Was hat Deine Suche im Internet denn dazu ergeben?
ich kann nirgends was finden, dass man das verbindlich festlegen kann.
und allein dass ich dazu nix finden kann - ist doch ein Armutszeugnis an die Info-Blättchen.
da steht nur:
was eben wieder nicht stimmt, weil die Person doch gar nicht verstorben ist.Wurde der Hirntod festgestellt, ist die Person verstorben. Sie kann also auch keine Schmerzen mehr empfinden. Aus diesem Grund ist es nicht notwendig, eine Narkose oder Schmerzmittel zu verabreichen.
diese Seite find ich ärgerlich - sehr ärgerlich. (https://www.organspende-info.de)
ich ärger mich auch über die Formulierung im TPG - auch da wird von "Verstorbenen" gesprochen.
als "Anmerkung" könntest du es auf den Ausweis schreiben - aber es sieht für mich nicht so aus, dass das auch verpflichtend eingehalten werden muss.
lass mich hier aber gern belehren, wenn diese "Anmerkung" rechtlich bindend ist.
Geändert von *Blue* (18-01-2020 um 13:49 Uhr)
"Don't you еver dare to wear my Depeche Mode T-shirt"
There are 10 types of people in the world:
Those who understand binary, and those who don't.
Ja.
Ich habe Dialysepatienten bei uns im Heim erlebt.
Eine noch nicht besonders alte Bewohnerin musste dreimal pro Woche zur Dialyse, Mo, Mi und Fr. Dafür ging zeitlich jedes Mal ein halber Tag drauf. Die Dialyse selbst ist nicht unbedingt angenehm, aber ok, da muss man dann halt durch. Den Rest des Tages ist man erschöpft. Am nächsten Tag merkt man wieder, dass der Körper erneut die Tätigkeiten, die gesunde Nieren übernehmen würden, nicht hinbekommt. Am schlimmsten war der Sonntag, da fühlte sie sich immer richtig schlecht.
Für eine Organtransplantation war sie inzwischen zu alt, sie hatte jahrelang auf der Liste gestanden.
Den Verlust an Lebensqualität kann man sich bei solchen Patienten, die so oft an die Dialyse müssen, wahrscheinlich vorstellen.
Es ist schwierig, mal etwas zu unternehmen, Freunde zu treffen, einkaufen zu gehen, überhaupt aktiv zu werden.
Menschen, die auf eine Lunge warten, hängen üblicherweise am Sauerstoffgerät. Die Dinger gibt es auch in tragbar, das ist fein. Nur nutzt es jemandem, der kaum Luft bekommt, wenig, weil er das Gerät ja auch tragen muss. Dazu kommt die bleierne Erschöpfung, die durch den Sauerstoffmangel hervorgerufen wird, und auch andere Beschwerden.
Menschen, die auf ein Organ warten, nehmen oftmals eine Menge Tabletten. Die helfen aber nicht gegen Hoffnungslosigkeit, Mutlosigkeit, Existenzangst und andere seelische Probleme.
Gegen die Wut auf die Ignoranz und die Ausreden so mancher Zeitgenossen helfen sie auch nicht. Und das Wissen: es könnte mir besser gehen, ich könnte vielleicht wieder arbeiten oder wenigstens ein ausgefüllteres Leben haben, wenn mehr Menschen spenden würden, das Wissen ist auch nichts, was die Situation entspannt.
Ich arbeite ja im Seniorenheim und begleite regelmäßig Menschen beim Sterben. Den Tod und das Sterben verdrängen geht da nicht. Notfalls kann ich nachvollziehen, dass man sich nicht gerne mit der eigenen Endlichkeit beschäftigt, diese Gedanken möglichst hinausschiebt und sich darum auch nicht mit Organspende beschäftigt. Das Nicht-Befassen mit dem Tod ist schon deshalb nicht klug, weil man besser eine Patientenverfügung haben sollte, aber das ist hier nicht Thema.
