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  1. #556
    Zitat Zitat von dracena Beitrag anzeigen
    Dadurch, dass Pornokonsum immer mehr wird und die Konsumenten immer jünger werden, bildet sich eine ganz ungute "Normalität", bei der Frauen als verfügbare und gefälligst willig seiende Projektionsfläche dienen und Männer als Dauerpotente und Dominante dargestellt werden. Ich habe vor längerer Zeit mal Berichte von (Ex)Prostituierten gelesen, die erzählen, dass auch ihr "Job" immer härter wird, weil Kunden zunehmend schlagen, fesseln und würgen wollen. Das kommt ja alles nicht von ungefähr.

    (auf die Schnelle hier ein Artikel)
    Ich habe den Eindruck, dass sich die Uhren rückwärts drehen und in weiten Teilen statt einer Beseitigung von Machtunterschieden und Gewalt in sexuellen Beziehungen durch Pornokonsum bereits in einem Alter, in dem die Bilder gar nicht verarbeitet werden können, die Schieflage noch größer wird.

    Als Ergänzung zu dem von dir verlinkten Beitrag ein Interview mit einer mittlerweile verstorbenen Prostituierten, die ebenfalls zu solchen Zusammenhängen uns insbesondere einer erheblichen Zunahme an Gewalt berichtete.

    http://abolition2014.blogspot.com/20...er-domina.html

    Was mir immer wieder auffällt: Geht es um Kindesmissbrauch, fallen die Reaktionen erwartungsgemäß heftig aus. Mal wird aus reflexartiger Abwehrhaltung vermutet, es müsse sich um völlig Kranke handeln, die wegzusperren sind oder es wird aus einer Mischung aus Ohnmacht und Hilflosigkeit nach härteren Strafen verlangt, obwohl doch bekannt ist, dass das in anderen Ländern wirkungslos bleibt. Jedenfalls ist die Reaktion blankes Entsetzen.

    Zu wenig wird meines Erachtens nach diskutiert, dass sich Kinderpornografie nahtlos einfügt in ein System aus der Verbindung zwischen Gewalt und Sexualität, wie sie aus Machtverhältnissen entsteht. Die Vorstellung, Kinderpornografie sei daher ein Fall "nur" für Pädophile, ist daher falsch, da meine ich, dass der Verteidiger von Metzelder richtig liegt und die Suche nach immer noch spektakulären Bildern von Missbrauch dann dort endet.

  2. #557
    Tabakfrei Avatar von Kinka
    Ort: ...auf ner Insel
    Zitat Zitat von dracena Beitrag anzeigen
    Ah, ok.
    Ja, zum Zusammenhang zwischen Pornos und Gewalt hatte ich ja schon in 510 und hier was geschrieben.
    Ich glaube außerdem, dass Pädophilie, die sich auf kleine Mädchen richtet, einiges mit Frauenhass zu tun hat. Mit der Unfähigkeit, mit erwachsenen Frauen angemessen umzugehen und sie als gleichwertige Partnerin zu akzeptieren.

    Dadurch, dass Pornokonsum immer mehr wird und die Konsumenten immer jünger werden, bildet sich eine ganz ungute "Normalität", bei der Frauen als verfügbare und gefälligst willig seiende Projektionsfläche dienen und Männer als Dauerpotente und Dominante dargestellt werden. Ich habe vor längerer Zeit mal Berichte von (Ex)Prostituierten gelesen, die erzählen, dass auch ihr "Job" immer härter wird, weil Kunden zunehmend schlagen, fesseln und würgen wollen. Das kommt ja alles nicht von ungefähr.

    (auf die Schnelle hier ein Artikel)


    Ich habe keine Ahnung, was in Müttern vorgeht, die mitbekommen, dass ihr Partner ihr Kind missbraucht.
    Außer ganz großer Existenzangst wegen finanzieller und emotionaler Abhängigkeit kann ich mir nichts vorstellen und irgendwie reicht auch das nicht aus, um so etwas wirklich nachvollziehen zu können.
    Sorry, deine Beiträge sind an mir durchgerutscht. Aber genau in die Richtung meinte ich das.

