mir und vielen, vielen anderen Menschen vorschwebt. Heisst, für mich: Patriarchalische Verhältnisse müssen verschwinden, um überhaupt noch menschlichen Fortschritt zu ermöglichen.

    Für andere ist es der Kolonialismus, der abdankt. Bzw. abdanken muss, weil sich mit der Ausbeutung von Menschen durch Menschen - aber auch mit der Ausbeutung von Tierwelt und Pflanzenwelt durch Menschen, bis hin zur Ausbeutung der planetaren Ressourcen - die Erde als menschlicher Lebensraum nicht erhalten lässt.

    Was wir hier diskutieren (... aber auch z.B. im "Gender-und-Sprache-Thread"), sind die kulturellen Zeichen dieses Wandels. Sprache ändert sich, und Bedeutungen ändern sich.

    Wenn ich mich als Bewohnerin und Bürgerin dieses Planeten verstehe (... und das tue ich tatsächlich), sind alle jene Kulturen und Völker, die vormals durch europäische Herrschaftsverhältnisse ausgebeutet wurden, meiner Kultur und meiner tradierten Lebensform ebenbürtig. Wenn ich entsprechend Respekt bekunden will, muss ich mir bewusst sein, dass es - auch jetzt, hier und heute - ein koloniales Erbe gibt, welches Angehörigen dieser Kulturen und Völker den Respekt verweigert. Und ich gebe mir Mühe, mit Bedacht über "andere" zu reden. WEIL das für mich keine "anderen" sind, sondern Menschen auf Augenhöhe.

    Diese Haltung verbietet mir zum Beispiel, "Mohrenkopf" zu bestimmten Süssigkeiten zu sagen, wie es immer noch die Mehrheit meiner Schweizer Mitbürgerinnen und Mitbürger tut. Und sie gebietet mir, bestimmten Geschichten "von früher", die ein koloniales Welterbe spiegeln, entsprechend reflektiert zu begegnen. WEIL sich die Dinge ändern. Und weil sie das GOTTSEIDANK tun. Wir Europäer sind nicht mehr die Herren der Welt - und unsere Kultur ist anderen Kulturen in keiner Weise überlegen.

    Jetzt kommt die Differenzierung: ERSTENS ist es äusserst schwierig, kulturelle Minenfelder gefahrlos zu begehen, ohne entsprechendes Kartenwerk. Vor allem, wenn sich die Karten immer wieder ändern. Das heisst, ich bin äusserst geduldig und nehme nicht gleich jedes "politisch unkorrekte" Wort, welches mir nahestehende Menschen in den Mund nehmen, als kulturelle Schande wahr. Umbrüche brauchen Zeit.

    Und ZWEITENS bin ich kategorisch gegen den Begriff, der hier im Titel steht: "Cancel Culture" ist nämlich ein Schlagwort, welches die Rückwärtsgewandten verwenden, als Kampf- und Schimpfbegriff. Genauso wie sie den Begriff "woke" als Kampf- und Schimpfbegriff verwenden. Ich nehme solche Wörter ganz bewusst nicht in den Mund.

    Es gibt stattdessen den Begriff "Callout Culture". Damit ist schlicht gemeint, dass man seine lieben Mitmenschen auf problematisches Reden und Handeln aufmerksam macht. Unzeitgemässe Herrschaftsverhältnisse öffentlich ansprechen: Darum geht es bei der Callout Culture. Und das kann sehr wohl zu unangenehmen Situationen führen, weil halt auch Tabus (... wie sexuelle Belästigung, Witze über Minderheiten, oder eben Kinderbücher mit Inhalten, die an koloniale Zeiten erinnern) öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Ich finde das persönlich super und unterstütze es.

    ABER: Im Umkehrschluss verurteile ich das "Canceln" von Personen, Anlässen oder Äusserungen, und zwar aufs Schärfste. Historische Kinderbücher sind nicht zu zensieren oder aus Bibliotheken zu entfernen, sondern mit einer redaktionellen Vorbemerkung zu versehen, die auf die koloniale Vergangenheit verweisen kann. Personen mit unzeitgemässen Ansichten sollen diese Ansichten weiterhin öffentlich vertreten dürfen. Aber sie müssen sich gefallen lassen, dass man diese Ansichten in Frage stellt und sogar die Kompetenz als solche anzweifelt. Weil ich erwarten darf (... z.B. von Akademikern, Experten oder Kolumnisten), dass sie auch noch im höheren Alter zum Dazulernen bereit sind. Weil sich kulturelle Verhältnisse, Sprache und Bedeutungen gerade rasant schnell ändern.