Gerade deswegen fand und finde ich die Widerspruchslösung richtig. Dann muss man sich mit dem Thema befassen und zwar genauer als beim Abholen des Ausweises auf einem überfüllten Bürgeramt, wo sowieso jeder nur schnell wieder weg will.
Für mich (und für fast alle Pflege- und Betreuungskräfte in meiner Einrichtung) gilt: ich kann nichts mitnehmen und brauche nach meinem Tod nichts mehr. Aber ich kann vielleicht jemandem zu einem menschenwürdigen Leben verhelfen.
Ich bin dafür, dass Organe unter Vollnarkose und Schmerzmittelvergabe entnommen werden.
Aber die Kausalität sieht so aus, dass man hirntot und ohne Maschinen nicht lebensfähig ist, weil man einen schweren Unfall, eine Hirnblutung oder etwas ähnliches hatte. Man würde auch ohne Organentnahme sterben, wenn die Maschinen abgestellt werden.
Auf Argumentationen wie die der Zwangsentnahme durch den willkürlichen Staat, dessen Eigentum man quasi sei oder die Sorge um Menschen, die zwar wählen, Auto fahren, Kredite abschließen und auch ansonsten selbständig leben, jetzt aber angeblich nicht abschätzen können, was Organspende bedeutet, möchte ich nicht ausführlich eingehen.
Nur soweit: Menschen, die nicht einwilligungsfähig sind, haben einen Betreuer und da muss dann gegebenenfalls das Vormundschaftsgericht entscheiden.
Nolite Te Bastardes Carborundorum
Man könnte bei allen nicht eindeutig zu klärenden Fällen* automatisch die Verneinung annehmen, würde in der Summe nicht so viel ausmachen, und man vermeidet ein ethisches Problem.
*gemeint sind Personen, die nicht selbst entscheiden können, sondern z.B. einen Vormund o.ä. haben.
Wenn ich das richtig lese, ist das schon so, mit ganz engen Ausnahmen (Lebendspende nur bei Verwandten z.b.).
https://www.bundesanzeiger-verlag.de...ransplantation
Nolite Te Bastardes Carborundorum
Man erspart sich so manches an Wut, wenn man über eine Aussage, die man negativ einordnet, erst mal nachdenkt, ob sie anders gemeint sein könnte als beim ersten Lesen.
Hier könnte z.B. gemeint sein, man geht grob mit dem Körper eines Hirntoten um, der - so die Befürchtung hier im Thread bei manchen - trotzdem noch ein Schmerzempfinden hat, was die Schmerzen evtl verstärkt.
Unter diesen Umständen habe ich für die Aussage über die groben Schnitte durchaus Verständnis.
Geben und nehmen ist im Leben sehr oft nicht eine bestimmte Leistung 1 : 1. Um beim Thema zu bleiben: Es kann jemand unheimlich viel für andere - ihm fremde - Menschen tun, aber z.B. aus religiösen Gründen keine Organe spenden wollen. Diesem ansonsten äußerst hilfsbereiten Menschen möchtest du also eine Organspende verwehren, weil es im speziellen Fall kein 1 : 1 geben kann. Dass er das womöglich durch ganz andere, sehr wertvolle, Leistungen kompensiert, spielt für dich keine Rolle.
@dracena:
Bei allem Verständnis für dein Mitgefühl für die Menschen, die ein Spenderorgan benötigen, bin ich dennoch der Meinung, dass es zuerst mal um die Menschen geht, die Organe zur Verfügung stellen, und um deren Befürchtungen, Ängste und Ungewissheiten. Diese Sorgen MUSS man ernst nehmen. Das sollte doch jeder, der sich als Spender zur Verfügung stellt, wohl mindestens erwarten können. Und das sollte doch auch einem Organempfänger wichtig sein, dass es jemand freiwillig getan hat und wusste, was er tut und dass er das genau so wollte.