    Wenn man deine Annahme, das auch einiges mit Frauenhass zu tun haben könnte und auch badenserins Ausführungen liest, dann müsste man aber eigentlich schon viel früher ansetzen, als in der Pubertät, denke ich, denn dann sind wir bei der Rolle vom Mann, die sich ja bedingt durch die Emanzipation auch enorm verändert hat und es ja doch noch viele Männer gibt, die mit der veränderten Rolle nicht zurecht kommen und es vielleicht auch dadurch eine Suche nach Machterhalt entstanden sein könnte. Aber das führt jetzt vielleicht doch zu weit in diesem Thread.

  3. #558
    Auffe Couch für den BVB Avatar von Jaspis I.O.F.F. Team
    Ort: Doatmund
    Es gibt offenbar im Bereich der Pädosexualität (das -philie ist eine Beschönigung, finde ich) mehrere Bereiche: Einmal gibt es Menschen, die eine diesbezügliche Ausrichtung haben - dafür werden Therapien entwickelt, um ihnen den Verzicht auf das Ausleben zu ermöglichen.
    Es gibt auch jene mit den einschlägigen Übergriffserfahrungen, die selbst übergriffig werden. Hier mögen gute Psychotherapien weiter helfen, die tunlichst schon im jungen Alter greifen sollten.
    Und es gibt die Menschen, die sich von immer drastischeren Bildern und Phantasien anfixen lassen.
    Es sind zwar überwiegend Mädchen, die angegangen werden, aber der Anteil der missbrauchten Jungen ist auch erschreckend hoch, gerade, weil hier der Tabubruch noch heftiger und der Kick noch gemeiner ist.
    Und: Es ist kein rein "männliches" Verbrechen! Es gibt viele mitwissende, mitmachende und aktiv tätige Frauen auf dem Gebiet. Nur greifen hier oft die mächtigen Tabus. Es KANN nicht sein, dass eine Mutter, Oma, Tante sich am eigenen Nachwuchs vergeht.
    "There is no glory in prevention." Christian Drosten, 12.03.2020

  4. #559
    Selbstverständlich gibt es auch in diesem Deliktsfeld weibliche Täterinnen, mir fallen dazu einige spektakuläre Fälle der letzten Jahre ein.

    Man geht hier allerdings von einem geringen Prozentsatz aus, daher wundert es wenig, dass in der Regel nur von Männern die Rede ist. Frauen handeln dabei überwiegend als Mittäterinnen. Pädophilie ist dabei eher kein Thema, das scheint ein männliches Phänomen zu sein. Kinderpornografie ebenfalls, das entspricht auch den Ergebnissen, wenn Netzwerke auffliegen und Nutzerdaten erhoben werden konnten.

    Als ich noch jung war und erstmals beruflich mit dem Thema zu tun hatte, wurde über Frauen als Täterinnen eher nicht berichtet, das hat sich geändert.

    https://www.n-tv.de/panorama/Auch-Fr...e21957895.html

    Ich gehe davon aus, dass es im Bereich unterlassener Hilfeleistung bei Frauen eine hohe Dunkelziffer gibt, die Anforderungen an den für eine Verurteilung erforderlichen Grad an Überzeugung des Gerichts sind hoch und ein Nachweis schwer zu führen. Aus meiner beruflichen Erfahrung sind mir drei Fälle bekannt, bei denen die jeweilige Mutter zum Tatzeitpunkt zwar nicht positiv vom Missbrauch ihrer Tochter wusste (mir ist klar, dass Jungen auch Opfer werden können, wenn auch wiederum zu einem kleineren Prozentsatz, in meinen Fällen waren es halt Töchter), aber im Nachhinein klar äußerte, sie hätten es erkennen können. Sinngemäß meinte eine in meinem Beisein "jetzt wird mir alles klar". In einem Fall gab es zuvor auch eine Anzeige durch eine der Freundinnen, das Verfahren wurde eingestellt, Jahre später- nach einer Anzeige des Opfers selbst - kam es zu einer Verurteilung zu einer mehrjährigen Haftstrafe. Die Mutter steht bis heute zum Täter.