    Kurz zusammengefasst: Wir sind auf dem Weg in eine neue Zeit, mit neuen zwischenmenschlichen Verhältnissen. Entweder man lernt dazu oder nicht. Wer nicht bereit ist, dazu zu lernen, muss sich - als öffentliche Person, und vielleicht sogar als Person, die sich in Foren äussert - auf einige Shitstürme gefasst machen. Für mich ist das okay und Teil einer Diskussion, die wir hier im privilegierten Europa führen müssen.

    Nicht okay ist es, Äusserungen, Anlässe oder gar Personen zu canceln. Weil das die Diskussion, wie ich sie mir wünsche, klar verunmöglicht.

    (Dazu, als aktuelles Beispiel, diese Diskussion aus der Schweiz.)
    Danke für Deine Ausführung.

    Apropos Schweiz: In der NZZ wurde ein Artikel zum Thema Cancel Culture veröffentlicht.
    Radikale Kräfte wollen an Universitäten eine neue Zensur durchsetzen. Solche Gesinnungspolizei steht gerade in Deutschland in einer Tradition des Ungeistes – dennoch wird sie noch immer verharmlost.
    https://www.nzz.ch/meinung/cancel-cu...mus-ld.1697478

    Er beschreibt Cancel Culture als eine neue Form von Extremismus. Du beschreibst Cancel Culture als Schlagwort der ewig gestrigen. Das sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Wenn Menschen versuchen, ihr Paradigma auf andere zu übertragen, notfalls mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, wird es schwierig.
    "Wenn du die Welt vereinen willst, gründe mehr Rockbands, nicht politische Parteien und Religionen" - Gene Simmons

  5. #20
    Crumb Begging Baghead Avatar von Shambles
    Ort: Albionarks/Arcadia
    Zitat Zitat von ganzblau Beitrag anzeigen
    Hm - schwierige Kiste.
    Ich versuche es mal mit einem Meta-Ansatz (heisst, ich schaue von etwas weiter weg auf die Geschichte. Und weil es etwas länger wird, lieber im Spoiler). Überlesen erlaubt


    Wir leben in einer Umbruchszeit. Für mich persönlich ist es das Patriarchat, welches abdankt. Bzw. abdanken muss, weil sich mit den hierarchischen Verhältnissen, die das Patriarchat seinerzeit begründet hat, keine Vielfalt von Lebensformen realisieren lässt, wie sie mir und vielen, vielen anderen Menschen vorschwebt. Heisst, für mich: Patriarchalische Verhältnisse müssen verschwinden, um überhaupt noch menschlichen Fortschritt zu ermöglichen.

    Für andere ist es der Kolonialismus, der abdankt. Bzw. abdanken muss, weil sich mit der Ausbeutung von Menschen durch Menschen - aber auch mit der Ausbeutung von Tierwelt und Pflanzenwelt durch Menschen, bis hin zur Ausbeutung der planetaren Ressourcen - die Erde als menschlicher Lebensraum nicht erhalten lässt.

    Was wir hier diskutieren (... aber auch z.B. im "Gender-und-Sprache-Thread"), sind die kulturellen Zeichen dieses Wandels. Sprache ändert sich, und Bedeutungen ändern sich.

    Wenn ich mich als Bewohnerin und Bürgerin dieses Planeten verstehe (... und das tue ich tatsächlich), sind alle jene Kulturen und Völker, die vormals durch europäische Herrschaftsverhältnisse ausgebeutet wurden, meiner Kultur und meiner tradierten Lebensform ebenbürtig. Wenn ich entsprechend Respekt bekunden will, muss ich mir bewusst sein, dass es - auch jetzt, hier und heute - ein koloniales Erbe gibt, welches Angehörigen dieser Kulturen und Völker den Respekt verweigert. Und ich gebe mir Mühe, mit Bedacht über "andere" zu reden. WEIL das für mich keine "anderen" sind, sondern Menschen auf Augenhöhe.