Was ich an der Widerspruchslösung vollkommen falsch finde, ist die Tatsache, dass es umso mehr profitiert, je uninformierter und je "schlichter" die potenziellen Spender sind. Eine eingehende Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Organspende ist dem System Widerspruchslösung überhaupt nicht zuträglich (und von bestimmten Seiten irgendwann vielleicht auch gar nicht erwünscht). ... Findest du das richtig?
Geändert von Will.Hunting (18-01-2020 um 15:24 Uhr)
sorry, das ist einfach nicht wahr.
ich kenn viele menschen, die nicht in der lage sind, dieses thema allumfassend zu beurteilen und keinen betreuer haben.
und für die mit Betreuer - für die soll dann auch noch das VG entscheiden. sorry. das geht gar nicht.
das würde mich aber sehr interessieren.Auf Argumentationen wie die der Zwangsentnahme durch den willkürlichen Staat, dessen Eigentum man quasi sei oder die Sorge um Menschen, die zwar wählen, Auto fahren, Kredite abschließen und auch ansonsten selbständig leben, jetzt aber angeblich nicht abschätzen können, was Organspende bedeutet, möchte ich nicht ausführlich eingehen.
vll kennt ihr solchen menschen nicht, aber wenn man sie kennt: die, die nie wählen gehen, nie auto fahren, nie einen kredit haben. die gibt es. und eine menge, die das haben, sind trotzdem nicht in der lage, dieses thema zu erfassen.
und den Abschluss eines Handy-Vertrages - du hast dem per quote zugestimmt - auf die Stufe einer Organentnahme zu stellen, find ich schon auch mehr als befremdlich.
Geändert von *Blue* (18-01-2020 um 15:39 Uhr)
"Don't you еver dare to wear my Depeche Mode T-shirt"
There are 10 types of people in the world:
Those who understand binary, and those who don't.
„An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur die schuld, die ihn begehen, sondern auch diejenigen, die ihn nicht verhindern“
Erich Kästner
aus religiösen Gründe keine Organe spenden, aber kein religiöses Hindernis, welche zu empfangen?
man kann es immer so drehen bis es passt und je nach Betrachtung, macht fast jeder irgendwo etwas "Gutes" in anderen Bereichen.
doch, ich finde dass es manchmal auch 1:1 Konsequenzen geben sollte, denn man wüsste sonst nicht wo Anfang und Ende sind, von "guten Dingen", die man als Ersatzaltruismus an anderer Stelle verbringt.
Und noch einmal: Hier wird ständig behauptet, dass Leute zwar "Nehmen", aber nicht "Geben" wollen. Dafür gibt es aber keine Belege.
Ich kann mit ebenso viel Recht oder Unrecht behaupten, dass alle, die keine Organe spenden wollen, auch keine Organe nehmen würden.
Diese simple Rechnung, dass man nur nehmen wolle, aber nichts geben, ist einfach nicht belegt, wird aber immer wieder als beliebtes Totschlagargument benutzt.
Die Diskussion hier ist schon interessant, manchmal aber auch im "gruseligen" Sinn. Ich stehe diesen aktiven Gegnern von Organspende genau so fassungslos gegenüber wie denjenigen, die behaupten, der Klimawandel sei nicht existent oder nicht hauptsächlich durch Menschen verursacht. Manchmal frage ich mich: Bis zu welchem Grad der Abweichung von realen Fakten und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen ist eine Meinung noch eine Meinung, und ab wann ist es schlicht nur ein Irrtum?
Wie angsterfüllt wäre mein Leben, wenn ich in Ärzten nur gierige Organjäger sehe? Und was muss mich traumatisieren, bevor ich aktiv und dezidiert ablehne anderen Menschen zu helfen, obwohl ich damit nichts verlieren kann (weil ich im Fall der Organspende ja schon tot wäre)?