    Zuletzt noch eine persönliche Anmerkung zu Gewalt und Erniedrigung in pornografischen Darstellungen:
    Die Konsumenten sind bei gleich welcher Art von Pornografie männlich. Während man früher davon ausging, Männer seien visuell leichter und stärker erregbar, hat sich aus Studien ergeben, dass die Reaktion von Frauen nicht geringer ist und diese sogar von Darstellungen erregt werden, die bei Männern eher keine Reaktion auslösen.

    http://www.tuebingen.mpg.de/detail/w...-klischee-auf/
    https://de.in-mind.org/article/gesch...eller-erregung

    Interessant fand ich in dem Zusammenhang, dass die Äußerungen von Frauen nicht zwangsläufig den gemessenen Ergebnissen entsprachen, wenn das Gesehene nicht mit den Wertvorstellungen übereinstimmte.

    Worauf ich hinausmöchte:
    Menschen - Männer und Frauen - werden visuell von allen möglichen Darstellungen sexuell erregt. Von Bildern, die gefallen und ebenso von Bildern, die "eigentlich" nicht gefallen und abgelehnt werden, wie es häufig bei der Darstellung von sexueller Gewalt oder der Erniedrigung von Menschen der Fall ist. Trotzdem entscheiden sich überwiegend Männer für einen entsprechenden Konsum. Gewöhnt man sich an solche Darstellungen, besteht die Gefahr (das ist mittlerweile hinreichend erforscht) das Gezeigte als normal wahrzunehmen und das halte ich für wirklich gefährlich und dazu geeignet, zumindest eine menschenverachtende Einstellung zu fördern.

    Daher meine ich, dass grundsätzlich der Umgang mit Pornografie weniger sorglos gesehen werden sollte, als es derzeit der Fall zu sein scheint. Das gilt umso mehr, als der Konsum immer früher beginnt.
    Geändert von badenserin (02-05-2021 um 16:03 Uhr) Grund: Ergänzung, Abschnitt persönliche Anmerkung

  5. #560
    Ich finde die Unterscheidung zwischen Pädophilie und sexuellem Mißbrauch, sehr wichtig. Ganz gut in dem Artikel zusammengefaßt: https://www.aerzteblatt.de/archiv/10...g-und-Therapie
    Bei Pädophilie steht das Kind vor der Pubertät im Mittelpunkt des Interesses und der Täter nimmt für sich in Anspruch, daß es sich um gegenseitige Liebe handelt.
    Bei sexuellem Mißbrauch, handelt es sich immer um Machtmißbrauch, mit Schuldzuweisung, daß das Opfer durch sein Verhalten den Mißbrauch ermöglichte, oder durch das Erzeugen von Schuldgefühlen, die das Schweigen der Opfer erst ermöglichen ( beispielsweise Mißbrauch durch Pfarrer)

  6. #561
    Das Urteil gegen Metzelder ist nun rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft hat ihre Berufung zurückgenommen.

    https://www.ruhr24.de/nrw/christoph-...-90480938.html
    We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
    (Kenny Chesney - "Rich And Miserable")

  7. #562
    Es haben ja nun schon einige Fußballspieler öffentlich Stellung gegen Metzelder bezogen. In der Fußballwelt ist er verbrannt, ich kann mir nicht vorstellen, dass er je wieder in dem Bereich arbeiten kann, sei es als Trainer, sei es als Kommentator/Experte.

    Auch so scheint es sehr still um ihn herum geworden zu sein. Und ich stelle mir die Frage, wie würde ich damit umgehen. Ich hatte das glücklicherweise noch nicht in der Verwandschaft oder im Freundeskreis, dass jemand in dieser Hinsicht auffällig geworden ist, bzw. dass etwas in diese Richtung bekannt geworden wäre. Kinderpornographie ist ja schon schlimm. Aber auch noch Fotos, die explizit Missbrauch zeigen. Ich wüsste echt nicht, wie ich mich jmd gegenüber, der so etwas konsumiert, verhalten sollte.