    Diese Haltung verbietet mir zum Beispiel, "Mohrenkopf" zu bestimmten Süssigkeiten zu sagen, wie es immer noch die Mehrheit meiner Schweizer Mitbürgerinnen und Mitbürger tut. Und sie gebietet mir, bestimmten Geschichten "von früher", die ein koloniales Welterbe spiegeln, entsprechend reflektiert zu begegnen. WEIL sich die Dinge ändern. Und weil sie das GOTTSEIDANK tun. Wir Europäer sind nicht mehr die Herren der Welt - und unsere Kultur ist anderen Kulturen in keiner Weise überlegen.

    Jetzt kommt die Differenzierung: ERSTENS ist es äusserst schwierig, kulturelle Minenfelder gefahrlos zu begehen, ohne entsprechendes Kartenwerk. Vor allem, wenn sich die Karten immer wieder ändern. Das heisst, ich bin äusserst geduldig und nehme nicht gleich jedes "politisch unkorrekte" Wort, welches mir nahestehende Menschen in den Mund nehmen, als kulturelle Schande wahr. Umbrüche brauchen Zeit.

    Und ZWEITENS bin ich kategorisch gegen den Begriff, der hier im Titel steht: "Cancel Culture" ist nämlich ein Schlagwort, welches die Rückwärtsgewandten verwenden, als Kampf- und Schimpfbegriff. Genauso wie sie den Begriff "woke" als Kampf- und Schimpfbegriff verwenden. Ich nehme solche Wörter ganz bewusst nicht in den Mund.

    Es gibt stattdessen den Begriff "Callout Culture". Damit ist schlicht gemeint, dass man seine lieben Mitmenschen auf problematisches Reden und Handeln aufmerksam macht. Unzeitgemässe Herrschaftsverhältnisse öffentlich ansprechen: Darum geht es bei der Callout Culture. Und das kann sehr wohl zu unangenehmen Situationen führen, weil halt auch Tabus (... wie sexuelle Belästigung, Witze über Minderheiten, oder eben Kinderbücher mit Inhalten, die an koloniale Zeiten erinnern) öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Ich finde das persönlich super und unterstütze es.

    ABER: Im Umkehrschluss verurteile ich das "Canceln" von Personen, Anlässen oder Äusserungen, und zwar aufs Schärfste. Historische Kinderbücher sind nicht zu zensieren oder aus Bibliotheken zu entfernen, sondern mit einer redaktionellen Vorbemerkung zu versehen, die auf die koloniale Vergangenheit verweisen kann. Personen mit unzeitgemässen Ansichten sollen diese Ansichten weiterhin öffentlich vertreten dürfen. Aber sie müssen sich gefallen lassen, dass man diese Ansichten in Frage stellt und sogar die Kompetenz als solche anzweifelt. Weil ich erwarten darf (... z.B. von Akademikern, Experten oder Kolumnisten), dass sie auch noch im höheren Alter zum Dazulernen bereit sind. Weil sich kulturelle Verhältnisse, Sprache und Bedeutungen gerade rasant schnell ändern.



    Kurz zusammengefasst: Wir sind auf dem Weg in eine neue Zeit, mit neuen zwischenmenschlichen Verhältnissen. Entweder man lernt dazu oder nicht. Wer nicht bereit ist, dazu zu lernen, muss sich - als öffentliche Person, und vielleicht sogar als Person, die sich in Foren äussert - auf einige Shitstürme gefasst machen. Für mich ist das okay und Teil einer Diskussion, die wir hier im privilegierten Europa führen müssen.

    Nicht okay ist es, Äusserungen, Anlässe oder gar Personen zu canceln. Weil das die Diskussion, wie ich sie mir wünsche, klar verunmöglicht.

    (Dazu, als aktuelles Beispiel, diese Diskussion aus der Schweiz.)
    Yep!

    Dazu noch die WoZ, welche die Dreadlockssache imho gut einordnet: https://www.woz.ch/-c9e1

    Es kann doch alles nicht so schwierig sein...
    Why should I wait until tomorrow/It's already been, I've already seen all the sorrow that's in store
    I will beg or steal or borrow/Hold on tighter to all that sorrow tries to choir

  6. #21
    Eisperlchen
    unregistriert
    Elaine



    Und zu Dreadlocks: Diese wiederum wurden laut wiki nicht von den Rastafaris neu erfunden, sondern bereits im Mittelalter wurden in verschiedenen Kulturen Dreads getragen.
    Von daher erübrigt sich für mich persönlich die Behauptung, dass sich weiße Musiker bzw. Aktivisten(Carola Rackete) mit ihren Frisuren kulturell irgendwas aneignen.

    Irgendwie ist das schon seltsam ... in den 70ern und 80ern galt man als weltoffen und progressiv, wenn man Dreads und/oder Kleidung(z.b. Ponchos) aus anderen Kulturen getragen hat ...

  7. #22
    Wenn es noch die Lindenstraße gebe, hätte Momo noch Dreadlocks? In der Serie mußte er sie ja tragen, der Schaupieler erzählte mal, dass das in seinem Vertag auch drin stehen würde.

  8. #23
    Achtung, kurze Auflockerung der schwierigen Thematik:


    Die Nick-Names einiger User hier gehören auch
    mal auf den Prüfstand gestellt, @ Threadopener.


  9. #24
    Sry Harry Avatar von Trabbatooni
    Ort: Das ist nicht die Nordsee
    Hobbychinese, erstmal Glückwunsch zum Nachwuchs, ach, was ich Dich beneide.



  10. #25
    Sry Harry Avatar von Trabbatooni
    Ort: Das ist nicht die Nordsee
    Ach so zum Thema: Ich bin mit der Kokosnuss aufgewachsen und ich lasse sie mir nicht klauen. So.



  11. #26
    vonne Pufferbude Avatar von Karl Napp
    Ort: Sag ick nich. +g+
    Zitat Zitat von Eisperlchen Beitrag anzeigen
    Elaine



    Und zu Dreadlocks: Diese wiederum wurden laut wiki nicht von den Rastafaris neu erfunden, sondern bereits im Mittelalter wurden in verschiedenen Kulturen Dreads getragen.
    Von daher erübrigt sich für mich persönlich die Behauptung, dass sich weiße Musiker bzw. Aktivisten(Carola Rackete) mit ihren Frisuren kulturell irgendwas aneignen.

    Irgendwie ist das schon seltsam ... in den 70ern und 80ern galt man als weltoffen und progressiv, wenn man Dreads und/oder Kleidung(z.b. Ponchos) aus anderen Kulturen getragen hat ...


    Die Hippiebewegung
    Als Hippie (von englisch hip[1] = ‚angesagt‘, auch Acidhead[2], flower child oder im deutschsprachigen Raum Blumenkind) bezeichnet man ein Mitglied der in den 1960er Jahren in den USA entstandenen großen gegenkulturellen Jugendbewegung, für die unter anderem Naturverbundenheit, Konsumkritik sowie der Bruch mit den damals gängigen Lebens- und Moralvorstellungen im Sinne einer friedlicheren und humaneren Welt zentral war.

    Die Hippiebewegung fand ihren gesellschaftspolitischen Höhepunkt in der Friedensbewegung gegen den Vietnamkrieg und prägte dabei das Motto Make love, not war („Macht Liebe, nicht Krieg“). Später ging sie in den alternativen Bewegungen sowie einer Vielzahl von neuen Subkulturen und Szenen auf, u. a. der Goa- und der Punk-Szene.