  8. #563
    Ich schon.


  9. #564
    Ich würde mich demjenigen gegenüber gar nicht mehr verhalten.

  10. #565
    bekennende Kleinbürgerin
    Ich wäre so was von weg - im Gutfall.
    Ich kenne zuviele Opfer.

  11. #566
    Was mir nicht aus dem Kopf will ist, dass er selbst eine Tochter hat. Was die Mutter wohl denkt.

  12. #567
    Ein Mensch ist nicht nur die Tat die er begangen hat.

    Ich würde den Kontakt nicht meiden. Ich habe keinerlei Phantasien, ihm etwas anzutun.

  13. #568
    Zitat Zitat von fandango Beitrag anzeigen
    Ein Mensch ist nicht nur die Tat die er begangen hat.
    Genau das.

  14. #569
    Zitat Zitat von Anscha Beitrag anzeigen
    Was mir nicht aus dem Kopf will ist, dass er selbst eine Tochter hat.
    Das Pädophile selbst Kinder haben, ist nicht ungewöhnlich. Oft werden sie sogar missbraucht. Als der Ring in BGL aufflog kam heraus, dass die Männer sogar teilweise ihre eigenen Kinder angeboten haben.

  15. #570
    Zitat Zitat von vergas Beitrag anzeigen
    Es haben ja nun schon einige Fußballspieler öffentlich Stellung gegen Metzelder bezogen. In der Fußballwelt ist er verbrannt, ich kann mir nicht vorstellen, dass er je wieder in dem Bereich arbeiten kann, sei es als Trainer, sei es als Kommentator/Experte.

    Auch so scheint es sehr still um ihn herum geworden zu sein. Und ich stelle mir die Frage, wie würde ich damit umgehen. Ich hatte das glücklicherweise noch nicht in der Verwandschaft oder im Freundeskreis, dass jemand in dieser Hinsicht auffällig geworden ist, bzw. dass etwas in diese Richtung bekannt geworden wäre. Kinderpornographie ist ja schon schlimm. Aber auch noch Fotos, die explizit Missbrauch zeigen. Ich wüsste echt nicht, wie ich mich jmd gegenüber, der so etwas konsumiert, verhalten sollte.
    Sein RA hatte im Interview gesagt, dass er inzwischen sehr isoliert lebt. Dass über die Bilder etwas bekannt wurde, ist hier wohl ein sehr wichtiger Punkt. Denn ansonsten ist die Frage, was unter Pornographie zu verstehen ist, sehr umstritten. Das bedeutet, das ein besonders großes Vorverurteilungsrisiko besteht, wenn Medien über eine entsprechende Anklage berichten, sich das in den Köpfen festsetzt und am Ende aber tatsächlich keine strafbaren Bilder vorliegen. Da können die Rechtsansichten von StA und Richter durchaus unterschiedlich sein. Aber Pöbel und Medien, die weder die Bilder kennen noch über entsprechende juristischen Kenntnisse verfügen, regen sich am Ende über die fehlende Verurteilung auf.

    Ansonsten ist klar, dass spätestens die Verurteilung zur gesellschaftlichen Ächtung geführt hat. Warum sich ehemalige Freunde wie Frau Gerber aber noch bei Exklusiv äußern und ihre unqualifizierte Meinung äußern müssen, erschließt sich mir nicht. Die Freundschaft ist beendet, da muss man nicht nachtreten und zu rechtlichen Themen sollten sich weder Prominente noch Nichtprominente nicht äußern, wenn sie nur dummes Zeug erzählen. Wenn man sich das anhört oder auch liest, wie hier, weiß man unser System -trotz seiner Mängel- umso mehr zu schätzen. Denn das, was manche äußern oder sich wünschen, bewegt sich auf dem Niveau des Mittelalters.


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