    Sie hatte einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln der heutigen Welt, so beförderte sie bedeutend die Sexuelle Revolution, den Umweltschutz, Antirassismus sowie die allgemeine Auflösung der damals gängigen autoritären Machtstrukturen in Familie und Gesellschaft. Auch mit ihrem Stil beeinflusste die Hippie-Bewegung stark alle Aspekte der Mainstream-Kultur, darunter Mode, Film und Musik (siehe z. B. die erfolgreichste Band der Musikgeschichte, die Beatles).
    Auszug aus Wikipedia

    es war auch mal "mode" ein "arafat-tuch" zu tragen. eigentlich ausdruck von solidarität mit palästina. manch
    einer wusste wahrscheinlich nicht so genau, warum er sich so ein tuch umband.

    aber auch hier, eine form, die zeigt, dass eben kleidung, frisur ein ausdruck sind für die zugehörigkeit einer
    gruppierung, seiner politischen orientierung.


    mir fiel vorhin ein liedchen ein "hab mein wagen vollgeladen ...".
    könnte man auch entfernen, nicht mehr singen. weil, alte weibsen keifen, alte männer murren, nur junge weibsen
    sind angenehm.

  12. #27
    Zitat Zitat von bauknecht Beitrag anzeigen
    Achtung, kurze Auflockerung der schwierigen Thematik:


    Die Nick-Names einiger User hier gehören auch
    mal auf den Prüfstand gestellt, @ Threadopener.


    Wo Du recht hast....
    Kleine Anekdote für Zwischendurch:


    Ich bin über Umwege hier her gekommen. Mein erstes Forum war NECST .. ein BB-Forum und meine sehr geschätzte Inanna (Zikade ) hat mich hier her gelotst. Mein Original Nick war damals Skotty (mit K). Den konnte ich hier ja schlecht nehmen. Und ich hatte damals mehrere Nicks bei NECST um einige der Stammposter zu ärgern (im witzigen Sinne). Einer davon war Süße17, den ich für den Forenplayboy angelegt hatte. Der wäre hier ja auch etwas unpassend gewesen. HobbyChinese war auch einer und passte damals ganz gut. Allerdings bin ich hier schon 2003 mit einem anderen Nick gewesen, habe damit aber nur wenige postings gemacht und 2005 wurde es der HobbyCHinese hier ja auch lange Zeit eigentlich nur HoChi. Vor fast 20 Jahren hat man sich da noch nicht so den Kopf gemacht.

    "Wenn du die Welt vereinen willst, gründe mehr Rockbands, nicht politische Parteien und Religionen" - Gene Simmons

  13. #28
    Kulturelle Aneignung als Form von Rassismus? Da wird es gerade in der Musik wirklich schwierig. Es ist ja nicht gerade so, dass nur schwarze Musik kopiert wird. Drehen wir den Spieß um: Käme irgendjemand auf die Idee, Takeo Ischi als Rassisten zu bezeichnen? Für die Unkundigen, Takeo Ischi liebt deutsche Volksmusik und ist ein Jodelkönig.

    Würde jetzt in einem bayrischen Bierzelt ein Bayer sagen, er fühle sich unwohl, wenn ein Japaner Jodelt, würde er, nicht ganz zu unrecht, wohl als Rassist bezeichnet werden. Auf die Idee, dass Ischi eigentlich das Problem ist, weil er sich deutsche Kultur aneignet, würde wohl kaum einer kommen. Ich habe jetzt einige Seiten zum Thema "Lauwarm" gelesen, aber es geht aus keinem der Artikel hervor, wer sich da eigentlich unwohl fühlte.
    "Wenn du die Welt vereinen willst, gründe mehr Rockbands, nicht politische Parteien und Religionen" - Gene Simmons

  14. #29
    Ich finde dieses Thema unendlich schwierig. Im Spoiler ein Artikel aus meiner Tageszeitung, in dem eine Musikveranstaltung mit Zigeunermusik beworben wird. Der Musiker wählt das Wort bewusst selbst, da "Sinti und Roma nur zwei Stämme seien". Wie soll ich als Außenstehende nun das Richtige tun bzw. sagen? Was ist korrekt? Was ich auch sage, wird mir evtl falsch ausgelegt werden - aber verstummen kann doch auch keine Lösung sein. Gelegentlich fühle ich mich überfordert, bei allem guten Willen.


    Geändert von tantes (13-08-2022 um 21:08 Uhr)

  15. #30
    Trellomfer
    unregistriert
    Das ist doch mittlerweile obsolet. Als Nicht-"Zigeuner" darf er sicher (analog zur Rastaempörung) bestimmt keine "Zigeunermusik" mehr machen.


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